Folge 90 - Kurz kommentiert

Zum Thema Apps:

Ja es stimmt das viele Apps Rechte haben, bei denen man erstmals stutzig wird. Allerdings werde viele der Funktionen benötigt um die Funktion der App zu gewähren (wurde ja schon von Vorpostern erläutert). Allerdings sehe ich das Problem eher bei Google als bei den Apps. Eine App muss nunmal z.B. den Telefonstatus auslesen, damit es bei einem Anruf nicht zu Problemen kommen kann. Das Problem ist , dass der App damit auch automatisch ne gnaze Menge Rechte mehr gewährt werden, weil diese nunmal alle in dieser Rechtekategorie zusammen gefasst werden.
Da der Verkehr zusätzlich natürlich verschlüsselt ist, ist es schwer festzustellen welche Apps ihre Rechte nur wirklich für “normale” Funktionen nutzen und welche sie missbrauchen.
Man kann natürlich sich darüber ärgern, das Angry Birds zum Beispiel der ungefähren Standort bestimmt um Werbung zu schalten, aber die App ist nunmal kostenlos und verdient darüber nunmal Geld. Wem das nicht gefällt, der soll sich halt die Premiumversion kaufen und bleibt so von Werbnung verschont.
Man muss immer dran denken, dass diese ganzen Apss alle nicht kostenlos sind. Man bezahlt zwar kein Geld, aber man bekommt dafür halt Werbung geschaltet oder bezahlt mit eigenen Daten und diese wird numal personalisiert. Dieses Beispiel kann man auf die meisten Funktionen anwenden.
Als letztes muss man natürlich sagen, dass es auch Apss gibt, die wirklich nur Daten sammeln und eindeutig illegal sind. Deswegen sollte man immer vorsichtig sein, was man installiert und wem man bereit ist, was zu verraten.

Der Beitrag aus dem Fernsehen zu dem Thema ist trotz der berechtigten Bedenken einfach nur Müll, da hier Tatsachen durch Schnnitte absichtlich falsch dargestellt werden.

Plüschhasen fürs Klischee:
Ich fand es hier sehr sympathisch, dass Bruce die Sache noch retten wollte - er hat sich schützend vor den Kandidaten gestellt und das Ganze zwar etwas ins Lächerliche gezogen, dafür jedoch den Kandidaten vor der “verbalen Zerschmetterung” durch Bohlen geschützt. An sich bedarf es da keines weiteren Kommentares - Menschenwürde ade…

Beihilfe zum Lynchmord:
Schon als ich von der Verhaftung hörte, drehte sich mir alles um - wie in Gottes Namen kann man einen Minderjährigen, gegen den aufgrund von absolut zweifelhaften Indizien nur ganz knapp und weil die Polizei zu dämlich war, eine richtige Spur zu finden, überhaupt Haftbefehl er lassen wurde, derartig abführen?
Der Junge hätte unauffällig aus der Wohnung abgeholt werden können - ohne Handschellen. In einem Vorgespräch bei ihm zuhause hätte sich mit Sicherheit auch einiges klären lassen. Hier hat die Polizei bewusst gefährdet. Die Tatsache, dass Informationen über den Verdächtigen “durchgesickert” sind, ist ein klares Indiz dafür, dass der Polizei hier noch einiges blühen wird. Ich kann nur hoffen, dass der ehemals Tatverdächtige sich mit allen rechtlichen Mitteln zur Wehr setzt. Gegen einige, die zum Lynchen aufgerufen haben wurde übrigens bereits sehr schnell ebenfalls Haftbefehl erlassen - sodass diese wohl ihre Gerechte Strafe erfahren.
Und übrigens:
Selbst WENN der 17-jährige die Tat begangen hätte, berechtigt dies nicht zu derartigem Vorgehen - seine Zeit wäre dann mit der Verurteilung gekommen. Und erst damit hätte man ein Recht darauf, derartig über ihn zu urteilen.
Meiner Meinung nach stehen ihm ein paar Euros (oberer fünfstelliger Bereich) an Schmerzensgeld zu, von denen ein Teil von der zum Lynchen aufrufenden Bevölkerung gezahlt werden müsste.
An Stelle der Polizei hätte ich auch den ganzen Mob, der die “Herausgabe” des “Täters” (so hieß es in den Nachrichten) festgenommen und entsprechende Ermittlungsverfahren eingeleitet. Leider scheint die Polizei hier mal wieder nicht dazu in der Lage gewesen zu sein, für Recht und Ordnung zu sorgen.

Halbwahrheiten über Apps:
Was für ein Schwachsinn hier im Fernsehen gezeigt wurde - Holger hat absolut Recht mit dem was er (trotz mit Sicherheit fehlendem Sachverständis) sagt:
Die Schlussfolgerungen im Fernsehen sind Falsch.
Das Problem ist kein Geheimnis: Apps “dürfen” (Rechte) mehr als sie “müssen” (Zweck der App), andererseits KÖNNEN sie aber eben nur das, was sie müssen - das heisst: Eine App kann wohl in 99,999999% der Fälle NICHT auf das Telefonbuch zugreifen, obwohl die Rechte dafür existieren - weil dieses technisch nicht vorgesehen, also nicht einprogrammiert ist.
Um die Funktionsweise des Ganzen zu verstehen, sollte man sich mehr als nur “ein bisschen” mit der Materie - also der Programmierung von “Apps” für Mobilgeräte (zB mit Android oder iOS) beschäftigt haben.
Ein paar Beispiele dafür, warum bestimmte Features benötigt werden, wurden bereits genannt.
Viel interessanter finde ich jedoch:
Warum nutzt kein Mensch (mich und ein paar wenige mal ausgenommen) eine Rechteverwaltung für Android?
Es ist problemlos möglich, die Rechte jeder App zu beschränken - somit sind werbebehaftete Apps schnell frei von unnötig verursachtem Traffic, GPS frisst keinen unnötigen Strom und überhaupt bekommt man die Sicherheit, die man möchte. Da aber wohl die 3 Sekunden, um für eine App nach dem Setup die Berechtigungen zu beschränken zu viel sind, soll auch niemand über angeblich mangelnde Sicherheit auf Smartphones klagen!
Das ist ja, als wolle man sein Auto nicht abschließen und lässt den Schlüssel aus Bequemlichkeit stecken, wundert sich dann aber über den Diebstahl und schimpft über die Gesellschaft. Dieses Verhalten ist - in zwei Worten (eines reicht nicht) Lächerlich, Dämlich.

Fremdschämen mit der Tagesschau:
“Seriöse Personen des öffentlichen Geschehens” zeigen sich von ihrer wahren Seite =)

Aufstand der Bücher :
Kürzer als gedacht, aber wohl mit viel Mühe gemacht und nett anzusehen!

Hmmm… also den Vorwurf, dass der festgenommene Junge vom Fernsehen als Täter dargestellt wurde, kann ich nicht ganz nachvollziehen. In den gezeigten Beiträgen wurden doch stets von einem “Tatverdächtigen” bzw. “mutmaßlichem Täter” gesprochen, der den Mord begangen haben “soll”. Wo ist jetzt das Problem? In dieser Hinsicht waren die Medienberichte doch vollkommen in Ordnung.

In der Hinsicht schon.
Die Informationen über den Tatverdächtigen waren aber so ausführlich, dass Ortskundige ohne Probleme die Identität des Jugendlichen erraten konnten. Und das hat Holger (so habe ich es jedenfalls verstanden) angeprangert.
In einem Fall wurde ja sogar eine Karte mit dem exakten Wohnort eingeblendet.
Die exzessiven Aufnahmen des Hauses, sowohl Vorder- als auch Rückseite, sogar der Klingelschilder, waren für die eigentliche Information (“Ein Jugendlicher ist als Tatverdächtiger festgenommen worden”) auch in keiner Weise relevant.

In einigen Beiträgen sagte man ja auch, dass man sich ziemlich sicher sei, den gesuchten Täter gefunden zu haben. Für einen wütenden Mob reicht das, um als Tatsache zu gelten.

Plüschhasen fürs Klischee / Beihilfe zum Lynchmord
Autsch.

Fremdschämen mit der Tagesschau
Die Spiele fand ich auch sehr doof, aber meistens war es doch seriös und gut gemacht, ich habs mir gern angesehen.

Was den Mord an der kleinen Lena angeht,bin ich echt erschüttert wie schnell ich den wohnort ausfindig gemacht hab.Ein Google Earthbild sowie das auftauchen der Hausnummer 13 im TV ausschnitt ermöglichten mir es binnen 10 Sekunden die Adresse ausfindig zu machen.Hier war man im TV früher deutlich diskreter.

ich verstehe die kritik an “schlau wie die tagesschau” nicht.
fand ich sehr unterhaltsam und zb. bosbach und gottschalk haben sehr gut gesungen!
außerdem waren die fragen rel. anspruchsvoll. gute unterhaltung.
die “peinlichen” spiele waren zwar etwas nervig, aber das ganze so schlecht zu machen…
ich hab einfach bei den spielen mein buch weiter gelesen und die fragen angeschaut…

Beihilfe zum Lynchmord
:smt011 Jaja, wenn der “Lynchmord” geklappt hätte, dann hätte das Fernsehen seine Hände in Unschuld gewaschen und es dann auf die “Killerspiele” geschoben. Weil viele der aufgebrausten Emder ja WOW-Spieler waren. Oder so.

Fremdschämen mit der Tagesschau
Ich verstehe die Kritik von Holger nicht so ganz. Von den 165min. der Show waren es nur paar Minuten, wo man spielte, anstatt Fragen zu beantworten. Was ist daran so schlimm?

Aufstand der Bücher
Mir hat der Film sehr gut gefallen.
Dachte erst, das wird sowas doofes sein, wo die Bücher tanzen oder so. Aber nee - da wurde eine sehr gute Storys daraus gemacht. Das Ende fand ich sehr genial.
Würde nur gerne wissen, wie lange ihr 3 an dem Film gearbeitet habt.

Halbwahrheiten über Apps:

Was mir die Galle hochkochen lässt, ist wie hier im Prinzip auf Android eingegangen wird.
Gar nicht mal, was die App „Angry Birds“ alles darf und so. Viel mehr, wie KRITISCH man im Gegenstatz zu Apple-Erzeugnissen ist, man bedenke nur die Sache mit der heimlichen(!!) Standorterkennung.

Außerdem zeigt Android im Market eine Auflistung aller Rechte, die diese App einfordert.
Ganz einfach. Wer das nicht will, nutzt diese App nicht. Das ist zehnmal besser, als wenn es dir gar nicht angezeigt wird.
Es ist meines Wissens durch die Programmierungsstruktur des Android-Systems (bzw. Java) schlicht nicht möglich, als App-Programmierer die Zugriffserfordernisse einer App zu verstecken. Sprich: Alles, wofür der Entwickler eine Freigabe benötigt, wird erfasst und im Market aufgeführt.

Diese Apple-Hofberichterstattung geht mir sowas von gegen den Strich!

Wieso zeigt man übrigens nun ein markenlosen Rahmen/„Handydesign“ im Beitrag, während man bei Apple immer gleich das Gerät zeigt? Hätte man hier nicht auch ein HTC oder Samsung zeigen können? Wenn, dann sollte man schon konsequent Product Placement betreiben! :wink:

@Andilein: schön, dass dir der Film gefallen hat:) Wir haben alles in allem ca. 3 Tage gebraucht. Davon 2 Tage für den Dreh selbst und ca. einen Tag für die Vor- und Nachbereitung. Am schwierigsten und langwierigsten war es, die passende Musik zu finden.

@aeiou: Danke für die Antwort. Da hätte ich noch 2 Fragen:
1.) Wie habt ihr das hinbekommt, das die Katze auf dem Fernseher sitzen blieb?
2.) Wie lange habt ihr an der Szene gearbeitet, wo die Bücher vor dem Fernseher demonstriert haben? Weil man musste ja jedes Buch mehrmals bewegen.

Also was hier (Tagesthemen) wieder über Apps. verbreitet wird ist skandalös. Besonders, da die breite Masse der Tagesthemen Zuschauer ja wohl eher technisch nicht so besonders gebildet ist (nicht abwertend gemeint - und ja, ich weiß es gibt solche und solche).
Jetzt kann ich blöderweise nicht viel zu Android sagen, da ich mich nie auf dieses in meinen Augen etwas merkwürdige System eingelassen habe, sondern immer ein OS wollte, dass genau auf mein Handy abgestimmt ist und nicht nur schnell angepasst (iPhone oder etwas ältere Nokias, etc.).
Allerdings muss ich für die iPhone-Branche echt mal ne Lanze brechen:
Was in den Tagesthemen und teilweise hier im Forum gesagt wird zeigt eigentlich nur die Unwissenheit über die Erstellung einer App. Warum eine App meine Seriennummer kennen will ? Ganz eindeutig: Um bestimmte Features an bestimmte Geräte zu binden. Beispiel ? Wenn ich für eine neue App in der Innenstadt Promocodes verteile, die sagen wir mal in einer Kamera-App bestimmte Filter gratis freischaltet, möchte ich natürlich, dass nur 1 Mensch einen Promocode einlöst, um nicht den In-App-Kauf zu entwerten (auch wenn Apple blöderweise solche Promocodes in letzter Zeit nicht mehr zulässt). Warum nicht einfach den Promocode bei mir im Server in der Datenbank als benutzt kennzeichne (was theoretisch gesehen sogar speichersparender für mich wäre, da ein Boolean weniger Platz als die Seriennummer braucht) ? Ganz einfach: Damit der User nicht - sollte er die App. entfernen und in der Zukunft erneut (gratis) downloaden - gezwungen ist diese Features (wie den Filter) zu bezahlen, obwohl er den Promocode hatte.
Ich könnte jetzt noch etliche weitere Erklärungen liefern, aber das würde ja doch etwas den Rahmen sprengen.
Nur sei soviel noch zum Thema iOS gesagt:
Hier behält der User immer noch sehr gut die Kontrolle über sein Gerät, da er in den Einstellungen, einfach sagen kann, was er nicht möchte:
http://www10.pic-upload.de/14.04.12/6ht87p5cwuoh.jpg
So habe ich zum Beispiel ganz einfach Angry Birds den Zugriff auf Ortungsdienste untersagt.
Weiterhin habe ich auch kein Problem damit spezielle Ortungsdienste einzugrenzen:
http://www7.pic-upload.de/14.04.12/uzqw7vq198sk.jpg

Jetzt will ich natürlich nicht außer Acht lassen, dass es natürlich immer noch möglich ist an bestimmte Daten (wie eben z.B. die Seriennummer) ranzukommen, auch wenn meine Einstellungen sehr restriktiv sind, aber mal ehrlich:
Welcher normale Mensch hat Interesse an einem Haufen sinnfreier Seriennummern ? Gibt man sie bei Apple ein erhält man lediglich ein paar Basics, wie Infos darüber, wie lange auf dem Gerät noch Garantie ist, etc. Aber keine Infos über eure Person. Also warum sollte es mich interessieren, wenn irgendwer meine Seriennummer hat ?
Sollte es euch wirklich interessieren würde ich euch nur raten, jetzt das Internetkabel zu ziehen, denn hier verratet ihr ständig ohne explizit imformiert zu werden eure IP (damit den ungefähren Standort, den Provider, etc. pp.), über ein paar Umwege (wenn auch nur sehr beschränkt) die MAC-Adresse (also die Seriennummer eures Routers bzw. der Netzwerkkarte) und darüber hinaus speichern massenweise Websites (sofern der Browser es nicht untersagt) Cookies auf euren Rechner. Was glaubt ihr wohl, warum der Facebook-Like-Button auf so vielen Websites genau weiß, wer ihr seid ?
Also nicht gleich auf die Handys einschlagen.

Gruß Jörg

Beihilfe zum Lynchmord

Die Polizei ist falsch vorgegangen? Was geht denn ab? Wäre es der Täter gewesen und die hätten ihn erstmal laufen lassen, hätte es genauso einen Aufstand gegen die Polizei gegeben. Ich finde es echt lustig das die Polizei sich dafür rechtfertigen muss jemanden in Handschellen abzuführen. Nicht die Polizei hat zum lynchen aufgefordert. Die machen ihren Job (es geht um Mord). Die Polizei ist halt immer der “Arsch”, egal was passiert.

Ich fande den “Medienexperten” von ARD und ZDF auch so geil der die Polizei beschimpft hat . Ok, die Medien hat er kurz erwähnt, aber irgendwie schon die Hände in Unschuld gewaschen. (Edit:Meine TV Medien, Facebooknutzer wurden auch kritisiert)

Hoffentlich werden Die “Lyncher” hart bestraft (auch die Facebookler) damit soetwas nicht nochmal so extrem aufkommt!!!

Also ich bin Emder und kenne, bzw. kannte die Lena, ich hab an dem Samstag in der ZPA im krankenhaus gearbeitet und habe mitbekommen, wie sie eingeliefert wurde. Daher habe ich das erste mal einen wirklich persönlichen Bezug zu Berichterstattung, die auch größere kreise zieht.
Und diese ganze Berichterstattung hat hier bei uns großes Entsetzen ausgelöst. Alleine weil das Haus so früh gezeigt wurde. Wirklich schlimm, war wie die ganzen Reporter die Stadt belagert haben, alle auf der suche nach Bildern von den Eltern, man hat die Familie von Zuhause wegholen und verstecken müssen, weil Reporter das Haus belagert haben.
Und das finde ich fast schlimmer, als die Berichterstattung über den zu erst Tatverdächtigen.

Sehr geehrter Herr Kreymeier,

I.
wenn ich jetzt Kritik übe - und das unter meinem Pseudonym (übrigens in Übereinstimmung mit meinem guten Recht gem. § 13 VI TMG) - , darf ich das überhaupt hier in Ihrem Forum? Oder ist diese Kritik deshalb jetzt weniger wert, weil ich nicht mit offenem Visir streite? Oder wird meine Kritik nun in der Schublade “geistig Verirrte Schlappschwänze, die sich hinter Pseudonymen verbergen,” abgelegt? Damit bin ich schon mittendrin in der Kommentierung ihrer Rubrik “kurz kommentiert” in Epsiode 90.

So sehr ich die insbesondere qualitativen Vorteile der nicht-pseudonymen (Anonymität gibt es im Internet nicht…) Meinungsäußerungen sehe (und auf Angeboten wie etwa heise.de oder FAZ.net auch selbst entsprechend nutze), so sehr wage ich nicht die generalisierende Behauptung, dass die Verwendung von Pseudonymen grundsätzlich falsch ist (richtig wäre an dieser Stelle: Wenn FAZ.net und heise.de die pseudonyme Meinungsäußerung zulassen würde, würde ich dort ebenfalls eher unter Pseudonym denn unter Klarnamen schreiben). Mit der gleichen Polemik nun, wie sie es gemacht haben, halte ich aber entgegen: Ohne “pseudonyme” Nutzung des Internets würden nicht wenige Menschen insbesondere in Problemgebieten dieses Landes und dieser Welt durch Lynchmobs und staatliche Repressionen massiv angegangen werden. Gerade Ihr Beispiel auch zu der Verfolgung des zunächst mutmaßlichen Täters im “Todesfall Emden” zeigt schulbuchhaft und exemplarisch, wozu “geistig minderbemittelte” “Opfer” ihrer eigenen Umstände in bzw. aus unserer anerkannten gesellschaftlichen Mitte in der Lage sind - nämlich die Zusammenrottung im Namen der vorurteilsbehafteten und simplifizierenden Gerechtigkeit, um im anonymisierenden Lynchmob gegen einzelne Personen vorzugehen. In diesem Kontext wäre die richtige Schlussfolgerung eben gewesen, gerade zum Schutz der eigenen Identität vor Lynchmobs und zweifelhaften Zeitgeistern moderne Medien wie das Internet pseudonym nutzen zu müssen.
Man denke auch nur an diejenigen, die unter Klarnamen ungewünschte (aber berechtigte oder zumindest begründete) Kritik äußern und sich Stunden oder Tage später einem Flash Mob wütender Bürger ausgesetzt sehen …

Gleichwohl pflichte ich Ihnen insoweit bei: Es gibt eine ganze Reihe echter Peniszwerge, Eierlose, Schwachmaten, sonstige Meinungskrüppel und geistlose Sonderlinge, die das Pseudonym auch auf zweifelhafte Weise missbrauchen. Das ist aber kein Problem der Pseudonyme, das ist ein Problem der Wertegemeinschaft insgesamt, die seit Jahrzehnten daran arbeitet, den “kritischen” und selbstbewussten Umgang mit zeitgenössischen Problemen zu verwässern. Gerade das Medium TV ist hier eine treibende Kraft. Insofern kann ich nur hoffen und beten, dass neben Ihnen und weiten Teilen Ihrer regelmäßigen Besucher und Fans “Ihre Botschaft” auch an die Öffentlichkeit dringt bzw. getragen wird.

Om Übrigen sei auch angemerkt, dass eben jene Peniszwerge, Eierlose, Schwachmaten, sonstige Meinungskrüppel und geistlose Sonderlinge wegen ihrer ungeahnten und nicht vorhandenen Fähigkeiten deshalb nicht “schlechtere” Menschen sind; auch nicht durch die Verwendung von Pseudonymen. Wer sich zu so einem Werturteil durchringt, der befindet sich mitten in der Problemstellung um das “unwerte Leben”, aus der man nur sehr schwer herauskommt. Die Lösung jedenfalls liegt dann nicht unter der Verhinderung von Pseudonymen, sondern in der gemeinsamen Stärkung einer/ unserer Wertegemeinschaft, die den diskussionsfreudigen und -willigen Gedankenaustausch auf Augenhöhe ermöglicht. Und so ein Gedankenaustausch betrachtet eine Debatte über Pseudonym oder Nicht-Pseudonym zwangsläufig als Makulatur, da dieses äußere Merkmal keine Aussage über die konkrete Qualität von Äußerungen ermöglicht.

II.

Neben diesem brisanten Thema sprachen Sie das in der Tat sehr zweifelhafte redaktionelle Stückwerk der ARD an, als es um Apps und Datenschutzprobleme ging. Ihre Kritik ist in einiger Hinsicht richtig: Es muss bedenklich stimmen, dass das Bild- und Tonmaterial aus Archiven für unterschiedliche Sendungsformate beliebig zusammengepuzzelt wird. Dadurch werden bezogen auf konkrete Einzelbeispiele (Shazam, Angry Birds) möglicherweise echte Falschdarstellungen getroffen.
Deshalb wunderten Sie sich auch zurecht, weshalb die Datenschutzprobleme bei Angry Birds oder Shazam nicht sorgfältiger herausgearbeitet wurden, sondern dass hier die Ergebnisse einer speziell redaktionell vorgesehenen Testsoftware einfach 1:1 auf Shazam und Angry Birds übertragen wurden. Stimmt - das hätten die Redaktionen der ARD deutlicher machen können und sogar müssen.

Gleichwohl ist das Ergebnis aus dem ARD-Beitrag letztendlich zumindest nicht falsch, wenn nicht zu sehr großen Teilen sogar absolut richtig. Ein Blick in die Nutzungsbedingungen der jeweiligen App-Anbieter (Apps = Software; Sie hätten sich also nicht selbst korrigieren müssen) zeigt das sehr, sehr deutlich. Auch Sie, Herr Kreymeier, hätten sich mit wenigen Klicks zu den Nutzungsbedingungen der Rovio Entertainment Ltd. (für Angry Birds) durchklicken können, um das zu erfahren. Das gleiche gilt für die Shazam Entertainment Ltd. Hier die entsprechenden Nutzungsbedingungen - gute Unterhaltung:

http://www.shazam.com/music/web/terms.html#12
http://www.rovio.com/Privacy

Insofern finde ich die zweifelhafte redaktionelle Arbeit der ARD angesichts der im Kern richtigen Bewertung der dargestellten Sachverhalte letztlich nicht für problematisch, weil im Ergebnis nichts Falsches dargestellt wurde. Die Softwarelösungen für Mobilfunkgeräte (und Tablets?) seitens der Shazam Entertainment Ltd. und Rovio Entertainment Ltd. erfassen personenbezogenen Daten im großen Umfang - und zwar weit über das hinaus, was die eigentlichen Softwarelösungen anbieten, um nämlich die Werbung für Vertragspartner zu optimieren; und dabei beschränken sich die Angaben nicht auf die reinen personenenbezogenen Daten der Nutzer, sondern auch auf die Daten, die diese “freiwillig” (will heißen: ohne Rücksicht auf andere) über andere mitteilen, indem sie z.B. die Spiele “weiterempfehlen” und an Freunde und Bekannte aus den Kontakten, aus der E-Mail-Korrespondenz oder oder oder.

Zudem, Herr Kreymeier, wissen weder Sie noch ich noch irgendwer, wie sehr die Aussagen der IT-Spezialisten in der originalen Reportage ebenfalls “zusammengestückelt” wurden; Sie, Herr Kreymeier, sind Journalist; Sie haben Erfahrungen mit Redaktionen und redaktioneller Arbeit; Sie selbst sind redaktionell tätig; daher werden Sie wissen, wie sehr Aussagen, Ton und Bild passend zusammengeschnitten werden (können). Deshalb kann ich Ihrer Kritik zu dieser App-Story auf ARD nur in den oben dargestellten Grenzen beipflichten. Ihre daran anknüpfenden Schlussfolgerungen teile ich nicht, da diese schlicht die notwendige Kritik an diesen App-Herstellern verwässert oder relativiert. Das ist schlichtweg nicht akzeptabel.

Naja, whatever.

Neben diesen kritischen Anmerkungen zu ihrer letzten Sendung komme ich dennoch nicht umhin zu sagen: Nichts ist perfekt, aber auch Episode 90 von fktv ist wieder sehr gelungen.

Tripple-A

Diese Apple-Hofberichterstattung geht mir sowas von gegen den Strich!

Wieso zeigt man übrigens nun ein markenlosen Rahmen/„Handydesign“ im Beitrag, während man bei Apple immer gleich das Gerät zeigt? Hätte man hier nicht auch ein HTC oder Samsung zeigen können? Wenn, dann sollte man schon konsequent Product Placement betreiben! :wink:

Ganz meine Meinung! Und gerade hier sind öffentlich-rechtlichen ganz vorne mit dabei. Gefolgt von Magazinen wie „Abenteuer Leben“ auf Kabel 1 oder „Galileo“ auf Pro7. Ich habe ein stinknormales Handy und wenn man ständig dieses blöde Apple mit Beschreibungen wie „Die neuste App“ etc. hört und sieht, kommt man sich wie ein Steinzeitmensch vor… Es wird sofort jedem blöden Trend gefolgt…

@Andilein:
zu 1.) Einer von uns hat durch Fingerschnipsen und Katzenspielzeug die Aufmerksamkeit der Katze auf sich gelenkt. Außerdem haben wir sie auf den Fernseher gesetzt, als sie noch im Halbschlaf war, damit sie ein bisschen länger braucht :wink:
zu 2.) Wir haben für die Szene ca. 2 Stunden gebraucht. Bei manchen Szenen waren wir selbst erstaunt, dass es doch recht schnell geht.

Naja Aufstand der Bücher, viele der populären Bücher sind ja auch Schrott man denke an Sakrileg, von Däniken und ähnlichen Personen und Autoren, welchen den Leuten Blödsinn einbläuen. Pseudowissenschaftliche Literatur gibt es ja in riesigen Mengen.

Zu DSDS ich weiß nicht wie sich jemand darauf einlassen kann.

Lynchmord, mir ist nicht klar wie die Fernsehanstalten so berichten dürfen, mehr oder weniger hätten sie auch gleich sagen können wo man in umbringen kann. Unverständlich.

Beim „Aufstand der Bücher“ marschiert mein ganzes Regal gleich mit :smiley: