Free Rainer

Leider nicht mehr ganz so aktuell und dennoch ein extrem wichtiger Film, wenn es um die deutsche Medienlandschaft geht, ist “Free Rainer” von hans Weingartner(“Die Fetten Jahre sind vorbei”). Als ich nun vor einem halben Jahr auf diese bemerkenswerte Seite gelangt bin hab ich mich natürlich sofort an den Film erinnert. Für mich eines der besten, wenn nicht sogar das einzige Statement (in Kinoformat) im Bezug auf das deutsche Fernseh-Kulturgut(schlecht). hätte man den Film gesehen würden einem sofort auffallen, wie sehr “Fernseh-Kritik-TV” und “Free Rainer” von der selben Intention angetrieben werden…nämlich den dümmlichen, inhaltslosen, abzockenden, mainstreamorientierten, kriminellen, oberflächlichen, TV- Programmen die Stirn zu bieten…um letztenendes etwas für die Bildungskultur zu tun.

Nur kurz zum Inhalt: Der Film erzählt die Geschichte des Fernsehproduzenten Rainer der für einen großen Sender ein niveauloses aber quotenbringendes Format nach dem anderen aus dem hut zaubern muss, um erfolgreich zu bleiben. Nach einem Unfall sieht er sein Leben eben genauso kritisch wie das Fernsehen, das er produziert hat. Daraufhin sagt er den Sendern den Kampf an, indem er versucht die Quotenmessung hin zu wertvolleren Sendungen zu manipulieren.

Natürlicherweise hat sich kein einziger der größeren Sender dazu bereiterklärt den Film auszustrahlen oder zu bewerben (wen wunderts, wer würde die Kritik eines Senders auf eben diesem zeigen). Statt dessen hagelnde Kritik seitens privater Medienunternehmen (wen wunderts) Was für ein Boykott.
Der Film ist danach nahezu in Vergessenheit geraten…eine generelle Diskussion blieb aus oder wurde unterbunden und kleingehalten…wobei der Film ja sogar mit der schon utopisch anmutenden Fantasie spielt “was wäre wenn das Niveau des TV-Programms steigen würde, an das sich die Zuschauer schon so erschreckend gewöhnt haben…Quoten gerecht gemessen werden…und Menschen aus diesem flach-TV-konsum-Delirium aufwachen…sich auch sozial und kulturell gewisse Dinge ändern.” Niemand wird bestreiten das das Fernsehen ein zutiefst wichtiges, einflussnehmendes Medium ist…und somit auch die gesamte soziale Kultur beeinflusst. Meine ohnehin kritische Meinung zum TV hat der Film durch diese Themen um ein paar schritte erweitert…Freunde haben ihn gesehen und sehen nun das Fernsehen mit anderen Augen…oder schalten eben ab;)

Nur kritisch distanzierte Bürger haben die Chance die Medienwelt zu verändern. So sollte dieser Film, und sei es nur um Diskurs anzuregen, einem breiteren Publikum zugänglich sein.

Meine Frage wäre also: Könnte nicht auch Fernseh-Kritik-TV im eigenen Interesse diesen Film zur Sprache kommen lassen?..gerade ein Beitrag in “Pantoffel-Kino-TV” wär gut geeignet um auf den Film hinzuweisen. Sicher gibt es einige Fernsehkritikzuschauer, die den Film noch nicht gesehn haben. Natürlich muss der Film dann auch nicht jedem gefallen - Geschmacksache vorbehalten - aber die Diskussion über das deutsche Fernsehen könnte davon nur profitieren.
Ich glaube zumindest das es das Fernsehen über die Jahre geschafft hat, die Zuschauer an immer schlechteres Programm zu gewöhnen bzw. zu binden (Ein Ring sie zu…naja:D) Und vielleicht ist es manchmal auch nicht schwer einem Bekannten eine DvD zuzuschieben und zu sagen “schau dir den mal an…der ist gut”

Insofern auch an den Fernsehkritiker (der den Film sicherlich gesehen haben wird): In “Fernsehkritik-TV” wäre ein hinweis zu dem Film bestimmt nicht am falschen Platz;)

Interessieren würde mich auch was ihr über den Film denkt - ob ihr ihn kennt - usw., um hier ein Forumthema generell zu dem Film zu eröffnen.

Ich glaube das der Film so schnell in Vergessenheit geriet hat aber auch andere Gründe…er war sehr gut gemeint aber am Ende zu weit hergeholt. Ich konnte die Entwicklung im Film nur schwer nachvollziehen und er hat mich lange nicht so beeindruckt wie “Die fetten Jahre…” seinerzeit.

Vor allem die Botschaft, niveauvolles Fernsehen bestünde nur aus Dokus etc. (kommt bei den Straßenumfragen rum) störte mich wie auch die These, der Mensch an sich möchte ja eigentlich niveauvolleres Fernsehen schauen, tut es aber nur nicht, weil das Fernsehen ihm nur Dreck vorsetzt.
Ich finde diese These sehr blauäugig…die Wahrheit ist doch, BILD und Scripted Reality sind so erfolgreich weil der Mensch sich diese Form der Unterhaltung wünscht. Passt sehr gut zum oberflächlichen, vorurteilsbestimmtem Lebenswandel vieler Menschen heutzutage und ist meiner Meinung nach deswegen eher ein gesellschaftliches Problem als das eines Fernsehprogramms.

Der Film ist natürlich trotzdem sehenswert, wollte nur darauf hinweisen das ich nciht glaube dass das Fernsehen allein dran schuld ist, das man von diesem Film kaum noch redet. Und das der Hauptdarsteller heutzutage Werbung für Premiere macht halte ich für blanken Hohn. :?

Wurde bereits in Folge 7 thematisiert: http://www.fernsehkritik.tv/folge-7/1778/

Ich glaube das der Film so schnell in Vergessenheit geriet hat aber auch andere Gründe…er war sehr gut gemeint aber am Ende zu weit hergeholt. Ich konnte die Entwicklung im Film nur schwer nachvollziehen und er hat mich lange nicht so beeindruckt wie „Die fetten Jahre…“ seinerzeit.

Soweit stimme ich zu. Ich muss auch sagen, der Film war viel zu lang…

Okay, wurde wirklich in Folge 7 schon thematisiert:) peinlich peinlich…Wie gesagt, kenne Fernseh-kritik-TV noch nicht allzu lange und kannte die Folge deshalb noch nicht :stuck_out_tongue: Insofern hatte Fernseh-kritik-TV meiner Bitte ja schon Rechnung getragen :slight_smile:
Das Mr. Bleibtreu werbung für Premiere macht…uff…hm…muss nicht sein, aber bei Premiere geht es ja auch darum das man „freiwillig“ Fernsehn kauft bzw. für einzelne Filme die man sehen möchte direkt bezahlt…praktisch wie inner Videotheck. Das finde ich ein stück weit ehrlicher als das ganze andere Fernseh-Gedöns. Andererseits laufen dort meist auch nur hollywood-Blockbuster oder große Sport-Übertragungen…das Angebot ist also recht klein…und gleich Werbung dafür zu machen hilft dem Image des Films sicher auch nicht.
Naja…so hoffe ich das ich wenigstens mit diesem Beitrag „Free Rainer“ mal wieder in Erinnerung rufen kann und er sei dem ein oder andere Besucher hier ans herz gelegt, den es lohnt sich wirklich den Film gesehen zu haben;)
Der Film hat natürlich auch seine Schwachstellen, wenn er moralisch aufzeigt, dass nur Dokus und Bildungssendungen das Allheilmittel sind. Niveauvolle Unterhaltung muss zum Programm genauso dazugehören - „Columbo“ schaut sich auch niemand an um sich weiterzubilden, sondern um unterhalten zu werden. Nur „niveauvoll“ sollte sie schon sein. Sieht man dann die filmischen Beiträge wo jeder Goethe und Schiller liest…naja…ist im Kern auch nicht falsch, aber etwas überzogen, einseitig und naiv. Genau in diese Wunde des Films stechen dann natürlich eben die Kritiker denen die Botschaft ein Dorn im Auge ist, um von eben dieser abzulenken.
Ich denke auch das es ein gesellschafliches Problem ist, dass sie das ganze gebotene Zeug selbst haben will - eine ganz schreckliche Entwicklung, bei der aber das Fernsehen ganz tiefen-psychologische Ansätze verfolgt, um auf die Quoten zu kommen. Allein der hang Einiger dazu sich voyeuristisch für das privatleben anderer zu interessieren nutzen die TV-Macher systematisch aus. Beispiele gibts genug. Dann fragt man sich „Wer ist der Thor, er selbst oder der der ihn dazu macht“ - Beide.
Der Film hat aber doch recht wenn er sagt „Man muss die Menschen wachrütteln“.

Vor allem die Botschaft, niveauvolles Fernsehen bestünde nur aus Dokus etc. (kommt bei den Straßenumfragen rum) störte mich wie auch die These, der Mensch an sich möchte ja eigentlich niveauvolleres Fernsehen schauen, tut es aber nur nicht, weil das Fernsehen ihm nur Dreck vorsetzt.
Ich finde diese These sehr blauäugig…die Wahrheit ist doch, BILD und Scripted Reality sind so erfolgreich weil der Mensch sich diese Form der Unterhaltung wünscht. Passt sehr gut zum oberflächlichen, vorurteilsbestimmtem Lebenswandel vieler Menschen heutzutage und ist meiner Meinung nach deswegen eher ein gesellschaftliches Problem als das eines Fernsehprogramms.

Jo. Und wer hat maßgeblich dazu beigetragen, den Lebenswandel vieler Menschen heutzutage so oberflächlich und vorurteilsbestimmt zu machen? :wink:
Die „These“ des Films lautet nämlich ein wenig anders:
Die Menschen schauen diesen Dreck, weil sie daran gewöhnt wurden.
Wenn nur Scheisse gesendet wird, gewöhnen sich die Leute daran und wollen auch weiterhin Scheisse vorgesetzt bekommen.
Im Film ging es darum, die Leute statt dessen an anspruchsvolles Programm zu gewöhnen.

Cheerio!