Ich wollte sowieso einen Beitrag dazu unter Politik und Gesellschaft aufmachen.
Mir tut das ganze sehr weh, ich bin jedes halbes Jahr für 2 Wochen in England und mir tut es weh, den Zerfall mitzukriegen. Bei jeden Besuch hat sich das Elend mehr ausgebreitet.
Wenn man sagt, dass sind ja nur die Problemviertel, sieht man die Sache etwas einfach, es gibt dort so viele „Problemviertel“, sodass ganze Städte als ein ganzes Problemviertel zu sehen sind.
Es liegt nicht an der Bildung, das Schulwesen ist in England sehr gut und individuell, so was wünsche ich mir in Deutschland, es gibt natürlich auch schlechte Schulen, aber normalerweise sind die Schulen nicht das Problem. Viele Engländer haben schulabschlüsse und dann endet es, man kann sich das studieren kaum leisten, und ohne kriegt man sowieso keinen Job mehr.
DIe Lebenshaltungskosten sind immens. Wenn du auch nur ein bisschen in der Nähe von London lebst, zahlst du dich an Miete und Nebenkosten schon beinahe zu tode. Häufig geht die Hälfte deines Gehaltes nur dafür drauf damit man ein Dach über den Kopf hast. Das Essen ist teuer, wenn man dort die Preise im Lidl (die gleichen Produkte in wie in Deutschland ) vergleicht, ist man entsetzt, was es teilweise für Unterschiede gibt. Da freut man sich in Deutschland zu wohnen. Benzin ist genauso teuer wie in Deutschland, Diesel ist sogar teurer als Benzin. Ohne Auto kann man in England aber gar nicht leben, weil man nur mit dem Auto sich vernünftig fortbewegen kann, da der Nahverkehr in vielen Städten (Ich rede jetzt nicht von der Innenstadt in London) für den Arsch ist und auch nicht gerade kostengünstig.
Im Laufe der Wirtschaftskrise wurden in England krasse Sparmaßnahmen durchgesetzt, die Mehrwertsteuer wurde erhöht, den Ärmsten der Ärmsten einiges an sozialen Unterstützungsgeldern weggekürzt, so dass diese noch weniger haben. Diese tolle Webseite dokumentiert das Problem: http://falseeconomy.org.uk/
Diese Unruhen sind mit denen wie in Frankreich in den Vororten zu vergleichen, nur dass in England viel mehr solche Gegenden gibt als in Frankreich. Es gibt Stadtteile, in die sollte man nicht gehen, weil die Chance ausgeraubt zu werden hoch ist. Ohne die gesamte Kameraüberwachung (die Überwachen echt jeden scheiß) wäre die Armutskriminalität schon lange explodiert.
Es ist schade, dass es in England keine politischeren Unruhen geben kann, wo die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit wieder Gewicht bekommt, nur so wie es in England momentan ist, kann es nicht mehr weiter gehen. Keiner hat Geld und selbst die mit Job haben zu knappsen.
Meine Mutter verdient 1100 Pfund und von diesem Geld sieht sie im Monat kaum etwas und dennoch gehört sie zu den betuchteren Personen, die nicht über beide Ohren verschuldet ist.
Wenn man diese ganze Probleme kennt und dann hergeht und behauptet, dass die Randalierer nur aufs Zerstören und Rauben aus sind, ist ignorant und will die Realität nicht sehen so wie David Camaron, der Premier.
Und ich denke auch, dass es sich die deutschen Medien es sich bei diesem Thema viel zu einfach machen und die Objektivität vergessen wird. Es wird so getan, als ob sich das nur in sozialen Brennpunkten passiere, wobei es in viel zu vielen Städten des Landes zu Ausschreitungen kam, als dass man das als Probleme eines sozialen Brennpunktes, der in England als besonders herrunter gekommen gilt, bezeichnen kann.