Oh, schon sehr früh veröffentlicht die Folge. Da kann man die Mediatheke früh am Morgen genießen, wo noch alle anderen schlafen. Hat mir in der Summe sehr gut gefallen, ich mag ohnehin Folgen mit vielen kleinen Themen.
Mal ein paar Anmerkungen:
Harris hui, Trump pfui: Ich finde die Berichterstattung in den deutschen Medien da ehrlich gesagt mehr als befremdlich. Den einen Punkt hattest du ja schon genannt: Man tut so, als sei die Meinung hier in der Bevölkerung irgendwie Entscheidend für die US-Wahl. Und ich wage es auch zu bezweifeln, dass hier so viele amerikanische Staatsbürger aus den Swing-States leben, dass dies irgendein Einfluss auf die Wahl hat. Das die hiesigen Journalisten Trump nicht mögen haben sie ja in den letzten acht Jahren hinreichend erzählt. Das aber wirklich interessante Thema lassen sie aber außen vor: Er schien der beste Kandidat der Republikaner zu sein und um die 50% der Amerikaner wählen ihn auch. Damit scheint er ja die Hälfte der Amerikaner anzusprechen. Und gute Berichterstattung sollte es leisten, dass man die Themen und Beweggründe der Menschen versteht. Hier nimmt die Berichterstattung dann aber auch gerne die ideologische Abkürzung in dem man sagt, dass das alles böse Menschen und Rassisten seien.
Auch finde ich es manipulativ, dass in Beiträgen angeprangert wird, wie auf der Rally im Madison Square Garden über Harris hergezogen wurde. Denn das ist nur die Hälfte der Geschichte. Denn schaut man sich die Rallys von Harris an sieht man, dass diese nicht auf einem höheren Niveau stattfinden. Die Reden auf diesen Veranstaltungen bestehen ganz überwiegend abwechselnd aus Lobpreisungen für den jeweiligen Kandidaten und aus der Schmähung der Kandidaten der anderen Partei. Tatsächlich politische Inhalte und Konzepte, wie sich die Probleme in den USA lösen lassen, findet man bei solchen Rallys nicht.
So bleibt mir am Ende nichts anderes übrig, als die deutsche Berichterstattung im ÖRR dazu zu ignorieren und Geld in die Hand zu nehmen und mir z. B. den Cicero zu kaufen. Denn der versucht zumindest neutral zu berichten. Sehr empfehlen kann ich auch NPR (kann man über die App hören), die sehr gut Debatten in der amerikanischen Gesellschaft in ihrer Komplexität darstellen. Ansonsten hilft nur tatsächlich sich Primärquellen anzusehen und sich die Aufzeichnungen entsprechender Veranstaltungen und Reden zu Gemüte zu führen und sich am Ende eine eigene Meinung zu bilden. Die fällt dann in der Regel weitaus weniger polarisiert aus, als wenn man die ganze Zeit den ÖRR konsumiert.
Udos Oberindianer: So eine nächste Sache, die ich kaum nachvollziehen kann. Klar, dass Wort „Indianer“ ist eine Fremdbezeichung der Europäer, die zuerst dachten, dass sie den Seeweg nach Indien gefunden haben. Aber da frage ich mich: Wo ist das Problem? Fremdbezeichnungen sind etwas völlig Normales. So nennen Japaner ihr Land gar nicht Japan sondern Nippon. Oder schaut man sich an wie die Bezeichnung für Deutsche oder deutsche Sprach in anderen Sprachen ist: Die Niederländer sagen Duuits, die Norweger Tysk, in slawischen Sprachen heißt es njemezski, im Englischen German und in romanischen Sprachen etwas wie Aleman.
Das Wort Indianer ist auch gar nicht negativ besetzt. Attribute (die natürlich auch ein Stereotyp sind) die damit verbunden werden sind doch eher Naturverbundenheit, Stolz, Mut, Stärke usw. Und final: Auch Indianer selbst benutzen das Wort Indianer als Eigenbezeichnung, wie man an der Association on American Indian Affairs - Wikipedia sieht.
Glamour bei Whish bestellt: Oh mein Gott war das unangenehm anzusehen. Ich finde es einfach furchtbar wie in dieser Show die Kandidatinnen vorgeführt und nieder gemacht werden. Es wundert mich, dass es solche Shows heute überhaupt noch gibt und es ist traurig, dass sich leider immer noch Kandidaten für solch ein Schauspiel finden.