Kontrollettis außer Kontrolle

Diskussion über den Blog-Artikel: Kontrollettis außer Kontrolle

Eigentlich sollte hier etwas über die erste Daily-Kuppelshow Land sucht Liebe stehen. Aber außer dass die Moderatorin wirkt, als hätte man ein Chia Pet auf eine Tracht montiert, ist mir zu dem Schmonzes nichts eingefallen, was nicht schon Alexander Krei geschrieben hätte. Lesen Sie es einfach bei ihm nach. Deshalb greift nun Plan B:

Achtung Kontrolle - Die Topstories der Ordnungshüter (Kabel 1; 25.09., 19:30 - 20:15 Uhr)

Achtung, Achtung! Hier spricht die Polizei! Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen! Jedenfalls nichts, das einem den Feierabend verschönern könnte. In einem Anfall von Scripted-Wahn hat Kabel 1 das Konzept der Schnüfflerdoku Achtung Kontrolle auf links gekrempelt. Zugegeben, die gezeigten Fälle kajupperten in jüngster Vergangenheit bemerkenswert ereignisarm dahin.

Weil die richtige Polizei wenig Kooperationswille zeigt, einem Spartensender mit FDPigem Marktanteil das Programm zu füllen, musste man sich zunehmend mit Hiwis vom Ordnungsamt begnügen, die unangeleinten Hunden eine Standpauke halten und Gerichtsvollziehern, die bei armen Schweinen den Eierkocher pfänden.

Allerdings besaßen diese pittoresken Alltagsszenen etwas, das man im Privatfernsehen zumeist mit der Lupe suchen kann: Einen Hauch von Authentizität; echte Menschen, die sich nicht als willenlose Marionetten des Produktionsteams durch IKEA-Dialoge stottern.

Das Ergebnis des Relaunchs von Achtung Kontrolle ist nun in etwa dasselbe Trauerlaienspiel wie bei K11 oder Lenßen. Jedoch in sehr, sehr schlecht. (ganze Folge in der Mediathek)

Der Erzählfluss ist bestenfalls sämig, das Tempo gering. Die durchgängig erfundenen Geschichten werden nicht einfach filmisch dargestellt, sondern zu einem beträchtlichen Teil von einem Schutzmanndarsteller nacherzählt. Alle Handlungsteile, die über ein gestelztes Vieraugengespräch und über den Fußweg latschende Fahnder hinausgehen, werden nicht gezeigt. Deren Inszenierung hätte schließlich unnötig Geld gekostet.

Der Vorspann ist nichts weiter als dreister Etikettenschwindel, denn der verheißt ordentlich Rambazamba. Schnelle Schnitte, Gebrüll, “Polizei!”, Waffen im Anschlag, “Polizei!”, Handschellen, nochmal Waffen im Anschlag, “Polizei!” Diese Cops agieren im Kriegsgebiet und wir dürfen dabei sein. Geil, wah? Denkste!

Der erste Fall ist die langatmige Observierung eines verdächtigen Langfingers, dessen Charakter man aus deutschen Comics, die damals noch Cartoons hießen, der Fünfziger Jahre abgepaust hat. Der Retroeinbrecher knackt Türen mit dem Kleiderbügel und raubt der Millionärsgattin das Geschmeide, bis der blutleere Neffe von Serpico ihn mit einem energischen “Du, Du, Du!” zur Strecke bringt.

Und dann wird’s endgültig albern, wenn im deutlich längeren zweiten Teil ein Lebensmittelkontrolleur einen schwerstkriminellen Ladenbesitzer dingfest macht, der Gehacktes ohne Sachkundenachweis verkauft. Mannometer! Da platzen mir vor Spannung aber gleich die Backen! Wenn das die Messlatte für den Gammel ist, hätte man besser gleich beim alten Konzept bleiben sollen. Dann wäre auch nicht so ein blöder Logikfehler passiert, dass im Fleischwolf das Hackfleisch statt an der Lochscheibe am Einfüllstutzen klebt, wo die Kamera es besser einfangen kann.

Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn sich Chefinspektor Hunter daran erinnert, wie er einem gemeingefährlichen Schwarzfahrer sein brutales Handwerk gelegt hat.

Bis die Tage!

Wieder mal ein witziger Eintrag. Diese Stelle hier

Achtung, Achtung! Hier spricht die Polizei! Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen! Jedenfalls nichts, das einem den Feierabend verschönern könnte.

fand ich besonders gut.

Warum nur, warum- wird die einzigste Sendung die ich noch (zudem täglich) im Fernsehen schaute nun auch noch scripted :evil:

Das kann doch nicht wahr sein…

Ich hab die 2. hälfte der Sendung auch gesehen. Das mit der Authentizität fand ich bei der Sendung eigentlich immer ganz gut. Manchmal wirkte es als ob “ein wenig nachgeholfen” wurde, aber nie so geskriptet wie das was ich heute gesehen habe. Echt tragisch so ein Verfall.

Da kann man echt ein Lied von singen, diese Kabel 1-Ordnungshüter und Schnüfflerdoku hat echt nichts mehr zu bieten als Reportagen über paragraphenreitende Korinthenkacker die eine Reklametafel monieren die einen halben Meter zu weit in der Fussgängerzone steht, Kuckuckskleber die ihren Opfern den letzten Stuhl unterm Arsch wegpfänden oder Kontrolettis von öffentlichen Verkehrsbetrieben, die sich derart aufspielen als ob sie am liebsten das SEK auf den Plan rufen würden um jemanden zu stellen der Black Ticket fährt. Oder die Häufchenstreife des Ordnungsamtes, die mit strengem Blick darauf achten das Waldis Würstchen auch brav aufgesammelt werden. Wenn man das dick aufgetragenen Intro mit dem in die Kamera gehaltenen Ordnungshüter-Siegel sieht, das auch der Vorspann einer Krimiserie sein könnte, fühlt man sich gleich doppelt verscheissert, wie uns Kabel 1 uns den schnöden Bullenalltag in noch piefigerer Version dokumentiert, als es sich das wahre Leben überhaupt trauen würde ! :ugly

Das beste war ja sowieso an der Stelle, an der der Lebensmittel-Kontrolleur den "Privat-"Kühlschrank aus vertrauen zum Besitzer nicht geöffnet hat. Obwohl jeder wusste, dass das Fleisch da drin sein muss :smiley:

Ach Ja, diese wahnsinnig “spannenden” Berichte über die Lebensmittelkontrollettis hab ich ja ganz vergessen.
Im übrigen glaub ich nicht so ganz das die Polizeidokus auf Kabel 1 total gescripted sind sondern das die absichtlich auf dicke Hose machen wenn die Kamera dabei ist um aller Welt zu zeigen was für ein toller Kostümfutzi man ist, aber ich lass mich auch gerne vom Gegenteil überzeugen ! :smt025

Guter Beitrag! Hatte heute durch Zufall auch diesen “Hack-Fall” gesehen und war wirklich verwundert wie dieser belanglose Mist von irgendeinem Programmdirektor für sendetauglich befunden werden konnte.
Ich fand die Sendung ja schon immer sehr blöd und insbesondere diese Off-Kommentare machten mich wahnsinnig aber wems gefällt…Nun aber ist das Format zerstört und K1 wird da sich wieder eine extrem kreative Ersatzlösung finden^^

Dann wäre auch nicht so ein blöder Logikfehler passiert, dass im Fleischwolf das Hackfleisch statt an der Lochscheibe am Einfüllstutzen klebt, wo die Kamera es besser einfangen kann.

:smt005 Herrlich! Nun glaub ich wirklich, dass Du in NRW wohnst. :ugly

…danke für deinen post Greggy :smt023

…aber mich würde nach wie vor interessieren, ob die gezeigten ‘polizisten’ in der neu-gescripteten version dieser schundserie nun echt sind, oder nicht. :smt017

…was haltet ihr davon? evtl. jemand mit ‘insiderwissen’?

Korrigiert mich wenn ich falsch liege, aber ich meine mich durchaus zu erinnern, dass Hackfleisch mehrmals durch den Wolf gedreht wird, bevor es in die Auslage kommt. Nicht, dass das die Bühnenbildner von K1 gewusst hätten … :wink:

War denn “Achtung Kontrolle” schon immer ein fake bzw. gescripted??
Ich meine mich zu erinnern, dass die Serie früher mal ganz unterhaltsam war, wo sie Auto- und Motoradfaher auf der Autobahn gejagt haben. Damals als die Gegenüberstellung mit den Polizisten nicht in einer Moralpredigt endete und die Raser auch ab und zu entkamen. (echtes Material vielleicht??)

sonst aber lesenswerter Beitrag, weiter so

bester Blogeintrag ever :lol:

Also, ich musste neulich herzhaft lachen, als die Politesse im Alleingang gegen die
Rosenverkaufs-Mafia stand und nichtmal daran gedacht hat, die Polizei zu rufen,
als sie vom „Retromafiosi“ angegriffen wurde. Das war übrigens meine erste und
letzte Folge dieses Schwachsinns. Mich hat sogar soviel Elan gepackt, dass
ich Kabel1 sogar einen Brief geschrieben habe, den ich hier veröffentliche:

[spoiler]Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich schaue nicht oft TV, ein Grund hierfür ist u.a. das fallende Niveau, aber eben habe
ich doch mal wieder eingeschaltet. Ich landete auf Ihrem Sender mit dem Format
„Achtung Kontrolle - Top Stories“ und war entsetzter, wie ich in meinem Leben kaum war.
Ich frage mich ehrlich ob Sie diesen Schund verbreiten müssen? Eine Politesse im Alleingang gegen die Mafia?
Dazu blödsinnige, dramatische Musik und Schauspieler mit der Leistung eines Haufen Kots?
Oder casten Sie bewusst Personen mit Sprachstörungen?

Welcher Redakteur zeigt sich für solch ein Format verantwortlich und welcher Programmchef
gibt im Ernst und in vollem Bewusstsein so eine, an den Haaren herbeigezogene, Sendung in Auftrag?

Sie als Medienunternehmen haben in diesem Land immernoch eine Vorbildfunktion, die Sie
offensichtlich vernachlässigen. Sie bilden die Leute nicht sondern tragen mit diesem degenerierten
Hirnmist dazu bei, dass unsere Gesellschaft immer weiter verdummt!

Ich frage mich allen Ernstes wo Sie ihre Meinungsumfragen gemacht haben, welche Ihnen
den festen Glauben schenken, irgendjemand möchte diesen Dreck sehen.
Im Behindertenwohnheim? 18-jährige Mütter mit 3 Kindern vor dem Arbeitsamt gefragt?

Ich bin für mehr Qualität im deutschen Fernsehen und kann Sie nur ermahnen, endlich mal
etwas zu senden, was weder etwas mit Boulevard-Klatsch, hirntoten und gestellten Stories
oder abgenudelten Klischees zu tun hat.

Nichtsdestotrotz mit freundlichen Grüßen,[/spoiler]

Ich habe sogar eine Antwort bekommen. Dort heisst es unter anderem:

Die Inhalte der erzählten Geschichten basieren auf wahren Begebenheiten, die mit Hilfe der echten Orndungshüter nacherzählt werden. Ein entsprechender Hinweis findet sich im Abspann

Exakt sollte der Titel dieser Serie wie folgt lauten: „Wahre Begebenheiten - ausgedacht von Kabel 1“

…wahrscheinlich wär ne ‘briefbombe’ produktiver als der brief gewesen :twisted:

…und mit ‘bombe’ mein ich: Notdurft + Script + Umschlag -> und ab dafür…

…s’is zumindest dem verlag von ‘Feuchtgebiete’ so zugestoßen :smt005 (nich das ich was gegen den habe oder so)

Alle Handlungsteile, die über ein gestelztes Vieraugengespräch und über den Fußweg latschende Fahnder hinausgehen, werden nicht gezeigt.

Also im Prinzip so wie bei Walulis, nur ohne Walulis? :smt023

Das Gehacktes am Einfüllstutzen klebt ist nicht besonderes
Zumindest bei und wurde damals für eine gleichmäßigere Farbe das Fleisch ab und an mehrfach durch gedreht und somit also kam auch Gehacktes an den Einfüllstutzen.