Maßlos überschätzte Filme: hochgejazzt aber nix getaugt

Ich war mal in einem Kino in dem nach 15 min 3 Leute rausgegangen sind mit dem Kommentar "Alda, soll das Seins-fickschn sein?

Nur 3 Leute??? Als ich in der Kinopremiere zu „The Tree of Life“ war, sind mehr als die Hälfte aller Kinobesucher aus dem Kino regelrecht „geflohen“. Und der Saal war riesig und komplett ausverkauft! Ich habs durchgehalten und ich gebe auch zu, dass der Film anstrengend ist, aber er hat mich trotzdem fasziniert. Trotzdem gibt es bessere Kunstfilme und ich kann es keinem Menschen verübeln, wenn er diesen Film nicht durchsteht.

@Nakkinak: Dann kennst du jetzt einen, obwohl ich zugebe dass der mit jedem mal schauen reift.

Und @Forger: Ich habe für keines der von dir genannten Dinge eine spezielle Vorliebe – bei “Farbfeldmalerei” weiß ich nicht mal, was du damit meinst – und würde den trotzdem ganz an die Spitze meiner all-time favourites setzen. Weil er einer der konsequentesten SciFi-Filme ever ist, der gleich die ganze Menschheit zum Protagonisten macht und deren Geschichte ins Unfassbare extrapoliert.

Doitschland, ein Sommermärchen

Sönke Riefenstahl liefert der Volxgemeinschaft ein unsinnstiftendes Nationalepos.
Poldi, Schweini, Klinsi - die schwarzrotgeile Schwulencombo reißt sich unter pathosgeschwängertem Soundtrack (Xavier Asamoah, verrecke!) gegenseitig den Arsch auf.
Basti und Lukas lümmeln, nur mit XXS-Schlüppis bewaffnet, lüstern auf dem Lotterbett; der üppig entlohnte Chefschnüffler entlarvt die Costaricaner beim gemeinsamen Diaabend als rustikale Conquista-Verlierer, und durch die Flüstertüte gepusteter Grönemeyerschwulst verschreckt die Argentinier unmittelbar vor dem entscheidenden Elfmetertreten.

Verdammte Axt! War ich denn der einzige, der das Grosso-Tor mit einem 120-Dezibel- YEEEEAAAAHHHHHH!!! Richtung Leinwand beglitt?

2001 als überschätzen Film darzustellen ist schon etwas fraglich. Ich gestehe jedem zu, den Film nicht zu mögen. Ich verstehe auch alle, die sagen der Film ist langweilig. Aber überschätzt? Neben dem subjektiven empfinden, ob einem ein Film gefällt oder nicht gibt ja auch noch die qualitative Machart eines Filmes, die durchaus objektiv bewertet werden kann. Und 2001 ist nun mal ein perfektionistisches, seiner Zeit sehr fortschrittliches Meisterwerk.

Außerdem nicht zu vergessen wie oft Teile aus dem Film auch heute noch immer wieder zu sehen oder hören sind (HAL, der Knochen der vom Affen in den Himmel geschleudert wird, die Musik, der Monolit…)

die Musik

Ich wage zu behaupten das es nicht an 2001 liegt, dass man heutzutage noch Richard Wagner hört :wink:

Richard Wagner wird sicher nicht nur wegen 2001 heute noch gehört, da dürftest du recht haben, aber einige Filmszenen sind wirklich ikonisch geworden, v.A. mit der Musik dazu und sind meines Wissens nach auch des öfteren parodiert werden. Und bei bestimmten Musikeinsätzen (also wenn ich sie so höre) muss ich immer noch an Szenen aus 2001 denken. Beispielsweise als das erste Mal Weltraum gezeigt wird in dieser Szene wo aus dem geworfenen Knochen auf einmal ein Raumschiff wird.

An der schönen blauen Donau <3

Ich meinte nicht die Musik von Richard Wagner. Habe aber gerade ein bisschen recherchiert und zu meiner eigenen Überraschung festgestellt, dass das von mir bedachte Stück ebenfalls nichts neues war: Richard Strauss - Also Sprach Zarathustra http://www.youtube.com/watch?v=SLuW-GBaJ8k

Immerhin bestätigt mich die Wikipedia darin, dass das Stück mit dem Film verbunden wird. :slight_smile:
http://de.wikipedia.org/wiki/Also_sprac … a_(Strauss#Film

Ich war mal auf einer 70mm-Vorführung von 2001, zu der Jan Harlan einige Worte zur Einleitung gesprochen hat. Er meinte, an 2001 zwar nicht (wie später als Produzent) wirklich beteiligt war, aber es als seinen Verdienst ansieht, Kubrick mit Richard Strauss in Kontakt gebracht zu haben. Als er dann später seine A Life in Pictures-Doku gedreht hat und die Rechte für Also Sprach Zarathustra erneut anfordern wollte meinten die Strauss-Erben, dass dank der Verwendung in 2001 das Stück so populär geworden ist, dass sie ihm es für die Verwendung in der Kubrick-Doku umsonst zur Verfügung stellen werden.

Doitschland, ein Sommermärchen

Sönke Riefenstahl liefert der Volxgemeinschaft ein unsinnstiftendes Nationalepos.

Sehe ich genau so. Ich habe selten etwas so langweiliges wie diesen Film gesehen. Man muss schon wirklich den Anblick der deutschen Nationalflagge sexuell erregend finden, um sich bei diesem Film nicht zu langweilen. Der Film ist nichts weiter als eine öde Aneinanderreihung von einzelnen Spielszenen, Kabinenpredigten und minutenlangen, mit Musik unterlegten Aufnahmen von fahnenschwenkenden, extasischen Fußballfan-Verrückten.
Und überhaupt: Wie soll ein Film überhaupt interessant sein, von dem man, bevor er überhaupt anfängt, schon weiß, wie er endet? :roll:

Diesen Film zu sehen, hat sich nur aus einem einzigen Grund gelohnt: Er hat mir gezeigt, was für ein unsympathischer Mensch Jürgen Klinsmann ist. Die Sprüche, die er in der Kabine abgelassen hat, gehen teilweise wirklich gar nicht: „Nach diesem Spiel sind wir eine Runde weiter. Aber vorher müssen die (die gegnerische Mannschaft) ein paar auf die Fresse kriegen!“ „Den Sieg lassen wir uns nicht nehmen - und schon gar nicht von Polen!“
Solche geschmacklosen Sprüche darf nur die „Titanic“ bringen! :smt018 Wie war der Slogan der WM 2006 nochmal? Ach, ja, genau: „Zu Gast bei Freunden“… Wer Freunde wie Jürgen Klinsmann hat, braucht wirklich keine Feinde mehr.

Das ist männliche Provokation als Motivation. Mit „Egal wer gewinnt, wer am meisten Spaß hat gewinnt“ gewinnt man nicht, außer in den Frauenmannschaften :smiley:

@BondedByBeer:
Kann sein. Das zeigt mir aber, dass ich in einer Fußballmannschaft vollkommen falsch aufgehoben wäre. „Männliche Provokation“ motiviert mich überhaupt nicht, sondern ärgert mich. :wink:

Pierre Kirby Groupie, du versteckst dich bei den zwei jährlichen Fußballgroßereignissen wohl im Keller? Probiers mal mit rausgehen und mitfeiern, dann verstehst du vielleicht auch den Film… :smiley:

@Overdose:
Hier geht es nicht darum, wer sich wann wo versteckt, sondern darum, was für Filme man für schlecht/maßlos überbewertet erachtet. Ich verfolge Ereignisse wie WMs oder EMs sogar mit einem gewissen Interesse. Aber dass ich mich für WMs interessiere, verpflichtet mich nicht dazu, jeden Film, in dem es um eine WM geht, gut zu finden. Ich kann es ja auch nicht ändern: Ich fand nun mal jedes einzelne Spiel, das ich bei der WM 2006 gesehen habe, wesentlich sehenswerter als den Film.

Ich weiß nicht, ob auf den 15 Seiten hier jetzt schon jemand diesen Film erwähnt hat, aber:

Inception

Weil das ganze noch “relativ neu” ist und ich auf Filminhalte eingehen will, verpack ich mal alles in Spoiler-Tags.

[spoiler]Mein Gott, war das grauenhaft. Zweieinhalb Stunden lang musste ich das ertragen, pseudotiefe Aussagen gepaart mit “Oh guckt mal, wir reden hier jetzt über Psyche, Unterbewusstsein und Traum”, teilweise Logikfehler, Bildsprache nur als “Oh guckt mal, so ein schöner Hintergrund”…es war grauenhaft.
Das einzige, was mir gefallen hat, war im Limbus das Kindheitshaus mit dem Puppenhaus und dem Safe dadrin. Ansonsten wurde gar nicht so wirklich viel über die Tiefe des Traumes etc. nachgedacht, so viel Traumlogik war da jetzt auch nicht und es wurde einfach JEDER Mist über Dialoge erklärt, damits jeder versteht. Kein Stoff zum Nachdenken, man sollte zwar aufmerksam schauen, aber es beschäftigt einen nicht, es hat keine komplexe Handlung, es hat keine Bildsprache, die einem Interpretationsmöglichkeiten liefert, es war einfach nur eine erzählte Geschichte. Ich hätte mir gewünscht, dass mehr offen und in den Subtext der Bilder gegangen wäre und einfallsreichere Bilder gekommen wären.
Ein Film wie Inception bietet eigentlich die wunderbare Gelegenheit, mit interessanten Charakteren tiefgründige Analysen durchzuführen so wie das beispielsweise David Lynch oder v.A. Hideaki Anno macht. Bei den beiden bedeutet Bildsprache etwas, da finde ich auch bei mehrfachem Schauen noch neue Details, die mir zeigen, wie absolut genial die Arbeit der Regisseure ist. Christopher Nolan übt sich hier als Pseudotiefgründiger Regisseur Hollywoods, der die Chance auf einen großartigen Film mit vollem Anlauf vergeigt hat, indem er lieber klarstellt, dass das gesamte Einheitsbrei Massenpublikum auch ja alles versteht, sofern es aufpasst (und das ist nun wirklich Minimum für einen Film, das lobe ich nicht, dass man aufpassen muss, das ERWARTE ich einfach von anspruchsvollen Zuschauern).
Stattdessen waren leider alle Charaktere absolut flach, Fischers Vater-komplex (bitte nich mit Ödipus-Komplex verwechseln…) wurde leicht angeschnitten, hätte man in den Traumen im Zusammenhang mit Wunschträumen noch VIEL besser ausführen können als nur das zweite Testament mit Kindheitserinnerung im Safe, und DiCaprios Verlust seiner Frau und Sehnsucht nach den Kindern wurde zwar hübsch mundgerecht serviert, aber ging auch nicht wirklich tief und wurde einfach ALLES erklärt. Warum, was soll das…ich will DENKEN bei so einem Film, und nicht mir alles in den Kopf legen lassen und dann glauben ich hätte das selbst erdacht (oder vielleicht liegt darin ja die Deepness des Films, dass er an allen Zuschauern eine Inception durchführt, dass wir denken, wir denken selbst über den Film nach aber eigentlich legt er uns alles in den Mund…nein, dafür halte ich Nolan nicht für raffiniert genug).

Alles in Allem: Platte Charaktere, leicht verdauliche Story, interessante psychologische Themen nur am Rande angeschnitten, unüberlegte Bildsprache und Pseudo-Deepness…Zweieinhalb verschwendete Stunden meines Lebens.[/spoiler]

So, steinigt mich. :ugly

@Mr.Morizon

sicherlich inception ist nicht der hochintelligente streifen zu dem er von den medien unter anderem gemacht wurde und deshalb passt dein beitrag ja sogar zur hälfte in diesen thread.
ich finde deine kritik dahingehend sogar sehr nachvollziehbar, ABER der Film ist handwerklich einfach eine musterarbeit, nichts aber auch gar nichts an dem film wirkt irgendwie langweilig, effektmäßig ist der film einfach unverschämt gut gemacht die dialoge sind zwar nicht tief psychologisch aber dafür witzig, kurzweilig und zumindest durchdacht.
Ich verstehe dass du enttäuscht warst dass der film so gar nicht in die intellektuelle richtung à la david lynch gegangen ist aber so bald man darüber hinwegsieht bzw. völlig ohner erwartungen an den film herangeht ist der film einfach ein genuss.
Und verglichen mit sonstigen Hollywood-Neuerscheinungen ist die Story und das Drehbuch wirklich intelligent und vor allem etwas neues und kein remake oder die fünfte vortsetzung irgend eines alten Kinohits.
Nolan selbst will meines erachtens gar nicht die art intellektueller filme schreiben/machen wie du sie beschreibst (ob er es könnte werden wir wohl nie erfahren), ich denke er will mit seinen filmen vor allem unterhalten dies aber auf eine perfekte art.

Hm…
ich habe Inception von Anfang an einfach als Action-Film genossen. Story ist meiner Meinung nach nicht gerade intelligent, aber zumindest teilweise eine ernsthafte Neuschöpfung.

@Mr. Morizon: Welche Logikfehler meinst du denn?

[spoiler]Hauptsächlich geht es um die Kicks bzw. darum, dass viele Kicks kommen und im Traume auch wahrgenommen werden, aber nicht zum Kick führen, was das ganze ein wenig sinnlos macht. So etwa in Traumebene 1 wo der Van mal nen Abhang runtercrasht und sich dabei überschlägt, die Erschütterungen hätten eigentlich jeden aufwecken müssen. Zum Anderen als der Van dann die Brücke runterfliegt und die in Traumebene 3 noch sagen “Oh, da ham wa jetzt den Kick verpasst” und der in Traumebene 2 im Hotel sogar noch rumfliegt weil die Schwerelosigkeit futsch is, aber aufwachen - ach nö, wieso. Das meine ich v.A., aber auch die Tatsache, dass der DiCaprio seiner Frau ne Inception verpassen musste, damit se sich gemeinsam umbringen, aber es anscheinend nicht möglich war, sie einfach so mal dezent vor nen Zug zu schubsen oder ihr ne ruhige Kugel durch den Kopf zu schieben. Die Sache mit dem Limbo war generell ein wenig zwiespältig, wie ich fand. Man ist da gefangen, aber durch Selbstmord kannste problemlos rauskommen. Ja, wie jetzt…[/spoiler]

Nolan scheint beim Entferfen seiner hanebüchenen Story mit keinem der alten Hasen Hollywoods zusammengearbeitet zu haben. Die hätten ihm sicher empfohlen, immer schön die K.I.S.S.-Regel zu beachten: “Keep it simple, Stupid!”