Folge 55: Filmmusik

Ich möchte mich auch ausdrücklich für die ausführliche Antwort von Nils bedanken;
dies hat doch vieles geklärt!

Wenn du und Olaf nicht auf einem Missionierungstrip seid die deutschen Synchros zu verteufeln;
um so besser. Es enstand halt dieser Eindruck; schön das dies ausgeräumt werden konnte. :slight_smile:

Was die Neutralität des Beiträge für Asynchron angeht; wenn tatsächlich nichts postives zu finden ist,
dann ist es so, und dass hat man dann auch bei Tom’s Beiträgen gesehen. Aber i.d.R. ist nicht alles
schlecht gemacht, manches ist nicht so gut gelungen, und dass sollte man auch rausarbeiten für einen
ausgewogenen Beitrag.

Der Beitrag von Nils war ja auch größenteils gut. Nur eben etwas einseitig negativ, denn wäre z.B. der
Malteser Falke insgesamt schlecht synchronsiert worden, wäre es kein Erfolg in Deutschland
gewesen. Zudem fehlten im Beitrag die technischen Hintergründe warum das früher so gemacht wurde
mit der anderen Musik. Also etwas mehr Recherche, etwas mehr Ausgewogenheit und meine Bewertung
geht von 80% gut auf 100% super. :smiley:

Wahrscheinlich bist du da auch anderer Meinung; aber ich finde z.B. die deutsche Fassung von „Eine Reihe
betrüblicher Ereignisse“ die ihr im Serienkiller besprochen hattet sehr gut. Statt „Look away“ gibt da
„Sieh nicht hin“ den Ohrwurm am Anfang jeder Folge. Und zwar richtig gut, nicht so schräg wie bei
„Cat Ballou“. Okay in der letzten Folge wo noch mehr gesungen wird zeigte sich, dass nicht alle Synchron-
sprecher gut singen konnten, war aber größtenteils gut. Das Grammatikrätsel wurden z.B. auch gut in’s
Deutsche übertragen. Weil ich die Serie so gut fand, habe ich auch beide Fassungen gesehen was mir einen
guten Vergleich gab. Und ja das Original ist 100 % gut; die Synchronfassung nur 99% gut. :wink:

In dem Sinne, Nils größtenteils gute Arbeit bei Asynchron; mit Ausbaumöglichkeit nach oben.

@hhp4

Zunächst mal ein 80prozentiges Dankeschön für dein Lob. :wink: Was den „Malteser Falken“ angeht, ist es allerdings etwas dünnes Eis, lediglich aufgrund von Erfolg (wie hast du den eigentlich ermittelt?) auf Qualität zu schließen. Die Synchro war nämlich größtenteils hanebüchen und gab nicht die Stimmung wieder, die Bogart im Original ausgedrückt und verkörpert hat, ganz abgesehen von der Tatsache, dass ganze Passagen komplett unkorrekt übersetzt wurden und Bogart in der deutschen Fassung Sachen sagen ließen, die er so nie gesagt hat.

Der Malteser Falken ist zumindest auch in Deutschland ein bekannter Film.
Ist ein Film grottenschlecht synchronisiert sorgt dies i.d.R. auch dafür, dass er kein erfolgreicher Film ist.
Ansonsten ja der Malteser Falken ist nicht einer der besten Synchronisationen; da stimme ich zu.
Anderseits, wenn etwas anderes ist, muss es nicht schlechter sein; da sei nur an Casablanca erinnert:
“Ich schau dir in die Augen Kleines”. 8)

[QUOTE=hhp4;485940] Anderseits, wenn etwas anderes ist, muss es nicht schlechter sein; da sei nur an Casablanca erinnert:
“Ich schau dir in die Augen Kleines”. 8)[/QUOTE]

Gerade “Casablanca” ist so ein Beispiel, wo so ziemlich alles daneben gegangen ist, was nur daneben gehen kann:

[I]"Als Casablanca am 29. August 1952 in die deutschen Kinos kam, enthielt der Film kaum noch Hinweise auf den Zweiten Weltkrieg. Alle Szenen mit Major Strasser und anderen Nazis waren herausgeschnitten worden. Auch die Szene, als die Deutschen “Die Wacht am Rhein” anstimmen und von französischen Patrioten mit der “Marseillaise” niedergesungen werden, fehlte. Victor László wurde zu Victor Larsen, einem norwegischen Atomphysiker, der die rätselhaften Delta-Strahlen entdeckt hat. Capitaine Renault wurde in Monsieur Laporte umbenannt und war nun ein Mitglied der Interpol.

Casablanca war in dieser um 25 Minuten gekürzten Version eher eine harmlose Romanze als ein Propagandafilm gegen die Nationalsozialisten und das Vichy-Regime. Erst am 5. Oktober 1975 strahlte die ARD die ungekürzte und neu synchronisierte Fassung aus, die bis heute bekannt ist."[/I]

Quelle: Wikipedia

Das ist absolut richtig mit den Kürzungen bei Casablanca.
Das ist den deutschen Gesetzen und Empfindlichkeiten gegen Comicbuchnazis geschuldet.
Jahrzentelang durften Nazis nur in einer historisch korrekten Art im Film gezeigt werden.
Und gerade damit nehmen es die Amis nicht so genau.
Das dadurch solche Machwerke in den 80er wie „Ilsa, Shewolf of the SS“ erst gar nicht nach
Deutschland kamen, ist dabei nicht gerade ein Verlust. :mrgreen:
Sowas kriegte man früher dann als Kopie einer VHS aus den Niederlanden. :wink:
Hakenkreuze wurden in Spielen und Comics früher auch gerne für die deutsche Version
entfernt; aus Comicbuchnazis wurden Drogendealer, ect.
Erst in den späten 90er Jahren, Anfang 2000er Jahre kamen dann auch Comicbuchnazis
in deutsche Produktionen wie z.B. Obersalzberg bei Switch.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es eben auch Dinge in der deutschen Fassung
von Casablanca gibt, die besser sind als das Original. Wie eben dieser berühmte Satz.
Und da wären wir wieder bei einer guten Filmanalyse einer Synchronfassung.
Was ist schlechter: Die Kürzungen, was is besser: Einige Dialoge.
Erwähnt man in der Analalyse nur die Kürzungen, ist es einseitig negativ.

[QUOTE=hhp4;485959] Und da wären wir wieder bei einer guten Filmanalyse einer Synchronfassung.
Was ist schlechter: Die Kürzungen, was is besser: Einige Dialoge.
Erwähnt man in der Analalyse nur die Kürzungen, ist es einseitig negativ.[/QUOTE]

Allerdings ging es in meiner Folge nicht um Dialoge, sondern ausschließlich um Filmmusik, und da konnte ich bei den drei von mir ausgesuchten Filmen nun mal nichts positives finden.

Ich habe schon am Anfang geschrieben, dass ich größtenteils der gleichen Meinung bin,
dass die Origialmusik besser passt. Bei einigen Beispielen kann man es aber auch als fast
so gut ansehen; andere waren ganz daneben.
Also liegt meine Meinung gar nicht so weit entfernt von deiner Meinung. :smiley:

In dem Sinne Rock on. :cool:
Vielleicht lässt der Chef ja doch mal mit sich reden, und du kannst 1x im Monat eine
Kurzversion vom Tonangeber machen. :slight_smile:

Tja… Für mich war diese Folge eine der schlechtesten der letzten Jahre. Es wirkte wie eine 42-minütige Dauerwerbesendung für Filme im Originalton - mehr nicht.
Hier hat man sehr gut gemerkt, wie die Auswahl eines Redakteurs und Moderators sehr stark das Format beeinflussen kann. Es wurden nur Beispiele herausgesucht, wo bei der deutschen Lokalisierung am Ende eine „Mäh“ oder „Ist Scheiße“ Version herauskam, positive Beispiele suche ich vergebens. Gerade bei Synchronisationen, wo die Originalkomposition mit deutschen Texten versehen wurden, gibt es genug positive Beispiele. Diese hätten zumindest als Positivbeispiel mit angesprochen werden müssen mit der gleichen Ausgibigkeit wie die Negativbeispiele.
Noch mehr ärgert mich, dass man einfach nur eine Bestandsaufnahme des Ist-Zustands gemacht hat, ohne auf die Hintergründe genauer einzugehen. Gab es damals politische, rechtliche oder technische Gründe ? Das geht aus dem Beitrag leider gar nicht heraus. Es muss ja auch einen Grund haben, dass vor allem alte Filme hier auffällig waren.

Nach der ewiglangen Diskussion beim Serienkiller war mir aber schon bei Erkenntnis, wer diesen Beitrag leitet, bewußt, dass diese Folge nicht allzu gut endet… und leider hat sich mein Gefühl bestätigt.

Es ist schade um die Folge, da mich diese Thematik wirklich interessiert hätte. Aber so… :(:(:frowning:

Leider konnte ich mit der Folge nicht soo viel anfangen, Filmmusik ist mir dann doch etwas zu speziell. Zudem finde ich es immer interessanter, wenn man die Filme kennt oder zumindest irgendeinen Bezug zur Zeit oder zum Genre hat.
Das ist also ein Manko von mir selbst, dafür kann die Sendung natürlich nix. :mrgreen:

Schön aber, dass auch Nils mal bei Asynchron zu sehen ist.

Ist das denn nicht die Aufgabe eine Redakteurs und Moderators? :wink:

Außerdem…das wäre ja so, als würdest du Holger vorwerfen, dass, wenn er er etwas bei RTL oder bei der ARD oder ZDFNeo (zu Recht) kritisiert, er nicht auch zu gleichen Teilen in jeder Folge „FKTV“ hervorhebt, wie gut die das eigentlich auch machen. Siehste selbst, oder?

Wenn du die sowieso schon alle kennst, hätte dich das doch eher gelangweilt, oder? :wink:

In welchem Gesetzbuch steht das denn? :shock:

Ärger dich doch nicht, so wichtig ist das alles doch gar nicht. Und ja, sicherlich gabs damals Gründe dafür. aber das ist heutzutage nicht so leicht herauszufinden und zu belegen. Zum einen gab es bestimmt oft technische Gründe, nämlich dass Musik und Dialog auf nur einer Tonspur waren, aber das war nicht immer der Fall, sonst wären ja alle Filme bis in die End-Fünfziger neu mit Musik vertont worden, was nachweislich nicht der Fall ist. Vielmehr spielte oft der deutsche Zeitgeist eine Rolle und versah die Filme mit einer neuen Musik, um den Film moderner und peppiger zu machen. Dass man dabei (wie ich aufgezeigt habe) oft in die Scheiße gegriffen hat, ist nun mal leider eine traurige Tatsache. :cry:

Dann hast du die Folge nicht wirklich bis zum Schluß angesehen, denn sie endet nämlich tatsächlich gut und äußerst versöhnlich, weil ich nach dem Abspann ein herrliches und wunderbares Easteregg hinterlassen habe. :smiley:

Hätte ich alles so gemacht, wie du dir das vorstellst, hätte die Sendung nicht 42 Minuten, sondern 92 Minuten gedauert und dann wärst du wahrscheinlich der erste gewesen. der gesagt hätte, dass die Sendung viel zu lang ist. Stimmts? :wink:

Man kann es nunmal nicht jedem recht machen und wie man es auch macht, macht man es offenbar falsch. Scheint ein Naturgesetz zu sein.

PS. Du wärst überrascht, wie cool, echt und authentisch Humphrey Bogart, John Wayne, Kirk Douglas, Robert Mitchum, Burt Lancaster, Jean Gabin und all die anderen Haudegen von gestern und heute im Original klingen. :wink:

PPS. Freu dich schon mal auf den nächsten „Serienkiller“, der am 28.3. veröffentlicht wird.

PPPS. Übrigens…was den nächsten „Serienkiller“ angeht…wie stehts eigentlich um dein Polnisch? :mrgreen:

Interessantes Thema, dass auch größtenteils gut umgesetzt wurde.

Die Beispiele waren gut gewählt und insbesondere “Die Spur des Falken” ist durch die deutsche Fassung schwer beschädigt. Allerdings hätte ich mir doch ein paar mehr Hintergrundinformationen gewünscht, warum das gemacht wurde und nicht nur den Vermerk, dass das rational nicht mehr nachzuvollziehen sei.

Es gibt schon Gründe, wie beispielsweise, dass die IT-Bänder (also Geräusch und Musikbänder) evtl. nicht verfügbar waren. Das Problem tritt bei älteren Filmen durchaus häufiger auf. “Die Spur des Falken” wurde erst 1964 synchronisiert, also 23 Jahre nachdem der Film gedreht wurde. Möglicherweise gab es da die ITs zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht mehr. Das ändert allerdings nichts daran, dass man deutlich passendere Ersatzmusik hätte finden können und den Film nicht musikalisch zu einem Edgar Wallace Film hätte machen müssen.

In anderen Fällen hat man oft auch Lizenzkosten gespart und die Töne selbst produziert (das betrifft z.B. auch viele DEFA-Synchronisationen). Das muss nicht so schlecht und verfälschend gemacht werden, wie es in den Beispielen gezeigt wurde. Etwas mehr Einordnung wäre da also schön gewesen.

Ein bisschen genauer hätte die Recherche z.B. auch bzgl. des deutschen Vorspanns von “Die Spur des Falken” sein können, den der zurecht(!) bemängelte Sprecher im Vorspann wurde erst Jahre später für die DVD hinzugefügt. (So etwas wird auch gerne als “Pornosynchro” bezeichnet.) In der deutschen Fassung gab es einen deutschen Vorspann mit deutschen Angaben, aber ohne die Geschichte des Falken.

Zum letzten Satz, der mir auch etwas aufgestoßen ist: Ich finde das Thema “Synchro vs. Original” sollte man nicht so knapp abhandeln und in einem Nebensatz einstreuen. Das kann dann nämlich missverstanden werden (ist es ja auch). Da müsste man mal Pro und Kontra gegenüberstellen. Dann fallen an der (meist in diesem Zusammenhang zu lesenden/zu hörenden) Argumentation nämlich ein paar Probleme auf:

[ul]
[li]Die Synchro ist nicht für die Leute gemacht, die die Originalsprache beherrschen. Synchro oder Untertitel sind Hilfestellungen, die Leute, die keine Hilfe brauchen, natürlich eher behindert. Ich vergleiche es mal mit einem gesunden Menschen mit zwei gesunden Beinen. Da stört die Gehhilfe nur. Wenn man aber nicht ohne Hilfe gehen kann (also die Originalsprache nicht beherrscht) ist das Laufen (also der Filmgenuss) eben nur mit Gehhilfe möglich und da gibt es verschiedene Ausführungen: von Knüppel (= schlechte Synchro) bis zur ausgefeilten Prothese (= gute Synchro), oder vielleicht Rollstuhl (= Untertitel). Da kann man nicht einfach sagen, nur mit gesunden Beinen laufen ist richtig. Wenn man die Originalsprache nicht beherrscht, braucht man Hilfe, also entweder Untertitel, oder eben eine Synchro, und die ist auch zulässig und kein Anzeichen für Kunstbanausen.
[/li][li]Untertitel und Synchro haben das gleiche Problem: sie wurden von Menschen erstellt und sind nicht fehlerfrei. Wenn man die Sprache nicht kann, ist man trotzdem darauf angewiesen.
[/li][li]Untertitel sind meist stark verkürzt, damit man sie auch lesen kann; die Synchro muss sich evtl. verbiegen um Lippensynchron zu sein
[/li][li]Schlechte Synchros kann man meiner Meinung nach nicht als Argument gegen Synchronisation generell anführen. Mit dieser Argumentation kann man auch Filme generell ablehnen, denn da gibt es ja auch ausreichend schlechte Beispiele. Die in dieser Folge gezeigten Beispiele sind wirklich schlecht (aus den dargestellten Gründen), aber daraus kann man keine Originalpflicht ableiten.
[/li][li]Warum wird beim Thema Synchro vs. Original eigentlich nur mit englischsprachigen Filmen argumentiert? Was ist mit französisch, spanisch, japanisch, … . Nur US-amerikanische Filme zu konsumieren, halte ich für ein ziemlich beschränktes Blickfeld auf Filme. Muss man Dostojewski im Original lesen?
[/li][li]Zum Argument Spracherwerb: 1.)Ich glaube nicht, dass man japanisch lernt, wenn man Animes im Original mit Untertiteln ansieht. Man kann seine Sprachkenntnisse vielleicht verbessern, aber dazu müssen die Grundlagen dann schon da sein. Außerdem stellt sich mir dann die Frage, wozu man Filme primär ansieht. Soll man sich mit der Handlung, dem Bild, usw. des Films auseinandersetzen, oder sich auf’s Übersetzen konzentrieren?
[/li][li]Synchros können (wenn sie falsch gemacht sind) den Ton ruinieren, Untertitel tun aber das selbe mit dem Bild, oder lenken davon ab.
[/li][li]Es gibt Filme von denen gibt es gar keine Originalfassung. Das betrifft viele Italowestern, aber auch z.B. Bud-Spencer-Filme. In den meisten Filmen ist er mit seiner eigenen Stimme zu hören (weder in der engl. noch in der ital. Fassung)
[/li][li]Mit dem Originalton geht natürlich vieles verloren: Akzent, andere (fremde) Sprachmelodie, evtl. die Originalmusik und die Originalgeräusche. Wenn ich aber inhaltlich nicht folgen kann nützt mir das aber alles nichts.
[/li][/ul]

Da findet man bestimmt noch mehr Argumente für oder gegen Synchros und vielleicht kann man darüber ja mal ausführlich in einer Asynchron-Folge berichten.

Ich gehe nicht davon aus, dass der Abschlusssatz irgendwie böse gemeint war, aber ich finde ihn aus den oben genannten Gründen jedenfalls nicht ganz glücklich.

Hi Tofe,

vielen Dank für deine ausführliche Kritik, von der ich das meiste klaglos annehmen kann. In der nächsten Ausgabe von Asynchron beschäftige ich mich eingehend mit der Synchronisation in TV-Serien und werde versuchen, das Thema ausgewogener anzugehen.

[QUOTE=ToFe;486197][li]In den meisten Filmen ist er mit seiner eigenen Stimme zu hören[/QUOTE]
[/li]Ich glaube da fehlt ein “nicht” in dem Satz. Denn Bud hatte im italienischen “Original” fasst immer einen Synchronsprecher, da er mit starkem Akzent sprach.
Ansonsten Topbeitrag von dir.

Liebe® ToFe,

vielen Dank für deinen ausführlichen und sehr schönen Beitrag. Auch ich sehe das meiste genau so wie du.

Besonders gefällt mir dein erster Punkt mit der Krücken-Metapher. Den sollte man vor allem auch den Leuten einprägen, die bei solchen Diskussionen immer sagen: „Ich spreche ja sehr gut Englisch, gucke aber trotzdem lieber Synchronfassungen.“ Das kommt bei solchen Diskussionen wirklich jedesmal. Etwa so: „Ich spreche natürlich sehr gut Englisch, aber Synchronfassungen finde ich nicht so anstrengend.“ Der zweite Teil des Satzes widerspricht hier dem ersten: Wen gewisse Sprachfassungen anstrengen, der spricht eben nicht die Sprache sehr gut. – Diese Leute empfinden das offenbar als Kränkung und konstruieren sich dann als Person, die die Sprache ganz toll spricht, aber trotzdem lieber Synchronfassungen sieht. Das finde ich albern, weil es diese konstruierte Person (und ihre Argumente) in Wirklichkeit gar nicht gibt: Wer eine Sprache sehr gut spricht, wird immer das Original vorziehen. Das hast du sehr gut illustriert, danke dafür.

Nicht übereinstimme ich allerdings mit einem Argument, das du weiter unten zu vertreten scheinst, im Absatz mit der Frage, ob man Dostojewski im Original lesen soll. Da scheinst nun du dich gegen ein Argument zu richten, das ebenfalls keiner vertritt: Wer „pro Original“ ist, der sollte diese Haltung doch bei allen Sprachen vertreten, nicht nur bei Englisch, sagst du, und soweit ist das auch nachvollziehbar.

Aber dann schiebst du der Pro-Original-Fraktion in die Schuhe, sie würde aussagen, alle sollten alles immer nur im Original gucken. Das wäre in der Tat absurd anhand der sechstausend Sprachen, von denen jeder nur ein Bruchteil beherrscht. Dein Dostojewski-Argument macht das deutlich. Ich stimme dir auch hundertprozentig zu, dass normalerweise keiner allein durch Animegucken Japanisch lernt.

Das Argument, das von der „Pro-Original-Partei“ (oh: POP!) tatsächlich vertreten wird, bezieht sich jedoch auf diejenigen, die die betreffende Sprache zumindest schon in Grundzügen beherrschen. Und das beantwortet auch gleich deine Frage, warum es bei uns meist (aber übrigens keineswegs ausschließlich) um die englische Sprache geht: Das ist eben die Sprache, die alle Zuschauer tatsächlich in Grundzügen beherrschen. Und dafür hat Nils, so finde ich, am Ende ein ganz beiläufig platziertes und sehr schönes – ich nenne es mal – Nebenargument geliefert: Die Weltsprache Englisch können wir sehr gut gebrauchen (im Ausland, im Internet, um den ausländischen Kunden im Supermarkt zu bedienen, um als internationaler Politiker zu brillieren), und wir können ganz spielerisch unsere Kenntnisse verbessern, indem wir englischsprachige Filme im Original gucken – so wie die halbe Welt, die viel besser Englisch spricht als wir Deutschen.

Wir Deutschen verpassen durch unsere Synchronlust auch etwas: Die Erkenntnis – die uns natürlich vom Kopf her ganz klar ist, die wir aber nicht wirklich fühlen –, dass überall auf der Welt viele verschiedene Sprachen gesprochen werden. Deswegen bin ich im übrigen durchaus der Meinung, dass auch die anderen Sprachen entsprechend präsentiert werden müssten: Beim Filmegucken hilft da die Krücke Untertitel besser als Synchros (wer will sich schon den Eindruck vermitteln lassen, dass japanische Samurai oder Klingonen untereinander Deutsch reden?), beim Lesen eines Buchs erwischen wir hoffentlich eine Übersetzung, bei der der Übersetzer darauf geachtet hat, bestimmte Kenntnisse über die Fremdsprache zu vermitteln: indem er zum Beispiel auf typisch russische Begrifflichkeiten im Original verweist. Oder, um nochmal ein Beispiel aus dem Englischen zu bringen: Ein Sherlock-Holmes-Roman hat doch auch auf Deutsch gleich viel mehr Atmosphäre, wenn der Meisterdetektiv statt mit einem Schutzmann mit dem Constable spricht, oder?

Ich glaube, in der ganzen Diskussion, ob man lieber Original oder Synchro gucken sollte (eine Diskussion, die sich ja auf jedem DVD-Abend mit Freunden ergibt, sobald Vertreter beider Fraktionen anwesend sind), sollte es um eine graduelle Einstufung gehen: Jeder Deutsche spricht Englisch in einer Qualität von, sagen wir, 1 bis 10. Die mit 10 sprechen sehr gut Englisch und gucken sowieso lieber Original. Die mit 1 sprechen es so schlecht, dass sie es sich nicht zutrauen. Nun ist die Frage: Ab welchem Grad ist es empfehlenswert, das Original zu sehen? Nils und ich glauben, dass man sich das schon mit einem sehr niedrigen Grad zutrauen sollte, und zwar auch wegen des Lerneffekts: Ihr dürft natürlich zu Hause machen, was ihr wollt. Aber wir empfehlen: Traut euch mal ans Original ran, und ihr werdet immer besser und kommt in Zukunft besser in der Welt zurecht.

Die Bequemlichkeitsfraktion ist der Meinung, wer nicht hundertprozentig alles versteht, sollte auf die Synchro setzen. Dagegen ist natürlich überhaupt nichts zu sagen. Auch ich bin manchmal lieber bequem als wissbegierig. Aber vielleicht gibt es ja auch Leute, die besonders gerne wissbegierig sind. Massengeschmack-Zuschauern sollte diese Eigenschaft eigentlich besonders liegen, oder? Und wer weiß, vielleicht kommt man ja auf den Geschmack, und macht sich gleich danach an Dostojewskis Gesamtwerk auf Russisch.

Liebe Grüße
Olaf

Beste Asynchronfolge seit langem. Endlich wird da mal gegen den Strich gebürstet und klare Ansagen gemacht, so etwas braucht man heute!

Manche Punkte waren mir neu, wieder was gelernt. Ich sage danke für die tolle Zeit!

[QUOTE=maddyxx;486378]Ich glaube da fehlt ein “nicht” in dem Satz. Denn Bud hatte im italienischen “Original” fasst immer einen Synchronsprecher, da er mit starkem Akzent sprach.
Ansonsten Topbeitrag von dir.[/QUOTE]

Ja, da fehlt wirklich das “nicht”. Woher stammt die Information mit dem Akzent? Die habe ich so noch nie gehört. Ich glaube es war damals eher üblich in Italien. Terence Hill trifft es ja ebenso und viele andere auch.

[QUOTE=ToFe;492518]Woher stammt die Information mit dem Akzent? Die habe ich so noch nie gehört.[/QUOTE]
Kann ich gar nicht mehr so genau sagen, entweder in einer Biografie oder einer Doku über ihn. Er hatte wohl einen starken neapolitanischen Akzent. Deswegen sprach ihn meistens Glauco Onorato, Spencer selber ist nur in einer Handvoll seiner Filme selber zu hören.