Ich finde das Thema „Geschäftsmodell Online-Journalismus“ äußerst relevant und es ist offensichtlich, dass es in Zukunft bessere und nutzerfreundlichere Angebote geben muss.
Vielen Dank lieber Holger für das Interview mit Herrn Hermann von Engelbrechten. 
Die aktuelle Situation, in der jeder Verlag ein eigenes Abonnementssystem betreibt, ist aus meiner Sicht unbefriedigend und führt zu unnötigen Hürden für Leser wie mich, die sich umfassend informieren möchten.
Der Online-Journalismus hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Immer mehr Verlage setzen auf Paywalls, um ihre Inhalte zu monetarisieren. Das ist grundsätzlich nachvollziehbar, denn guter Journalismus kostet Geld und muss finanziert werden. Allerdings ist das Modell, für jede Zeitung oder jedes Magazin ein separates Abonnement abzuschließen, für mich als Leser äußerst unattraktiv und unpraktisch.
Es ist einfach nicht realistisch, dass ich für jedes Medium, das mich interessiert, ein Abo abschließe. Ob es nun der Spiegel, die Süddeutsche Zeitung, die Zeit oder eine regionale Zeitung ist – wenn ich all diese Abonnements eingehe, summieren sich die Kosten schnell auf einen Betrag, den ich nicht bereit bin zu zahlen. Ganz zu schweigen von der Unübersichtlichkeit und dem Aufwand, alle Abos zu verwalten. Das führt letztlich dazu, dass viele Leser abgeschreckt werden und auf die Inhalte verzichten – oder eben, wie in meinem Fall, nach illegalen Wegen suchen, diese Paywalls zu umgehen.
Eine viel bessere Lösung wären Micropayments, also die Möglichkeit, einzelne Artikel zu kaufen, anstatt ein komplettes Abo abschließen zu müssen. Das würde es mir ermöglichen, genau die Inhalte zu konsumieren, die mich interessieren, ohne mich langfristig zu binden oder in teure Abos investieren zu müssen. Doch hier gibt es ein großes Problem: Die Kosten für das Micropayment sind momentan für die Verlage zu hoch, um sie flächendeckend und preiswert anzubieten. Dies führt dazu, dass viele Verlage gar nicht erst die Möglichkeit anbieten, einzelne Artikel zu kaufen.
Um dieses Problem zu lösen, müsste es technische und finanzielle Lösungen geben, die die Transaktionskosten für Micropayments drastisch senken. Dies könnte beispielsweise durch Kooperationen der Verlage untereinander geschehen oder durch die Nutzung vom neuen europäischen Online-Bezahlsystem WERO, um Transaktionen effizienter und kostengünstiger abzuwickeln.
Ein weiterer Ansatz, den ich mir gut vorstellen könnte, ist das Anbieten von Artikeln in zwei Versionen: eine ausführliche Version für Leser, die in die Tiefe gehen möchten, und eine kurze Version, die nur die wichtigsten Informationen zusammenfasst. Die ausführliche Version könnte dann beispielsweise 2 oder 3 Euro kosten, während die verkürzte Version für 50 Cent erhältlich wäre. Dadurch würden Leser die Möglichkeit bekommen, je nach Interesse und Bedarf zu entscheiden, wie tief sie in ein Thema einsteigen möchten.
Eine andere, meiner Meinung nach sehr attraktive Lösung wäre die Schaffung einer großen deutschsprachigen Online-Plattform, die Inhalte von allen relevanten Zeitungen und Zeitschriften bündelt. Auf einer solchen Plattform könnten verschiedene Pakete angeboten werden. Zum Beispiel könnte man für 5 Euro im Monat 10 Artikel freischalten, die man aus verschiedenen Quellen auswählen kann. Diese Flexibilität würde es mir ermöglichen, mich breit zu informieren, ohne für jedes Medium ein separates Abo abschließen zu müssen.
Ein solches Modell wäre nicht nur für die Leser attraktiv, sondern könnte auch den Verlagen neue Einnahmequellen erschließen, da sie mit Nutzern in Kontakt kommen, die bisher keine Abonnenten sind. Zudem könnte eine solche Plattform durch einheitliche Nutzungsbedingungen und einfache Bezahlmöglichkeiten die Transaktionskosten senken und so Micropayments überhaupt erst rentabel machen.
Da es diese Möglichkeiten aktuell nicht gibt und ich mich dennoch umfassend informieren möchte, habe ich mich dazu entschieden, die Applikation „Bypass Paywalls Clean“ in meinem Chrome-Browser zu nutzen, die es mir ermöglicht, Paywalls bei vielen Artikeln zu umgehen und den kompletten Text kostenlos zu lesen. Mir ist bewusst, dass dies rechtlich und moralisch fragwürdig ist, doch es ist für mich momentan der einzige Weg, um auf die benötigten Informationen zugreifen zu können, ohne mich in ein undurchsichtiges Netz von Abonnements zu verstricken.
Zusammengefasst sehe ich das derzeitige Geschäftsmodell im Online-Journalismus als dringend reformbedürftig. Es müssen flexiblere und nutzerfreundlichere Lösungen gefunden werden, die sowohl den Interessen der Verlage als auch denen der Leser gerecht werden. Bis dahin jedoch, bleibt es für mich und viele andere Leser eine Herausforderung, sich umfassend und legal informiert zu halten.