Finanzsituation von Pro7Sat.1

Vor ein paar Tagen habe ich in call-in-tv.net folgendes geschrieben:

Ich dachte mir, ich hole mir mal die neueste Bilanz der Pro7Sat.1 AG und schau da mal rein, was sie so hergibt. Es handelt sich ums erste Quartal 2008 und das dritte Quartal 2008.
Das Vermögen beruft sich auf ca. 6 Mrd Euro, wobei der Sprung vom Vorjahr um 4 Mrd natürlich mit dem Erwerb von SBS zusammenhängt.
Dann wirds interessant: Auf der Kapitalseite haben wir eine Eigenkapitalquote von 17% (1. Quartal) bzw. 14% (3. Quartal), was meines Erachtens sehr ungesund ist. Natürlich ist auch hier der Grund die Übernahme der Schulden von SBS, die mit 3.6 Mrd zu Buche schlagen. Das Eigenkapital war zum dritten Quartal um erneut 140 Mio Euro gesunken.
Also: Vermögen 6 Mrd, Fremdkapital 5 Mrd. Wir nähern uns mit großen Schritten der Überschuldung=Insolvenz.
Aus der Gewinn- und Verlustrechung kann man entnehmen, dass das Betriebsergebnis (60 Mio Euro) vom Finanzergebnis (-75 Mio Euro) mehr als aufgezehrt wird. Das heißt, momentan kann man mit den Einnahmen noch nicht mal die Zinsen aus den Krediten zahlen. Und das schlimmste, 4. Quartal steht noch aus!
Fazit: Ich möchte auf keinen Fall in deren Haut stecken!

Heute kam dann diese Meldung:

AWP International - Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 will einem Zeitungsbericht zufolge seine Kosten und den Schuldenberg über den Verkauf von Tochterunternehmen stemmen. Die Sendergruppe prüfe auch den Verkauf des Quizsenders Neun Live, schreibt das „Handelsblatt“ (Montag) unter Berufung auf Branchenkreise. Intern gebe es intensive Vorbereitungen für eine Trennung des profitablen Nischensenders, zitiert die Zeitung einen Unternehmensinsider. Es sei aber ausgesprochen schwierig, einen Käufer zu finden. Offiziell wolle der Konzern von einem Ausstieg bei Neun Live nichts wissen. Ein Konzernsprecher sagte der Zeitung: „Ein Verkauf von Neun Live kommt nicht in Frage.“
Laut den Branchenkreisen will der Konzern mit Verkäufen von Unternehmensteilen eine Milliarde Euro erlösen. Wegen der Krise sei das aber derzeit schwierig: Finanzinvestoren kommen nicht mehr an Kredite, strategische Investoren haben im eigenen Haus genug Probleme und wagen sich nicht aus der Deckung.

Tja - langsam wirds eng :smt100

Also, für einen symbolischen Euro würde ich 9LIVE übernehmen - und es wäre mir eine Freude, jedem der Mitarbeiter persönlich die Entlassungsurkunde zu überreichen :mrgreen:

Wäre ne tolle Sache! Man sollte den Mitarbeitern aber eine faire und transparente Chance lassen: Wer Automarken oder vorgotische Frauennamen oder 4-Zahlen-Jackpots errät, darf bleiben. :smt016
DWDL und QM haben auch schon berichtet. Bin jetzt zu faul die Links rauszusuchen.

nicht notwendig - steht ja fett auf den Startseiten! :wink:

Padre, machen Sie P7S1 ein Angebot, das sie nicht ablehnen können. 9 live passt perfekt in unser Portfolio. Der Sender arbeitet nach unserem Geschäftsmodell. Und die Mitarbeiter werden ihnen auch Gefallen, besonders Don Pinocchio Schradin und der kleine Calimero Magolei. Don Tomasio Schürmann sieht ja schon lange aus wie einer von uns
Die Frauen dort sind nicht so hübsch, aber die könnten wir trotzdem in unseren Truppenbetreuungs-Centern im Kosovo unterbringen. Für Geld tun die alles.

Der neue Slogan: „9live - Unterhaltung für die ganze Famiglia!“ - Verstehen Sie, Padre? :wink:

Au ja! Ich kauf Neun Live - und lass es dann einstampfen! :smt027

So, und jetzt zum Hauptthema: Dass die fast pleite sind, war klar, finde ich im Fall von Neun Live und Sat1 (bis auf Clever und Schillerstraße) aber auch nicht so traurig.

Mir war das gar nicht so klar. Ich dachte bisher immer, dass diese ganzen billigen Produktionen die Kasse schonen. Aber offenbar lernt man auch hier nie aus.

Mir war das gar nicht so klar. Ich dachte bisher immer, dass diese ganzen billigen Produktionen die Kasse schonen. Aber offenbar lernt man auch hier nie aus.

Kam das jetzt so rüber, als hätte ich gesagt, Clever und Schillerstraße seien teuer zu produzieren? Das meinte ich eigentlich aber nicht. Clever mag teuer sein - bei der Schillerstraße glaub ich das aber eher nicht.

Mir sind übrigens noch drei Serien eingefallen, um die es schade wäre: Switch, Kalkofe und die Simpsons :frowning:

Nein, das meinte ich nicht. Ich nahm lediglich an, dass die Gesamtzahl der Billigproduktionen der Sender die Kasse schont - nicht, dass obige Sendungen „billig“ wären (aber ich bezweifle, dass die richtig teuer sind).

Die Billigproduktionen sind nicht der Grund, eher die Folge der finanziellen (Schief)lage. Das Problem ist die Übernahme von SBS und die 3.5 Mrd Schulden. Angeordnet haben das die neuen Eigner KKR und Permira. Vorher war das ein recht gesunder Konzern. Man kann aber bei einem Billigprogramm nicht genug Werbeumsätze erzielen.

Ich sehe das mit positiven Gefühlen. Kakofe und Switch! lagern wir auf andere Sender um. Ansonsten werden einige neue Sendeplätze frei. Vielleicht können wir ja einen 24/7 Fernsehkritik-Kanal etablieren…

sehe ich auch so. Wegen mir kann die ganze Sendergruppe untergehen. Was haben die schon zu bieten ? Am besten wäre, wenn Springer dann vom Kartellamt doch noch das Go für ne Übernahme bekäme und einstiege. Dann wären wir das Problem Bildzeitung vielleicht auch bald los… Ich setze große Hoffnungen in die Kriese! ; )

Also wenn ein negatives Betriebsergebnis bedeuten würde, dass ein Betrieb von der Erdoberfläche verschwindet, oder wenn ein überschuldeter Konzern wirklich den Löffel abgeben müsste, dann wär die Wirtschaft (insbesondere natürlich die Gläubiger) ja eh gut dran. Halleluja, wie würde die Situation da für alle besser werden.
Immerhin ist der Großteil aller österreichischen und deutschen Betriebe mit einer Schuldentilgungsdauer von über 10 Jahren ausgestattet und Eigenkapitalmäßig siehts bei den meisten noch weit schlimmer aus.
Soweit ich das weiß, schlägt das URG erst an ab einem Satz von unter 8% EK und einer Verschuldungsdauer von über 15 Jahren (hier sinds vielleicht 4-5 Jahre, soweit ich das sehen kann, ein durchaus positiver Wert), korrigiert mich, wenn ich falsch liege.
Also ich find diese Bilanz nicht mal erschreckend für einen Sender wie Pro Sieben. Aber ich muss euch enttäuschen, liebe Leute, Aufhörn steht da noch lange nicht auf dem Programm.

Naja, so pauschal würde ich das nicht sagen. Wenn denen das Geld ausgeht, können sie keine Sendungen mehr produzieren und damit laufen nur noch Wiederholungen und Billigmist. Dann springen die Zuschauer hoffentlich ab und der Sender erledigt sich von selbst.

naja, das ist mit verlaub etwas einfach gedacht. dass sie keinen gewinn machen heißt ja nicht, sie haben kein geld mehr…“Investieren vom eigenen Geld, das man sich redlich verdient hat” ist ja heute sowas von out.