Die Mediatheke Folge 370. Hier kann darüber diskutiert werden!
Jahrzehntelang hat Peter Welchering für das ZDF, aber auch für die ARD und den Deutschlandfunk gearbeitet. Ende vergangenen Jahres schrieb er dann einen Brandbrief an ZDF-Intendant Norbert Himmler und verabschiedete sich aus Gewissengründen. Denn das, was heutzutage oftmals als Journalismus verstanden werde, sei für ihn keiner. Dennoch hält er die Öffentlich-Rechtlichen für unverzichtbar.
Die Videobeschreibung alleine offenbart schon das Hauptproblem. Solange Kritiker immer wieder einwerfen, der ÖRR sei “unverzichtbar” wird sich gar nichts ändern. Das ist dieses typische Gerede, das wir auch in vielen anderen Bereichen haben und was der Grund dafür ist, dass dieses Land seit Jahren immer weiter nach links rückt und alles schlimmer wird. Denn von liberaler/konservativer/rechter Seite kommt immer nur “Ja, da müssen wir mal was dran ändern. Wir werden einen Ausschuss gründen und da ausführlich drüber reden” bla bla bla. Nein, man muss endlich mal Nägel mit Köpfen machen und den politischen Willen haben WIRKLICH etwas zu ändern und da braucht es Forderungen, die über Feinjustierung hinausgehen. Und bezogen auf das Thema dieses Interviews heißt die logische Konsequenz daher für mich: Der ÖRR in der aktuellen Form bzw. die Zwangsgebühr gehört zunächst einmal komplett abgeschafft.
Und genau hier liegt doch das Problem: Der ÖRR wird doch von politischer Seite beeinflusst. Man hat intern kein ernsthaftes Interesse an einer Aufarbeitung oder Reformierung. Das sind alles nur Nebelkerzen. Die sitzen da alle schön an ihrem Futternapf - wohl auch mit dem Wissen, dass sie in der freien Wirtschaft (bei einem normalen Unternehmen) nicht überlebensfähig wären…
Der Druck und auch der Anstoß, eine Reform durchzuführen, MUSS daher von außen kommen!
Den ÖRR „einfach so“ abzuschaffen, ist rechtlich im Übrigen nicht möglich. Man müsste zunächst auf Länderebene mehrere Staatsverträge fristgerecht kündigen bzw. grundlegend neu verfassen und gleichzeitig eine neue, verfassungskonforme Rundfunkordnung schaffen, die vor allem echte Vielfalt, neutrale Berichterstattung und Staatsferne gewährleistet.
Und jetzt nochmal die Frage: Wer von den intern Beteiligten sollte hieran ein Interesse haben?
Genau DAS ist der Punkt. Da geht es um sehr gut bezahlte Posten und Positionen, die natürlich auch nach Parteibuch vergeben werden. Einen Beleg dafür lieferte ein Beitrag in der Mediatheke, der aufgrund eines Anrufs bei Holger entfernt wurde, bei der ein sehr bekannter TV-Moderator intervenierte.
Deshalb wird JEDER, der beim ÖRR eine sichere Stelle oder einen guten Vertrag (wie Kebekus, Böhmermann, Restle, Hayali usw.) hat, alles daran setzen, dass der ÖRR im Status Quo so weitermachen kann wie bisher und jeder, der etwas dagegen sagt, wird als “rechtsextrem” oder am besten gleich “Nazi” bezeichnet.
Holger macht das schon sehr gut, indem er immer wieder aufzeigt, dass der ÖRR mit seinen ganzen untergeordneten Regionalprogrammen, auf denen im Prinzip überall dasselbe läuft, mehr als nur ein bisschen Geld sparen könnte. Die Inhalte der Privaten zu kopieren (multiple-Choice-Quizsendungen, diese Werwolf-Show etc.) ist nicht der Auftrag und sie sollten sich überhaupt nicht um Einschaltquoten kümmern müssen.
Meine Prognose: Der ÖRR wird in den nächsten 10 Jahren bewusst und gezielt linear bald nur noch von “bio-deutschen” Menschen Ü60 gesehen werden, obwohl die Programminhalte kontinuierlich “verjüngt” werden und Sendungen, die eigentlich mal Alleinstellungsmerkmal waren (z.B. Volksmusik im Musikantenstadl, Hitparade, …) eingestellt worden sind. Alle anderen werden nach und nach verloren gehen, weil sie zu den privaten/Mediatheken tendieren.
Man kann den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sicher für vieles kritisieren, aber die Forderung nach kompletter Abschaffung ist kein realistischer Ansatz. Damit wäre kein Problem gelöst, sondern nur die Grundlage für Information und Grundversorgung zerschlagen, ohne funktionierende Alternative. Natürlich gibt es parteipolitische Einflussnahmen und interne Strukturen, die einer Reform im Weg stehen. Das ist aber kein Alleinstellungsmerkmal des ÖRR, sondern betrifft praktisch jede große Institution. Der entscheidende Punkt ist, wie man diese Strukturen transparenter und effizienter gestaltet. Dafür braucht es aber Reformvorschläge, keine Generalabrechnungen.
… bezahlen müssen wir das aber trotzdem alle… und das ist der Punkt, der mir sauer aufstößt. Die bekommen ihr Geld doch so oder so - völlig unabhängig davon, was sie abliefern. Die haben einfach keinen Druck.. das Geld kommt doch eh…
Und dennoch gibt es diese Anbiederung aus den vermeintlichen Massengeschmack.
Für Unterhaltung gibt es mehr als genug Möglichkeiten bei den Privaten oder im Internet.
Was fehlt oder noch stark ausbaufähig ist:
Hochkultur (Oper, Theater, …)
Schulfernsehen (à la “Lehrer Schmidt” mit Grundlagen in den Hauptfächern)
Inhalte zum Deutschlernen
Spartensender bzw. Möglichkeiten gibt es mehr als genug.
Was man nicht mehr braucht - weil teuer und bereits mehr als genug Alternativen im Ausland vorhanden, die zukaufbar wären:
Krimis (sollen sie ihre “Heilige Kuh” Tatort behalten, aber dafür den anderen Bums weglassen)
Sitcoms / Vorabendserien. Das Niveau ist nicht besser als bei den Privaten.
Quizsendungen / Spielshows (oder alternativ: weg vom Multiple-Choice-Fragen, keine Sendungen als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die ewig gleichen B- und C-Promis, sondern normale Leute oder gemischt - Promi mit Normalbürger als Team wie z.B. früher bei “Die Pyramide”)
teure Sportrechte. Es ist mir völlig egal, welcher Sender Sportsendungen und Fußballübertragungen zeigt, da dies inzwischen ja auch bei Länderspielen teilweise Privatsender sind.
Musikpromos á la Helene Fischer Show, Giovanni Zarrella Show, Schlagerchampions – teuer, aber ohne gesellschaftlichen Auftrag. Gleiches Publikum wie bei RTL2/Pro7, kein Bildungs- oder Informationswert und wie bekannt, von einem bestimmten Produzententeam durchsetzt, der immer nur seine eigenen Interpreten featured, um seine Tonträger zu platzieren.
Außerdem gibt es den Wunsch vieler Retro-Fans (mich eingeschlossen) nach Inhalten der 70er, 80er und 90er. Dies wird weiterhin konsequent ignoriert und mit der altbekannten “Rechte”-Ausrede abgebügelt.
Dabei waren bei den sogenannten “Mitschnittdiensten” auch solche Sendungen meist ohne Probleme zu haben, aber natürlich gegen einen unverhältnismäßigen Betrag (zwischen 45-90 Euro, je nach Sendung). Da waren die Rechte merkwürdigerweise dann egal, auch bei Musiksendungen.
Also:
Weg mit redundanter Unterhaltung: Shows, Daily Soaps, Promi-Quatsch – das machen die Privaten ohnehin.
Reduktion der Sportrechte: Milliarden für Live-Sport sind nicht „Grundversorgung“.
Konzentration auf Auftrag: Kultur, Bildung, regionale Information, neutrale Dokumentationen oder Verbrauchermagazine, um Missstände aufzuzeigen, ohne Angst vor Werbekunden haben zu müssen.
Von der Reduktion der Sportrechte: Rechte für Retro-Sendungen klären und z.B. in der Mediathek zur Verfügung stellen oder wie damals auf ZDF.Kultur zeigen. Dafür kam ja damals funk . Dort liefen Dalli, Dalli, Die Hitparade, Disco usw. Es ist also im Prinzip möglich, wenn man will.
Hmm, nach so 20-25 Minuten konnte ich nicht mehr so hinhören und ich hatte den Eindruck die Sub-Themen wurden auch immer weniger wichtig.
Was den ÖRR an sich betrifft, müsste man wohl entweder alles so entkernen, dass nur noch Nachrichten davon finanziert werden und die dann richtig gemacht werden (und davon ein paar Euro per Steuer). Oder aber es bräuchte eine transparente Kontrollinstanz und auch Kostentransparenz: Die Leute verstehen schon, dass so eine Eisenbahnsendung auch etwas kostet, genauso können die aber auch wissen, was beim Fernsehgarten oder Funk verschleudert wird. Wie die Kontrolle der Inhalte genau aussehen könnte, dafür habe ich noch keine richtige Lösung: Eine KI kann bei erfundenen Fakten in Nachrichten auch nicht viel ausrichten - sie findet ja nichts bzw. schlimmstenfalls noch an anderer Stelle eine Bestätigung von Unsinn. Zumindest transparente journalistische Regeln könnten aber angelegt werden und streng kontrolliert werden. Die Nachrichtensendungen sind ja irgendwie mit die letzten “Wahrheiten” an denen man sich orientieren kann / können sollte.
Schön wäre hier der Link zu dem Youtube-Video wo er die Tagesschau auseinander nimmt im Rahmen des Seminars zum praktischen Journalismus
Der Mensch ist faul
Hier seine Homepage
Was ich vermisse über ÖR-Gelder
Letzte Ausstrahlung war 2024 auf ARD-Alpha 6:30-7 werktäglich..ja ne ist klar
Noch eine inhaltliche Nachfrage: meint er das Betriebsverfassungsgesetz zur Vergabe von Lizenzen??? Da stimmt inhaltlich nicht
Seit 1983 arbeitet er für den ÖR, da hätte man gern noch etwas gehört wie war das Arbeiten früher und heute..spannend wäre wie er journalistische Standards beim ÖR definiert und wie er diese erlernt hat
Und dienen Volontariate zB nicht dazu solche Standards zu erlernen? Immerhin das könnte man zertifizieren
Es wird so schnell keine große Reform des ÖRR geben, und schon gar keine radikale von heute auf morgen. Es wird immer übersehen - und von Politik und ÖRR verschwiegen - dass der ÖRR eine große Subventionsmaschinerie und Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ist. Vom ÖRR hängen direkt und indirekt 100.000+ Jobs ab. Selbst wenn Reformwille da wäre, keiner der Verantwortlichen will dort die Axt ansetzen und sich den Zorn einer ganzen Branche und der Gewerkschaften auf sich ziehen.
Zum Thema Zwangsbeitrag. Wenn man Worte wie diese quasi mit der Rechtsextremen-Keule belegt, erinnert das stark an George Orwells “1984” wo immer mehr Worte abgeschafft wurden.