Kampfsport - MMA, Vale Tudo, Lita Luvre

Seit einigen Jahren nun hat das MMA (Mixed Martial Arts) das klassische Boxen in der Popularität hinter sich gelassen, sowohl in den USA als auch in Japan. Wer MMA nicht kennt, dem kann ich es ganz einfach erklären. Alles ist erlaubt, außer Kratzen, Beißen, in die Augen Stechen, Finger brechen ist erlaubt bei Lita Luvre bzw. Vale Tudo (portugiesisch: Alles gilt).

Beim MMA, was zur Zeit riesigen Rückenwind erfährt, kommen dazu noch die Verbote der Kopfstoßes und das “Volley-Nehmens” des gegenerischen Kopfes, wenn er am Boden liegt. Ferner ist das Schlagen mit dem Ellbogen im Hinterkopfbereich sowie Wirbelsäule nicht erlaubt.

Dieser neue Sport hat über dem Teich unglaublich viele Fans. In Deutschland hat sich eine Underground-Szene entwickelt, die aber rasant wächst. Noch finden Kämpfe in irgendwelchen verrauchten und zwielichtigen Etablisements statt, aber das dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis alles größer wird, und dieser Sport im Fernsehen übertragen wird. Und das wissen die Zuständigen ganz genau. Bevor es zur weiteren Diskussion geht, hier ein Paar Eindrücke vom stark reglementierten MMA in den USA und Japan.

[video]http://www.youtube.com/watch?v=9aMZcNRFRbQ&feature=related[/video]

Das ist ein fixer Kampf gewesen. Wer sich etwas mehr reinziehen will, der klicke auf das Video hier:

[video]http://www.youtube.com/watch?v=j4lQjrgcV_k&feature=related[/video]

Beide sind eher friedliche Kämpfe, die schnell vorbei gehen. Ein Kampf endet meistens durch einen Würgegriff oder ein Armhebel. Soweit nichts Dramatisches.

Wäre da nicht das Treten und schlagen auf dem Boden liegender Gegener. Genau das stört die Behörden gewaltig daran, Genehmigungen für größere Kämpfe zu erteilen. Interessanterweise verletzen sich weniger Leute beim MMA, als beim Fußball. MMA-Athleten argumentieren damit, dass ihnen (fast) der ganze Körper als Waffe dient und es keine LImitationen beim Kampf gibt. Es wäre eine Art Kampfsport-Schach. Technisch gehen haben sie Recht.

Die Frage, ob es soweit gehen darf, das Schlagen eines am Boden liegenden (und damit aber keineswegs (wehrlosen) Gegeners als Sport angesehen wird, stellt sich auch.

Auf Eure Meinungen bin ich gespannt.

Wäre da nicht das Treten und schlagen auf dem Boden liegender Gegener. Genau das stört die Behörden gewaltig daran, Genehmigungen für größere Kämpfe zu erteilen.

Mit welcher Begründung und unter welcher juristischen Stütze?

MMA-Athleten argumentieren damit, dass ihnen (fast) der ganze Körper als Waffe dient und es keine LImitationen beim Kampf gibt. Es wäre eine Art Kampfsport-Schach. Technisch gehen haben sie Recht.

Technisch gesehen in Bezug auf das Argument, dass es sich bei der Sportart um ‚Schach‘ handelt oder wie? Es wäre doch dumm von den Athleten zu behaupten, dass ihr ganzer Körper eine ‚Waffe‘ sei und es keine Regeln gibt, um damit ihre Sportart moralisch zu entlasten. Abgesehen davon sind beide Argumente fehl am Platz, da der Körper keine ‚Waffe‘ ist. Auch das fehlen von Regeln (hab ich dich richtig vertsanden?) ist nicht förderlich.

Die Frage, ob es soweit gehen darf, das Schlagen eines am Boden liegenden (und damit aber keineswegs (wehrlosen) Gegeners als Sport angesehen wird, stellt sich auch.

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. EIne Tätigkeit als Sportart zu definieren geschieht ja nicht anhand von Kriterien wie Brutalität oder dem Gewaltgrad. Bei vergelichbaren Sportarten ist es auch nicht unüblich einen am Boden liegenden nicht wehrlosen Gegener zu haben. Fraglich ist doch eher, ob dies von den Regeln so vorgesehen, üblich und vom EInverständnis der SPortler umfasst ist!

Dir muss dabei aber bewusst sein, dass die Anerkennung dieser Kämpfe als “Sport” dann auch gravierendere Folgen haben kann als einfach nur die Anerkennung. Beispielsweise dämliche Kinder, die dem nacheifern. Oder andere Möchtegernschläger, die sich so als Schläger sehen. Vereine, die so etwas anböten (und sag mir nichts, die Jungs schlagen sich da doch teilweise echt mehr als zusammen und ich hab schon längere Zeit Kickboxen gemacht, was ja noch harmlos ist o_O).
Natürlich kann ich verstehen, dass man auch Anerkennung dafür will, und ich denke, es ist ein durchaus respektabler Kampfsport. Nur die Wirkung an der Öffentlichkeit mag oftmals durchaus gravierender sein.
Und bin ich der einzige, der sich fragt, wann die nächsten Kreditinstitute in die Luft fliegen? :lol:

http://www.talkteria.de/forum/topic-76233.html

Ist halt eine neuheit, auf die die Politik erst regaieren muss. Wahrscheinlich genauso, wie bei den „Killergames“.

Technisch gesehen in Bezug auf das Argument, dass es sich bei der Sportart um ‚Schach‘ handelt oder wie?

Ja. Ihnen steht (fast) alles zur Verfügung und man kann den Kampf auf vielerei Arten beenden, in allen möglichen Positionen.

Das Problem ist doch, dass ich, auch durch diesen Link, keine richtigen Argumente gelesen habe. Weder dafür noch dagegen!?

Das einzige Argument, was ich in diesem Text als brauchbar herauslese, ist der Vergleich mit dem Boxkampf. Doch hier verkennt der Autor m. E., dass Boxen ein klares Regelwerk besitzt. So ist beim Boxen das draufschlagen auf einen am Boden liegenden Gegner untersagt. Auch bestimmte Trefferzonen sind beim Boxen tabu. Limitiert wird dies mit einem Ringrichter im Ring und Kamofrichter außerhalb.
Dein Sport besitzt all dies nicht. Da gibt es kein so festes Regelwerk, weshalb Boxen wohl auch anerkennter und als sauberer gegenüber Sportarten ohne ‘Limitationen’ empfunden wird.

Und das Küchenmesser-Argument ist ja wohl völlig für die Hose :roll:

Summa Sumarum: ICh sehe keine wirklichen Argumente für diese Sportart.

@level

Praktizierst du diese Sportart selbst?

Bitte schaut euch diesen Beitrag an: http://www.youtube.com/watch?v=6-ypQmqK9fo

Ich glaube es ist klar worauf ich hinaus will.

Bei den ersten Video sieht man wie einer in abwehrhaltung komplett unfähig ist weiterzukämpfen weil der andere wie ein irrer auf ihm eindrischt!

Beim zweiten Clip sehe Ich wie die zwei Ihn Kampfhaltung gehen und der eine unerwartet mit dem Ellbogen niederschlägt. Es ist sehr schwer auf die Fäuste des gegners zu achten um auszuweichen…von den Ellbogenkicks und tritte mal ganz abgesehen.

Ich seh teils Leute die sich in Rage Prügeln, wo kaum eine Technik zu erkennen ist.
Das ist kein Sport, sondern eine Prügellei.

Bitte schaut euch diesen Beitrag an: http://www.youtube.com/watch?v=6-ypQmqK9fo

Ich glaube es ist klar worauf ich hinaus will.

Ich finde das nun nicht besonders förderlich :roll:

Ich seh teils Leute die sich in Rage Prügeln, wo kaum eine Technik zu erkennen ist.
Das ist kein Sport, sondern eine Prügellei.

Das ist wohl in den Augen von Laien so gut wie jeder Kampfsport. Objektiv betrachtet wäre demnach auch die Formel 1 auch kein Sport, weil dort Menschen in Blechkisten mit rasender Geschwindigkeit halsbrecherisch aneinander vorbei düsen und ihr Leben für wenige Sekunden aufs Spiel setzen :wink:
Wichtig sind doch die Argumente, weshalb dieser Sport gefährlich bzw. nicht gefährlich sein soll. Doch davon hab ich bisher nicht viel gelesen.

Ich seh teils Leute die sich in Rage Prügeln, wo kaum eine Technik zu erkennen ist.

Dann beschäftige dich noch einmal mit dem Thema. Lies doch z.B. mal in Kampfkunst-Foren nach, was erfahrenere Leute zu dem Thema sagen.
Dann wirst du vielleicht merken, dass unter Stress-Bedingungen jegliche Ästhetik verloren geht und man (= der Laie) den Kampfkünstler/-sportler nicht mehr vom besoffenen Hooligan unterscheiden kann.
Der Laie würde das europ. Ringen wohl auch als schwule Fummelei abtun. Homophob wie einige sind, schreien sie dann bestimmt auch nach Verboten.

Wie ich hörte gab es diese Debatte übrigens schon früher, nur mit dem Boxen. Stimmt das?

Eine Frage noch:

von den Ellbogenkicks und tritte mal ganz abgesehen.

Was sind „Ellbogenkicks“/Ellenbogentritte? :smt017

Bin auch MMA-Fan. Das mit dem wehrlosen Gegner am Boden ist mitnichten so. Nur Laien denken dass weil sie nicht wissen dass man beim MMA alles andere als wehrlos am Boden ist.

Die Unified MMA Rules die z.B. bei der bekanntesten MMA-Promotion, der UFC, angewendet werden sehen vor dass der Kampf beendet wird sobald sich jemand nicht mehr aktiv und intelligent verteidigt, also z.B. nur noch die Arme vors Gesicht hält bei Schlägen.

Das ist imo eine gute Definition und wenn man dazu noch gute Schiedsrichter hat dann ist alles in Ordnung. Übrigens sind die Schiedsrichter beim MMA top ausgebildet, sie werden von den Athletic Commissions gestellt. Bei allen UFC Events stehen Krankenwagen bereit und es sind mehrere Ärzte da die z.B. Platzwunden oder andere Blutungen prüfen wie auch beim Boxen.

Zu allen die sagen das sei eine Prügelei kann ich nur sagen, diese Leute haben kein Ahnung von den einzelnen Kampfsportarten und anscheinend auch nicht davon dass alle MMA-Fighter sehr gut trainiert sind in mindestens zwei Disziplinen, manche in allen. Zahlreiche bekannte MMA-Fighter sind vorher in ihrer Paradedisziplin sehr erfolgreich gewesen. Es gibt ehemalige Ringer mit Olympia-Erfahrung, Boxer, Kickboxer, Muay Thai Boxer, Brazilian Jiu Jitsu Champions etc.

Eigentlich kombiniert es ja nur akzeptierte Kampfsportarten. Es ist Heuchelei wenn man eine Aktion in einem Rahmen erlaubt und in einem anderen verbietet.

Bei den akzeptierten und honorierten Kampfsportarten gibt es die selben Dinge und schlimmeres: Beim Judo gibt es Würgetechniken, beim Jiujutzu Hebelwürfe, beim Karate Ellenbogenschläge etc. Das der Kampf auf dem Boden weiter geht ist auch keine Erfindung des MMA.

Dem muss ich allerdings Recht geben - Kampfsport ist oftmals so konzipiert, dass man mit dem Gegner eine Art Stellungsspiel macht. Wenn der Zuschauer denkt „Scheiße, das hat gerade aber wehgetan“, dann kann das oft nur ein kleiner defensiver Akt gewesen sein - der zwar immer noch schmerzt (zumindest war es oft bei mir so), aber nicht wirklich schlimm ist. Man kann oftmals ein paar kleine Schläge (der Gegner wird sich seltenst dazu verleiten lassen, stark offensiv vorzugehen, auch wenn es so aussieht) einstecken, um dann zu kontern und selbst dem Gegner eine zu verpassen, die ihn vielleicht auf die Bretter bringt. Ein oder zwei Bauern opfern, um den König zu schlagen. Eine gewisse Parallele zu Schach ist also durchaus da.
Und wie ein Vorposter schon sagte: Bei diesem Sport ist man durchaus alles andere als wehrlos, wenn man auf dem Boden liegt. Wenn man wehrlos ist, kann es aber gut passieren, dass man auf dem Boden landet. Nicht verwechseln :wink:

Kampfsportarten sind oftmals für den Laien nicht so einsichtlich, wie für den Sportler selbst. Das war mein Problem, wie oben genannt. Damit stehe ich jedoch nicht nur MMA gegenüber, sondern auch Boxen. (Ja, ich find den Sport hirnrissig. Ich WAR Kickboxer, hab es aber aus diesem Grund dann aufgegeben.) Es ist durchaus ein respektabler Kampfsport.

@level

Praktizierst du diese Sportart selbst?

Ich bin Kickboxer. Und ich finde meinen Sport mittlerweile sehr lahm, da man sich wirklich nur stupide prügeln kann. MMA fasziniert mich, weil ich dort auch Griffe lernen kann, wie im Judo.

Außerdem will ich die kleinen Handschuhe. Die großen Boxhandschuhe, die wir haben, gehen mir auf den Senkel. Damit kann ja alles blocken.

Zunächst einmal finde ich den Anfangspost irreführend. Es ist keineswegs “alles erlaubt” Das mag für Vale Tudo und ähnliches gelten, MMA aber ist aktuell eine stark reglementierte Sportart, die auf unter anderem auf Vale Tudo basiert.

MMA war z.B. in den Anfängen der UFC anfang der 90er wirklich noch relativ unprofessionell. Seit Einführung der Unified Rules of MMA wurde der Sport aber professionell und stark reglementiert. Es wurden Gewichtsklassen eingeführt und eine Liste von Fouls, die aktuell 31 Punkte umfasst. Darunter logische Dinge wie Kopfstöße, Angreifen der Augen, Tiefschläge, Werfen eines Gegners auf Kopf oder Nacken, Schläge auf den Hinterkopf/Wirbelsäule, Tritte auf den Kopf eines am Boden liegendern Gegners, und und und [Liste der Fouls]
Kämpfe müssen von einer unabhängigen Kommission sanktioniert werden, Kämpfer vorher umfassende Gesundheitschecks über sich ergehen lassen um für einen Kampf die Freigabe zu erhalten. Nach einem Kampf werden diese für einen gewissen Zeitraum gesperrt, damit sie eventuelle Verletzungen auskurieren können… kennt man ja so auch von anderen Kampfsportarten.

MMA- und gerade UFC-Veranstaltungen sind heutzutage also sehr professionell. John McCain, der MMA einmal als “Human Cockfighting” bezeichnete hat diese Aussage mittlerweile auch zurückgenommen.

Natürlich sieht es für den Laien wirklich brutal aus, wenn auf einem am Boden liegenden Gegner geschlagen wird. Dieser ist aber auf die Situation vorbereitet und kann sich verteidigen, ja sogar vom Rücken aus attackieren. Zudem ist die Schlagwirkung am Boden bei weitem nicht so hoch wie im Stand beim Boxen, weil allein die Schlagdistanz bei weitem nicht so hoch ist.

Die Diskussion in den Medien und das Verbot des BLM ist einfach ein Problem einer neuen Sportart, die für Laien aussieht wie eine Straßenschlägerei. Das wird den Siegeszug des MMA meiner Meinung nach höchstens verzögern und nicht verhindern. In den USA ist die UFC mittlerweile größer als das Boxen, weil da dem Zuschauer keine “Tomato cans” vorgesetzt werden sondern spannende Kämpfe mit gleichstarken Kontrahenten, die sich Fair und sportlich messen.