Und was machen wir nun daraus? Vertritt ein Flüchtling wirklich eine schier unertragbare Ansicht, wenn er eine vertritt, die man vor 20 Jahren noch als konservativer Spitzenpolitiker öffentlich äußern konnte? Geben wir den Flüchtlingen keinen Zeitraum, sich zu entwickeln?
Strohmann. Es wurde nicht behauptet, dass alles in Ordnung ist. Nur gibt es unterschiedliche Dramatisierungen.
DAS wäre dann eine kritische Einstellung. Der Glaube alleine, dass jemand in der Hölle landet, sollte völlig irrelevant sein, wenn man nicht den Glauben an die Hölle teilt. Wird es einem persönlich ins Gesicht geschleudert, kann man es ja zumindest noch als Beleidigung auffassen, aber als generalisierte Aussage über andere/abweichende Religionsgruppen ist es erstmal ohne praktische Bedeutung.
Wer erwartet, dass Flüchtlinge aus einem muslimischen Land innerhalb von kürzester Zeit die gleichen Werte und Ideen vertreten wie wir heutzutage, stellt einfach viel zu hohe Erwartungen. Wir haben als Gesellschaft Jahrzehnte gebraucht, um auf diesen Stand zu kommen. In konservativen Regionen existieren überall noch Reste von rückständigen Einstellungen. Jeder kann sich auch mal fragen, welche Einstellungen wohl realistischerweise die eigenen Eltern und Großeltern in ihrer Jugend vertreten haben. Man muss Menschen Zeit geben, sich in solchen Fragen über viele Jahre anzupassen.
In der Zwischenzeit ist erstmal nur wichtig, dass sie unsere Werte akzeptieren und nicht dagegen operieren, dass sie nicht gewalttätig sind und dass sie ihre Vorurteile und Vorstellungen nicht groß verbreiten und predigen.
Man muss auch lernen, zu differenzieren. Wenn ein muslimischer Mann sich wünscht, dass seine Freundin/Frau ein Kopftuch trägt, ist das was völlig anderes als wenn er sie dazu zwingt. Man kann nicht erwarten, dass er gleich bei Ankunft die anerzogenen muslimischen Idealvorstellungen vergisst. Wenn er sich wünscht, dass seine Freundin keinen engen Kontakt mit Männern hat, ist das was anderes als wenn er sie zur Aufgabe dieser zwingt. Es ist aber auch nicht so, dass nicht sehr viele durchschnittliche deutsche Männer doch massive Probleme mit den männlichen Freunden der Partnerin haben.
Anstatt zu verdammen und reale und mentale Grenzen aufzubauen und diese in eine Liga mit Extremisten zu packen oder zu Wegbereitern dieser zu erklären , sollten dann doch Erklärung und Aufklärung das Programm bestimmen. Wenn man aber gleich behauptet, das wären “unerbittliche Fanatiker” nimmt man das Ergebnis solcher Bemühungen vorweg. Für den Flüchtling scheint es dann nur noch zwei Optionen zu geben: Die radikale Abkehr von allem, was in der Vergangenheit seine Kultur ausgemacht hat oder die radikale Abkehr von der deutschen Kultur. Das wird oft nicht gut enden.
Was anderes liegt natürlich vor, wenn die Person zur Gewalt aufruft oder sie selbst ausübt. Das sind die unerbittlichen Fanatiker.
Ich sehe da auch einen deutlichen Unterschied zwischen denen, die hier geboren sind, in unserem Kulturkreis aufgewachsen sind und unsere Werte zumindest durch Schule und Bekannte seit Kindheit an kennen und denen, die relativ frisch erst Teil der westlichen Gesellschaft sind.