Diese kurze, aber thematisch sehr homogene Folge war extrem unterhaltsam, ist aber auch wieder Anlass für ein paar Worte und eine Überschrift, die das Gesamtpaket ziemlich gut treffen könnte: Die gestörte Identität der Deutschen!
Ich weiß nicht, wann wir genau falsch abgebogen sind und tatsächlich empfinde ich (noch!) ein Gefälle zwischen der Internet-Realität voller Empörung und dem Real Life, wie es die cringe Jugend heute gerne nennt. Das mag aber auch daran liegen, dass ich vom Land komme, wo das Leben weitgehend normal verläuft. Zumindest in meinen Kreisen geht es nicht den ganzen Tag um Geschlechter, Weltkrisen und Kriege oder den Alman.
Und wenn man bei der Wahlberichterstattung beginnt, hat man vielleicht schon einen Baustein gefunden, der dazu führt, dass wir unsere Identität verlieren, denn wenn demokratisch gewählte Parteien in der Berichterstattung nicht vorkommen oder im Mainstream gerne als verfassungsfeindlich eingestuft werden, frage ich mich schon, wer hier eigentlich Demokratie nicht verstanden hat.
Es gibt also gute und böse Demokratie? Man kann von der AfD halten was man will und „Bürger in Wut“ halte ich für einen noch blöderen Titel wie die Piratenpartei, aber auch hier gilt: die Wahl entscheidet und eine seriöse Berichterstattung, deren Mitarbeiter so schnell beim Faktenfinden sind, sollte das nach dem Neutralitätsprinzip auch so abbilden. Stattdessen haben wir immer mehr getarnte Meinungsartikel, die uns als Nachrichten verkauft werden und als das, was vermeintlich „alle“ denken (sollen!).
Mittlerweile nehme ich viele Nachrichten als eine krude Art von Humor wahr, während Satire und deutsche Komik immer ernster und unlustiger wird, weil man gewisse Grenzen nicht mehr überschreiten darf oder man von Böhmermann oder (ganz furchtbar!) der ZDF-heute-Show immer mal wieder belehrt wird, worüber man zu lachen hat und worüber nicht (Stichwort „Dieter Nuhr“).
Phil Laude hat immerhin ein gewisses Timing im gezeigten Beitrag (ich kannte ich vorher nicht) und ich fand es nicht ganz so schlimm, denn es zeigt durchaus eine Seite des typischen Deutschen, die man so persiflieren kann. Im Gegenzug wäre es dann aber auch angebracht, das mit allen Nationalitäten zu machen und dann hört der Spaß dann eben leider schon auf. Noch schlimmer ist übrigens Tutty Tran, über den ich auch eher zufällig gestolpert bin. Da ist nicht mal mehr der Witz erkennbar, wenn er loslegt.
„Alman“ ist zudem ein furchtbar diskriminierender Begriff und steht für mich auf derselben Stufe, wie das N-Wort und sollte mich jemals jemand so benennen, für den finde ich definitiv auch eine passende Bezeichnung, egal, auf welcher Verbotsliste diese vielleicht stehen mag.
Wo sind die guten Leute alle hin? Noch heute lache ich mich schlapp, wenn Otto über das afrikanische Freudenmädchen „Nutella“ singen möchte oder wenn Polt seine Mai Ling im Katalog bestellt und wenn Bully Herbig seine Star Trek Tuntenshow abzog, wusste ich das zumindest zu schätzen, auch wenn es nicht meinen Humor trifft. Heute?
„Mann / Frau“ für die Allesfresser und als Comedy getarnte Hetze gegen die Mehrheitsgesellschaft für die „Jugend“, die man quasi „erziehen“ kann.
Der ESC ist dann die Krönung der heutigen Mediatheke und passenderweise auch das beste Abbild all dessen, was bei uns derzeit schief läuft.
Nach der Lachnummer im letzten Jahr mit vorgefertigtem Ergebnis und einer gesamten Sendung vom Format einer Baldrianflasche - ach was: einer Baldrian-Kiste! - und dem Wirbel zuvor um das „E-Wort“ im Namen einer Band, die von den Entscheidern sowieso nicht in Betracht gezogen wurde, dachte ich, absurder könnte es nicht werden und plötzlich geht es dieses Jahr um Flaggen und Länderidentitäten, wo sich Deutschland Mühe gab, als „buntes Land mit allem“ darzustellen und dabei vergaß, wofür der Contest überhaupt steht. Letzteres gilt leider auch für einen Teil, wenn nicht Großteil des Publikums und der Veranstalter, denn das „S“ steht für „Song“ und auch wenn schon immer politische Botschaften vermittelt wurden (ist ja auch teil der Kunst) , so sollte am Ende trotzdem die musikalische Qualität - die verdammte Kunst! - im Vordergrund stehen. Der letzte, der dies richtig erkannt hat, war Stefan Raab.
Und bei all dem Selbsthass, den der moderne Deutsche doch bitte an den Tag legen soll, frage ich mich Folgendes: in Sachen „Klimaschutz“ wollen wir mit absurden Schnellschüssen unserer angeblichen Vorbildfunktion nachkommen und der Welt zeigen, wie es geht. Alle schauen auf Deutschland, richtig?
In Sachen „Kriegsführung“ müssen wir uns allein schon aufgrund unserer düsteren Vergangenheit solidarisch mit den Schwachen zeigen und Aggressoren sanktionieren und die Rüstungsindustrie für andere Länder ankurbeln, richtig? Aber nicht zu fern im Osten. Die dortigen Konflikte gehen uns nichts an.
Gleichzeitig lassen wir uns aber beschimpfen, diskriminieren und ausbeuten und nicken es ab, wenn Kritik an verfehlter Integrationspolitik als „rechtsradikal“ diffamiert wird.
Und genau hier beziehen die Medien dann doch wieder Haltung, indem sie dermaßen dumme Überschriften formulieren, dass ich ich mich wirklich frage, ob hier noch denkende Personen am Werk sind oder bereits künstliche „Intelligenzen“. Ein Beispiel aus der Tagesschau - ja, das Flaggschiff der politischen Bildung: „Polizist schießt auf Bewohner von Flüchtlingsunterkunft“. Das spiegelt alles wieder, was wir zur Zeit erleben und kann einfach so für sich stehenbleiben.
Es deckt alles ab, was man wissen muss, um die Lage der Nation zu verstehen.
Ich begegne all dem mit Zynismus und führe den Kampf damit, mich entsprechenden Anstandsregeln nicht zu beugen. Das ist meine Identität und diese verteidige ich. Ein kleiner Beitrag zur Weltverbesserung und viel erfüllender, als mit Regenbogenfahnen und Sekundenkleber gegen das Patriarchat zu demonstrieren.