Folge 63: Corona-Update mit Prof. Rychlik

Das ist natürlich Spekulation. In so eine Sache spielen ja auch psychologische Faktoren rein. Ich glaube auch gleiche IFR wie jetzt und ein schmerzhafterer/„effektvollerer“ Tod hätten schon zu anderen Maßnahmen geführt.
Wenn die Sterberate ähnlich wie bei SARS-Cov-1, dem ursprünglichen SARS, gewesen wäre sicher auch, aber ob sie deswegen schneller eingeführt worden wären, wage ich zu bezweifeln. Das ganze hat uns deutlich kälter erwischt als man hätte denken können. Das IfSG wurde halt 2001 ohne praktische ERfahrungen geschrieben, sowas wie die jetzige Situation hatte man nicht als Blaupause. Von daher war darin vieles Theorie bzw. wurde nur in kleineren Maßstäben angewendet (z.B. die Meldekette von den Gesundheitsämtern zum RKI). Ich befürchte also, auch bei einer IFR von 20 % hätten wir im ersten Jahr die gleiche Situation gehabt, nur mit mehr Toten. Wie es jetzt aussehen würde, ist mir dann doch zu spekulativ für einen educated guess.

Das Problem ist halt auch, dass wir keine Insel sind. Selbst wenn wir ebola-ähnliche Maßnahmen ergriffen hätten, hätte uns das als global-vernetzte Industrienation mit den meisten Nachbarländern in Europa national wenig gebracht.

Es ist doch aber auch so, dass ein tödlicheres Virus das Problem hat, dass es sich nicht mehr so leicht verbreiten kann, eben weil die Leute dann eher Sterben. Die Erfolgreichsten Viren dürften die Erkältungsviren sein. Die Leute haben kaum Symptome und schleppen deswegen das Virus immer weiter. Wären die Symptome schlimmer, würden sich die Leute ins Bett legen und der Übertragungsweg wäre gebrochen. Ein Virus hat ja nicht die Absicht jemanden zu töten, sondern wenn man hier so etwas wie Absicht unterstellen kann, dann ist es nur die eigene Fortpflanzung.

Da spielen aber noch ein paar mehr Faktoren rein wie die Inkubationszeit (Viruserkrankungen sind oft schon vor Symptombeginn ansteckend) und die Krankheitsdauer.

Am schlausten stellen es tatsächlich Viren an, die hochkontagiös sind, nicht zum Tod führen und immer wieder ausbrechen (deren Infektionen also unheilbar sind). Deswegen haben wir auch eine Durchseuchungsrate von 99+x % mit Herpes-Simplex-Virus-1. Dabei spielt natürlich auch die Verbreitungsweise eine Rolle, Schmierinfektion ist bei weitem am einfachsten, weil sie nicht direkt zwischen zwei Angehörigen einer Population erfolgen muss.

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Hinweis/Disclaimer: Die hier gezeigte Fallgeschichte entspricht einem echten Fall einer COVID-19-Infektion. Alle Patientendaten wurden anonymisiert bzw. pseudonymisiert. Die Therapieverfahren wurden am Schauspielpatienten nachgestellt und durch Aufnahmen am echten Patienten ergänzt.

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Die wichtigste Frage ist doch aber: Wurde deiner Expertenmeinung nach beim Besetzen der Darsteller ausreichend auf Diversity geachtet? Wenn nicht, schau ich mir das nämlich nicht an! :point_up:

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Er redet doch permanent über konkrete Ansatzpunkte. Dass z.B. ein interdisziplinäres Gremium her muss, oder dass verlässliche Daten nötig sind, und er beschreibt was zu beachten ist bei der Datensammlung und -Analyse.
Er ist doch sehr pragmatisch, aber das scheinst du nicht zu sehen, ist dir das alles zu kompliziert weil du mit der einfachen Lösung „alle Impfen“ glücklicher wärst?

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Zum Einen beachtest Du bei Deiner Reaktion nicht auf die ersten Worte meines Beitrags:

Zum anderen unterstreichst Du mit Deinem Einwurf genau meine Kritik:

Ob da jetzt „Regierung“ oder

…steht ist vollkommen wuppe.
Es bedeutet nach wie vor: „Ich weiß nicht wie - aber es muss auf jeden Fall anders laufen - aber wie, das müssen schon noch andere machen - bloß nicht ich, (damit ich nachher weiter „es muss anders laufen“ sagen kann)“.
So kann man sich schön aus der Affäre ziehen. :man_shrugging:

Habs nach 42 Minuten ausgemacht. Der Mann kann durchaus klug sein, aber im Grunde sagt er nichts konkretes, was man hätte besser machen können. „Mit dem Virus Leben“ schön und gut, aber so einfach geht das nicht. Das ist kein Influenza Virus, glaubte eigentlich an dieser These sind wir mittlerweile vorbei.

Auch das forschen, wie das Virus in Büros und Bussen verbreitet wird, ist schon längst passiert. Hab dazu schon etliche Artikel gelesen, bereits letztes Jahr. Allein dadurch wird man das Problem auch nicht los, denn Menschen müssen arbeiten und dorthin mit dem Bus fahren.

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Der ist langweilig.

Dann hast du anscheinend die Artikel nicht gelesen, in denen es darum ging, wie überfordert die deutschen Behörden oft mit der Nachverfolgbarkeit der Infektionswege sind und wie wenig zuverlässig die bisherige Datenlage derzeit noch ist. Oft hängt die Nachverfolgbarkeit zudem schlichtweg davon ab, wie gut sich Infizierte noch daran erinnern können, wo überall sie unterwegs gewesen sind. Da steckt kein hochwissenschaftliches Überprüfungsverfahren dahinter. Also hat Rychlik absolut recht, dass in diesem Bereich weiter geforscht werden muss. Das steckt bisher noch in den Kinderschuhen.

„Allein dadurch“ hat er auch nicht gesagt. Aber es sind sehr wichtige Faktoren, weil sie eine große Menge von Menschen betreffen. Wenn entsprechende Ergebnisse vorliegen, würde das auch den Handlungsdruck erhöhen. Zum Beispiel wäre es von Anfang an sinnvoll gewesen, präventiv mehr Busse und Bahnen einzusetzen. So dass die Fahrgäste auf mehr Fahrzeuge verteilt und in Bus/Bahn die Abstände besser eingehalten werden können. Momentan ist das fast nie der Fall. Wenn ich im ÖPNV unterwegs bin, sind die Busse und Bahnen meist völlig überlastet.

Fahrgäste drängen sich dicht an dicht, husten und niesen ohne ausreichend Abstand, tragen ihre Masken oft nicht richtig über Mund und Nase etc… Kontrollen gibt es so gut wie nie. Gerade im ÖPNV könnte/müsste für den Infektionsschutz noch viel mehr getan werden.

Auch da weist Rychlik also auf einen Punkt hin, der leider viel zu oft übersehen oder kleingeredet wird. Man muss nicht immer erst auf die großen dramatischen Panik-Schlagzeilen warten, um Handlungsbedarf zu erkennen. Das unterscheidet den Vordenker vom Spätmerker.

Ja, schön wärs, nur in Zeiten, wo es an Personal und Busflotten mangelt völlig utopischer Gedanke. Weiss nicht wie es in Deutschland ist, aber seit Corona sind hier in Budapest die Zahl der verkauften Monatskarten um ein Drittel zurückgegangen, wohl auch wegen Home-office oder das nutzen von Alternativen. Dadurch sind auch die Einnahmen der Nahverkehrsgesellschaften massiv gesunken.

Mit mehr Kontrollen bei den Passagieren bin ich völlig einverstanden, leider kann man aber nicht oft genug kontrollieren, wenn ein Teil der Gesellschaft sich einfach wie ein Asi benimmt und bockig bleibt. Ich sehe heute noch Leute, dessen Masken garantiert ein Jahr alt sind, und schon völlig dreckig und verranzt sind

Mehr Fördermittel in Infektionsprävention im ÖPNV zu stecken, wäre am Ende wahrscheinlich oftmals preiswerter, als Wirtschaft und Einzelhandel monatelang stillzulegen. Unsere Regierung hat Milliardengelder in Maßnahmen gesteckt, deren Erfolgsbilanz mehr als fragwürdig ist.

Busse und Bahnen werden in Deutschland tagtäglich millionenfach genutzt. Wie gesagt, es kommt ständig zu Überlastungen. Dass dort kein einziger Cent in zusätzliche Fahrzeuge geflossen ist, zeigt abermals, wie inkonsequent und planlos bei den Corona-Maßnahmen agiert wurde. Zusätzliche Fahrzeuge hätten dem ÖPNV auch noch über die Pandemie hinaus einen Nutzen gebracht. Schließlich ist eines der zentralen Klimaziele, durch die Reduzierung des PKW-Verkehrs stetig mehr CO2 einzusparen. Wenn das gelingen soll, muss der ÖPNV jedoch deutlich attraktiver und flexibler werden. Dies wiederum ist nur mit höherer Taktung usw. machbar. Eine Aufstockung der Fahrzeuge würde also nicht nur für die Infektionsprävention helfen, sondern auch die Umsetzung der Klimaziele stärken. Zwei Fliegen mit einer Klappe.