"Make Love" im ZDF mit Falschinformationen/Halbwissen

Unabhängig davon, was man jetzt von der Sendung an sich hält, möchte ich darauf hinweisen, dass hier jedenfalls in Teilen bewusst Falschinformationen verbreitet werden.

Gegen Ende der Sendung (bei ca. 40 Minuten) wird suggeriert, dass Frauen angeblich beim Sex ejakulieren (O-Ton Ann-Marlene Henning: „sprudeln“. bzw. „spritzen“).

Dies wird zusätzlich mit der Bemerkung versehen, dass diese angebliche weibliche Ejakulation in der westlichen Welt tabuisiert und vom Orgasmus unabhängig sei.

Erstere Aussage ist mehr oder weniger direkt vom qualitativ schlechten Wikipedia-Artikel abgeschrieben und hat ansonsten keinerlei Basis:

Diese sexuelle Reaktion unterlag einer medizinischen und gesellschaftlichen Tabuisierung.

Wer soll hier bitte tabuisieren und warum?

Letzteres steht wiederum im direkten Gegensatz zum Artikel.

Als weibliche Ejakulation wird bei der Frau das stoßweise Freisetzen eines Sekrets auf dem Höhepunkt der sexuellen Erregung bezeichnet, das mit einem intensiven Lusterlebnis verbunden ist.

Was denn nun? Steht die Ejakulation mit dem Orgasmus im Zusammenhang - wie man es erwarten würde - oder nicht?

Die Wahrheit ist letztlich, dass es so etwas wie eine „weibliche Ejakulation“ im Sinne eines „Abspritzens“ nicht gibt. Es ist ein hauptsächlich durch die Pornoindustrie hochgehypter Mythos, der zunehmend ein falsches Bild vom weiblichen Orgasmus vermittelt.
Alle qualitativ ernstzunehmenden Studien zur „weiblichen Ejakulation“ zeigen, dass es sich bei diesen Flüssigkeitsabgängen lediglich um Urin handelt, der im Rahmen koitaler Inkontinenz (einem wissenschaftlich gut untersuchten Phänomen) abgegeben wird.

http://www.ejhs.org/volume4/Schubach/abstract.html

Ich habe dies im auf die Sendung folgenden Live-Chat angesprochen, die Antwort fiel leider dürftig aus:

Deadhorse:
Sehr geehrte Frau Henning, die Ausführungen zur weiblichen Ejakulation ab Minute 40 in der Dokumentation sind leider anatomisch nicht korrekt. Alle qualitativ ernstzunehmenden Studien (insbesondere Salama et al. 2015) dazu haben bisher gezeigt, dasss es sich bei der abgegebenen Flüssigkeit um Urin handelt. Wird hier nicht ein falsches Bild weiblicher Sexualität samt Erwartungshaltung vermittelt? Was sagen sie dazu?

Chat IconAnn-Marlene Henning:
Oh, ja es gibt immer Untersuchungen, die andere Dinge belegen. Also auch die, die besagen, dass die Flüssigkeit über die in der Sendung gesprochen wird in jedem Fall Prostataflüssigkeit enthält … und manchmal zusätzlich etwas Urin. Ich empfehle das Buch von deborah Sundahl: Weibliche Ejakulation und der G-Punkt … für die, die mehr wissen wollen!

Dazu ist zu sagen, dass Deborah Sundahl keine Wissenschaftlerin, sondern lediglich eine selbsternannte „Sexologin“ mit stark feministischem Einschlag ist, deren Ausführungen zum G-Punkt von Wissenschaftlern ebenfalls nicht gestützt werden.
Ein Blick auf die Website ( http://isismedia.org/ ) zeigt, dass es sich hier bestenfalls um eine Esoterikerin handelt, die in erster Linie Geld verdienen möchte.

Hennings halbgare Antworten setzen sich im Chat entsprechend fort:

Gast350 (Gast):
Ich hab eine Frage: Meine Freundin wird immer überfreucht - zu feucht, so dass lecken bspw. unmöglich wird… - was kann man da machen?

Chat IconAnn-Marlene Henning:
Es hört sich an, als ob deine Freund schon eine sehr lebendige Prostata hat! Kann es sein, dass ihr, bevor du leckst schon viel gefingert hast? Dann füllt sich nämlcih die Prostata mit Flüssigkeit und kann schon mal anfangen zu tröpfeln. Und sowieso keine Bange, das Feuchte ist ja nicht giftig :wink: Und Handtuch parat haben. Immer wieder mal ein wenig trocken halten. Man muss sich nur zu helfen wissen und dabei kreativ sein.

Auch diese Antwort beinhaltet wieder anatomisch nicht korrektes Halbwissen. Laut den sonographischen Untersuchungen in der verlinkten Studie (Nature and origin of "squirting" in female sexuality - PubMed) füllt sich dort keine „weibliche Prostata“ mit irgendeiner dubiosen Flüssigkeit. Was sich füllt, ist die Harnblase, und zwar mit Urin.

Von einer selbsternannten Sexologin und von unseren Gebührengeldern finanzierten Expertin hätte ich hier deutlich differenziertere Aussagen und mehr Fachwissen erwartet.

[QUOTE=Deadhorse;414554]Wer soll hier bitte tabuisieren und warum?[/QUOTE]

Alle qualitativ ernstzunehmenden Studien zur „weiblichen Ejakulation“ zeigen, dass es sich bei diesen Flüssigkeitsabgängen lediglich um Urin handelt

Die erste Studie untersuchte sieben Frauen. Inwiefern das ernstzunehmen ist, sei mal dahingestellt.

The present data based on ultrasonographic bladder monitoring and biochemical analyses indicate that squirting is essentially the involuntary emission of urine during sexual activity, although a marginal contribution of prostatic secretions to the emitted fluid often exists.

Sie haben also doch eine Art Ejakulat gefunden.
Zweite Studie:

The real female ejaculation is the release of a very scanty, thick, and whitish fluid from the female prostate, while the squirting is the expulsion of a diluted fluid from the urinary bladder.

Es gibt also „squirting“ und „the real [-]thing[/-] ejaculation“.
Dritte Studie:

In some women, there may be an emission from the urethral glands and ducts which merges in the urethra with fluid from the bladder. This would explain the seemingly contradictory results from previous studies. In the cases where prostatic fluid components were discovered, a urethral expulsion may have also taken place. In other instances, where there was just fluid with lowered amounts of urea and creatinine, an expulsion from the bladder only may have been involved.

Auch hier, beides. Deine Aussage, dass es sich „lediglich um Urin“ handelt, sagen diese Studien jedenfalls nicht aus.
Detail am Rande:

The Electronic Journal of Human Sexuality is no longer accepting articles for publication. We have received none in 2015 and it appears our effort is no longer needed.

Dieses Verbot stammt von Ende 2014, betrifft ein einziges europäisches Land und kann somit wohl kaum ein Beleg für eine langfristige, gesellschaftliche Tabuisierung sein. Interessant ist hierbei vor allem die Argumentation der britischen Behörde (die nebenbei auch von ihrem australischen Äquivalent geteilt wird): es wird nicht die Existenz der weiblichen Ejakulation an sich bestritten, sondern ausgeführt, dass der Behörde bisher zur Prüfung lediglich Filme vorgelegt wurden, die eindeutiges Urinieren zeigen und der Verweis auf eine weibliche Ejakulation nur ein Vorwand sei, um dort ebenfalls verbotene „Golden Shower“-Pornos unter dem Deckmantel etwaigen „squirtings“ zu vertreiben.

[QUOTE=Twipsy;414565]Die erste Studie untersuchte sieben Frauen. Inwiefern das ernstzunehmen ist, sei mal dahingestellt.[/QUOTE]Im Falle einer detaillierten anatomischen Untersuchung und chemischen Analyse, die bei allen Untersuchten einen nahezu identischen Prozess und Resultate zu Tage fördert, ziemlich ernstzunehmen und dank sonographischer Untersuchung die bisher wissenschaftlich aussagekräftigste Studie dieser Art.

Sie haben also doch eine Art Ejakulat gefunden.
Zweite Studie:

Es gibt also „squirting“ und „the real [-]thing[/-] ejaculation“.
Dritte Studie:

Auch hier, beides. Deine Aussage, dass es sich „lediglich um Urin“ handelt, sagen diese Studien jedenfalls nicht aus.
Detail am Rande:

Im Falle dieser Einwände ist es entscheidend, sich mit den Untersuchungsergebnissen im Detail zu beschäftigen.

1.: Bezug genommen wird hierbei auf eine bei einigen Testsubjekten gemessene, minimal vorhandene (4 ng/ml) PSA-Konzentration im Urin (zum Vergleich ist die PSA-Konzentration in männlichen Ejakulat bis zu 6. Größenordnungen höher). Es ist jedoch seit längerer Zeit nachgewiesen, dass sich auch im weiblichen Genitalbereich Spuren von PSA finden lassen. Alle sonst chemisch untersuchten Paramter zeigen eindeutig, dass es sich bei der emittierten Substanz um Urin handelt.

  1. Bezug genommen wird hier auf eine zähe, vom Harnröhrenausgang per Spatel abgekratzten, weißlichen Substanz in einer Quantität von unter einem Mililiter, der eine ausgestoßene Urinmenge von über 100 ml gegenüber steht. Inwiefern soll sich also hier die Hypothese bestätigen, dass Frauen irgendeine Art von Ejakulat „abspritzen“?

  2. Auch in dieser Studie konnte trotz Katheterisierung ausschließlich Urin gewonnen, sowie keine davon distinkte weibliche Ejakulation festgestellt werden.

Insofern liegt hier also die Beweispflicht bei denen, die behaupten, dass Frauen beim Sex bzw. Orgasmus „abspritzen“ würden. Offensichtlich war bisher keine Untersuchung in der Lage, dies zu demonstrieren.
Die Darstellung in der Dokumentation „make love“ ist bisher anatomisch also nicht abgedeckt und erzeugt bei Frauen und eventuell auch Sexualpartnern falsche Erwartungen bezüglich einer angeblichen Ejakulation, die als „sprudeln“ oder gar „spritzen“ charakterisiert wird.
In diesen Fällen muss es sich um Urin handeln, da im anatomisch hinreichend untersuchten weiblichen Intimbereich schlicht keine Organe bzw. Mechanismen vorhanden sind, um signifikante Quantitäten einer von Urin distinkten Flüssigkeit zu speichern und zu emittieren. Auch auf die vielfach verwiesene weibliche Prostata, die als gesamtes Organ an sich ein Volumen von maximal 4 cm³ aufweist, kann hier nicht seriös rekurriert werden.

Wenn eine Frau beim Sex also „abspritzt“, handelt es sich um Urin und das sollte beiden Partnern wenigstens bekannt sein bzw. seriös vermittelt werden, um keine falschen Erwartungshaltungen zu erzeugen und Frauen unter Leistungsdruck zu setzen. Schließlich lief die Sendung sogar unter dem Titel „Sex ohne Leistungsdruck“.

um keine falschen Erwartungshaltungen zu erzeugen und Frauen unter Leistungsdruck zu setzen.

Geht es Dir darum? Nun, ich denke, es wird schon vermittelt, dass es Frauen gibt, die ejakulieren, und solche, die es eben nicht tun. Leistungsdruck kann ich da nicht erkennen. Im Gegenteil, Frauen, die doch ejakulieren (woraus sich das nun auch immer zusammensetzt), würden ja nach Deiner These stigmatisiert.

[QUOTE=Deadhorse;414570]Dieses Verbot stammt von Ende 2014, betrifft ein einziges europäisches Land und kann somit wohl kaum ein Beleg für eine langfristige, gesellschaftliche Tabuisierung sein.[/QUOTE]

Tabuisiert wurde es in erster Linie von den Frauen selber, eben weil angenommen wurde, dass es sich lediglich nur um Urin handelt und die Frauen das ejakulieren oft unterbunden haben, um beim Sex nicht vermeintlich ins Bett zu pissen.

[QUOTE=Twipsy;414572]Geht es Dir darum? Nun, ich denke, es wird schon vermittelt, dass es Frauen gibt, die ejakulieren, und solche, die es eben nicht tun. Leistungsdruck kann ich da nicht erkennen. Im Gegenteil, Frauen, die doch ejakulieren (woraus sich das nun auch immer zusammensetzt), würden ja nach Deiner These stigmatisiert.[/QUOTE]
Mir geht es in erster Linie darum, dass hier ein falsches Bild vom weiblichen Orgasmus bzw. einer angeblichen Ejakulation vermittelt wird. Das ist ein Trend, den ich seit einiger Zeit beobachte bzw. der von unterschiedlichen Seiten in den Medien teils für finanzielle Interesseren ausgenutzt wird.
Pornoproduzenten, Sexspielzeughersteller und pseudowissenschaftliche bzw. esoterisch angehauchte Tantra-“Therapeuten” stellen eine weibliche Ejakulation als ein erstrebenswertes Ziel dar und verzerren zunehmend die Realität bzw. kreieren nicht zu befriedigende Erwartungshaltungen.

In meiner Tätigkeit als niedergelassene Gynäkologin komme ich mit diesem Thema naturgemäß häufiger in Kontakt und meine empirischen Beobachtungen sind da recht eindeutig. Bestenfalls eine Hand voll Frauen, mehrheitlich im gesetzteren Alter, ist an mich bisher mit der Beschwerde herangetreten, beim Koitus Flüssigkeit zu verlieren. Diese Art von Inkontinenz ist nicht ungewöhnlich und kann nebenbei auch bei bimanuellen Untersuchungen auftreten. Mehrheitlich konnte dies durch Hinweise, Beckenbodentraining und Verweis auf eine eventuell zu akzeptierende koitale Inkontinenz “behoben” werden.

Dagegen erlebe ich seit mehreren Jahren einen sprunghaften Anstieg gerade junger Frauen, die mich danach fragen, wie das denn mit dem “squirting” funktionieren würde, ob es normal sei, dass das bei ihnen nicht vorkäme usw., weil sie davon in einer Zeitschrift gelesen hätten, ihr Partner sie damit konfrontiert habe oder sie das in Pornos sehen würden.
Diesen Patientinnen muss ich klar machen, dass es für eine Frau normal (!) ist, beim Sex keine Flüssigkeit “abzuspritzen” und dass bei ihnen rein gar nichts “kaputt” ist, wenn es nicht zu einem solchen “Erguss” kommt.

Es wundert mich nicht, dass bei z.B. solchen teilweise ideologisch belasteten und völlig unseriösen, weil finanziell motivierten Artikeln, eine regelrechte Desinformationskampagne zur weiblichen Sexualität geführt wird. Ann-Marlene Henning steigt dabei leider voll ein.



Die Wahrheit ist, dass die Scheide beim Geschlechtsverkehr durch verschiedene Drüsen mit Lubrikationssekret befeuchtet wird. Zusätzlich kann es im Rahmen des Koitus zum Austritt von Weißfluss bzw. Cervixschleim aus der Vagina kommen. Unsinn hingegen ist, dass Frauen beim Orgasmus (oder gar einfach so, wie teilweise suggeriert) signifikante Mengen irgendeines nicht näher definierten Ejakulats “abspritzen” würden. In solchen Fällen handelt es sich um Urin.
Und das sollte man auch so klar formulieren, um bei Frauen keine falschen Erwartungen zu wecken und sie nicht weiter zu verunsichern.

Wenn es Pipi ist, warum ist das Zeugs dann immer farblos und nie gelb? (ernstgemeinte Frage).

[QUOTE=Dosenstolz;414609]Wenn es Pipi ist, warum ist das Zeugs dann immer farblos und nie gelb? (ernstgemeinte Frage).[/QUOTE]

Ist das denn wirklich so? “Wissenschaftlich” gefragt: Anhand welcher Stichenprobengröße treffen Sie diese Aussage?

Allgemein ist die Beschreibung der Farbe dieser Flüssigkeit ähnlich wie viele andere Aspekte sehr uneindeutig.
Sie sprechen von “klar” bzw. “farblos”, in der “make love”-Dokumentation erwähnt Henning eine milchige Flüssigkeit, Erfahrungsberichte im Internet sind sich auch völlig uneins und decken das gesamte Spektrum von “weiß” bis “gelb” ab.

Die Farbe als Beurteilungskriterium heranzuziehen, ist insofern problematisch, als dass auch das Aussehen von Urin abhängig von zahlreichen Faktoren variiert. Neben dem allgemeinen Hydrationszustand, der die Urinfarbe von völlig klar bis dunkelgelb beeinflussen kann, kann die Farbe z.B. auch vom monatlichen Zyklus der Frau abhängen. Davon abgesehen gibt es zahlreiche pathologische Gründe für ungewöhnliche Urinfarben (Nierenerkrankung, bakterielle Harnwegsinfektionen, Pilzerkrankungen etc.)

Hier ist es eben absolut entscheidend, präzise zu formulieren, wovon man spricht und im Zweifelsfall Proben zu nehmen bzw. diese zu analysieren. Anekdotische Berichte im Eifer des Gefechts sind grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Wer schon mehrfach urodynamische Untersuchungen durchgeführt und Harnproben abgenommen hat, wird wissen, welche Bandbreite es in diesem Bereich gibt. Das lässt mich ein wenig an den diagnostischen Fähigkeiten von Laien zweifeln, ohne dabei abwertend klingen zu wollen.

Es ist schon sehr verwunderlich, dass bisher keine Studie vorgelegt werden kann, die eine Abbildung eines weißlichen oder völligen klaren “weiblicen Ejakulats” zeigt, das chemisch von Urin differenzierbar ist. Die von mir verlinkte Studie ( Rubio-Casillas, Jannini 2011) enthält eine Abbildung, die ein Reaganzeglas mit blassgelber Flüssigkeit zeigt. Im vergleich zu den omnipräsenten und völlig eindeutigen Abbildungen männlichen Ejakulats eigentlich mehr als verwunderlich.

Auch “make love” hat sich trotz der allgemein drastischen Darstellung nicht bemüht, eine solche sagenumwobene Ejakulation abzubilden. Dabei sollte die Demonstration eines solch makroskopisch wahrnehmbaren Phänomens ein Leichtes sein.

Selbstversuch:

Sehr viel Wasser trinken. Sehr, sehr viel. Ab einem gewissen Punkt wird der eigene Urin farblos.

Interessant hierzu:
Im ZDF beim donnerstalk geht es gerade um das Thema Aufklärung und die Frage ob diese durch Schule oder Eltern erfolgen sollte. Expertin ist auch hier Frau Henning, die zunächst einen Test mit Eltern und Jugendlichen durchgeführt hat. Acht Fragen sollten zeigen wie aufgeklärt Jugendliche und Eltern sind. Eine dieser Frage war “Können Frauen ejakulieren?”. Die Sendungsmacher scheinen sich wohl einig zu sein, dass die Frage eindeutig zu beantworten ist und die Beantwortung eine Aussage darüber trifft, wie aufgeklärt ein Mensch ist.
Der Vertreter der katholischen Elternschaft mag Frau Hennings Buch eher nicht so.^^

Was mich mal wieder stört ist, dass nicht eine Sendung um das Thema gebaut wird sondern um die Person Ann-Marlene Henning und (gerade im Donnerstalk) keine Gelegenheit ausgelassen wird um ihr Buch zu erwähnen.

Der Donnerstalk ist allgemein keine gute Sendung da zu viele Themen in zu wenig Zeit gepresst werden. Aber die Make Love Sendung scheint ja sehr erfolgreich gewesen sein.

Für mich ist das aber nur ein weiblicher Hirschhausen. Der erzählt auch dummes Zeug über den Körper weil er vor 100 Jahren mal Meidzin studierte. Und die Frau Henning ist da auch nicht Streitbar als angebliche Expertin. Sie ist die lustige Erklärtante und alles andere bleibt auf der Strecke.

[QUOTE=Senila;414713]Interessant hierzu:
Im ZDF beim donnerstalk geht es gerade um das Thema Aufklärung und die Frage ob diese durch Schule oder Eltern erfolgen sollte. Expertin ist auch hier Frau Henning, die zunächst einen Test mit Eltern und Jugendlichen durchgeführt hat. Acht Fragen sollten zeigen wie aufgeklärt Jugendliche und Eltern sind. Eine dieser Frage war „Können Frauen ejakulieren?“. Die Sendungsmacher scheinen sich wohl einig zu sein, dass die Frage eindeutig zu beantworten ist und die Beantwortung eine Aussage darüber trifft, wie aufgeklärt ein Mensch ist.
Der Vertreter der katholischen Elternschaft mag Frau Hennings Buch eher nicht so.^[1]
Danke, dass Sie es erwähnen. Genau diesen Ausschnitt habe ich eben auch gesehen und das hat mich schon etwas erzürnt, muss ich gestehen.
Wenn unter dem Deckmantel der Aufklärung eben genau das Gegenteil stattfindet und pseudowissenschaftliche Unwahrheiten verbreitet werden, ist das meines Erachtens definitiv etwas, was angesprochen und kritisiert gehört.

Die Ausgabe ist leider noch nicht online. Sobald sie es ist, werde ich den Ausschnitt hier verlinken. Wie Henning in ihrer penetrant-plakativen Art meint, wieder erwähnen zu müssen, dass Frauen ja „spritzen“. Genau das tun sie eben nicht und dass zwölf- bis Sechzehnjährigen derart offensiv unterzujubeln, erzeugt völlig falsche Erwartungshaltungen.

Ich muss mich schon fragen, ob hier nicht versucht wird, durch die Hintertür Werbung für Fetischpornographie zu machen. „squirting“ ist schon jetzt laut den regelmäßig veröffentlichten Pornhub-Statistiken eine der meist frequentierten Kategorien. Wenn man sich diese Videos jedoch mal ansieht, erkennt selbst ein Laie, dass hier entweder ganz bewusst uriniert wird oder teils sogar Wasser bzw. Milch in die Vagina eingebracht und mit gezielten Muskelkontraktionen herausgedrückt wird.
Das hat mit gewöhnlichem Geschlechtsverkehr eher wenig zu tun und hinterlässt bei einem Jugendlichen schlicht ein ganz falsches Bild vom weiblichen Orgasmus.
Ich hatte schon mehrfach auch minderjährige Patientinnen in der Praxis, die wissen wollten, wie man denn nun „squirtet“, hauptsächlich um ihrem Freund zu gefallen, der das natürlich irgendwo aufgeschnappt und dann angesprochen hat.

Was Henning hier betreibt, hat mit anatomisch fundierter Aufklärung nichts zu tun und das wundert mich auch nicht. Schließlich ist sie eben „Sexologin“ ohne ernstzunehmende medizinische Bildung, die ihr Halbwissen anscheinend hauptsächlich aus populärwissenschaftlich bzw. esoterisch angehauchter Literatur bezieht.

Ann-Marlene Henning studierte zunächst Jura an der Universität Århus. 1985 zog sie nach Hamburg, um als Buchhalterin in der dänischen Sydbank zu arbeiten und Deutsch zu lernen. Ab 1986 arbeitete sie als Model. Parallel dazu begann sie 1990 ein sieben Jahre dauerndes Studium der Neuro-Psychologie an der Universität Hamburg.[4] In Kopenhagen belegte sie eine mehrjährige Ausbildung zur Sexologin [5] und Paar-Therapeutin.[6] In ihrer Praxis in Hamburg-Eppendorf [7] widmet sie sich der Paartherapie, dem Single-Coaching und der Sexualberatung.[8]

Hätte sie stattdessen einen fortgeschrittenen Kurs zur weiblichen Anatomie besucht und selbst an Sektionen und Präparationen der menschlichen Vagina teilgenommen, würde ihr sehr schnell klar werden, dass ihre Mär vom weiblichen „Spritzen“ (wie sie es selbst explizit formuliert) schlicht jeglichen anatomischen Gegebenheiten entbehrt, sofern sie damit nicht eigentlich eine Form der koitalen Inkontinenz meint.

Zusatz:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2446736/ZDFdonnerstalk"-vom-30-Juli

Ab ca. 52:00.
Wie sie dem Blondschopf ihre ideologisch favorisierte Antwort auch noch in den Mund legt…:roll:

Ja, warum kennen sich die Teens (kurioserweise werden ja nur zwei Jungs befragt) denn da wohl besser aus? Sicher nicht aufgrund eigener Erfahrungen, sondern weil sie ihre Aufklärung hauptsächlich aus Internetpornographie beziehen. Leider ist es mir hier wohl nicht erlaubt, ein paar besonders kuriose Beispiele dazu zu verlinken, über die ich mich mit einer Kollegin schon köstlich amüsiert habe.
So etwas mag für einige zwar sicher nett anzusehen sein, wenn solche Videos aber vorgeben, was jetzt normal ist, werden gerade junge Frauen doch sehr schnell unter Leistungsdruck geraten. Wo hier Aufklärung betrieben werden soll, erschließt sich mir absolut nicht.


  1. /QUOTE ↩︎

Wieso hat mir keiner von solchen Berufen erzählt, als ich mit dem Abi fertig geworden bin… :frowning:

Du hast doch schon einen coolen Job, also beschwer Dich nicht.