Lynchmob nach RTL-Bericht unterwegs

Eigentlich erinnert alles an die damalige Sendung Tatort Internet mit Stephanie zu Guttenberg (woran das wohl liegen mag?), über die auch in FKTV berichtet wurde. Kürzlich hat sich RTL wieder an die Thematik gewagt. In Punkt 12 wurde ein Beitrag gesendet (mittlerweile offline), in dem RTL-Reporter den Kontakt mit einem (mutmaßlich) Pädophilen aufgebaut und ein Treffen mit ihm organisiert haben. Man wollte eigentlich das Treffen mit verdeckter Kamera aufnehmen und vermutlich danach konfrontieren.

Zu diesem Treffen kam es nie. Stattdessen filmte man einen Mann, der sich nach Meinung der Reporter verdächtig verhielt, weil er schnell (oder langsam?, siehe Übermedien) durch oder vor einem Einkaufszentrum ging, sich dabei immer wieder umguckte und schließlich verschwand. (Unerhört so etwas!) Der Mann wurde immerhin verpixelt.

Den Beitrag sahen wiederum einige Leute, die meinten, eine Gegend und einen 50-jährigen Mann identifiziert zu haben. Welt Online schreibt dazu: „Laut Staatsanwaltschaft versammelte sich am Dienstagmittag eine Gruppe von sieben bis zehn Menschen an der Wohnung des 50-Jährigen. Der Mob schlug den Mann so heftig zusammen, dass er zeitweise in Lebensgefahr schwebte.“ Laut Bild erlitt er eine Hirnblutung. Die Selbstjustiz an jemandem, der sich offensichtlich nicht einmal mit dem Lockvogel getroffen hat, wäre schon schlimm genug. (Keine Selbstjustiz ist tolerierbar.) Doch der verprügelte Mann war nicht einmal der aus dem RTL-Beitrag. Der Mob hat also nach derzeitigem Stand einen Unbeteiligten lebensgefährlich verletzt.

Auch der im Einkaufszentrum gefilmte Mann ist vermutlich nicht derjenige, mit dem die Reporter gechattet haben. Er meldete sich später (nach der Ausstrahlung, meine ich irgendwo gelesen zu haben) bei der Polizei und gab an, vom RTL-Team verfolgt worden zu sein.

Derzeit wird geprüft, ob auch RTL sich strafbar gemacht hat.

Quellen:

Dieser Lynchmob ist ein Zeichen der Gesellschaft.
Sei es nun Hexen, Zigeuner, Juden, Schwule; die Gesellschaft sucht immer eine Gruppe
auf die sie runterschauen kann. Angeblich immer nur das beste im Sinn.

Hier wären strengere Gesetze wirklich mal angebracht. Für die Lynchmobteilnehmer
für versuchten Mord lebenslange Haft. Für die Hetzer aus den Medien ebenfalls
jahrelange Haft; weil sie die Pressefreiheit missbrauchen und Macht eben auch ver-
pflichtet sie nicht gegen Schwächere einzusetzten.

Konnte die Polizei denn einige der Täter ermitteln?

Bisher wurde nur berichtet, dass sich ein Tatverdächtiger gestellt und die Tat gestanden hat.

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