Folge 60: Digitalisierung

Veto Folge 60. Hier kann darüber diskutiert werden!

Das Schlagwort Digitalisierung wird auch im Zuge der Ampel-Sondierungen immer wieder genannt. Seit Jahren scheint Deutschland den Anschluss zu verschlafen, u.a. im Ausbau eines flächendeckenden Glasfasernetzes. Woran liegt das? Und was ist dringend zu tun? Der Digitalisierungsexperte Markus Feilner gibt Antworten.

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Ach herrlich, hab die Folge nicht mal annähernd zu Ende gesehen, aber ich muss immer wieder Schmunzeln wenn ein Bayer versucht Hochdeutsch zu sprechen, es klingt einfach künstlich :laughing: Keine Kritik an dem Gast, ganz im Gegenteil, es erinnert mich an meine Oma, die sich auch immer Wahnsinnig schwer getan hat, wenn sie mal mit einem Fremden nicht Bayrisch sprechen konnte.

Guter Beitrag mit dem richtigen Experten.

  1. Für Elster gibt es zahlreiche meist kostenpflichtige Erweiterungsprogramme, die dann auch teilweise unter Linux laufen, z.B. Wiso steuer web.
  2. Mein Eindruck ist, dass die Parlamente die Behörden mit Gesetzen ohne Ausnahmen zwingen wollen zu digitalisieren (Onlinezugangsgesetz). Früher konnten sich Behörden zu leicht raus reden, weil sich Digitalisierung bei ihnen nicht lohnen würde. Der Nachteil ist, dass jetzt auch Dinge digitalisiert werden müssen, die sich nicht lohnen.
  3. Die nächsten Digitalisierungsprojekte, die ich in meiner Behörde sehe, sind:
  • E-Rechnung (ist grundsätzlich in Betrieb)
  • elektronisches Behördenpostfach (mit einigen Gerichten in Betrieb) Stichwort: EGVP
  • eAkte (läuft an).
  • Bürger Konto (haben wir prinzipiell schon) Hier hat der Bürger beim Bund/Land ein Postfach über das aller Schriftverkehr elektronisch abläuft. Das ist besser als ein gewöhnliches E-Mail-Postfach, weil ich will meine Bescheide ja nicht zu GMail in die USA schicken, sondern an ein behördeneigenes Postfach auf dass der Bürger zugreifen kann und dessen Sicherheit die Behörde kontrolliert.

Die Schnittstellen zu den Bürgern haben wir schon weitgehend elektronisch eingerichtet (als elektronische „Anträge“).

Die eAkte ist das aufwändigste und schwierigste Projekt aus meiner Sicht. Teilweise werden da auch Akten digitalisiert bei denen analog völlig ausreicht. Aber Ausnahmen werden kaum zugelassen damit sich keiner rausreden kann. Nur sehr sensible Akten sind ausgenommen.

Digitalisierung lohnt sich vor allem bei Akten auf die viele zugreifen (z.B. Gesetze, Erlasse. Beispiele: voris, juris, Gesetze im Internet). Bei Personenakten, die im Normalfall nur ein Sachbearbeiter bearbeitet, macht Digitalisierung dagegen viel Arbeit (alle Anträge auf Papier müssen eingescannt werden) und bringt wenig.

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Markus Fellner hat lange bei Heise in Hannover gearbeitet (Zeitschrift iX). Er dürfte also Erfahrung mit Hochdeutsch haben.

Bester Veto-Gast bisher und die möglicherweise erste Veto-Folge, die ich nicht nach spätestens 10min entnervt abgeschaltet habe. :wink:

Was für eine katastrophal unstrukturiertes Interview. In seiner Gesamtheit so oberflächlich.
@Fernsehkritiker Dein Gast hat das Pamphlet gezeigt, was die Bundeszentrale für politische Bildung publiziert hat und alles gibt es dort als PDF zum einsehen.
Zu den Sachen wie Breitbandausbau, Mobilfunk, Digitalisierung in Schulen/Unterricht, Digitale Behörde kann und sollte man eigene Folgen machen.

Warum stockt der Breitbandausbau im Festnetz? Weil ständig für jedes einzelne Vorhaben Tiefbau betrieben wird. Wasserleitung Erde auf, Erde wieder zu, Stromleitung Erde auf, Erde wieder zu, Telefon Erde auf, Erde wieder zu, Abwasserleitung Erde auf, Erde wieder zu und so weiter und so weiter.
Hätte die Politik einfach mal verordnet, dass bei Erdarbeiten auch Leerrohre mit verlegt werden müssen hätten wir heute nicht diesen immensen Engpass an Verfügbarer Dienstleistung im Bereich Tiefbau. Und auch hätte eine zentrale Stelle bestimmt werden müssen an der diese Daten für freie Leerrohre abgerufen werden können und nicht immer diese Insellösung, dass das jede Kommune für sich selbst vorhält.

Es ist fraglich ob die Glasfasertechnik von 1980 uns heute hohe Bandbreiten beschert hätte. In den 1990er wurde in den neuen Bundesländern und im Osten Berlins auf Glasfasertechnologie gesetzt. Das ganze nannte sich OPAL-Netz (Optische Anschlussleitung). Anfang der 2000er wurden diese Glasfasern ausgetauscht gegen Kupfer weil mit der DSL-Technologie schneller und billiger dem Kunden mehr Bandbreite bereitgestellt werden konnte. Es entstanden die sogenannten OPAL-Ghettos, welche maximal mit ISDN-Geschwindigkeit ins Internet konnten zu sehr hohen Kosten. Dabei war Deutschland Mitte der 1980er führend was Bandbreite anging, mit dem ISDN-Netz. Kein anderes Land hatte sein Telefonnetz so weitreichend digitalisiert wie Deutschland und für damalige Verhältnisse seinen Bürgern zuverlässig so hohe Bandbreiten anbieten können, auch in der Fläche.

Genauso die schlecht gestalteten Förderprogramme für Ausbau. XX% Zuschuss vom Bund wenn Gemeinde XY Breitband ausbaut. Eine Gemeinde, Stadt die kaum Geld hat um Schulen und Verwaltung vernünftig zu betreiben, hat einfach kein Geld übrig für Breitbandausbau, wenn ich 0 Euro habe zum investieren bringt es nichts wenn der Bund XX% davon übernimmt, dann sind es immer noch 0 Investitionen.

Die Mobilfunkbetreiber haben alle politischen Vorgaben erfüllt. Als sie die Lizenzen für die Frequenzen ersteigert haben war die Auflage bis zu einem Tag X 98% der WOHNADRESSEN, nicht der Fläche Deutschlands mit der jeweiligen Technologie zu versorgen, plus das Autobahn- und Wasserstraßennetz. Beim Schienennetz auch nur die Fernverkehrsstrecken.
Ebenso wurde behördlich untersagt, das Vodafone, Telekom und O2 im ländlichen Raum kooperieren können, wenn es sich für den einzelnen Betreiber nicht lohnt dort einen eigenen Funkmast aufzustellen. Und von den Gegnern ganz zu schweigen, die dann vor Gericht klagen und einen wirtschaftlich unattraktiven Standort noch uninteressanter machen.

Digitalisierung des Unterricht in Schulen ist so ein riesen Fass, Es mangelt an Personal das die Technik dafür betreibt. Für gewöhnlich wird es den Mathe-/Physiklehrer aufgehalst sich darum zu kümmern zusätzlich zum eigentlich Unterricht den er machen muss.
Mir ist auch nicht bekannt das die deutschen Schulbuchverlage ihr Material sonderlich an digitalen Unterricht angepasst haben. Ein Buch als PDF verfügbar zu machen ist keine Digitalisierung von Unterricht und nutzt nichts von dem was Computern an Interaktion ermöglichen.
@Fernsehkritiker Auch dein damaliger Gast, musste einräumen, dass wenn Unterricht und Software gut aufeinander abgestimmt sind, die Ergebnisse besser waren. Und auch in Schulen gibt es immer Eltern die massiv gegen Digitalisierung vorgehen und z.B. die Installation von WLAN verhindern mit Aluhut-Theorien.

@Fernsehkritiker Auch schön das du den Part mit der LUCA-App nicht verstanden hast. Markus hat gesagt ein „Beschissener analoger Prozess“ ist auch digital ein Beschissener Prozess wenn er 1:1 umgesetzt wird. Die Zettelwirtschaft in der Gastronomie durch LUCA abzulösen war total sinnlos, weder in analog noch in digital hat es Infektionen mit Corona verhindert noch zu gescheiten und vor allem SCHNELLEN Nachverfolgung geführt. Und sowohl der analoge Zettel war vom Datenschutz her fragwürdig als auch die LUCA-App mit ihren vielen Skandalen.
Genau hier hat die Corona-Warn-App ihren Vorteil ausgespielt, ohne Zettel und ohne Beteiligung vom Gesundheitsamt wurden Leute auf eine mögliche Infektion hingewiesen mit der bitte sich testen zu lassen. Auch bei der LUCA-App war das teilen des positiven Tests freiwillig.
@Fernsehkritiker Ich glaube du hast bis heute nicht verstanden was die Funktionsprinzipien der Corona-Warn-App sind und was sie konkret leisten soll. Man merkt einfach, das du in diesem Bereich einfach kaum über Wissen verfügst.

Und das ich bis Ende 2022 viele Behördengänge digital machen kann, sehe ich im Leben nicht. In so vielen Ämtern ist alleine die Terminvergabe rein telefonisch möglich. Der elektronische Personalausweis wird fast nirgends genutzt, weder in der Privatwirtschaft noch in Behörden.
Für den digitalen Führerschein hätte ich schon Ideen, z.B. wenn ich ein Auto miete, kann ich bei der Bestellung schon nachweisen, das ich das Fahrzeug fahren darf.
Bei Carsharing könnte ich nur mit einem Führerschein z.B. das Auto starten. Ganz klar ein Sicherheitsaspekt.

Leere Impfausweise kann ich übrigens bei Amazon bestellen und mit etwas Geschick besorge ich mir Stempel und Aufkleber um eine Impfung vorzutäuschen.

@Fernsehkritiker Eine nette Anekdote, das MP3 - Format wurde in Deutschland erfunden. Und Geld damit haben Firmen im Ausland verdient in dem sie die Abspielgeräte dafür gebaut und verkauft haben. Heute verdienen Streamingdienste wie Spotify damit Milliarden weil sie daraus ein tragfähiges Geschäftsmodell entwickelt haben.

Dein Gast war nicht schlecht, aber für dieses riesige Feld der Digitalisierung hatte er mir einfach zu oberflächliche Aussagen für das was du ihn gefragt hast Holger.
Sorry leider nur eine mittelmäßige Folge. Dafür sollte man Netzprediger reaktivieren mMn.

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Bislang habe ich immer gehört, dass Deutschland den Breitbandausbau auch deswegen verschlafen hat, weil auf Politikebene Hinterzimmergeschäfte mit Geschäftemachern im Kupferkabelbusiness gemacht wurden. Dass es tatsächlich schon mal so etwas wie einen Glasfaserausbau gab, der später aufgrund von technischen Problemen auf Kupfer getauscht werden musste, war mir neu. Danke für die Information.

Dein langer Beitrag ist sehr interessant. Hast du auch Quellen dazu, falls man sich ein bisschen einlesen möchte?

Anscheinend sollen sich Teile der alten Opal-Netze in Zukunft für GPON verwenden lassen.
Das hätte ja noch was Gutes, wenn man das Geld nicht ganz umsonst investiert hätte.

Dies. Fand auch den Gast nicht sonderlich gut. Von seinem Hintergrund her klang es vielversprechend, aber es wurden dann doch die immer gleichen Klischees bemüht. Anderseits ist eben auch „Digitalisierung“ so ein schwammiges Buzzword hinter dem sich nichts konkretes verbirgt und zu dem jeder seinen Senf dazu geben kann. Meist mit viel Hähme. Die darf man zwar auch gerne haben und äußern, aber ich bin eher an konstruktiven, visionären und umsetzbaren Konzepten interessiert. Diese müssen dann nur auch an oberster Stelle praktiziert werden und genau dort sitzt aber das falsche Personal, welches ebenfalls nur oberflächlich und unmündig mit digitalen Prozessen zu tun hat.

Nichts konkretes an Quellen, ich habe 2002 bis 2005 bei der Telekom eine Ausbildung gemacht. War die Zeit als es mit DSL (768 kbit/s) los ging. Hatten in Mecklenburg-Vorpommern alte Technik (Kupfer) aus Berlin in Vermittlungsstellen eingebaut.
Einige Kleinstädte hatten in unserem Gebiet OPAL im Einsatz wurden aber peu à peu auf Kupfer zurück gebaut. Die Technik für mehr Bandbreite beim Kunden mit Glasfaser schien in der Zeit einfach zu teuer und man hat wohl damals auch nicht gedacht das Bandbreite so ein Riesenthema wird.

Vielleicht sollte man den Folgen ohne Veto den Titel „Konsens in Veto“ voranstellen. :wink:

Schmidts Plan für das Glasfasernetz war mW aber auf 30 Jahre angelegt, es sollte 1985 losgehen und eben bis 2015 jedes Jahr ein Dreißigstel der Bundesrepublik damit vernetzt werden, ich schätze mal mit der Zeit wäre schon fließend auf neuere Technik geupdated und nicht im Jahre 2010 immer noch Verteilertechnik etc. aus den 80ern verbaut worden.

Wobei die Bundeswehr ja gerade die Retroschiene fährt, holt gleich noch das G3 raus (macht bessere Löcher als das G36) und macht den Leo 1 flott :rofl:
https://www.golem.de/news/600-millionen-euro-bundeswehr-laesst-funkgeraete-von-1982-nachbauen-2109-159853.html

Und soweit ich weiß war das nicht nur die Kabelindustrie, die es unterdrückt hat, sondern Kohl war auch nicht gerade distanziert zu Leo Kirch und man hat stattdessen das Kabelfernsehnetz während seiner Amtszeit massiv ausgebaut.
Immerhin lässt sich das ja per DOCSIS auch nutzen, aber es hat eben auch seinen Flaschenhals, höher als bei Telefonleitungen/DSL, aber Rekorde wie dieser werden eben nur mit Glasfasern erreicht:

Zum Kupfer: Ich hab immer gehört dass Kohl dem Kabelfernsehn mehr den Vortritt lassen wollte (Sat1 war ja sein „Haussender“ vom Kirch) weil er sich da Medien davon versprach die eher in seinem Sinne berichteten als der öffentlich rechtliche „Rotfunk“. Daher eher da den Fokus drauf legen als auf Glasfaser.

Zum Osten: Als Ich 2014 vom Westen nach Dresden gezogen bin musste Ich über ein Jahr auf mein DSL warten da in meiner Strasse kein Anschluss mehr frei war. Da gab es pro Verteilerkasten eine Summe X an Anschlüssen und wenn die weg waren waren sie weg. Da musste man dann waren bis irgendwo einer auszieht und seinen Anschluss kündigt.