Ja, das denke ich auch! Es ist halt ziemlich stupide rein nach starren Kategorien zu entscheiden, ob etwas rassistisch / frauenfeindlich o.ä. ist … das ist auch im hohem Maße kunstfeindlich.
Ich glaube, dass das was @Mara_Jade beschreibt tatsächlich die Logik ist, die das ZDF anwendet: Wir haben hier ein „zappendes“, leicht zu triggerndes Publikum, dass sich „nur mal kurz“ unterhalten will und ein paar Sketche aus der alten Zeit sehen will. Wenn man sich anschaut, was am Samstagabend um 20:15 Uhr auf den Dritten teilweise läuft, ist das ja auch alles Nostalgie pur, nur alte Schlagerauftritte oder ähnliches. Das ist einfach eine Unterforderung des Publikums!
Und (Achtung, kleiner Exkurs!) ich stelle diese Kunstfeindlichkeit nicht nur bei sowas fest, sondern auch z.B. bei der Debatte um diesen Dokumentarfilm über Prostituierte (Lovemobil), bei dem die Regisseurin nicht offengelegt hat, dass es sich um gespielte Szenen von Darstellern handelt, was natürlich ein Fehler war (siehe https://www.zeit.de/kultur/film/2021-03/lovemobil-dokumentarfilm-prostitution-ndr-faelschung).
Aber ich habe dann Anja Reschke später noch in Diskussionsrunden gesehen und ihre Herablassung gegenüber dem Dokumentarfilm als Kunstform fand ich schon etwas erschreckend. Da war die ganze Zeit die Rede davon, dass in diesem Programmslot ja die Wirklichkeit dargestellt werden soll und man nichts verfälschen soll, halt „wie man es auf der Journalistenschule lernt“. Völlig außer Acht gelassen wurde, dass ja jedes Filmdokument immer eine Verfälschung der Wirklichkeit ist und man sich als Dokumentarfilmer dieser Mittel bedienen kann; das wird für einen Dokumentarfilm als legitim angesehen, weil er ja eine spezielle Perspektive auf die Wirklichkeit darstellt. Es darf dann eben sogar verfälschend sein, weil man eben davon ausgeht, dass man so die Wirklichkeit manchmal besser greifen kann.
Ich will jetzt nicht Lovemobil verteidigen, und ich will natürlich auch nicht sagen, dass es keine sachlichen Dokus über geschichtl. Ereignisse oder so geben sollte. Aber im Nachhinein wurde sozusagen die Möglichkeiten des Dokumentarfilms im Generellen ziemlich diskrediert, so kam es mir zumindest vor. Selbst der Unterschied zwischen Dokus oder Dokumentarfilm war teilweise nicht bekannt, wenn ich mich recht erinnere.
Kurzum, für mich hat das schon Methode, mit der auf einigen öffentlich-rechtlichen Sendern Kunst verstanden wird. Natürlich gibt’s immer rümliche Ausnahmen (ARTE)…