Folge 61: Rückblick auf 2020

Wie viele waren es denn ungefähr?

Das ist so nicht ganz richtig. Das Bundesurlaubsgesetz (so etwas gibt es wirklich!) sieht eine Auszahlung nur bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses vor. Eine Auszahlung - auch im gegenseitigem Einverständnis - ändert nicht das Recht des Arbeitnehmers auf bezahlte freie Urlaubstage. Der AN kann also nach der Auszahlung jederzeit dennoch zusätzlich die freien Tage verlangen. Daher wird kein Arbeitgeber, der noch einigermaßen bei Verstand ist, einer Auszahlung des Urlaubs zustimmen.

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Die Realität fragt nicht danach, ob sie ins Weltbild bestimmter politischer Milieus passt :tipping_hand_man: Aber auch dies hintert bekanntlich viele nicht daran, Pippi Langstrumpf zu spielen und sich die Welt so zu basteln, wie sie ihnen ideologisch gefällt.

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nö, dafür gibt es keine Rechtsgrundlage siehe auch Beitrag von Dosenstolz :slight_smile:
laut Bundesurlaubsgesetz hat man Anspruch auf mindestens 10 Tage zusammenhängenden Urlaub bei einer 5 Tage Woche, das hat mit Resturlaub und Ausbezahlung rein garnichts zu tun

Ich zitiere mal aus meinem Arbeitsvertrag: „Abweichend vom Bundesurlaubsgesetz wird aufgrund der stundenweisen Abrechnung jeweils eine Arbeitsstunde Urlaub für geleistete Arbeitsstunden gewährt. Der Urlaub wird jeweils sofort im laufenden Monat zusammen mit dem Arbeitsentgelt zum aktuellen Stundenlohn ausbezahlt und abgegolten.“

Prinzipiell habt ihr natürlich recht, aber es gibt auch Vereinbarungen, die im Sinne des Arbeitnehmers sein können. Hätten wir nämlich diese Regelung nicht eingebaut, wäre ich heute nicht so flexibel, was die Arbeitstage angeht.

@DanPro aktuell 35 Filme. In anderen Jahren schaffe ich vielleicht 1/3 davon, weil ich dann viel unterwegs bin. Hätte ich 2020 die Wahl zwischen den 35 Filmen und unterwegs zu sein gehabt, hätte ich mich definitiv aber für letzteres entschieden.

Gewährt des Bundesurlaubsgesetz überhaupt eine solche Abweichung ? Wenn nicht ist diese Klausel mit Sicherheit nichtig. Sonst könnte man ja mit solchen Formulierungen quasi das gesamte Arbeitsrecht aufheben.

Jep. Das ist in §13 Absatz 1 geregelt. Ein Tarifvertrag (oder bei nicht tarifgebundenen Unternehmen der Arbeitsvertrag) hat Vorrang vor dem BurlG, wenn die Klauseln dort den Arbeitnehmer nicht schlechter stellen, als es das Gesetz vorsieht.

So gibt es bei mir in der Firma auch die Regelung, dass Resturlaub nicht im März des kommenden Jahres verfällt, sondern im gesamten Kalenderjahr genommen werden kann. Außerdem darf bei mir auch Urlaub bereits in der Probezeit genommen werden.

Was jetzt meinen speziellen Fall angeht, ist das eine Sondervereinbarung für Mitarbeiter, die die Vorzüge eines Freien Mitarbeiters i.v.m. den Vorzügen eines Angestelltenverhältnisses genießen wollen: Komplette Flexibilität in Sachen Projekte und Arbeitszeit, dafür aber durch den AG sozialversichert (und der AG braucht nicht in die KSK einzahlen :wink: ). Faktisch eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Hmm, ist eigentlich eine Regelung wie: „Urlaub verfällt nicht. Er sollte jedoch möglichst im jeweiligen Kalenderjahr genommen werden“ erlaubt?

Du bist freier Mitarbeiter? Dann unterliegst du nicht dem Geltungsbereich des Bundesurlaubsgesetzes und hast freie Wahl bei der Vereinbarung deiner Urlaubsregelung. Die Bestimmung, dass der Urlaub nicht ausbezahlt werden darf, wurde ja zum Schutz des Arbeitnehmers aufgestellt. So kann kein AG einen AN dazu zwingen, „freiwillig“ auf Urlaubstage zu verzichten.

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versteh ich das richtig, du bekommst sofort nach Monatsablauf deinen urlaubsanspruch ausbezahlt? dann hast du ja nie Urlaub im Sinne von Erholungsurlaub :thinking:

Wie @Dosenstolz richtig erkannt hat, gilt das Gesetz bei mir gar nicht. Ich habe mich eigentlich immer für eine arbeitnehmerähnliche Person gehalten, aber es stimmt: das trifft nicht zu. Eigentlich schlimm: Ich habe in meinem Studium vor 5 Jahren ein Semester Arbeitsrecht gehabt - aber das BUrlG haben wir nie behandelt. :thinking:

Ich gebe zu: dieses Jahr gab es wirklich absolut KEINEN Erholungsurlaub und ich rechne auch damit, dass es 2021 keinen geben wird, solang nicht halb Deutschland durchgeimpft ist. In anderen Jahren ohne irgendwelche unbekannten Viren habe ich durchaus sehr viel Erholungsurlaub. Das läuft dann aber über die Verteilung meines Stundenkontingents ab.

Ich gebe übrigens zu: Ich muss Thomas beneiden. Ich hatte dieses Jahr auch Trier / Luxemburg als Hauptziel auf dem Plan. Dazu noch Landshut und Dortmund sowie Kurztrips nach Nürnberg und Frankfurt (Main). Was ist daraus geworden? Ich habe Berlin/Brandenburg nur 6x in die Nachbarbundesländer verlassen. Außerdem wollte ich @eldorado s Laden in Hamburg mal besuchen. Selbst das war auf Grund des Einreiseverbots in MeckPom nicht möglich, da es bis Ende August noch keine Transit-Regel in deren Corona-Verordnung gab. :confused:

also noch nicht mal Urlaubstage genommen? nunja sich zu erholen ist ja etwas anderes und durchaus schwierig dies Jahr…

Doch, der Unterschied zum Homeoffice sah aber so aus, dass draußen ein Grill aufgebaut war und die Freunde per Discord zum Grillen zugeschaltet waren (jeder hat für sich gegrillt). :wink:

Ich und alle meine Kollegen aus meiner Abteilung fragen uns seit Monaten: was zur Hölle stimmt mit uns eigentlich nicht!

Olli hatte es angesprochen, wenn du Artikel und Diskussionen im Internet liest siehst du es, das ganze Netz quillt über von Artikeln die alle schreiben endlich Home-Office, endlich Home-Office, endlich Home-Office!

Ich habe mir mal den Spaß gemacht und dezidiert nach Artikeln gesucht mit dem Thema: mein Chef schickt mich ins Home-Office und ich will das nicht.

Ich habe NICHTS! gefunden!

Was zur Hölle geht hier in Deutschland eigentlich gerade ab? Sind wir in unserem kleinen Team in der Firma hier geht’s die bekloppten oder alle anderen?

Mal im Ernst, mal an die Leute gerichtet die sich aktuell immer noch im Home-Office befinden: was ist daran so toll? Ich habe zum Beispiel durch das Home-Office 99 % meiner sozialen Kontakte verloren. Ich habe eine Depression entwickelt und auch körperlich hat mir das Home-Office bisher nicht gut getan. Ich habe seit März circa 20 Kilo zugenommen.

Was Verdammt noch mal findet ihr alle an diesem Scheiß Home-Office so toll?

Vorteile am Home-Office sehe ich da nur für meine Firma: Sie sparen Büroräume, Strom, Telefon, Heizkosten, Wasser für die Toilettenspülung und so weiter. Alle diese Kosten, die bisher meine Firma getragen hat finde ich nun auch meine privaten Nebenkostenabrechnung wieder. Und nein, ich bekomme von der Firma keinen Ausgleich und für eine Steuererklärung bin ich zu faul. Alles in allem kann ich sagen, dass ich damit ziemlich in den Hintern gekniffen bin.

Unsere Firma hat nun beschlossen uns für immer ins Home-Office zu schicken, eine Kollegin hat genau deswegen nun auch schon gekündigt. Über kurz oder lang, wenn das mit dem Corona mal einigermaßen in den Griff gebracht ist, werde ich mir genau deswegen auch eine andere Arbeit suchen. Ich halte das im Home-Office nicht länger aus.

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Ich kann dir versichern, dass mit dir alles in Ordnung ist! Aus meiner anekdotischen Evidenz heraus kann ich sagen, dass den meisten meiner Kollegen wochen- oder gar monatelanges Home Office gehörig auf den Sack geht. Home-Office wird als eine feine Sache betrachtet, wenn man es mal ab und zu machen kann. Aber nicht dauerhaft.

Übrigens, was die wenigsten wissen: kein Arbeitgeber kann seine Angestellten ins Home-Office zwingen. Der Arbeitgeber hat keine Verfügungsgewalt über deine privaten Räumlichkeiten. Er kann dir zwar den Zugang zu seinen Büros verbieten, muss dann aber - auf seine Kosten - für einen adäquaten Ersatz sorgen. Spätestens an der Stelle hat sich für die meisten Arbeitgeber das erzwungene Home-Office dann erledigt… :grin:

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Ich glaube, das hängt auch davon ab, in welcher Firma man arbeitet und wie die Situation vor Ort ist. Bei mir ist es zum einen der Arbeitsweg, der wegfällt - das sind von Haustür zu Bürotür 2 Stunden pro Richtung. Und dann ist meine Firma letztes Jahr umgezogen. Zum alten Büro bin ich immer gern gefahren. Das war modern und hatte z.B. Klimaanlage im Sommer. Das neue Büro waren mal 2 Wohnungen. Das ist komplett hellhörig, im Sommer sind es da 30 Grad drin und arbeiten macht da überhaupt keinen Spaß.

Und was das Soziale mit den Kollegen angeht: Die, mit denen ich viel zu tun hatte und mit denen man in der Küche öfter mal schnacken konnte, haben entweder von sich aus gekündigt oder wurden betriebsbedingt entlassen.

In meinem Fall überwiegen da die Vorteile vom HomeOffice. Andererseits will ich als Softwareentwickler auch meine Ruhe beim Programmieren haben. Deswegen programmiere ich auch gerne im Zug. :wink:

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Ja diese Einseitigkeit ist mir auch aufgefallen, aber ich habe sie, weil ich HO-Fan bin, wohl anders bewertet.

Ich zähle mal ein paar (persönliche) Vorteile auf:

  1. Ich muss normalerweise erreichbar sein und mich flexibel in den Dienst versetzen können, da ich Ansprechpartner für unsere Außendienstler bin. Im Büro hieß das lange Schichten, bis wirklich jeder Außendienstler, für den ich erreichbar sein muss, seinen Dienst beendet hat. Jetzt kann ich entspannt meine Stunden abarbeiten (Gleitzeit, also wie es mir passt) und wenn außerhalb der Zeit ein Außendienstler anruft, kann ich spontan ne halbe Stunde vorziehen/dranhängen

  2. gesünder essen/leben - im Büro haben wir nur ne Mikrowelle und nen Wasserkocher, d.h. es gab entweder Fertigkram oder Reste vom WE weil ich in der Woche nicht zum Kochen gekommen bin. Nun kann ich mir einfach anderthalb Stunden Mittagspause nehmen und was ordentliches kochen + Spaziergang machen oder einen Power-Nap.

  3. keine Fahrtzeiten. Ich habe kein Auto und nehme daher den ÖPNV zur Arbeit, d.h. für mich halbe Stunde hin und halbe Stunde zurück. Das geht ja im Vergleich zu anderen noch, allerdings ist das eine Stunde Lebenszeit, die ich jetzt am Tag mehr habe. Ich nutze diese um länger zu schlafen - deutlich angenehmer.

  4. bessere work-life balance. ich nutze meine Gleitzeit gerne. Das war vom Büro aus kaum möglich. Nun kann ich mal ne Waschmaschine anmachen, wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, mache ich einen Spaziergang oder spiele mit meinem Kater oder ich beschäftige mich mit etwas ganz anderem und arbeite die Zeit dann am Abend nach oder an den anderen Wochentagen. Ich kann mir mein Leben also viel besser einteilen. Ist man erstmal im Büro, zieht man die 8-10 h halt durch, ich schätze sehr die aktuelle Flexibilität.

Wir sind nun seit ein paar Monaten auch fest im HO, d.h. keine Rückkehr nach Corona. Nur noch als Springer oder bei Schulungen o.ä. wo man präsent sein muss (Geräteeinweisungen z.B.) Und bei mir und einer Kollegin war es sogar umgekehrt als bei dir. HO war für uns eine Bedingung, um langfristig im Unternehmen zu bleiben. Ansonsten hätte ich irgendwann etwas mit mehr Flexibilität gesucht oder mich langfristig früher selbstständig gemacht.

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Warum musst Du das gleich so dramatisch formulieren? Ob man Home Office gut findet oder nicht, ist schlichtweg Geschmackssache, das hat mit bekloppt sein oder nicht doch gar nichts zu tun, sondern ist für jeden eine persönliche Abwägung. Mir käme örtliche Flexibilität ganz entgegen, andere haben da andere Prioritäten.

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Zum Thema Homeoffice: Ist halt eine Typfrage. Auf der einen Seite spart man viel Zeit mit dem Pendeln und kann sich ggf. besser auf einzelne Sachen konzentrieren. Auf der anderen Seite fehlt halt die soziale Interaktion im Büro. Es ist ja schon so schwer genug innerhalb eines Unternehmens für den richtigen Informationsfluss zu sorgen. Wie bekommt man es hin, dass die Leute die Informationen haben, die sie brauchen, aber nicht gleichzeitig mit für sie irrelevanten Informationen zugeschüttet werden und deshalb Mails oder Slack-Channels nicht mehr lesen? Durch Homeoffice fehlt hier dann das Korrektiv namens Teeküche. Was ich hingegen sehr begrüße ist die Aufweichung der typisch deutschen Schulpflicht. Ich hoffe, dass in Zukunft mehr Beschulung zuhause möglich sein wird.

Zum Thema Corona: 2020 war ein Jahr wo der Deutsche wieder richtig zur Deutschness zurückfinden konnte. Der Deutsche fühlt sich ja augenscheinlich sehr wohl mit geschwächter Gewaltenteilung, einer Judikativen, die nicht mehr hinterherkommt und Dinge kaum mehr in der Hauptsache entscheidet sondern nur noch über Eilanträge entscheidet und einer Exekutiven die über Verordnungen bis in intimste Details des Privatlebens hineinregiert. Und der Deutsche hat endlich wieder ein Stück Stoff anhand dem er Freund von Feind unterscheiden kann, früher trug man Halstuch, heute halt Maske. Auch ist es interessant zu sehen, wie Leute die selbst nie Teil der Wissenschaft waren und über keine wissenschaftstheoretische oder wissenschaftsphilosophische Bildung verfügen ein dogmatisches Missverständnis über Wissenschaft als Religion angenommen haben. Paul Feyerabend lässt grüßen. Es war ein Jahr, wo sich gezeigt hat, dass Deutschland eben keine liberale und pluralistische Gesellschaft ist, sondern eine neue DDR denkbar ist. Es ist zum einen spannend aber zum anderen auch beängstigend eine Gesellschaft im kollektiven Wahn zu erleben.

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In unserem Konzern (ca. 600 MA in Deutschland) wurde ab Mitte März erstmal die kpl. Belegschaft in das Home-Office (offiziell übrigens „mobiles Arbeiten“) geschickt. Branche: Softwareentwicklung und -vertrieb. Davor hatten nur einzelne MA eine feste Regelung mit dem AG über permanentes oder intermittierendes mobiles Arbeiten bzw. auch Home-Office. Ein Teil unserer Produkte wird in der Cloud entwickelt, der andere Teil über Remote-Zugänge. Wir haben hierfür eine recht anständig leistungsfähige Infrastruktur.
Seit Sommer wurden einige Standorte mit sehr vorsichtigen Verhaltensregeln für einen gewissen Anteil der Belegschaft geöffnet. Es gibt durchaus einige Arbeitsplätze, die im Büro besser zu bewerkstelligen sind, sie sind aber nicht in der Überzahl.
Es gab Ende des Jahres eine umfassende Umfrage unter den MA über diese Situation, ihre Beurteilung und Zukunftsaussichten. Es sind knapp die Hälfte bereit, eine permanente Home-Office-Lösung in Anspruch zu nehmen, da sie für sich eine unerwartet große Menge an Vorzügen erfahren haben. Etwas mehr als die Hälfte will lieber permanent oder zumindest überwiegend ins Büro, wegen der schon angesprochenen Vorzüge dort.
Unser AG arbeitet derzeit eine neue Arbeitsplatzregelung aus, die dann deutliche flexiblere Möglichkeiten bieten wird. Dinge wie „2 oder 3 tage Home-Office, sonst Büro“ und „geteilte Schreibtische“ sind im Gespräch. Es wird jeder im Dialog mit seinem Teamleiter dann die für ihn ideale Lösung in Anspruch nehmen dürfen.
Ich selbt (Softwaretester, 48 Jahre alt) hatte noch nie zuhause gearbeitet, seit 17.03.2020 dann ausschließlich. Ich komme sehr gut damit zurecht. Ich brauche die Fahrerei ins Büro nicht, ich kann meinen Tag flexibler gestalten (Work-Life-Balance) und wir haben schon zu Bürozeiten eine recht intensive Kommunikationskultur entwickelt, die auf MS TEAMS (früher auch Skype for Business) stattfindet. Das hängt auch damit zusammen, dass viele Teams - eben auch das, dem ich angehöre - auf viele Standorte aufgeteilt sind, die bundes- aber auch weltweit verteilt sind. Ich verstehe aber völlig die Leute, die beim zuhause arbeiten eine Stress-Situation vorfinden und/oder die stark der persönlichen sozialen Kontakte bedürfen. Daher sehe ich es als wichtig an, dass ein AG all diese Bedürfnisse und Erfahrungen zum Anlass nimmt, ein möglichst arbeitnehmerfreundliches und flexibles Modell anzubieten.
Schade, dass dies nicht allen gelingt, wie ich hier lesen muss.
Grüße aus Nordbaden!
Christian

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