Hier mal meine Meinung zu den vier Filmen:
Ritter der Tafelrunde:
Gut, dazu kann ich eigentlich keine Meinung haben, aber ich habe das Gefühl, dass mein Urteil, hätte ich den ganzen Film gekannt, ähnlich dem von Nils gewesen wäre.
Excalibur:
Der Film hat bei mir auch seinerzeit einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Generell mag ich Filme, die sich selbst ernst nehmen, immer mehr als solche, die mit ironischen Gags angereichert sind. Ich erinnere mich daran, wie depressiv mich „Excalibur“ zurückgelassen hat. Ein König findet zu seiner Bestimmung, erkämpft sich mit seinem mächtigen Schwert die Herrschaft über Britannien, wehrt ( ich glaube, nicht näher benannte ) Invasoren ab, bewirkt eine lange Periode der Prosperität, und eine Liebesaffäre zwischen Arthurs Frau Guinevere und Lancelot macht irgendwie alles wieder kaputt, und dann geht alles den Bach runter. Halbschwester Morgana zeugt mit Arthur einen Sohn, der schon als Kind zum Psychopathen wird und gerne mal Ritter am Baum aufknüpft, wenn sie ihm nicht folgen wollen. Und dazwischen nur Siechtum, Verfall und Tod, von dem das ganze Land ergriffen ist. Und als Mordred erwachsen ist, fängt er einen Krieg gegen den Vater an, um das siechende Land an sich zu bringen. Warum auch immer, die Untertanen sind wahrscheinlich eh fast alle tot. Und dann sterben Vater und Sohn im Kampf. Parzival, der einzige überlebende Ritter, schmeißt das verfluchte Schwert Excalibur in den See. Damit ist er gefühlt der einzige Überlebende des Volkes von Britannien.
So habe ich den Film damals gesehen. Weiß jetzt nicht genau, wie alt ich damals war, aber es dürfte noch im Prä-Abi-Zeitalter gewesen sein. Einer der intensivsten, eindrucksvollsten Filme, die ich bis dahin gesehen hatte, und einer der traurigsten. Ich weiß natürlich nicht, wie ich heute auf ihn reagieren würde.
Die Farbwechsel konnte ich nämlich damals nicht angemessen würdigen, und wenn ich die Schwert-Rausziehszene so sehe, könnte es wirklich sein, dass meine Wahrnehmung ein bisschen … kritischer wäre.
King Arthur:
Ein farbenprächtiges, bildgewaltiges Sandalenspektakel, das keine Klischees und kein Pathos auslässt: Das dekadente, zerfallende Imperium Romanum, das von lauter Unsympathen repräsentiert wird; die barbarischen Sachsen, die das Land nur überrennen, weil sie gerne mal was niedermetzeln und die sich auch gerne mal gegenseitig umnieten, sogar zwischen Vater und Sohn; die Pikten als edle Wilde, die aus dem Nichts angreifen; die Söldnertruppe aus aller Herren Länder, die gegen eine Übermacht ankämpft …
Und dann auch noch Keira Knightley als Quotenfrau, die total emanzipiert mit Pfeil und Bogen Feinde löchert, aber immer im sexy Bikini rumläuft und sich Titten fotoshoppen lässt. Hollywood, du hast dich seit damals nicht geändert. Du bist noch genauso verlogen und sexistisch wie eh und je.
Legend Of The Sword:
Der Film legt in Sachen Opulenz und Bildgewalt noch mal eine Schippe drauf. Darin glänzt er wirklich. Aber inzwischen bin ich leider wohl zu filmkritisch geworden. Ideologiekritisch. Muss wohl das Wolfgang-M.-Schmitt-Virus sein.
Stört euch denn kein bisschen die Mystifizierung des Königtums, die in einigen Verfilmungen der Excalibur-Saga durchscheint? Bei „Excalibur“ wird der Mythos von Schwert, Gral und Königtum symbolisch ad acta gelegt durch die Entsorgung des Schwerts. Andere Verfilmungen beschäftigen sich mit dem Übergang der britischen Kultur von Naturreligion zu Christentum ( die Avalon-Reihe fällt mir dazu ein, ebenso „Merlin“, in der eine alte Göttin darum kämpft, dass die Leute wieder an sie glauben ). Bei „King Arthur“ wird der Mystifizierung gänzlich entsagt, da wird ganz „realistisch“ gezeigt: Nicht obskure Götterkräfte und magische Artefakte begründen Arthurs Königsherrschaft, sondern seine Fähigkeiten als militärischer Anführer. Entsprechend ist die Schwertziehszene nur eine Rückblende, das Schwert ein Symbol für Arthurs Willen, das Trauma der Hilflosigkeit, das er als Kind erlitt, zu bekämpfen.
Und dann schaut euch mal „Legend of the Sword“ an. Alles dreht sich um einen in der Gosse aufgewachsenen Thronerben, der endlich mal sein Herrscherschicksal annehmen muss. Weil es sonst schließlich niemanden geben darf, der den Job macht. Schließlich ist er der rechtmäßige Thronerbe. Jeder, der auf dem Thron sitzt und nicht der rechtmäßige König ist, muss natürlich ein blutrünstiger Tyrann sein. Und natürlich ist Arthur mit dem Schwert unbesiegbar, wenn er in die Rolle des Königs erst einmal hineingewachsen ist.
Es gibt heute noch viele Fantasygeschichten, die so gestrickt sind. Sollte uns das nicht viel mehr stören? Sind wir so wenig überzeugt von der Demokratie, dass wir den Königsmythos immer noch hochhalten müssen?
Ja, werden jetzt vielleicht einige sagen, aber wir reden von einer anderen Zeit mit anderen Werten.
Das stimmt schon. Aber Filme verhandeln nicht die Vergangenheit. Sie verhandeln Themen der Gegenwart, Themen also, von denen der Filmemacher glaubt, dass sie den heutigen Zuschauer interessieren. Zudem spielt „Legend of the Sword“ nicht im Britannien des 5. Jahrhunderts, sondern in einer Art Fantasy-Parallelwelt.
Es gibt für Arthur in dieser Geschichte keine Möglichkeit, sich vom Königsmythos zu emanzipieren. Entweder er nimmt die Bürde der Krone, oder er kann gar nicht erst gegen seinen Thronräuber-Onkel rebellieren. Auf diese Weise wird der Sturz des Tyrannen möglich, gleichzeitig der Sturz des Systems unmöglich gemacht.
Deshalb meine Frage: Sollte euch das nicht stören?