Guter Ansatz …
Hier meine - schon seit längerem gereifte - Idee:
Abschaffung des Verhältniswahlrechts und der daraus resultierenden Überhang- und Ausgleichsmandate.
Daraus folgt:
Anzahl der Sitze im Bundestag = Anzahl der Wahlkreise.
(Selbstzitat: viewtopic.php?p=80482#p80482)
Damit hätte man keinerlei Geschiebe mehr und entscheidend wäre die lokalpolitische Ausprägung des jeweiligen Politikers. Damit würde dann auch die 5%-Hürde fallen, denn der einzelne Sitz würde entscheiden. Man müsste nur das Plenum an die Wahlkreise anpassen … also entweder die Anzahl der Abgeordneten aufstocken oder die der Wahlkreise reduzieren.
Zum Thema Volksentscheide:
Es gibt entscheidende Für und Wider:
Für:
- Basisdemokratie
- effektiver Volkswillen
- klare Handlungsgrundlage
Dagegen:
- Lähmung der Entscheidungswege
- Information der Bevölkerung
- Erhöhung von Verdrossenheit
- Unklarer Entscheidungskatalog
Im Detail:
Es ist richtig, das eine Direktabfrage des Volkes bei wichtigen Entscheidungen die Politikverdrossenheit sicherlich nachhaltig beeinflussen wird. Die Frage ist nur: In welche Richtung?
Einige - wenn nicht sogar die Masse - würde es gutheissen, also auch zu den Urnen gehen … andere würden es anfangs begrüßen, später vielleicht als Belästigung. Das führt zum letzten Punkt des “Dagegen”: Bei welchen Entscheidungen sollte das Volk direkt beteiligt werden? Auslandseinsätze der Bundeswehr? Steuererhöhungen/-senkungen? Aussenpolitik? Innenpolitik? Sicherheitspolitik? Neue Dienstwagen für Abgeordnete?
Würde man den Bürger für jede kleine Entscheidung (was sich auch viele wünschen) zu den Urnen rufen, hätte man schnell wieder eine Verdrossenheit, weil bestimmte andere Dinge dann wieder den Vorzug hätten (schon jetzt gehen einige nicht zur Wahl, weil teilweise das Fernsehprogramm interessanter ist).
Wer entscheidet, muss auch eine Entscheidungsgrundlage haben. Wie also sollte der Bürger umfassend über die Hintergründe der Entscheidung informiert werden? Wenn im Vorfeld Expertisen, Gutachten, Anhörungen und Diskussionen geführt wurden, wie soll das komplette Volk davon informiert werden? Sicherlich … man könnte die Unterlagen und Protokolle im Netz bereitstellen … und damit kommen die nächsten Punkte: Nicht alle haben einen I-Net-Zugang und … nicht alle verstehen diese Unterlagen zu lesen. Alleine für Gesetzesänderungen sind unzählige Entwürfe - teilweise nur Veränderungen in einzelnen Passagen - notwendig zu verstehen.
Dann kommt noch der Faktor der Gesamtbetrachtung: Sicherlich würden Volksabstimmungen über Steuersenkungen ein ziemlich eindeutiges Ergebnis erzielen. Wer stimmt schon gerne dafür, mehr Geld zu zahlen. Andererseits: Wo soll der Staat sein Kapital für die Handlung hernehmen? Ein Staat, seine Einrichtungen, die Infrastruktur, die Bildung usw. finanziert sich aus Steuern. Werden weniger Steuern eingenommen, führt das zu einem Einschmelzen anderer Bereiche … die Kehrseite der Medaillie. Usw. usw.
Aber das Ergebnis der Volksabstimmung wäre eine klare Ansage an die Regierenden … der sie zu folgen hätten. Vielleicht sogar, obwohl sie wissen, das (Beispiel: Steuererhöhungen) Ihnen danach weniger Geld im Topf bleibt und … das Volk dann an anderer Stelle murrt. Und wieder eine Entscheidung - diesmal jedoch eine andere - notwendig wird. Das Volk muss dann auch einsehen, das jede Abstimmung ggf. Unbequemlichkeiten an anderer Stelle nach sich zieht, die sie dann auch mitzutragen haben.
Sicherlich bin auch ich dafür, an den Entscheidungen beteiligt zu werden … aber ich würde einen Job als “Politiker im Nebenberuf” mit dem zusätzlichen Studium von Unterlagen bis zum nächsten Urnengang sicherlich auch nicht mit dem gleichen Ernst betreiben, wie meinen eigentlichen Job. Zumindestens im späteren Verlauf nicht.
Viele Wahlen werden auch nach “Nasen” entschieden: Jeder wählt den, den er sympathisch findet, unabhängig von der politischen Kompetenz.
Mein Vorschlag hier:
Der komplette Regierungsapparat (Kanzler/in inkl. Kabinett) werden bezahlte Beamte, keine politischen Wahlbeamten. In der eigentlichen Wahl wird nur noch über das Programm abgestimmt, das die Regierung umzusetzen hat. Die Abgeordneten der Wahlkreise (als Bundestag) haben nur noch eine Kontrollfunktion, quasi ein “Aufsichtsrat” dessen Entscheidung bei aktuellen Anlässen (kein Programm kann starr im Vorfeld festgelegt werden, es gibt immer Umstände, die in Übereinstimmung mit den Maximen etwas angepasst werden müssen) abgefragt wird.
Damit könnte Lobbyismus weitgehend unterbunden werden und die politische Richtung des Landes wäre nicht nur einigen Nasen unterworfen.