Gast in Veto 84: Bob Blume - Thema: Das soziale Pflichtjahr

Die CDU hat auf ihrem Parteitag mehrheitlich beschlossen, dass ein verpflichtendes soziales Jahr eingeführt werden sollte - also für junge Menschen ein Jahr Pflichtdienst entweder in einer sozialen Einrichtung, in der Pflege oder in der Armee. Überwiegend stieß diese Forderung öffentlich auf Ablehnung.

Aber es gibt auch Befürworter dieser Idee - zum Beispiel der Lehrer und Blogger Bob Blume.

Er ist zu Gast in Veto. Das Interview mit ihm wird am Montag aufgezeichnet.

Was sind eure Fragen, Anmerkungen und Meinungen zu diesem Thema?

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Ja. Wieso denn er anderen Leuten etwas vorschreiben möchte. Man könnte auch einfach die furchtbaren Arbeitszeiten und schlechte Löhne beheben

Ich finde die Idee für die Generation Z sehr sinnvoll. Stets Maximalforderungen zu stellen wie bei FFF, dann aber wieder von jeder Nichtigkeit direkt „emotional betroffen“ zu sein lässt mich glauben, dass etwas mehr Bodenhaftung abseits von social media vielen sehr gut tun würde.

Bei dem sozialen Dienst finde ich es wichtig, dass keine regulären Tätigkeiten verdrängt oder kostengünstiger umgemodelt werden.

Da nicht das Erwerbsinteresse im Vordergrund stehen soll, sollten es Tätigkeiten sein, die andere Jobs entlasten bzw. einen ideelen oder rein gemeinwohlorientierten Fokus haben.

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Das ist also im Prinzip die Rückkehr zum alten verpflichtenden Zivildienst als Alternative zum Wehrdienst (nur eben für alle und nicht nur für Jungs).
Wird die Pflegedienste und andere soziale Einrichtungen freuen. Die leiden seit der Abkehr extrem unter Personalmangel.

Welche Möglichkeiten sieht er, um Menschen mit Beeinträchtigungen (beispielsweise Behinderte) ebenfalls in dieses soziale Pflichtjahr einzuspannen bzw. diese davon zu befreien?
Wie sieht eine angemessene Entlohnung für dieses Pflichtjahr aus?
Und zu Beginn sollte man sicher auch die Frage stellen, ob es ein Jahr sein muss oder ob 6 Monate auch genügen.

Was entgegnet er zudem dem häufig vorgebrachten Argument, dass insbesondere junge Menschen im Pflegewesen auf diese Art und Weise ausgenutzt wenn nicht sogar ausgebeutet werden?

Ich persönlich halte sehr viel von dieser Idee, allerdings habe ich auch 9 Monate Grundwehrdienst geleistet bzw. leisten müssen (ich habe mich ganz bewusst dafür und gegen den Zivildienst entschieden). Daher bin ich gespannt auf die Argumentation, auch wenn ich die Argumente der Gegner vollkommen nachvollziehen kann.

Ich habe da meine Meinung mittlerweile geändert. Als Ex-Zivi habe ich immer betont, wie toll die Erfahrung doch war, wie wichtig es ist, etwas anderes zu sehen als Schulbank, Uni und Beruf etc. Was für eine arrogante Sicht. 1. Gibt es durchaus viel Ehrenamt … in jeder Altersgruppe. 2. Welche Belastungen will man jungen Menschen eigentlich noch aufdrücken? Ist diese Generation nicht schon genug damit beschäftigt, das auszubaden, was die Älteren verkackt haben? Ich möchte ehrlich gesagt heute nicht mehr 20 sein. Wie wäre es, wenn man mal darüber nachdenkt, was man dieser Generation und den nachfolgenden geben kann, statt von ihnen zu fordern?

Wie wäre es, wenn der Staat sich z.B. nicht ein Alibi verschafft, um seiner Verantwortung im Bereich Pflegenotstand weiterhin nicht gerecht werden zu müssen nach dem Motto … „wir müssen eure Arbeitsbedingungen und eure Bezahlung nicht verbessern, wir liefern euch kostenlose Arbeitskräfte“. An solchen Vorschlägen zeigt sich immer wunderbar die Konzeptionslosigkeit der Politik, wenn ein weiteres Paket geschnürt wird, das die jüngeren Generationen zu tragen haben.

Ehrenamt fördern, Anreize für Freiwilligenarbeit, und zwar generationsübergreifend, schaffen … gerne. Pflicht? Nein!

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Wie dafür sorgen, dass die jungen Menschen nicht als billige Arbeitskräfte verbraucht werden? Wie dafür sorgen, dass die Arbeitsbereiche, in denen die jungen Menschen arbeiten, nicht für eine allgemeine Lohnsenkung sorgen? Wie dafür sorgen, dass im Zuge dessen noch weniger Menschen eine Arbeitsstelle in einem Bereich annehmen, in dem sowieso junge Hilfskräfte arbeiten? Entschuldigen Sie, aber: Was weiß ich? Das ist eine Aufgabe der politischen Verantwortlichen.

Das wird bestimmt ein sehr ergiebiges Gespräch…

Durch den aktuellen Personalmangel bleiben jetzt schon Azubis teilweise auf der Strecke. Wer soll dann noch zusätzlich die jungen Menschen im Pflichtdienst betreuen?

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Die Angst halte ich für unbegründet. Schließlich besteht immer noch ein Unterschied zwischen ungelernten „Zivis“ und ausgebildeten Fachkräften.
Erstere sind rein rechtlich schon nicht befugt in die Kernbereiche der Tätigkeiten vorzudringen, die ausgebildete Pflegekräfte bedienen.
Es geht eher um Zuarbeitung und Entlastung der Fachkräfte.

Und wenn Zivis früher zu einen Lohndumping geführt hätten, dann hätte es ja nach dem Aussetzen des Zivildienstes zu einer Aufwertung der verbliebenen Kräfte samt Gehalt kommen müssen. Das passierte aber nicht, es wurde einfach nur mehr Arbeit für weniger Personal bei gleichem Gehalt.

Das ändert aber nichts daran, dass das unqualifzierte Personal weiterhin nicht die Patienten pflegen kann. Dafür braucht es Menschen, die es wollen und können. Ich möchte nicht von einem Zivi gewaschen werden, wenn ich mich nicht wehren kann und er kein Bock darauf hat.

Eine weitere Frage: Hat der Grundwehrdienst nicht auch in Deutschland dazu geführt, dass wir eigentlich keine Startups hatten? Jeder wurde erst einmal zurückgestuft und musste seine Projekte aufgeben. Vermutlich sprudeln seit der Aussetzung des Grundwehrdienstes die Startups.

Was hält er von dem Vorschlag von Richard David Precht eines zweiten Pflichtjahrs für Rentner? Müsste man ja mit den gleichen Argumenten begründen können.

Und dann natürlich die offensichtliche Frage, was man mit völlig unmotivierten Null-Bock-Jugendlichen anfangen will, das ist ja dann mehr Kindergartenbetreuung, wenn die irgendwo unterkommen sollen als dass es irgendwie weiter bringt. Ist es nicht sinnvoller die Anreize zu verbessern, sowas freiwillig zu machen, damit man auch motivierte Personen hat?

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Gemäß Art. 12 Abs. 3 Grundgesetz ist Zwangsarbeit hier nicht zulässig. Möchte er diese Vorschrift aufheben oder warum glaubt er, dass ein soziales Pflichtjahr keine Zwangsarbeit ist.

also ökologisches Jahr auch möglich weiterhin?
Werden Auslandseinsätze z.B. Au pair auch anerkannt oder Einsätze für internationale Organisationen?
interessante Methode von früher sich der Bundeswehr zu entziehen: jahrelang sich am Wochenende für das THW verpflichten und Übungen mitmachen…soll es sowas auch geben?

effektiver nutzen: 0%
war selbst dort.

die berufsfeuerwehr muss dann das thw bezahlen. war interessant, aber nach vier jahren war ich weg.

ja gut dann gilt es ja für alle, wenn du es so erlebt hast?

Wieso sollte die Berufsfeuerwehr das THW bezahlen, wenn du es als Ersatzdienst leistest?

Nein, die Feuerwehr muss bezahlen, wenn die Berufsfeuerwehr das THW anfordert. Deshalb die Feuerwehr uns nie rief und die einzigen Einsätze waren, dass man das Dach von THW-Chefs Firma abdecken waren.

Würde ein Traumszenario bleiben. Nach Wegfall des Zivildienstes stoßen sich doch jetzt viele Pflegeeinrichtungen an den ganzen Leuten gesund, die eine Umschulung übers Amt machen.
Hier werden massenhaft Leute übers Jobcenter zum Betreuer umgeschult, die dann für paar Wochen im Heim arbeiten, aber freie Stellen sind meist nie da und wenn, dann darf der neue Betreuer direkt Pflegerarbeiten übernehmen.

Hab das im privaten Umfeld leider schon mehrfach erlebt, da geben sich die Praktikanten und Umschuler die Klinke in die Hand. Wäre bei so einem sozialem Jahr am Ende nicht anders.

Ich fande das soziale Pflichtjahr für junge Menschen erst auch ne gute Idee. Das Argument welches meine Meinung geändert hat wurde im Neuen Zwanziger Podcast von Wolfgang M Schmitt und Stefan Schulz aufgeworfen: Das Soziale Pflichtjahr soll ja junge Leute die sich vorher nicht für soziale Berufe wie Krankenpfleger interessiert haben, dazu bringen nachdem Jahr auch in dem Bereich zu bleiben. Bei den jetztigen katastrophalen Zuständen in dem Bereich, wäre das aber eher Antiwerbung und man würde Leute eher abschrecken nach dem sozialen Pflichtjahr in dem Bereich zu bleiben. Und würde quasi durch diese Maßnahme den Pflegenotstand noch verschärfen.

Ich finde aber die Idee von Richard David Precht mit dem Pflichtjahr nach der Rente ne gute Idee. Auch Stefan Schulz ist da auf der Linie von Precht. Wobei Precht ja für das Pflichtjahr für Junge Menschen und für Rentner ist. Schulz ist nur für das Pflichtjahr für Rentner