Zunächst einmal glaube ich, dass das Leid in der Welt nicht als Beleg für eine Nichtexistenz Gottes herangezogen werden kann.
Rationell betrachtet kann es niemals den Beweis für eine Nichtexistenz geben. Somit ist der Hinweis auf den fehlenden Beweis für eine Nichtexitenz nicht gültig.
Das Leben ist eben ein Wunder und gläubige Menschen erklären es eben mit Gott
Der Begriff Wunder ist mir schon viel zu religiös geprägt (Du hast es wahrscheinlich gar nicht so gemeint). Der Mensch kann sehr viel nicht erklären. Ich bin irgendwann dahintergekommen, dass ein Gott als Lückenbüßer das Problem nur um eine Stufe weiter nach hinten schiebt. Die Kausalitätskette wird um ein Glied erweitert. Aber was dann? Dann bleibt nur noch, an die Allmacht, diese hinzugefügten Gliedes zu glauben. Persönlich finde ich es einfacher zu akzeptieren, dass wir halt nicht alles wissen und vermutlich nie alles wissen werden. Wenn es auch manchmal noch so frustrierend ist.
Unbestritten ist wohl, dass Glaube den Menschen früher einen Halt gab
Nein, das bestreite ich. Früher wie heute KANN der Glaube dem Menschen Halt geben, aber es kann auch ein Käfig sein. Im schlechtesten Fall verschmilzt für den Gläubigen beides so, dass er den Unterschied nicht mehr merkt und alles, was ihm an Unterdrückung und Einschränkung widerfährt für gut und wichtig hält.
Mir ist wichtig, dass auch Atheisten verstehen, dass Glaube genau wie Nichtglaube etwas mit einer tiefen Überzeugung zu tun hat und es schlecht ist, wenn wir allzu dispektierlich damit umgehen und Menschen deswegen in Schubladen stecken.
Da stimme ich Dir voll zu. Ich möchte auch keineswegs verheimlichen, dass es für mich manchmal schön wäre, glauben zu können. Viele Situationen im Leben sind leichter zu ertragen, wenn man sich an einem Glauben festhalten kann. Deswegen möchte ich auch niemandem seinen Glauben ausreden. Aber wenn jemand anders versucht, mich zu bekehren - beispielsweise die Zeugen Jehovas in der Fußgängerzone - dann bin ich schon so frei und bringe meine Argumente vor. Es war bisher immer sehr enttäuschend, wie schnell die Missionare aufgegeben haben, wenn man ihnen mit blanker Rationalität anwortet.