Eine Analyse der US-Strategie in Eurasien

Hier möchte ich auf ein Video mit George Friedman aufmerksam machen, wo er vor dem “Chicago Council on Global Affairs” die US-amerikanische Außenpolitik allgemein und insbesondere im Zusammenhang mit Deutschland und Russland analysiert.

Friedman ist kein Mitglied der US-Regierung, sondern der Leiter eines Instituts für strategische Analysen (Stratfor), soll aber gute Beziehungen zum Militär und zur Republikanischen Partei unterhalten. Zu bedenken wäre auch, dass offenbar auch bedeutende Analysten und Strategen (wie Brzezinski) in wichtigen Punkten ähnliche Ansichten vertreten.

Die Perspektive, die hier erörtert wird, kommt in den deutschen Mainstream-Medien praktisch nicht vor. Sie wird dort nicht thematisiert. Sie wäre es aber vielleicht wert, dass man sich mit ihr auseinandersetzt.

Zum Inhalt will ich bewusst nichts sagen; es mag sich ein jeder sein eigenes Urteil bilden.
Der eigentlich interessante Teil beginnt ab 1:45 min., aber ich würde empfehlen, dass man sich das Video in seiner Gänze ansieht:

Interessant finde ich die aktuellen Folgen. Ob diese nun explizit so von den USA gewollt sind, sei mal dahingestellt, allerdings wendet sich Russland gezwungenermaßen einem anderen Abnehmer für Ressourcen zu und hoppla, schon stehen die Chinesen vor der Tür. Ich weiß jetzt nicht, was Analysten zur “gelben Gefahr” sagen, aber ich halte deren potentiellen Einfluss für weitaus größer (und für die USA auf lange Sicht gefährlicher) als ein wirtschaftlich enger zusammenhängender eurasischer Raum. Zudem werden sich die Russen so schnell nicht dem Westen gegenüber öffnen, da gibt es genug innerrussische Opposition (ich meine natürlich die russischen Eliten und keine echte Opposition). Wohin das in Russland führen kann, hat man ja in den 90ern gesehen.

Was allerdings im Video gut rüberkommt, ist die fehlende europäische Gemeinschaft, was natürlich auch daran liegt, dass die unterschiedlichen Länder erheblich abweichende Auffassungen über Sicherheitsrisiken haben. Ich stimme aber sofort zu, dass wir Deutschen derzeit keine gute Figur abgeben. Mir fehlen seit Jahren klare politische Strategien oder zumindest Ideen, wie man Außen- und Wirtschaftspolitik gestalten will. Da kommen mir aus Berlin zu wenig Impulse und generell scheint man aktuell nur zu reagieren statt zu agieren. Ohne den Teufel an die Wand malen zu wollen, aber die EU-Osterweiterung hat mittelfristig interne Absatzmärkte geschaffen, langfristig bindet sie den europäischen Entscheidungsträgern jedoch die Hände. Gerade mit dem Widererstarken der nationalistischen Kräfte in gefühlt jedem europäischen Land ist der Gedanke eines geeint handelnden Europas ferner denn je.

Ich frage mich, was die reapolitischen Ideen sind?
Ist das alles noch Ideologie und eine Spätfolge des Kalten Kriegs?

Russland ist die einzige Macht, die den USA kriegerisch gefährlich werden könnte.
China lassen wir da mal außen vor.
Geht es also nur um ein Sicherheitsbedürfnis?
Wirtschaftlich ist R. wohl kaum ein Gegner.

Ich bin bei der Sache hin und her gerissen.
Meine Sympathie für die russische Politik beläuft sich so ziemlich
gegen Null. Das gilt aber auch für die USA. Sozusagen hat er schon
recht damit, dass zumindest ich als Bürger keine Ahnung habe,
wie meine Haltung ist.

Innerhalb seiner Analyse ist Deutschland lediglich ein Spielball, wenngleich auch
in der Schlüsselrolle. Ich empfinde das als ekelerregend und ich glaube,
dass die USA hier die größeren Widerlinge sind.

Welche Haltung ich übrigens teile, ist die, dass es kein Europa mehr gibt.
Und das schmerzt mich immer stärker, je öfter ich darüber nachdenke.
Wir haben ein gutes Jahrhundert verloren und an die Vergangenheit verkauft.
Europa war eine schöne Idee und bleibt als Blamage zurück.
In meinem Kopf bilden sich immer manifestere Verschwörungstheorien darüber,
wie stark eine schöne Idee, die kurz vor der Umsetzung stand und nur noch
etwas Zeit brauchte, für eine pathologisch-paranoide Haltung eines "Imperiums"
geschändet und vernichtet wurde.

[QUOTE=DeeperSight;435657]
Russland ist die einzige Macht, die den USA kriegerisch gefährlich werden könnte.
China lassen wir da mal außen vor.
[/QUOTE]

Untersätze die Eu + England nicht.
Wirtschaftlich sind wir mit sicherheit eine bedrohung.
Wohl einer der hauptgründe das weder Putin noch Amerika versuchen uns gegen sie zu haben.
Das ist auch einer der Hauptgründe das es inerhalb der Eu schon lange keinen Krieg mehr gab!

Europa ist so eng mit den USA, dass man eine kriegerische Auseinandersetzung nicht zu befürchten braucht.
Es mag diplomatische Schwierigkeiten geben, aber Krieg mit den USA?
Das wäre ein Massaker, bei dem keine Seite gewinnen würde.

Die perfekte Überleitung für den Nachtrag, den ich hier anfügen wollte.
Meine Frage nach dem Leitmotiv der Aktion wird von Friedman in einer Analyse Europas zumindest
im Ansatz beantwortet.

[SPOILER]
//youtu.be/r-8KV_GurLY
[/SPOILER]

Kurz umrissen sagt er, dass ein Kriegsherd die ökonomische Abhängigkeit von Staaten ist.
Man fürchte immer das am meisten, von dem man abhängig sei.
In Bezug auf Russland könnte man daraus ableiten, dass ein Bündnis
in sich nur fragil sein kann und eine Auflösung dessen schlimmere Konsequenzen
hätte, als wenn es niemals ein Bündnis gegeben hätte. Denn Staaten, die sich nicht kennen oder
sich egal sind, führten keine Kriege.

Das ist eine ziemlich steile These. Aber er analysiert die EU und das Europa davor auf eine spannende
Art und Weise und die Stunde hat durchaus ihren Mehrwert.