Folge 201: Regionales und Relevates

Hier kann darüber diskutiert werden!

Der Chef von RTL West könnte in seinen Kommentaren perfekt gegen den NPD Bundesvorsitzenden ersetzt werden.

Man wird doch noch sagen dürfen… Ich meine Holger hatte diesen schwachstromer Zajonc in einer früheren FKTV-Folge mal behandelt.

Der Artikel hat mich dann jetzt doch mal gereizt etwas beizutragen, auch wenn ich als ehemaliger Kommunikationswissenschaftler keine gute Meinung zur Forschung habe, so stört mich dieser Beitrag doch gewaltig, da er (wie im parallel aufgeführten Beitrag noch moniert) einfach nur schlecht recherchiert und aufgearbeitet worden ist.

Punkt 1: Es gibt einen Unterschied zwischen qualitativer und quantitavier Medieninhaltserfassung. Das, was diese Studentin in ihrer Bachelorarbeit (!) gemacht hat, ist eine rein quantitative Erfassung mit der Zielstellung daraus Erkenntnisse abzuleiten. Eine qualitative Inhaltserfassung war nicht Ziel der Basisstudie (Der Kritikpunkt läuft also ins Leere). Das ist als würde man messen, wie viel Benzin von Autos verbraucht wird und die Messung dabei dafür kritisieren, dass sie die Farbe der Modelle nicht berücksichtig (ich habe das Beispiel von Autotests nicht ohne Grund ausgewählt).

Punkt 2: Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast - jede Statistik, die erhoben wird, bemüht sich darum valide und reliabel zu sein (Statistik Grundkurs A), Oder anders ausgedrückt, man versucht - wie in der empirischen Wissenschaft üblich, subjektive Eindrücke durch objektivieren bzw. intersubjektiv überprüfbare Kriterien zu analysieren und zu beschreiben. Dabei überprüft eine jede langanhaltende Medieninhaltsforschung immer wieder die Validität (hier der Kritikpunkt des Beitrags). Oder anders, bei solchen Studien wird durchaus selbstkritisch geprüft, ob die eigenen Kriterien gültig sind. Aus welchen Kriterien leiten sich denn die anderen Medieninhalte ab? Bedeutet Kochen = Gesundheit? Und Verbrechen = Boulevard? Wer auf den Kriterien für Politik herumreitet sollte erst einmal klären, was er selbst für sinnvoll hält, ob er mit einer Vergleichsstudie zu anderen Ergebnissen kommt und ob seine Studie am Ende nicht mehr Fehler birgt als das, was man kritisiert. Es ist leicht über Studien herzufallen, doch es ist selten leicht, sie zu verbessern.

Am Ende ist alles eine Frage der Definition (lat. Grenzziehung). Ich denke, dass ein Beitrag in dem es darum geht, dass ein Politiker eine andere Politikerin auf ihr äußeres reduziert, durchaus im Sinne der Politik gesehen werden kann. Unter dem Hashtag “Sexismus” sind schon ganz ähnliche Themen durchaus politisch relevant geworden.

Punkt 3: Effektmessung - was die Statistik wohl zeigt, ist, dass die Politik stetigt mehr Raum gewinnt. Und wenn “rafinierte” Fernsehmacher anfangen 6-8 Minuten mit einem Landtagsabgeordneten zu schnacken, dann bedeutet dies, dass die Studie wohl den Effekt hat, dass die Politik 6-8 Minuten mehr Zeit am Tag bekommt, als ohne die Studie. Also - wo ist die Kritik?

Fazit: Der ganze Beitrag ist konfus und ich musste ihn zweimal schauen um zu verstehen, wo das Problem ist und dass es eigentlich keines gibt. Was im Beitrag als “man mache es sich recht einfach” dargestellt wird, verkennt den Sinn und Zweck und das Budget der Studie, denn eine qualitative Messung ist ungleich teurer als eine quantitative - das müsste ein Fernsehkritiker wissen, wenn er bedenkt, wie viel Zeit es kostet, das, was im Fernsehen läuft, inhaltlich aufzuarbeiten. Recht einfach macht es sich ein Fernsehkritiker, der mit einer Bachelorstudentin (=Absolventin?) skypt, um am Ende “billig” seine Sendezeit zu füllen und dies als Journalismus zu tarnen. Traurig, dass man auf den Napp dieser Studentin, die anscheinend RTL-West zugeneigt ist, hereinfällt - auch wenn man am Ende ja zugibt, dass bei RTL West auch nicht alles Gold ist, was glänzt.

Tut mir leid, aber solche Beiträge machen mich echt wütend und sie sind der Grund, weshalb meine Begeisterung für FKTV immer wieder schwindet.

PS: Und warum ist die gute Lisa “Journalistin”?

PPS: Und wenn der Landtag 13 Wochen in die Sommerpause geht, ändern sich dann die Bedingungen nur für RTL-West? Was ist das denn für eine Statistik? Die macht mich echt sauer, hier wird eine statistische Erhebung kritisiert und dann wird munter eine eigene gemacht, dass das arme RTL-West Opfer dieser Sommerpause ist? Gilt das nicht auch für andere Sender, gleichermaßen?

PPS: Und weil ich den Beitrag jetzt ein drittes Mal sehe - die Forderung der guten “Journalistin” ist zwar nett, dass politische Berichterstattung bürgertauglich sein soll - aber bedeutet dies im Umkehrschluss, dass wenn ein Sender diese nicht erfüllen kann, dann soll er die politische Berichterstattung gleich aufheben? Oder die Sache als “Kommentar” kennzeichnen?