Flüchtlinge in den Medien

Ein Post von Holger auf Facebook gestern hat mich zum Nachdenken gebracht und zwar ging es um eine Aktenzeichen XY-Beitrag, den man nicht ausstrahlen wollte, weil der Täter schwarz war und man den Hass auf Flüchtlinge nicht weiter schüren wollte (siehe hier: http://mobil.ruhrnachrichten.de/staedte/dortmund/44369-Huckarde~/Vergewaltigung-in-Huckarde-Taeter-hat-dunkle-Hautfarbe-XY-stoppt-TV-Beitrag;art2577,2795845). Es entstand die Diskussion, ob es sich hierbei um eine Manipulation durch die Medien handele.

Ich komme aus einer Kleinstadt Deutschlands. Bei uns wird in den nächsten Tage die erste Zeltstadt für Flüchtlinge errichtet. Ich habe auch den NewsFeed unserer Lokalzeitung auf Facebook abonniert. Diese Zeitung berichtet durchgehend, wie groß die Unterstützung sei und wie viele Leute sich melden würden, weil sie gerne helfen würden und es werden Adressen gepostet, an die man sich wenden kann usw. Dass man unter diesen Artikel sehr, sehr viele negative Reaktionen findet, wird knallhart ignoriert. Auch hier die Frage: Ist das Manipulation?

Ich bin noch etwas am Zweifeln, weil ich auf der einen Seite, der Meinung bin, dass Medien auch einen gewissen Erziehungskarakter haben müssen und man dem Zuschauer und dem Leser eben auch mal die richtige Meinung ‚vorsagen‘ muss. Auf der anderen Seite ist es eben auch nur bei diesem Thema so, dass ich eine einseitige Berichterstattung sehr begrüße. Bei anderen Themen würde ich mir wünschen, dass ausgewogener berichtet wird und auch andere Meinungen zu Wort kommen.
Wie sehr ihr das? Findet ihr, dass die Medien zu sehr darauf zielen, dem Bürger einzutrichtern, dass man alle Menschen willkommenheißen muss? Findet ihr es gut, dass die Medien versuchen die Menschen zu erziehen? Mich würde die Meinung dieses Forums sehr interessieren :slight_smile:

P.S. Was mich auch interessieren würde. Findet ihr es gut, dass sich eine Moderatorin des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wie Anja Reschke dermaßen positioniert oder seid ihr der Meinung, dass es nicht ihr Aufgabe ist positive Propaganda zu betreiben? https://www.youtube.com/watch?v=i9kv-rmvGKg

Da sollten die vielleicht eher noch einen Zahn zulegen (Hallöchen, Bild! )

Findet ihr es gut, dass die Medien versuchen die Menschen zu erziehen?

Einer muß es ja machen, bei so vielen ungezogenen Gestalten da draussen. :mrgreen:
Ich find’s immer begrüssenswert, wenn diesbezüglich jemand das Maul aufmacht.
Würd ich aber gar nicht mal sagen, daß die Medien das grundsätzlich tun.

Findet ihr es gut, dass sich eine Moderatorin des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wie Anja Reschke dermaßen positioniert oder seid ihr der Meinung, dass es nicht ihr Aufgabe ist positive Propaganda zu betreiben?

Da das ganze ein Kommentar ist und nicht Teil der Berichterstattung: Absolut in Ordnung.
Erschreckend sind in erster Linie mal wieder die Reaktionen darauf…

Ich fände es vor allem wichtig, dass in den Medien mehr über die Ursachen berichtet würde, warum es so viele Flüchtlinge gibt und in welchem Zusammenhang diese evtl. auch mit europäischen Großunternehmen stehen. Dass zum Beispiel das Steyr Armeeuniversalgewehr, eine der Lieblingswaffen von ISIS und Taliban, auch in Länder wie Tunesien exportiert wird (von deutschen Waffenexporten gar nicht erst angefangen). Dass “Wirtschaftsflüchtlinge” (was für ein ekelhafter Kampfbegriff, klingt als wären das Banker) aus afrikanischen Staaten kommen, in denen deutsche Konzerne wie Bayer (einer der größten Profiteure durch den unmenschlichen Abbau von Coltan) wie die früheren Koloninialmächte herrschen und auch Kinder in sklavenähnlichen Zuständen ausbeuten. Europäische Unternehmen haben zudem z.B. die Küste diverser afrikanischer Küstenstaaten wie Mauretanien so leergefischt, dass vielen tausenden Menschen die komplette Lebensgrundlage genommen wurde. Dass auch vom aktuellen Flüchtlingsstrom wieder Unternehmen profitieren, wie zum Beispiel die Schweizer Firma ORS, die für die menschenverachtenden Zustände im österreichischen Lager Traiskirchen verantwortlich sind und dafür vom Innenministerium jährlich über 20 Mio. Euro bezahlt bekommen, plus einer Pro-Kopf-Pauschale für jeden Flüchtling, auch die, die nur mit einer Decke als “Unterkunft” auf der Straße schlafen müssen (Caritas und Ärzte ohne Grenzen boten diesbzgl. ihre Unterstützung an, wurden jedoch abgewiesen. Warum zum Henker werden solche Aufgaben überhaupt privatisiert?!).
Die EU selbst paktiert zuweilen mit “Schurkenstaaten”, da sie lieber bei deren Aufrüstung dienlich ist als ihre Flüchtlinge aufzunehmen. Dass die aktuelle ISIS-Krise von den USA und ihren hirnlosen Strategien zumindest[I] mit[/I]verursacht wurde, streitet wohl auch niemand ab. Wir und unser Lebensstandard, unsere Großunternehmen und Regierungen haben einen großen Teil der aktuellen Flüchtlingswellen geschaffen, und es ist das mindeste, dass wir uns jetzt wenigstens ordentlich um die Menschen kümmern, die aufgrund unserer Rücksichtlosigkeit ihre Heimat unter Gefahr ihres Lebens verlassen mussten.
Insofern: Ja, die Medien sollten sich positionieren, das tun sie in allen anderen Feldern auch. Aber sie sollten nicht nur die aktuellen Zustände, sondern auch ihre Ursachen beleuchten und dabei diverse zuweilen menschenverachtend handelnden Konzerne wie Bayer, Nestle etc. etwas mehr in die Mangel nehmen.

Für mich gibt es Grundsätzliche dinge, die Medien machen sollten. Erziehung des Volkes zu besseren Menschen gehört aber nicht dazu, denn das haben sowohl die Nazi als auch die DDR presse gemacht. Die wollte ja auch nichts anderes als die Menschen zu erziehen.

Wenn es daher etwas von Straftaten aus den Flüchtlingskreisen zu berichten gibt sollte dies nicht verschwiegen werden. Es gibt dabei allerdings etwas was beachtet werden muss. Nämlich das ganze Bild zu zeigen. Dazu zähle ich nicht das sich die EU und Deutschland in teilen so verhalten haben, das es zu dieser Flüchtlingssituation gekommen ist, denn die Ursachen sind da vielschichtiger. Ich meine eher das man darauf eingehen sollte wie das mit den Flüchtlingen denn so ist.

Der Flüchtling kommt aus irgendeinem Land nach Deutschland. Hat eine Harte und gefährliche reise hinter sich, bei der er sich in der Regel von seiner Familie Trennen musste. Der Stellt nun einen Asylantrag, von dem nicht sicher ist, ob dieser angenommen wird. Das ist Schonmal eine Stresssituation. Dann schläft man in einem Raum mit fremden Leuten. Und diese sind für den Flüchtling auch alles Ausländer, denn in der Regel werden die einfach dahin zugeteilt wo gerade platz ist, und nicht nach Nationalitäten getrennt. Der Kann sich auch nicht mit Worten verständigen, weil die wahrscheinlich eine andere Spreche sprechen. Da sind Konflikte vorprogrammiert. Und wenn es dann dazu kommt, dann muss die Presse zwar berichten, sollte aber auch über die Umstände berichten.

Das Problem liegt eigentlich darin, das die Leute während des Asylverfahrens in entsprechenden Einrichtungen leben müssen. Selbst wenn die Etwas tun könnten, und sich eine Existenz aufbauen könnte hätten sie immer noch das Problem, das sie nicht wissen ob sie bleiben können. Und das Verfahren kann man nur bedingt beschleunigen. Man könnte natürlich mit mehr Personal einstellen, aber trotzdem brauchen die Leute erst mal eine Bleibe.

[QUOTE=Icetwo;416862]Für mich gibt es Grundsätzliche dinge, die Medien machen sollten. Erziehung des Volkes zu besseren Menschen gehört aber nicht dazu, denn das haben sowohl die Nazi als auch die DDR presse gemacht. Die wollte ja auch nichts anderes als die Menschen zu erziehen.[/QUOTE]

Der Vergleich hinkt, da wir keine gleichgeschaltete Presse oder ähnliches haben. Unsere Medien sind frei. Das heißt auch, dass es für jeden theoretisch möglich ist eine Zeitung oder ähnliches zu produzieren die eben in die andere Richtung “erzieht”.
Und das beinhaltet auch schon meine Kritik an diesem Thema im generellen:
Es gibt doch (gerade im Internet) auch genug andere Medien, die in die genau entgegengesetzte Richtung berichten. Es ist also faktisch falsch, dass wir eine gleichgeschaltete Medienlandschaft hätten.

[QUOTE=menag;416888] Es ist also faktisch falsch, dass wir eine gleichgeschaltete Medienlandschaft hätten.[/QUOTE]

Habe ich auch nicht behauptet. Nur haben Medien nicht die Aufgabe zu erziehen, sondern die nötigen Informationen zur Meinungsbildung zu geben und eventuell ein Bild über vorhandene Meinungen abzugeben. Sonnst kommt man eben in den Bereich, das die Meinung eines Journalisten mehr wert ist als die eines Normalbürgers. Und das führt wiederum zu einer Möglichkeit das verhalten der Medien auszunutzen.

[QUOTE=Peloponnes;416833]Wie sehr ihr das? Findet ihr, dass die Medien zu sehr darauf zielen, dem Bürger einzutrichtern, dass man alle Menschen willkommenheißen muss?[/QUOTE]

Ja, insbesondere die öffentlich-rechtlichen Medien.

Ich finde es wichtig, dem Zuschauer keine Meinung einzutrichtern - genau das wird von ARD und ZDF allerdings nicht gemacht. Sie bieten Til Schweiger eine Bühne, der in gewohnter Kneipenstimmung einfach mal alle mundtot machen will, die kritisch an das Thema rangehen und auch bei der Heute-Show zieht sich “Flüchtlinge sind gut und toll” durch das gesamte Programm.

Gerade seit der Begriff Lügenpresse gefallen ist, sollte man so etwas nicht machen und möglichst neutral berichten. Denn viele Leute merken es, dass z.B. über die katastrophalen Zustände in der Bayernkaserne in München wenig bis gar nicht berichtet wird.

Jetzt soll der Flughafen Tempelhof für Flüchtlinge bereitgestellt werden. Vielen Berlinern stößt das sauer auf, da dieser Ort ein beliebter Platz zum Treffen und Entspannen ist. Natürlich wird auch darüber nur spärlich berichtet, abgesehen von der BILD. Und das ist ein Problem - wenn nur die BILD über so etwas berichtet, ist es auch zu einseitig.

Bei uns in Rostock werden jetzt auch extra Wohnungen renoviert die leerstehen, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Wir haben den meisten Leerstand in den Randbezirken, dementsprechend sind dort die Wohnungen günstig und jede Menge braunes Gesocks hält sich dort auf. Das kann nicht gutgehen und wird irgendwann eskalieren, wie diese “tolle” Facebookseite zeigt, die schon fast 1.500 Fans hat.

Auch darüber wird nicht wirklich berichtet - und wenn, dann natürlich nur positiv. Rostock ist sozial etc.

[QUOTE=schmatzler;416899]
Jetzt soll der Flughafen Tempelhof für Flüchtlinge bereitgestellt werden. Vielen Berlinern stößt das sauer auf, da dieser Ort ein beliebter Platz zum Treffen und Entspannen ist. [/QUOTE]

Warum nehmen die nicht den Flughafen BER, Bis der gebraucht wird sind die Meisten Flüchtlinge längst eingebürgert und bauen sich gerade ein Einfamilienhaus mit Jägerzaun

Mich persönlich stört diese extreme Verherrlichung die zum Teil betrieben wird, Migranten sind auch nur Menschen die genauso Fähig zu Homophobie, Sexismus, Rassismus und so weiter sind wie alle anderen.
Natürlich sind die Flüchtlinge erstmal dankbar, aber das als Dauerzustand darzustellen ist absurd.

Die Romantisierung von Menschen wird zwangsläufig zur Ernüchterung führen, welche wiederum ihrerseits in Wut auf die Romantisierten umschlägt. Kennt jeder aus der ersten, wichtigen Beziehung und ist ein simples Prinzip.

Diese Menschen haben weder darum gebeten zu Teufeln, noch zu Heiligen gemacht zu werden.
Man muss die Situation objektiv kommunizieren.
Alles andere macht nur noch mehr Probleme.

Die Tagesschau hat selbst Stellung zu dem Thema genommen. Siehe hier: http://blog.tagesschau.de/2015/08/24/unsere-haltung-beim-thema-fluechtlinge/

Sie geben selbst an neutral dem Thema gegenüber zu stehen, trotzdem ein besonderes Augenmerk auf Initiativen zu legen, die Flüchtlingen helfen, um so “mit Informationen die Bürger bei der Urteilsbildung zu unterstützen”.

Was allerdings auffällt, ist der allgegenwärtige “syrische Arzt” oder der “irakische Ingenieur”…

Das man diese Klischees nicht mehr ernst nehmen kann, ist schon den Medien anzulasten…