Ich werde aus Zeitgründen nur auf die ersten Posts eingehen können.
Wall of Text incoming:
[post=418125]@Nakkinak[/post]
Und machen wir uns nichts vor, meistens bleibt asoziales Verhalten im Internet ohne Konsequenz.
Das ist tatsächlich so. Oft wird es sogar noch bejubelt.
Früher glaubte ich, es seien oft sechzehnjährige Jungen, die einfach nur zu doof sind.
Mittlerweile glaube ich, dass auf den vielen Chans überwiegend Erwachsene unterwegs sind, die einfach zu doof sind.
Endlich hat der Mensch ein Ventil gefunden seine Wut abzulassen. Das ist ein menschliches Problem, kein Problem einer Internetpubertät.
Warum ich den Begriff wählte, erkläre ich weiter unten.
In Foren wie 4chan mit laxer Moderation schlägt sowas ja richtig durch
Man könnte daraus ein Politicum machen und anhand dieses Beispiels begründen, warum Anarchie nicht zum Weltfrieden führt.
(Die Schwachstellen dieses Arguments sind mir bewusst)
[post=418131]@menag[/post]
Zunächst zu der dort verlinkten „Entschuldigung“. Sie ist natürlich keine wirkliche Entschuldigung. Er hätte sich niemals entschuldigt, wenn es nicht so hohe Wellen geschlagen hätte. Das gibt er auch ganz offen zu.
Trotz des Shitstorms, trotz der Ablehnung und trotz aller Gegenstimmen hat er nicht begriffen, was falsch lief.
Er sollte in seinem Bereich ein Berufsverbot bekommen. Meine Meinung.
Ich finde die Unterscheidung deshalb wichtig, weil ich denke, dass bei kompletter Anonymität Konflikte im allgemeinen keine direkte Auswirkung auf das Leben außerhalb dieser Community haben.
Das klingt erstmal plausibel. Dennoch glaube ich, dass das nicht so einfach ist.
Es liegt mMn eher an der Identifikation mit deinem Alter Ego, welches du dir aufbaust.
Menag und DeeperSight in diesem Forum sind zwei Erscheinungen, die nichts über die wirklichen Menschen dahinter verraten. Aber die Identifikation ist wohl sehr stark, da man sich hier eine gewisse Reputation aufgebaut hat. Auch gehen einem die Assoziationen, die andere mit dem Usernamen verbinden, nicht gänzlich am Hinterteil vorbei.
Dispute auf Foren, die überwiegend von absolut anonymen Teilnehmern ausgefochten werden, werden mal stark, mal weniger stark moderiert. (Hier findet das in einer übersteigerten Form statt. Eines der wenigen Foren, wo direkt eingegriffen wird.)
Je nachdem wie lange man mit seinem Namen in seinem Stammforum unterwegs ist, ist einem der positive Ruf dessen sehr wichtig. Verliert man hingegen die Gunst der Community, hat man ähnliche Desintegrationsgefühle, wie beim Verlust eines Freundeskreises.
Anderes Beispiel: Wenn sich Sarah entscheidet sich mit Bienchen78 hier anzumelden und jemand sie aufs Übelste ohne Grund beschimpft, wird sie das nicht weniger hart treffen, als die Beleidigung eines Fremden im Supermarkt
Auch auf den Chans erarbeitet man sich einen Ruf und wenn man vom Ausgrenzer zum Ausgegrenzten wird, dürfte das auch diese Menschen hart treffen, da mit einem neuen Nick all die Privilegien und der Respekt verloren geht, den man sich vorher erarbeitet hatte. Das ist selbst dann ein Verlust, wenn objektiv nichts mehr davon übrig blieb gen Ende.
Das heißt wenn ich hier irgendeinen Streit habe oder gemobbt werde, so würde davon keiner erfahren der direkt mit mir was zu tun hat, tatsächlich würden es die anderen Teilnehmer nichtmal erfahren, wenn ich diesen auf der Straße begegne.
Und du hättest eine Moderation, die dir hilft.
Dennoch, selbst wenn nicht: Du bist hier mittlerweile integriert und ich glaube, dass integrative Räume im Netz mittlerweile genauso wichtig für die Selbstwahrnehmung sind, wie der öffentliche analoge Raum, in dem wir uns bewegen.
Wärend die Anonymen asozial und unsympatisch sein dürfen wie sie wollen, werden diese selbiges dem in der Öffentlichkeit befindlichen direkt vorwerfen, sollte er sich in dieser Weise äußern. Das ist eigentlich auch der ganze „Witz“ am Drachenlord.
Sofern ein solches Gefälle besteht, solltest du recht behalten. Rainer hat sich an strengere Regeln zu halten, wie z.B. Erdbeerchen und das wird ihm sogar noch bösartig ausgelegt. Erdbeerchen ist feige, Rainer nicht. Aber in der Wahrnehmung ist er Opfer und das Opfer ist immer schuld und jetzt lachen wir mal alle.
Aber so ist es nicht gelaufen. Die Ausgrenzer wurden zu den Ausgegrenzten und haben einige Räume ihres digitalen Lebens verloren. Facebook-Pages, YouTube-Kanäle etc. pp. Wenn man mal kurz darüber nachdenkt, was da alles über Bord ging, dann merkt man, dass die Anonymität einen nicht schützen kann. Erstens wird man demaskiert ohne zu wissen, wie es passieren konnte. Zweitens scheinen selbst innerhalb des Kreises der Asozialen bestimmte Regeln zu herrschen, welche die Asozialen nicht einmal selbst überblicken können.
Erdbeerchen hatte innerhalb ihrer Anonymität nichts zu verlieren. Dorian (?) hingegen schon. Er war bekannt unter diesem Pseudonym und hatte schon Reputation. Das alles hat er nun verloren und ich glaube, dass ihm das mehr zusetzt, als er vielleicht zugeben will. Selbst, wenn er seine Anonymität behalten hätte, wäre das so.
[post=418134]@Kirin[/post]
Du hast das richtig erkannt, im Internet glauben die meisten Menschen, eine Art Maske aufzuhaben. Das ist insofern absurd, als dass sie die dümmsten, ekelhaftesten, menschenverachtendsten und vor allem illegalsten Statements unter ihrem Klarnamen und mit einem Profilfoto verfassen.
Auch ein sehr gutes Argument dafür, warum die Anonymität im Netz gar kein so großes Ding ist.
Es ist zwar ein gewisser Schutz, aber er ist nicht ausschlaggebend.
Ich glaube, dass dieser Schutz rein psychologisch nur dafür dient, die Schüchternheit bei Neuanmeldungen zu überwinden.
Es ist eben immer noch etwas anderes im analogen Leben auf neue Menschen zuzugehen, weil man ja auch optisch präsent ist.
Sowie aber eine Integration stattfindet, sollte dieser Schutz rein emotional redundant geworden sein.
Und wie du schreibst, schaffen es Menschen sich selbst mit Klarnamen und Foto im Netz noch sicher genug zu fühlen.
Also muss das eine immanente Eigenschaft des Netzes sein. Man fühlt sich sicher, weil man eben im Netz ist und nicht auf der Straße. Egal, ob man Lord oder Rainer genannt wird.
Die digitale Welt wird von der Analogen abstrahiert, den meisten Menschen scheint es nicht klar zu sein, dass beide schon lange miteinander verschmolzen sind.
Genau das.
Man darf aber nicht vergessen, dass kollektives Mobbing auch schon lange vorher existiert hat - im Falle vom DL potenziert sich das ganze nur in unglaubliche Dimensionen, weil sogar ich hier aus Österreich mitmachen kann, wenn irgendein hessischer (?) YouTuber fertiggemacht wird.
Ich weiß gar nicht, ob es so wichtig ist, dass die Zuschauer so zahlreich sind. Ab einer gewissen Anzahl wird es sowieso zu abstrakt. Dann gibt es nur noch „jeder lacht mich“ und nicht „2042 Menschen haben mich weinen sehen“. Dieses Gefühl bekommt man schon, wenn über 50 Leute sehen, dass man bloßgestellt wird. Es kippt also recht schnell zu „alle wissen es“.
Mobbing innerhalb der Schule dürfte also nicht weniger schlimm sein, als Mobbing im Netz.
Was natürlich Mobbing im Netz so schlimm macht, ist, dass man in beiden Welten eine Identität bildet.
Wenn man im Analogen ausgegrenzt wird, kann man im Digitalen erfolgreich sein.
Bekommt man beides genommen, so ist man verdammt.
Außerdem ist die Desintegration auf Facebook und YouTube vielleicht sogar noch schlimmer, als Mobbing nur innerhalb eines analogen Settings. Die eigene Klasse hat nur man selbst. Facebook hat aber jeder. Wenn man auf Facebook gemobbt wird, so wird man aus der vielleicht wichtigsten Plattform für Selbstdarstellung ausgegrenzt. Ich glaube, dass sich viele Menschen schon mehr mit ihrer Facebook-Identität identifizieren, als mit ihrer analogen Identität in Schule/Beruf/etc.
Der Verlust dieses Raumes ist durchaus in der Lage eine Identitätskrise auszulösen, die sich gewaschen hat.
Vielleicht wäre es mal interessant zu wissen, wie stark sich die Selbstwahrnehmung von Analog zu Digital verschiebt.
Wie wichtig ist uns unsere digitale Identität im Gegensatz zur Analogen?
Ein Unterschied wird rein psychologisch schon noch gemacht, obwohl es de facto verschmolzen ist.
denn wenn du tausende Hater im ganzen deutschsprachigen Raum hast, ist die Chance hoch, dass einer von ihnen gestört genug ist, um bei dir einzubrechen oder deine Schwester fertig zu machen.
Ich glaube viele machen sich gar nicht bewusst, wie gefährlich das sein kann.
Die Chance, dass ein Mensch mit irgendeiner psychologischen Störung dich als Blitzableiter missbraucht, ist sehr hoch, weil, wie du schreibst, die Reichweite unbegrenzt ist. Auch ist es interessant gegen Menschen zu gehen, die von vielen gekannt werden. Das gibt dem eigenen Handeln Relevanz. Sehr bedenklich…
Gleichzeitig ist auch die Motivation für die Täter viel höher, da sie sich durch immer brutalere Aktionen unsterblich machen können - wenigstens bis nächsten Dienstag.
Das hast du gut gesagt. 
Ja. Hass ist viel einfacher als Zuneigung.
Hassen kann man auch, ohne sich zuvor etwas mit einem Menschen aufgebaut zu haben.
Man kann als einzelne Entität zu 100% funktionieren, selbst dann, wenn man isoliert vom Hassobjekt steht.
Hass ist also der Weg der Versager. Die drei Mobber sind solche Versager.
Die Chance, dass ihnen ihre Aktion Fame bringt, war ja gar nicht so gering.
Es ist mir noch nicht so ganz klar, warum die Stimmung kippte.
Denn all die anderen Chan-Versager richteten sich ja gegen sie.
Das war anhand dieser Communities überhaupt nicht zu erwarten.
Skafdir bekommt seine Extrawurst…:ugly
[post=418196]@Skafdir[/post]
Wenn der Fall A zutrifft, dann scheint tatsächlich das Internet irgendeinen Faktor zu haben der Cyber-Mobbing stützt. Es liegt nahe dabei anzunehmen, dass es die Anonymität ist.
Wenn der Fall B zutrifft, dann ist es einfach so das diejenigen die mobben Arschlöcher sind, egal ob mit oder ohne Internet. In dem Moment schützt die Anonymität die Opfer, weil sich das Mobbing nicht zwingend auf das „Offline-Leben“ übertragen lässt.
Ich glaube, es gibt eine Art C, C1.1, C1.1.1, C1.1.2 etc… and so on.
Wie bekomme ich meine wirren Gedanken jetzt strukturiert…hmm…
Wenn jemand das Internet betritt, dann geht er indifferent in einen nicht-realen Raum. Zumindest scheint es ihm so.
Es ist eine Art Spiel, das er jederzeit verlassen kann.
Dazu sollte man sich das analoge Setting anschauen.
Ein Mensch sitzt physisch in einem Raum und zwar alleine. Dennoch sind Millionen Menschen mit ihm anwesend.
Das ist ein paradoxer Zustand mit mehreren Wahrheiten. Er muss sich jetzt für eine Wahrheit entscheiden.
Die Welt, in der ich mir in den Arm kneifen kann ist wahr. Die Welt, die zweidimensional auf meinem Bildschirm erscheint, ist nicht wahr oder bedingt wahr. Aber eben nicht so wahr, wie die Welt, in der jetzt mein Arm weh tut.
Dadurch, dass die Menschen, die mir begegnen, nur bedingt wahr sind, sind sie auch nur bedingt Menschen.
Sie sind eine Mischung aus Vorstellung, Mysterium und Gesichtslosigkeit. Das einzige, was mich sie als eigenständige Individuen erkennen lässt, ist, dass ich sie nicht steuere, sondern dass sie unabhängig von mir agieren. Aber sie sind eben nur bedingte Wahrheiten.
Der Raum, in dem ich mich bewege, ist ebenfalls nur bedingt wahr. Er ist zweidimensional, hat also keine Tiefe. Mein Bildschirm ist flach. Es ist nur eine Darstellung aus einer Zusammensetzung aus 1 und 0. An und Aus.
Aber es ist nicht organisch. Aber ich abstrahiere viel von meinem Frust, Hoffnung, Abenteuerlust etc. in diesen Raum hinein.
Und ich gehe davon aus, dass die anderen Fastmenschen das genauso wahrnehmen.
Wenn ich in diesem Fastraum einen Fastmenschen beleidige, hat dieser doch jederzeit die Möglichkeit, zurück in die Wahrheit zu gehen, wo er Mensch unter Menschen ist. Aber eingeschränkte Menschen haben eben keine uneingeschränkten Rechte.
Erstens, weil ich mit abstrakten Wesen nicht empathisch bin (Peter Pan ist ja auch nur eine Vorstellung) und zweitens, weil niemand den Typen zwingt, vor seinem Rechner/Laptop zu sitzen. „Dann soll er halt den Kasten ausmachen und seine Mama besuchen, wenn er keinen Spaß versteht und flennt.“
Ich glaube, dass diese Wahrnehmung der eigentliche Grund dafür ist, warum Menschen im Netz so drauf sind.
Man beleidigt ja keine Menschen. Das sind ja nur Projektionsflächen. Lösch sie einfach und mach dir eine neue.
Nur so funktioniert das nicht.
Wenn Klassenkameraden einen anderen Online mobben, dann ist das nicht wirklich „Cyber-Mobbing“ sondern lediglich eine Fortsetzung des Mobbings in der Freizeit. Die im Prinzip noch schlimmer ist, weil sie dafür sorgen kann, dass Unbeteiligte sich auch eingeladen fühlen mitzumischen.
Ganz wichtiger Punkt. Das geht schon in die Richtung, die Kirin ansprach, nur hebt es das Problem auf ein neues Level.
Wenn die Akteure im Netz wie in der Schule dieselben sind, dann ist das psyschich absolut verheerend.
Man hat die Mobber nicht nur den ganzen Tag in der Schule (eine Zwangsveranstaltung) um sich… nein… man nimmt sie mit ins Kinderzimmer. Und wie Kinder nunmal sind, ist ein williges Opfer gerade gut genug um die Zeit totzuschlagen. Das Opfer hat keine Pause mehr und erlebt die Art von Desintegration, wie ich sie in meinem ersten Post beschrieb. Die totale Verdammung aus der analogen wie digitalen Welt. Ganz schlimm, so was.
Wenn die Leute nur online „mutig“ genug dazu sind. Dann reicht es vermutlich, wenn man sie heimlich still und leise auf eine mögliche Enttarnung hinweist und sie werden den Schwanz einziehen.
[Mit dem Problem das die Enttarnung eine Form von Mobbing wäre… auf die andere dann entsprechend reagieren könnten und dann befinden wir uns in einer Mobbingspirale, weil plötzlich jeder nur noch aus "Selbstverteidigung mobbt.]
Das ist ja unglaublich schwierig in den Griff zu bekommen. Da ja jeder im Internet frei ist, seinen Senf dazu zu geben, ist es in dem Moment, wo dem Mobber klar wird eine Grenze übertreten zu haben, zu spät und die Dynamik nicht mehr zu bremsen.
Aber völlig richtig. Das ist eine Spirale die vollkommen willkürlich stoppt und kaum zu kontrollieren ist.
Also erstmal ganz klar zu dieser Frage: „Zurückschlagen“ oder in irgendeiner Form Recht und Gesetz selbst in die Hand nehmen ist keine Option.
Ich kann nicht sagen das mein Raubüberfall legitim war, weil ich ja nur einen Räuber überfallen habe.
Deshalb war auch das Verhalten derjenigen die dem Drachenlord geholfen haben leider grundsätzlich falsch, weil es nicht besser war, im Prinzip hätten sie irgendwie offizielle Stellen einschalten müssen.
Ich bin ein ganz großer Feind von Selbstjustiz. Aber ich möchte hier mal den Advocatus Diaboli spielen:
Ja, es war falsch, was sie getan haben. Aber wenn die Community nicht so reagiert hätte, dann hätten diese Menschen niemals ihre Grenze gesehen oder verstanden, dass man ein solches Verhalten nicht akzeptiert. Mangels einer Moderation im Netz wäre die Aktion niemals abgestraft worden. So signalisiert man: „Ihr seid nicht sicher. Spaß haben ja. Mal übertreiben auch. Aber nicht in dieser Art und nicht mit uns!“
Das versendet sich auch an andere Menschen und jeder weiß, dass wenn du es übertreibst, die Leute dich schon finden werden und du besser auf der Hut sein solltest.
Ohne diese krasse Gegenwehr hätte die Netzgemeinde das Verhalten akzeptiert. Wo kein Recht gesprochen wird, muss man selbst ran. Da sonst alles aus den Fugen gerät.
(Das enspricht nicht meiner Meinung, aber ich will eine Kontroverse am Leben halten.)
Solange die Gesellschaft und vor allem der Gesetzgeber noch davon ausgehen, dass es eine „offline“ und eine „online“ Welt gibt, solange wird man kaum etwas gegen diese Probleme tun können.
Ich traf mich zuletzt mit einem Freund und wir sprachen darüber, wie Strafverfolgung im Netz aussehen sollte.
Wir kamen wenig verwunderlich sofort auf Totalüberwachung und NSA.
Das Ergebnis war, dass alles, was auch analog strafbar ist, im Netz verfolgt werden sollte. Durchaus sollte es Beamte geben, die durch das Netz surfen und bei Funden die IP-Adresse vom Webseitenbetreiber anfordern dürfen.
Wenn wir duch die Stadt laufen und uns Polizisten entgegenlaufen, dann ist das auch eine Überwachung des öffentlichen Raumes. Und jeder, der mal Abends in der Stadt unterwegs war, weiß, wie gut es ist, dass sie an bestimmten Punkten anwesend sind.
Wie seht ihr das?
Wir befinden uns nicht wirklich in einer „Pubertät“, wir befinden uns im „wilden Westen“.
Wir besiedeln hier einen Raum der noch nicht vollständig von Staatsgewalt durchdrungen ist.
Siehe dazu auch IceTwos Post. Je weniger reguliert wird desto mehr wird gemobbt…
Eine Feststellung die mich immer wieder zum weinen bringt… mein schönes Ideal der Anarchie scheitert am Menschen.
Hier zur Erklärung, warum Pubertät:
Das Bild funktioniert nur, wenn wir uns die Entwicklung linear vorstellen.
Erst sind wir neu, dann lernen wir damit umzugehen.
Erst sind wir Kind, dann entdecken wir uns und die Welt.
Das Internet ist nicht mehr neu, aber neu genug, um nicht als Festland zu gelten.
Wir probieren uns darin immer noch aus und sind immer noch fasziniert davon, Grenzen zu suchen.
Für mich ist das eine Pubertät und die ist auch immer Wilder Westen. 
Aber du hast recht damit, dass mangelnde Regulation das hässliche im Menschen offenbart.
Laissez faire mag ein schönes Ideal sein… aber das war es dann auch schon.
Und zu deinem Ideal vom Menschen: Du kleiner Philanthrop, du. :ugly
Ich hätte da noch den Konstruktivismus im Angebot. 
Die Selbstjustiz ist eine logische Konsequenz mangelnder staatlicher Durchsetzung.
Und damit kann man sich dummerweise auch die Aufstellung einer „Internetethik“ sparen.
Arschlöcher werden Arschlöcher sein und wenn man sie zehnmal auf eine Ethik hinweist.
Wer bereit wäre sich an eine solche Ethik zu halten wird es vermutlich auch ohne diese tun.
Das ist für mich ein wichtiger Hinweis.
Ja. Ethik wird dann obsolet, wenn es eine staatliche Regulation gibt.
Selbstregulation ist ein vages Konstrukt.
Und Ethik entwickelt sich aus dem Menschen heraus und kann nicht aufgestülpt werden.
Ich frage mich, ob man je eine Gesellschaft haben kann, in der eine Ethik so verankert ist, dass man keine Gesetze mehr braucht.
Die Antwort dürfte „nein“ lauten, da Ethik niemals normativ ist. Sie ist ein individueller Aushandlungsprozess.
Die wichtige Frage wäre also: Wie kann man es schaffen die derzeit noch notwendige Selbstjustiz so zu gestalten das man nicht auf die gleichen Mittel wie die Täter zurückgreifen muss?
Ich habe keine Ahnung… 
Mir geht es genauso und damit ist der Thread eigentlich schon schachmatt.
Denn dafür muss man den Boden der Ethik verlassen und hin zur viel dogmatischeren Moral gehen.
Um eine „gesittete“ Selbstjustiz etablieren zu können, bräuchten wir normative Regeln, die immer und für jeden gelten.
Das ist im Internet schier unmöglich, aufgrund der Wahrnehmung. Also das, was ich versucht habe mit Fastmenschen zu beschreiben. Selbst im analogen Leben werden diese Unterscheidungen gemacht.
Wir akzeptieren nicht jeden Menschen als gleichwertig. Können wir das überhaupt leisten?
Und vor allem wenn meine einzige Lösung „mehr Staat“ bedeutet, wie schafft man das ohne das die frei Meinungsäußerung im Internet zurückgeht?
Ich glaube, dass es darauf gar nicht so sehr ankommt. Was ist eine Meinungsäußerung wert, wenn sie zur Selbstjustiz animiert?
Natürlich hat man immer Angst vor Extremen. Ein reguliertes Internet würde für Empörung sorgen und man würde von Zensur sprechen. Aber wenn nur das zensiert wird, was ohnehin rechtswidrig ist, dann verlieren wir doch nichts, was wir zum Leben brauchen und gewinnen dafür aber Sicherheiten, die wir ganz bestimmt zum Überleben brauchen. Man macht sich fast schon verdächtig, wenn man Freiheiten gegen Sicherheiten eintauschen möchte. Das liegt vor allem an der NSA-Affäre, die es geschafft hat, dass Sicherheit eine negative Konnotation bekam. Nur glaube ich, dass die Dualität zwischen Sicherheit und Freiheit eine grundsätzliche ist und dass man einfach einsehen muss, dass nicht jede Form der Freiheit einen Wert darstellt.
Ich verkürze ab hier, weil mir langsam die Puste ausgeht. 
Alles, was ich jetzt nicht erwähne, erfährt meine Zustimmung.
Oder anders gesagt: Wenn die einzige Idee Cyber-Mobbing zu besiegen die ist, dass man Anonymität im Internet aufgeben muss, dann weiß ich nicht ob ich bereit wäre diesen Schritt zu gehen.
Soweit muss es ja nicht gehen. Man kann ruhig weiter anonym bleiben. Ich halte von einer Klarnamenpflicht übrigens überhaupt nichts. Zuletzt hörte ich davon, dass die Klarnamenpflicht in China nichts geändert hat. Man glaubte damit, staatliche Kritik eindämmen zu können. Der Effekt war praktisch bei Null.
Meine Idee ist, dass Beamte im Internet unterwegs sind und wenn sie auf etwas stoßen (ähnlich einer Patrouille in der Stadt) oder einen Hinweis bekommen, prüfen sie, ob der Fall strafrechtliche Relevanz darstellt. Erst dann fordern sie die nötigen Daten an, um die Person ausfindig machen zu können.
Nur Mobbing findet auch im kleinen Rahmen statt, was kann man dann machen?
Ich befürchte außer Moderation kann es keine Option geben, nur die sozialen Netzwerke moderieren nicht wie schon richtig angemerkt wurde.
Das ist eine sehr gute Frage! Diese Menschen, die keine Bühne in der Öffentlichkeit besitzen, sind praktisch schutzlos und vergessen.
Auch ich glaube, dass es auf jeder Seite Moderationen geben sollte. Früher war das übrigens mal so.
Erst mit Seiten, die abstrak hohe Nutzerzahlen haben, sparte man sich dies im großen Stil.
Nettiquette ist auch ein anarchronistischer Begriff. Davon singen heute höchstens noch die Veteranen.
Ich selbst habe keine Facebook-Account, ich kenne daher die Gruppendynamik dort nicht. Würde es unter Umständen helfen, wenn man auf Facebook „Cyber-Mobbing-Selbsthilfegruppen“ gründet? Oder würde das die Sache nur verschlimmern?
Weiß ich nicht. Ich hätte dabei die Angst, dass sich Menschen öffentlich der Lächerlichkeit preisgeben. Schwäche zu zeigen ist in unserer Gesellschaft und gerade im Netz immer wieder ein Garant für Spott und Häme.
Kann man soetwas auf „online“ übertragen?
Das ist eine gute Frage. Freundschaften kenne ich nur von Foren. Das war auch immer so etwas wie eine „Wahlfamilie“. Aber dort fand in meiner Wahrnehmung Mobbing so gut wie gar nicht statt. Wenn, dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit im PN-Kontakt.
Auf Facebook und YouTube dürfte so was gar nicht gehen. Es sei denn, man bildet Vereine. Also, man verknappt künstlich die wahrgenommene Userzahl und engagiert sich dort.
Vielleicht ist das echt praktikabel. Eine Art Gilde, die zueinander steht. Wenn einer gemobbt wird, mobilisiert sich die gesamte Vereinigung. Das gibt einem wenigstens nicht das Gefühl, vollkommen alleine dazustehen. Etwas mehr Solidarität ist im Netz zwingend nötig. Gerade für jene, die in der analogen Welt schon wenig Selbstwertgefühl haben.