Ich würde die Massenüberwachung nur teilweise als Verschwörungstheorie sehen, die sich als wahr herausgestellt hat. Dass die Kommunikation massenhaft überwacht wurde, war schon vor Snowden bekannt.
Die Existenz vom Überwachungsprogramm ECHELON gilt seit 2001 als gesichert. Viele Details wurden aber erst durch Snowden bekannt.
In den USA war die Existenz von Telefonüberwachung ohne Gerichtsbeschluss bekannt. Anlass für die Überwachung war der 11. September 2001:
Im Dezember 2011 veröffentlichte WikiLeaks unter dem Titel Spy Files eine Sammlung zahlreicher Dokumente von Unternehmen, die an Telekommunikationsüberwachung beteiligt sind. Viele der Dokumente waren vorher schon bekannt. Allerdings wurde, soweit ich weiß, in den Dokumenten nichts zur Massenüberwachung in westlichen Ländern beschrieben.
Die Versuche, die Vorratsdatenspeicherung in Deutschland einzuführen, waren immer öffentlich bekannt. Auch Vorratsdatenspeicherung ist Massenüberwachung, wenn auch von Metadaten. Seit 2006 wurden in der EU entsprechende Gesetze beschlossen. (Die EU-Vorratsdatenspeicherung ist natürlich kein US-Programm, zeigt aber die Bereitschaft, Überwachungstechnik aufzubauen.)
Richtig ist: Was Snowden öffentlich machte, war noch viel umfassender als das, was man erwartet hatte. Gänzlich unbekannt war die Massenüberwachung niemandem, der sich auch nur ein bisschen in Zeitungen informierte. Das unterscheidet das Thema von den meisten Verschwörungstheorien.
Richtig ist natürlich auch, dass es Theorien über Verschwörungen gibt, die wahr sind. Die Existenz von Verschwörungen sagt aber nicht aus, dass alle Verschwörungstheorien wahr sind. Jede einzelne Theorie muss bewiesen werden. Es liegt an denen, die an die Theorien glauben, die Verschwörungen zu beweisen. Die allermeisten “Beweise” sind allerdings keine, da sie auf Verdrehungen von Fakten beruhen. Wissenschaftliches Arbeiten wäre es, wenn Verschwörungstheoretiker versuchen würden, ihre eigenen Indizien zu widerlegen. Dass sie das nicht tun, erklärt ihren schlechten Ruf.