FKTV Plus 96: "Wir sind die Guten"

@HerrRossi: Wenn das richtig wäre ließe sich ebenso der Begriff “Pflichtgebühr” verwenden, wie bei “Schulpflicht”, “Helmpflicht” etc. Der Begriff soll ausdrücken, dass die Gebühr nicht als eine notwendige Verpflichtung, sondern als Zwang empfunden wird. Darum handelt es sich eben nicht um eine objektive Beschreibung - eine Gebühr, die von Allen geleistet werden muss und Allen nützt - sondern um etwas, was nach Meinung der Verwender abgeschafft werden sollte.

Naja, das kann man durchaus auch anders sehen. Ich denke, wenn Leute deswegen in Haft kommen, dann passt da schon Zwang und auch wenn der Beitrag per Zwangsmaßnahme gepfändet wird, dann ist der Begriff nicht ganz verkehrt.
Siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zwang

Zwangsmaßnahmen können aber aus vielen Pflichten entstehen. Dadurch wird aus der Schulpflicht trotzdem kein “Schulzwang”.

Doch. “Pflicht” ist lediglich ein anderer Begriff für “Zwang” (klingt harmloser).
Für den, der nicht gerne zur Schule geht, handelt es sich durchaus um einen “Zwang”!

Zu Punkt 1: “Waschpflicht”?
Zu Punkt 2: Ja, der empfindet es als Zwang. Für alle anderen ist es nur eine Pflicht. Womit wir wieder beim Rundfunkbeitrag wären. Er ist verpflichtend, manche empfinden ihn als Zwang. Deswegen ist der Begriff nicht objektiv.

Ja, dadurch wird es aber nicht falsch. Wenn mir die Polizei meine Kinder per Zwang in die Schule schafft, dann folgt aus der Pflicht ein Zwang. Wenn ich sowas dann schlichtweg als eben solchen Zwang bezeichne, dann ist das doch nicht direkt ein Kampfbegriff?
Und ein Teil des Begriffes speist sich halt auch aus der Tatsache, dass es hier eigentlich um einen Beitrag geht, den man für eine in Anspruch genommene Leistung bezahlt. Wenn ich jedoch die Leistung nicht in Anspruch nehme, aber dennoch zur Zahlung gezwungen werde, dann ist da der Begriff Zwang imo schon ganz richtig. Ich habe ja praktisch gar keine Chance aus der Nummer rauszukommen…

Diese Argumentation geht aber von vornherein davon aus, dass man den Beitrag nicht zahlen möchte.
Noch einmal: Jede Pflicht kann als Zwang empfunden werden. Es ist auch legitim ihn dann so zu benennen. Setzt man den Zwang jedoch als Normalzustand und Empfindung Aller voraus, unterstellt man quasi der Gesamtbevölkerung eine bestimmte Haltung.

Da sind wir praktisch wieder am Anfang in Sachen polemischer Begriff. Von mir aus können wir es dabei jetzt auch belassen. Ich denke einen seitenlangen Thread ist die Frage dann auch eigentlich eher nicht wert. :wink:

[QUOTE=Dosenstolz;498616]Doch. “Pflicht” ist lediglich ein anderer Begriff für “Zwang” (klingt harmloser).
Für den, der nicht gerne zur Schule geht, handelt es sich durchaus um einen “Zwang”![/QUOTE]

Wenn wir das moralphilosophisch aufdröseln, gibt es tatsächlich keine “Pflichten”. Es gibt nur Rechte. Und verpflichtet bist du lediglich, die Rechte anderer zu respektieren.
Ich habe mal ein SPIEGEL-Interview mit einem russischen Rechtsintellektuellen gelesen ( Name ist mir leider entfallen, er galt als Putin-Freund ), in dem dieser sagte, die Rechte des Kollektivs seien in Russland vorrangig gegenüber den Rechten des Individuums.
Daran kann man den Denkfehler schon sehen: Wer bestimmt, wer das Kollektiv ist? Wer bestimmt dessen Rechte? Das setzt alles voraus, dass entweder alle Mitglieder sich freiwillig zusammengefunden und einen Konsens durch Diskurs erzielt haben ( womit sie als Individuen ihre Rechte wahrgenommen haben ) oder dass sich eine Elite über alle anderen gestellt und über diese bestimmt hat.
In jedem Staat ist das Letztere der Fall. “Pflichten” sind etwas, zu dem der Staat dich nötigenfalls zwingen darf.
Deshalb ist “Zwang” kein subjektiver Begriff. Es ist objektiv bestimmbar, wann er vorliegt und wann nicht. Auch wenn du den Rundfunkbeitrag gern zahlst, bleibt es ein Zwangsbeitrag. Und Schulpflicht ist auch Zwang, wenn du gern zur Schule gehst. Der Begriff irritiert nur, weil er negativ konnotiert ist.

Es ist doch hier offensichtlich, dass der Begriff polemisch aufgeladen ist. Das ist Rhetorik, es wird durch die Verwendung dieses Begriffes eine bestimmte Intention und ein bestimmes Gefühl angesprochen.