Dass Steinbrück Comicfan ist, ging mal kurz durch die Medien, als er damals Kanzlerkandidat wurde. Peer Steinbrück beim Comictalk wäre tatsächlich eine Sensation.Ich hoffe, der Kardinal arbeitet daran.
Darüber hinaus gab es aber auch in dieser Sendung wieder durchgehend interessante Diskussionen zu den einzelnen sehr unterschiedlichen Comics. Hier höre ich wirklich gerne zu, unabhängig davon, ob mich ein Comic interessiert oder nicht.
Einmal mehr ist mir aufgefallen, dass Hella von Sinnen jegliches sexuelle Thema und Motiv abzulehnen scheint, unabhängig davon, was es ist, woher es kommt und wie es umgesetzt ist. Das mag im Falle einer Inzestdarstellung bei Anais Nin noch irgendwie nachvollziehbar sein, aber ich kann ich mich nicht daran erinneren, dass Hella sich schon mal in irgendeiner Weise „sexpositiv“ über einen Comic geäußert hätte. Mich würde interessieren, wie Sex in der Kunst aussehen müsste, um von Hella abgesegnet zu werden.
Diese verengte Sicht von ihr auf den Nin-Comic und ihre beharrliche Mutmaßung, dass Nin doch als Kind von ihrem Vater missbraucht worden sein muss, ansonsten könnte sich eine Frau doch eine solche Fantasie nicht ausmalen, finde ich schwierig und auch irgendwie kurzsichtig im Hinblick auf das weibliche Geschlecht.
Hier ist ein interessanter Artikel von 1998, als ein weiterer Nachklapp von Nins angeblich unzensierten Pariser Tagebüchern erschien. Dort findet sich auch eine schöne Einordnung ihrer Person:
„Bis heute erscheint Anaïs Nin nicht nur als Exzentrikerin, als Bohémienne aus guter Familie und subventioniert durch Heirat, nein, sie erscheint auch als Vorläuferin einer sensibel-erotisch-kreativen weiblichen Existenz, die viele Frauen als Alternative zum öden Alltag der Gleichberechtigung verlockend finden. Der Verzicht auf die Selbstverwirklichung aus dem Bauch heraus, ein Relikt mythologisierter Weiblichkeit, fällt nicht leicht. Es ist sonderbar, daß ein weibliches Lesepublikum, ebenso frustriert wie dynamisch, mit Anaïs Nin eine Autorin belohnte, die nichts anderes tat, als das schwüle Geheimnis Weib, so wie es um die Jahrhundertwende debattiert wurde, herzhaft nachzuspielen.“