Folge 174: Wie umgehen mit Querdenkern? - Schrottbücher im Netz

Das beginnt schon relativ früh, mit dem Heiligen Römischen Reich, wo ab dem 15. Jahrhundert der Zusatz „deutscher Nation“ mitgeführt wurde. Das ist zwar keine „deutsche Nation“ im heutigen Sinne, aber hier liegt tatsächlich einer der Ursachen für den Deutschen Sonderweg.

Denn während sich um das HRRdN diverse Nationalstaaten entwickelte, passierte dies hier nicht. Das HRRdN sah sich darüber hinaus mit dem vom Papst persönlich gekrönten und gesalbten Kaiser immer als etwas über den anderen Nationen stehend, also dass das HRRdN eine Unversalherrschaft hat.

Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit wurde dann am deutlichsten, als während des 30 jährigen Krieges Europa auf dem Boden des HRRdN Krieg führe und es in Kleinstaaterei und Bedeutungslosigkeit versank.

Während die Nationen drum herum die Welt unter sich aufteilten und weltweiten Handel führten, waren die Gebiete primär unter sich beschäftigt. Die Hanse-Städte waren ja nur eine kleine Ausnahme, weil deren Handelsgebiet klein war.

Wesentliche soziale Veränderungen kamen erst, als Napoleon einmarschierte und veraltete Sozialstrukturen weitestgehend zerschlagen hat und durch moderne Ideen ersetzt hat. Trotzdem entstand nach 1806 ja keine deutsche Nation im modernen Sinne und der designierte Monarch lehne 1848 eine durch die Bürger verliehende Krone ab. Erst 1871 enstand ein Deutscher Nationalstaat, der am Ende aber zu groß für Europa und zu kleine für die Welt war. Während woanders aber das Bürgertum dem Adel gegenüber kritisch aufgestellt war (oder in Frankreich ihn sogar einen Kopf kürzer gemacht hat), entstand hier kein selbstbewusstes Bürgertum, sondern immer eines, was damals dem Adel und heute der Macht gegenüber sehr hörig ist.

Der ganze Deutsche Habitus ist halt voll von Dingen, die sich aus der deutschen Geschichte ergeben:

  • Der Deutsche hat ein extremes Bedürfnis in Europa als moralisch erhaben zu gelten. Wie sagt man: „Am Deutschen Wesen soll die Welt genesen“. Aktuelles Beispiel ist ja die Corona-Pandemie, während alle anderen die Maßnahmen abschaffen, wollen die Deutschen die Musterknaben sein. Gleiches sah man auch während der Flüchtlingskrise, wo das Bedürfnis moralische Instanz in Europa zu sein, alle Zweifel an der Machbarkeit überstrahlten.
  • Gleichzeitig haben die Deutschen wahnsinnige Angst davor außenpolitisch keine Rolle mehr zu spielen. Ich erinnere mich daran, dass Sigmar Gabriel mal vor der „Verschweizerung“ Deutschlands warnte, also ein Deutschland was wirtschaftlich erfolgreich ist, aber außenpolitisch bedeutungslos. Das ist im wesentlichen eine Nachwirkung aus 30 jährigem Krieg und die Zeit danach.
  • Da hier niemals ein der Macht fernes Bürgertum entstanden ist, wie zum Beispiel in Frankreich oder England (von den USA mal ganz zu schweigen), steht das Bürgertum in der Regel auf der Seite der Regierung. Das ist dann auch die Ursache für das starke Bedürfnis abweichende Meinungen zu brandmarken. Ich meine: Anfang März 2020 waren noch alle Rechtsradikal, die gesagt haben SARS-CoV 2 könnte gefährlich sein. Ende März 2020 waren dann alle Rechtsradikal, die sagten SARS-CoV 2 könnte nicht so gefährlich sein, wie die Regierung sagt.

Nachtrag:

Das kann man im übrigen sehr deutlich am Freiheitsbegriff sehen. Es ist halt kein Zufall, dass John Stuart Mill und Adam Smith von der Insel kommen und Hegel deutscher war. Markanter Höhepunkt war ja, dass Lauterbach neulich Hegel bemühte und sagte: " Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit". (Wobei Lauterbach das auch noch falsch interpretiert hat) Die Freiheit des Bürgers besteht also im Wesentlich darin, zu den gleichen Schlüssen wie die Obrigkeit zu kommen und sich diesen Schlüssen zu beugen. Freiheit in liberaler Bedeutung bedeutet aber eigentlich, dass das Individuum eben zu seinen eigenen Schlüssen für sich selbst kommen kann und dann die Freiheit hat nach diesen Schlüssen zu leben.

Das zeigt sich ja auch an solchen Videos von cringeLab mit autoritärem Inhalt:

Deutschness bis zum Anschlag.

In der Philosophiegeschichte sieht man im Übrigen auch einen extremem Bruch zwischen dem was so in Deutschland passierte und das was drum herum passierte.

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Herzlichen Dank für deine Erklärung, Mai Thi Nguyen-Kim finde ich total überbewertet und so ne „Besserwisserin“.
Du hast die „Deutschen“ genial entlarvt, das was du schreibst hatte ich seit Jahren als Bauchgefühl, war aber zu „doof“ es in präzisen Wörtern zu formulieren. Aber warum sind die „Deutschen“ so Obrigkeitshörig ? auf der anderen Seite wird über Staat , Steuern, Abgaben gemeckert bis zum Umfallen, irgendwie Abstrakt. Ich merke es an den Waffengesetzten, in D sind Waffen etwas „Diabolisches“ mit wenig Zugang ( außer Jäger, Sportschützen etc. ) im Nachbarland Österreich ist es dann schon „Normaler“ und in den USA sind Waffen „Familienangehörige“. Aber wehe jemand will max 130 Kmh auf Autobahn, da brennt dann die Hölle.

Ich bin eher erstaunt, wie viele neue „Beutzer123“-User hier aufschlagen.
Meine VT: Die haben „alle“ einen Probeaccount? :ugly:

In unserer Hymne heißt es schließlich: „Einigkeit und Recht und Freiheit“ - nicht „Sachverstand und Recht und Freiheit“ :wink:(frei nach Herrn Pispers).

Ist mir auch schon aufgefallen. Möglicherweise ist es immer derselbe Nutzer und es wird einfach alle 2 Wochen ein neuer Probe-Account angelegt. Vielleicht sollte man die kostenlose Testphase künftig von 14 auf 7 Tage reduzieren. Damit wäre die Hürde für solche Schnorrertaktiken etwas höher.

Naja, man sollte den potentiellen Neuabbonenten schon die Möglichkeit geben ALLE Formate einmal kennenzulernen. Dafür braucht es halt 14 Tage.

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Was aber streng genommen nur für brandneue Formate gilt.
Ansonsten hätten wir ja ein umfangreiches Archiv.

Anyway: Besonders störend war es ja bisher nicht, als das ich mir über so was jetzt einen Kopf machen würde. Es muss halt auch der Admin beurteilen, in wie weit ein „Zuspammen mit temporären Nutzeraccounts“ das Gesamtsystem beeinflusst oder schadet.

Ich will ihn eigentlich nicht wieder zum Thema machen, aber dieser Tweet ist schon keine Meinung oder Haltung mehr, sondern ein Symptom.

Es gibt einen Punkt, an dem man sich wirklich fragen sollte, ob er die Kontrolle über sich verloren hat und wirklich noch weiß, was er tut. Ich will wirklich nicht herablassend wirken, aber das hat schon was pathologisches.

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Auch sein derzeitiges Twitter-Profilbild erinnert stark an einen dieser peinlichen religiösen Fanatiker, die in den USA mit „Jesus saves“- und „The End is near“-Schildern durch die Straßen laufen:

https://pbs.twimg.com/profile_images/1487936667864424451/DDB7LPz__400x400.jpg

Einfach nur gruselig, der Typ. Michael Mayr ist wohl das eindeutigste Beispiel dafür, dass es sowohl auf Seiten der Schwurbler als auch auf Seiten der Maßnahmen-Fanatiker einige Menschen gibt, die nach dem Ende der Pandemie große Schwierigkeiten haben werden, neue Lebensinhalte zu finden. :mask: :face_with_spiral_eyes:

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Ich werde mich nach der Pandemie auch erst mal umorientieren müssen.
Hat sie doch gezeigt wie dumm und rücksichtslos viele Menschen tatsächlich sind, auch wenn es nur um die einfache Regel des Abstandshalten geht.
Ganz offen: Auch wenn die Maskenpflicht fällt, werde ich aufgrund der steigenden Infektionszahlen diese bei Menschenansammlungen (z. B. Supermarkt & Co.) weiter tragen.
Ca. 6,5 Millionen Infizierte alleine im März - Spitzenwert so far überhaupt.

Wer jetzt mit „Krankenhäuser sind nicht soooooo belastet.“ kommt zeigt nur weiter, dass er den Schuss nicht gehört hat.
Auch der normale Krankenstand ohne Krankenhaus lässt die Leute vom Job ausfallen.
Auch mit einer Infektion kann man das kaum erforschte Long-Covid-Symdrom erhalten - und das sogar mehrfach. Dazu addiert, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es einen trifft je nach Quelle zwischen 10 % bis sogar 70 % beträgt.
Also wer sich so was gönnen will, dem sei es gegönnt - denn ich bin auch Gegner einer Impfpflicht - aber nachher bitte kein Mimimi wenns einschlägt. :man_shrugging:

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Wir hatten jetzt über 2 Jahre lang mehr als genug Aufklärung und praktische Erfahrungen im Umgang mit Corona, so dass jeder wissen müsste, wie man sich schützen kann. Jeder, der davon überzeugt ist, wird das auch weiterhin tun können. Nach jetzigem Stand gibt es eine große Anzahl von Menschen in der Bevölkerung, die diese Maßnahmen weiterhin freiwillig beachten wollen. Masken zu tragen ist inzwischen zur Gewohnheit geworden und niemand wird mehr komisch dafür angeschaut. Sollte also problemlos umsetzbar sein. Da aus der Maskenpflicht hierzulande aber schnell ein allgemeiner Maskenzwang geworden ist, befürworte ich es sehr, dass wir wieder zur Freiwilligkeit zurückkehren.

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie die Masken-Fanatiker zu Beginn der Maskenpflicht immer Schaum vorm Mund bekommen haben, wenn man von einem Zwang geredet hat. Erstens gelte die Pflicht ja nur in ganz wenigen Bereichen und zweitens würde ja niemand dazu gezwungen, der einen Attest vorlegen kann. Beides traf schon nach wenigen Monaten nicht mehr zu, doch ihren Irrtum haben die Fanatiker natürlich trotzdem nie eingestanden. Die „ganz wenigen Bereiche“ sind Monat für Monat immer mehr ausgeweitet worden. Und die angebliche Zwangsfreiheit durch Attest hatte bald keine Gültigkeit mehr, weil ein Attest in vielen wichtigen Bereichen schlichtweg nicht mehr akzeptiert wurde. Dies galt irgendwann sogar für viele Arztpraxen: Entweder du setzt die Maske auf oder du darfst nicht zur ärztlichen Sprechstunde. Ob dir ein anderer Arzt vorher aufgrund triftiger medizinischer Gründe Maskenfreiheit attestiert hat, spielte dabei keine Rolle mehr. Also ganz eindeutig: Zwang. Denn auf Arztbesuche kann niemand dauerhaft verzichten, wenn er sein Leben nicht in Gefahr bringen möchte.

Hinzu kommt, dass viele Menschen einige grundsätzliche Anwendungsregeln nicht beachtet haben, die im Umgang mit medizinischen Masken gelten. Wer in Krankenhäusern, Pflegeheimen usw. arbeitet, enthält zum Thema Schutzmasken eine fachliche Einweisung. Dort lernt man bspw., dass Masken nur innerhalb eines bestimmten Zeitraums (im Schnitt maximal 30 Minuten) ununterbrochen getragen werden sollten. Im Alltag wurde darauf inzwischen jedoch kaum noch geachtet. Sowohl beim Einkaufen als auch in öffentlichen Verkehrsmitteln tragen die meisten Leute ihre Masken oft deutlich länger, als es medizinisch empfohlen wird. Dasselbe passiert in Schulen und Universitäten. Doch wenn wir selbst Grundregeln nicht mehr folgen, die seit vielen Jahren im medizinischen Bereich gelten - haben wir dann nicht den Punkt erreicht, wo die Maskenpflicht zumindest auf den Prüfstand gestellt und neu durchdacht werden muss?

Die ursprünglich sinnvolle Maskenpflicht hat inzwischen leider in vielerlei Hinsicht bedenkliche Ausmaße angenommen (zudem wurde es von der Politik von Anfang an als zeitlich begrenzte Maßnahme kommuniziert). Wie tragisch sowas enden kann, sieht man ja an Michael Mayr. Insofern denke ich, dass wir inzwischen wirklich an dem Zeitpunkt angekommen sind, an dem wir durch mehr Freiwilligkeit wieder zu einem nüchternen, differenzierten Umgang mit Schutzmasken zurückkehren sollten.

Mehr habe ich auch nicht zum Ausdruck gebracht.
Mit vielleicht der Ausnahme, dass Leute, die darauf keine Rücksicht nehmen Dummköpfe oder rücksichtslose Anusöffnungen sind. Leider ist diese Menge an Menschen so hoch, dass sie relevant ist - und dazu muss man sich nicht unbedingt Saschas Dashcam-Kanal anschauen - anderes Thema - gleiche Ursache.:man_shrugging:

Die Zahlen im Kontext von dem, was gerade die Ampel hier veranstaltet bedeutet:
„Wir haben aufgegeben und nehmen eine schnelle und komplette Durchseuchung der Gesellschaft in Kauf“. Denkt dran, wenn ihr mal wieder vor leeren Supermarktregalen stehen - es ist nicht alles „Hamsterkauf“ oder „unfokussierter Erwerb von Hilfsmitteln für Kriesengebiete“, wenn alleine im März 7,5 % der Bevölkerung mal für ein paar Wochen ausfällt - Tendenz steigend.

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unter den querdampfer gibts sicher auch nazis.
bei der demo in berlin 31.8.2020 war nur ein kleiner teil nazis. es waren auch viele clubbesitzer, queer leute, linke, eso spinner sprich kleti und pleti dabei.

und wir schweizer sind dennoch auch alles nazis nach mayr?

Es ist mir völlig egal, was der Herr Mayr denkt. Weder seine Aussagen im Mediatheken-Interview noch seine Tweets enthalten irgendeinen Gedanken, der es wert wäre, ernsthaft diskutiert zu werden.

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Man soll also Maske tragen, damit man nicht krank wird und möglichst gut ökonomisch verwertet werden kann.

The term technique, as I use it, does not mean machines, technology, or this or that procedure for attaining an end. In our technological society, technique is the totality of methods rationally arrived at and having absolute efficiency (for a given stage of development) in every field of human acitivity, Its characteristics are new; the technique of the present has no common measure with that in the past.
– Jacques Ellul in The Technological Society

Während solcherlei Erkrankungen vor 2 Jahren also etwas angesehen wurden, was zum Leben einfach dazu gehört (Man ist hin und wieder einfach mal krank) gilt es jetzt Technique einzusetzen um diese zu eliminieren und den Menschen zu einem Sklaven maximaler Effizient zu machen. Ich höre Onkel Teds Lachen aus dem ADX Florence bis hier in schallen.

Ich erinnere mich an eine legendäre Studie, in der hatten 40% der Leute die Corona haben auch Long Covid. Das wurde durch die Medien zitiert. Interessanterweise hatten aber nach der Studie 40% der kein Corona hatten auch Long-Covid. Es gibt bis heute nicht einmal eine einheitliche Definition was Long Covid überhaupt ist. Solche Studien legen eher die Vermutung nahe, dass es psychosomatische Sachen aufgrund der kollektiven Hysterie, Lockdown und der damit einhergehenden Reduktion des Menschen auf ökonomische Verwertung und Verwertbarkeit ist. Oder anders gesagt: Long-Covid hat durchaus Potenzial das Phlogiston des 21. Jhd. zu werden.

Naja, Mayr ist halt ein ziemlich gutes Beispiel dafür, dass sich die Maske inzwischen vom eigentlich Schutzzweck entkoppelt hat und zu einem politischen/ideologischen/religösen Symbol geworden ist. Ich hab die Maske ja schon immer gerne mit dem Kopftuch im Iran verglichen. Da wickeln sich die junge selbstbewusste Frauen in Tehran oder Isfahan auch einfach nur einen Schal um den Kopf und zeigen eben genau so viel Haaransatz, dass die Religionspolizei gerade eben nichts sagt. Religöse Frauen übererfüllen die Pflicht und verschleiern sich noch weiter gehender. Gleiches gilt halt auch für die Maske, wo man anhand dessen wie man sie trägt (fest sitzende FFP3 Maske auf der einen Seite und eine medizinische Maske am Kinn auf der anderen) wie der Mensch so zu den Maßnahmen steht. Konflikte gibt es nur, wenn jemand gar keine Maske trägt.

Den gleichen Gedanken mit dem „The end is near“ hatte ich im übrigen auch mal. In den 90er Jahren waren das halt einfach Spinner. Wann war aber der Punkt in unserer Geschichte wo die irren Weltuntergangspropheten nicht mehr als Spinner auf der Straße gesehen wurden, sondern salonfähig wurden, sondern Gäste in Talkshows wurden und sogar Ämter in der Politik bekleiden?

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Sieh das bitte mal volkswirtschaftlich.
Abgesehen davon stelle ich es jedem frei, eine Maske tragen zu sollen.
Ich halte es nur im Angesicht der Zahlen für eine Narrtei damit bei Menschenansammlungen in Innenräumen jetzt aufzuhören.

Alte Verhaltensweisen sind demnach immer besser.
Cooles Argument um nix dazuzulernen. :thinking:

Ja, die Zahlen sind unklar und genaue Auswirkungen sowie Therapie unbekannt.
Ist natürlich DAS Argument darüf jetzt unvorsichtig zu werden. :man_shrugging:

Wie gesagt: Handabe das, wie Du willst, aber wenn es einschlägt: Bitte kein Mimimi!
Es ist ähnlich, wie mit Backups in der Computerszene: Kein Backup? Kein Mitleid! :man_shrugging:

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Grundsätzliche Frage: Hast du schon mal bei einem echt stressigen Job den ganzen Tag Maske getragen? Ein Job, der nicht nur am Schreibtisch stattfindet, sondern der vor allem körperlich sehr anspruchsvoll ist? Ein Job, bei dem man schon ohne Maske oft um seinen Atem ringen muss, mitunter oft schwitzt usw.?

Das Kernproblem ist, dass Technique in diesem Fall nicht mehr alleinig dazu dient mit möglichst wenig Aufwand den Menschen in seinen materiellen Bedürfnissen zu befriedigen (die sind aktuell für jeden wenn wir es realistisch sehen mehr als erfüllt), sondern dass das technologische System ein Eigenleben entwickelt hat und immer weitere Lebensbereiche unter dem Gesichtspunkt der Steigerung der Effizient in Beschlag nimmt und hierdurch jegliche Freiheit verdrängt.

Das ist halt genau das was Ellul beschrieben hat, wenn sich die alte Verhalensweise, der Mensch läuft wie in freier Natur ohne Maske rum, durch die Technique ersetzt wird, in der der Mensch nur noch mit Maske rumläuft.

Am Ende steht dann tatsächlich die technologische Sklaverei, in der der Mensch keine Handlungen mehr vollführen darf, die nicht irgendwie durch Technique geprägt sind und in der jede Handlung einzig und allein der technologischen Gesellschaft dient. Die letzten 2 Jahre haben und diesem Punkt weitaus näher gebracht.

Betrachte es von der anderen Seite: Wenn ich mein Verhalten aufgrund einer Sache anpasse wo es keine Definition zu gibt und wo die Zahlen vollkommen unklar sind, bin ich im Bereich des Glaubens. Und das kommt von genau den Leuten, die angeblich auf „die Wissenschaft“ hören. (Die ganze Maskentragerei hatte in der breiten Masse ohnehin mehr mit Religion zu tun, als mit Wissenschaft)

Interessantes Argument, wo doch die Gesellschaft angeblich so auf gegenseitige Rücksichtsnahme und Empathie bedacht ist. An diesem Kommentar sieht man doch ganz deutlich, dass unsere Gesellschaft inzwischen mehr auf Ausgrenzung und Schadenfreude basiert als zuvor. Ich habe zum Beispiel mitleid mit dem Kettenraucher, der Lungenkrebs hat oder mit dem Alkoholkranken, der eine Leberzirrose hat. Aber wie ich schon in einem anderen Thread sagte: Da entwickelt da macht unsere Gesellschaft gerade einen zivilisatorischen Rückschritt.

Das Problem ist, dass Freiwilligkeit vorraussetzt, dass wir es mit einer aufgeklärten und umsichtigen Gesellschaft zu tun haben. Haben wir ganz offensichtlich nicht.

Jene die ständig nach „Freiwilligkeit“ rufen, vergessen entweder beabsichtigt oder unbeabsichtigt, dass Freiwilligkeit bzw. Freiheit auch immer die Freiheit beinhaltet, sich bewusst gegen die Vernunft zu entscheiden. Wenn man sich diesen Luxus leisten kann, mag Freiwilligkeit die bessere Alternative sein. Aber wenns um den Schutz anderer geht, finde ich den Ansatz der Freiwilligkeit immer recht gruselig. Weil entweder realisiert man nicht, wieviel Egoisten es in unserer Gesellschaft gibt oder es ist einem schlicht egal. Beides keine guten Aussichten. Es gibt halt einen Grund warum es gesetztlich bindende Regeln gibt. Wenn Freiwilligkeit umfassend funktionieren würde, bräuchte es ja keine Gesetze. Jeder würde sich „freiwillig“ an Verkehrsordnungen halten, jeder würde freiwillig dafür Sorgen das armen, schwachen und kranken Menschen geholfen wird, jeder würde freiwillig darauf verzichten, kistenweise Öl, Mehl oder Klopapier zu horten. Aber funktioniert halt irgendwie in der Praxis nicht, meinst du nicht auch?

Die idealistische Idee der Freiwilligkeit scheitert nunmal an der Uneinsichtigkeit und oft auch am bloßen Egoismus, der in der Gesellschaft immer weit verbreitet ist und auch immer sein wird.

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Ist die Ursache dafür nicht eher, dass die Menschen hochgradig abhängig sind von large scale technology, von der Hand in den Mund leben und wissen, dass sobald die Regale im Supermarkt leer sind, es in Großstädten ganz schnell ganz ungemütlich werden würde?

Meinst du jemand der zum Beispiel von dem lebt was er auf seinem eigenen Land anbaut würde großartig horten? Oder würden die Leute in einer Gemeinschaft wo alles auf small scale technology basiert und nur regionale Abhängigkeit hat horten?

Das Horten kommt doch daher, dass die Leute selbst und weder kleiner Gruppen von Leuten fähig wären diese Güter selbst herzustellen.

Bei Freiheit und Freiwilligkeit kann es dazu kommen, dass Menschen zu anderen Schlüssen kommen als ist selbst, wie schockierend.

Da hast du nicht Unrecht. Aber das „Horten“ löst ja dieses Problem nicht, maximal sorgt es für einen Aufschub. Der aber am Ende keine Lösung des Problems darstellt.

Ob du nun 1 Flasche Öl im Haus hast und die 1 Woche reicht, oder 20 Flaschen und die reichen dann 20 Wochen. Aber sobald der Vorrat aufgebraucht ist, muss der Nachschub von eben jener Quelle erfolgen, bei der man zuvor den alten Vorrat erstanden hat. Eine andere Möglichkeit gibt es ja nicht. Es wird ja nicht auf magische Weise wieder aufgefüllt. Wir sind alle vom konstanten Strom an Waren abhängig. Abgesehen vielleicht von Menschen, die einen Garten haben oder anderweitig Nahrungsmittel selbst anbauen, aber auch die könnten sich nicht einfach mal so zu 100% selbstversorgen. Und gerade Öl stellt man jetzt auch nicht mal eben selbst her. Selbst wenn man nen Garten voller Sonnenblumen hat(wie etwa meine Großeltern.)

Horten macht daher keinen Sinn. Es löst die Abhängigkeit vom Warenstrom nicht. Es ist lediglich unsozial anderer Menschen gegenüber, die davon abhängig sind, diese Waren zu einem erschwinglichen Preis zu erstehen.

Ich hab nix dagegen, dass andere Menschen zu anderen Ergebnissen kommen. Ich möchte davon aber nicht davon gefährdet, belästigt oder benachteiligt werden. Freiheit jedes Einzelnen funktioniert mMn eben nur soweit, wie man keine anderen Menschen mit dem eigenen Verhalten gefährdet.

Ab dem Moment wo ich das tue, ist es eben nicht nur „meine Freiheit“, sondern auch die Freiheit des anderen. Das ist ja das Problem von Menschen mit ihrer „Freiheitsideologie“. Da gehts oft nicht um Freiheit sondern mehr darum, bloß nicht mit den Bedürfnissen und Sorgen anderer Menschen belästigt zu werden. Und das nenne ich nicht „Freiheit“ sondern eher „Lizenz um das A-Loch sein zu können, dass man sein will.“

Freiheit hört immer dort auf (bzw. sollte dort aufhören mMn) wo man die Freiheit und die Bedürfnisse anderer Menschen beeinflusst.

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