Folge 6 mit Jonas Nay

[QUOTE=Beyermacher;479787]Ich glaube, der eine oder andere hier sieht „Deutschland 83“ viel zu verkniffen. Das ist eine Serie zur Unterhaltung gewesen und hatte nie den Anspruch für sich erhoben, authentischen Geschichtsunterricht zu betreiben.
[/QUOTE]

Nicht missverstehen. Bond und Co. sind fiktive Dinge. Filme und Serien zur DDR haben zumeist einen halbwegs realen / reellen Bezug.

Wenn man Kalauer versucht reinzubringen in solche Filme, dann intelligent gemacht und nicht als Volksverdummung darstellen. Ich habe nix gegen Ossi-Witze und Co. (Harald Schmidt war da Meister drin :mrgreen: ), aber ein wenig realistischer sollte man dann eben solche Serien schon darstellen.

Wenn ein Grenzer als Spion eingeschleust werden soll, dann sollte er wenigstens wissen, dass Kampfberechnungen in der DDR z.B. an Grossrechnern durchgeführt worden sind… und die Russen mit ihren Computersytemen der ESER-Reihe sich ziemlich schamlos an den IBM-Kisten bedient haben… also, es gab hüben wie drüben Computer… die die Verteidigungstruppen eingesetzt haben…

„Kalter Krieg“ und einen möglicher „3. WK“ zu behandeln und dann Pershings entdecken zu wollen und dann nicht wissen, was ne Floppy ist grenzt schon sehr arg an Dummheit der machenden Produzenten! So meine Meinung…

Da war ja " war games" noch realistischer… :wink:

Mit einer gewissen Leichtigkeit hat das Daniel Brühl in „Good bye, Lenin“ geschafft (das Team hat immer wieder Kalauer reingebracht, dabei nie den Sinn des realen Bezuges vergessen und somit einen wunderbaren Film geschaffen, der vor allem neben den Schauspielern auch von bestimmten Erinnerungen geprägt ist und welche durch eine Fiktion angereichert wurde, die durchaus hätte so passieren können) . Das macht den Unterschied aus…

@ Lener:

Alles absolut richtig was Du schreibst!

Andererseits war das Ding ja für RTL-Zuschauer gestrickt (auch wenn die das nicht sehen wollten). Und da beschränkt sich das Niveau der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit auf “Crazy Race 2 – Warum die Mauer wirklich fiel” https://de.wikipedia.org/wiki/Crazy_Race_2_%E2%80%93_Warum_die_Mauer_wirklich_fiel :mrgreen:

[QUOTE=Beyermacher;479787]
Verlasst ihr dann wenigstens auch konsequenterweise empört sofort den Kinosaal, wenn Arnie oder Bond in 9000 Meter Höhe ohne Fallschirm links aus nem Flieger springen, es dabei vermeiden, nicht von der Turbine eingelutscht zu werden, dabei noch irgendwelche fremden Agenten killen und dann auf der anderen Seite vom Flieger wieder einsteigen, ohne dass dabei die Frisur verrutscht ist?[/QUOTE]

Naja, da ärgere ich mich auch. Wie auch im Alltag, wenn jemand nicht den Anspruch hat, sein Bestes zu geben. Also keinen Fleiß aufbringt, seine Arbeit 100% zu machen.
Ich wollte Dich hören, wenn Du einen Film über die Beatles sehen würdest und irgendjemand würde denen einen Titel der Stones oder der Monkees unterjubeln wollen. “Ist doch egal, ist doch Sixties und Stromgitarrenmucke.” :mrgreen:

So, habe jetzt einige Folgen hinter mir.
Es ist definitiv eine für deutsche Verhältnisse gute Serie, aber sie enthält doch leider einige erzählerische Brüche und wirklich extrem unrealistische Handlungsstränge. Bis zu einem gewissen Level stört mich das ja nicht so sehr, weil für eine gute Geschichte kann man da auch mal drüber hinwegsehen, aber wenn es einfach nur unnötig ist, dann macht das innerlich aua bei mir.

Ich will nicht spoilern (trotzdem vielleicht nicht weiterlesen, wenn man auch Mini-Spoiler nicht mag!) und versuche es mal ohne: Da rennt eine Frau weg, die gerade erkannt hat, dass unser Protagonist ein Spion ist und fürchtet dabei offensichtlich um ihr Leben… und da hat die nichts besseres zu tun als in den verlassensten Wald am Ende der Welt zu laufen? Zumal auch nicht ganz klar ist wie die da mal eben landet nachdem sie 5 Sek. früher noch am Bahnhof war??? In der ganzen Szene gibt es so viele absurde Vorgänge, so dass ich das nicht mehr ausblenden kann und es mich ziemlich brutal aus der Geschichte schmeisst. Normalerweise ist das dann auch der Punkt für mich wo ich nicht mehr weiterschaue. Hier tue ich es trotzdem, denn der Rest überzeugt und vom Schauspiel her macht es echt Spass den Akteuren zuzuschauen.
Hätte man sich solche Brüche gespart, dann wäre die Serie tatsächlich ziemlich genial geworden, aber dafür sind es dann doch etwas zu viele, wodurch sie für mich nur als gut zurückbleibt.

[QUOTE=Lener;479838]

Wenn ein Grenzer als Spion eingeschleust werden soll, dann sollte er wenigstens wissen, dass Kampfberechnungen in der DDR z.B. an Grossrechnern durchgeführt worden sind… und die Russen mit ihren Computersytemen der ESER-Reihe sich ziemlich schamlos an den IBM-Kisten bedient haben… also, es gab hüben wie drüben Computer… die die Verteidigungstruppen eingesetzt haben…

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Die DDR hat eine Diskette mit Geheimnissen des NATO in die Hände bekommen und die dusseligen Russen lassen es zu, das der EINE (!) Experte in der Ostzone an dem wertvollen Stück rumbastelt und zwar tagelang. Ist ja nicht so, das man in Moskau Labore voll mit Experten hat und der Geheimdienst nicht in der Lage ist, westliche Technik zu beschaffen… :lol:

Wie war das noch:

[QUOTE=EL_Marto;479630]Eigentlich auch ein gutes Zeichen oder? :slight_smile: Wenigstens gibt’s nix großartig zu meckern :cool:

PS: Super Sendung, gute Qualität Inhaltlich sowie Handwerklich, weiter so Herr Bayermacher^[1]

Und kaum sagt ihr was, das andere für Blödsinn halten, und schon klappts mit dem Feedback:lol::lol:

      • Aktualisiert - - -

Sowohl die Bond-Geschichten als auch „Deutschland 83“ sind fiktionale Geschichte in der realen Welt, das MI6 ist ebenso real wie es die Stasi war und Martin Rauch ist ebenso fiktiv wie James Bond.


  1. /QUOTE ↩︎

Nach einigem Lesen in diesem Thread befürchte ich, dass ich der einzige sein werde, der diese Folge handwerklich kritisiert. Bitte seht es mir nach - ich konnte schon immer besser nörgeln als loben…

Die besondere Stärke vom Serienkiller ist meiner Meinung nach der Diskurs zwischen Olli und Nils. Es entstehen in anderen Folgen des Formats regelmäßig zwei verschiedene Positionen, die den gerade zu besprechenden Punkt aus verschiedenen Perspektiven darstellen. Es ist in dem Zusammenhang auch völlig legitim, dass beide Diskutanten bei einzelnen Themen dabei die gleiche Meinung vertreten.

Als Zuschauer trage ich daraus einen doppelten Gewinn: Ich muss mich nicht nur auf die Interpretation eines Besprechenden verlassen, sondern kann aufgrund des Zwiegespräches einen deutlich besseren Eindruck über das besprochene Produkt gewinnen.

In dieser Folge ist genau das verloren gegangen. Anders als sonst hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass ihr drei stets einer Meinung seid. In eurem Gespräch miteinander fehlte mir die kritische Tiefe, die sonst immer die Stärke des Serienkillers ist. Es bleibt der fade Nachgeschmack, dass die Folge dadurch ein klein wenig wie eine Verkaufsshow wirkt.

Sowas wie inhaltliche Fehler müssen eine Sendung nicht schlechter machen (@Beyermacher: wie du schon richtig erwähnst handelt es sich bei Deutschland 83 um eine fiktionale Serie), sollten aber dennoch zumindest thematisiert werden, wenn man schon jemanden von der Serie am Tisch sitzen hat.

Ich will damit gar nicht sagen, dass ihr jetzt nie wieder Gäste einladen sollt - das wäre auch grober Unfug - Aber sich (gerade im Umfeld eines Gastes) auch kritisch mit dem besprochenen Produkt auseinanderzusetzen wäre in dem Zusammenhang wünschenswert. Wichtig wäre dabei, dass man dabei nicht in das Schema “Good Cop, bad Cop” verfällt. Und natürlich sollte auch weiterhin gelten, dass man stets freundlich bleibt :).

Gruß Iwan/Ronny

[QUOTE=rldml;480249]
Ich will damit gar nicht sagen, dass ihr jetzt nie wieder Gäste einladen sollt - das wäre auch grober Unfug - Aber sich (gerade im Umfeld eines Gastes) auch kritisch mit dem besprochenen Produkt auseinanderzusetzen wäre in dem Zusammenhang wünschenswert. Wichtig wäre dabei, dass man dabei nicht in das Schema “Good Cop, bad Cop” verfällt. Und natürlich sollte auch weiterhin gelten, dass man stets freundlich bleibt :).
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Das stimmt. Gerade diese Kinderserie, der man eine ganze Rezension gewidmet hat, hätte man auch und durchaus vor dem Vergleich mit anderen Kinderserien kritisieren können bzw, kritischer betrachten können.

Davon ab hat mir die Folge aber gut gefallen - Nay war ein sympathischer Gast und inzwischen habe ich sogar wirklich Lust, mir Deutschland '83 anzuschauen.

Anregung: Könntet ihr auf diese Übersichtsseite am Ende der Besprechung, wo ihr Regisseur, Schauspieler, Erstausstrahlung etc. hinschreibt, auch noch dazu ergänzen, wenn man eine dieser Serien auf Netflix, Prime oder sonstwo streamen kann? Das wäre der ultimative Top-Service!

Ein ganz großes Lob für diese großartige Folge! Ich habe [I]Deutschland '83[/I] kurz nach der TV-Ausstrahlung auf Blu-ray gekauft, um die Serie ohne lästige Werbeeinblendungen, etc. genießen zu können und bin sowohl von der Umsetzung insgesamt, aber auch den Darstellern, der Musik und der Thematik im Speziellen sehr angetan. Nun war es schön, Jonas Nay in einem derart ausführlichen und angenehm moderierten Gespräch zu erleben und die Serie mit etwas Abstand noch einmal vorzustellen. Wie Nils seinerzeit bei MG-Direkt der Serie sehr ablehnend gegenüberstand, so dürfte es vielen ergangen sein, da Serien deutscher (RTL-)Herkunft erst einmal vorbelastet sind. Mit [I]Deutschland '83[/I] hat es aber endlich eine qualitativ hochwertige und überraschend kreativ umgesetzte Serie ins deutsche Fernsehen geschafft. Und somit ist es nur zu begrüßen, dass der Serienkiller noch einmal auf dieses Fernsehjuwel aufmerksam macht. Vielen Dank!

Die Wahrnehmung, dass in den letzten Jahren vermehrt Wert auf gut produzierte Intros gelegt wird, kann ich so allerdings nicht vollständig teilen. Die von Nils erwähnten Beispiele treffen natürlich zu, aber gesamthaft gab es hier doch eigentlich eine Rückentwicklung. Ich denke da bspw. an zahlreiche aktuelle Serien wie [I]Gotham, Agents of Shield, Fargo, Bates Motel, Spartacus[/I] und viele weitere, in denen nur noch flott der Titel durch das Bild huscht. Diese Entwicklung empfinde ich als äußerst schade, da ein gut produziertes und in Erinnerung bleibendes Intro ein wichtiges Identifikationsmerkmal einer jeden TV-Serie darstellt. Derartige Mini-Intros wie bei den o. g. Serien wären in den Jahrzehnten zuvor doch undenkbar gewesen. Insofern ist die Euphorie ob der aktuellen Entwicklung nicht ganz nachvollziehbar, auch wenn es bei der immensen Vielfalt und Anzahl aktueller TV-Serien immer noch genügend schöne und z. T. sehr kreative Intros gibt. Keine Frage.

Ich denke, dass die kurzen Intros auch ein wenig den veränderten Sehgewohnheiten geschuldet sind. Einmal pro Woche ist so ein Intro klasse, aber 5 mal an einem Tag (weil man die Folgen hintereinander wegschaut) kann es schon anfangen zu nerven.
Im übrigen kann man auch mit kurzen Infos sehr viel Emotionen und Atmosphäre transportieren. Man schaue sich z.B. mal Stranger Things an. Vordergründig ziemlich simpel, aber bei dem Ding stimmt echt alles.

Das amerikanische Branchenblatt [I]Variety [/I]hat gerade “10 Europeans to Watch” bekanntgegeben, darunter Jonas Nay und „Deutschland-83“-Regisseur Edward Berger:

Das finden wir natürlich knorke! Vielleicht ein Grund, Killer #6 noch mal zu sehen?

Super Folge, sehr interessanter Gast! Zwar kaum Neuvorstellungen (bietet sich bei einem gast auch eher weniger an, es sei denn er hat all die vorgestellten Serien auch gesehen), aber trotzdem ein runde Folge!