Diskussion über den Blog-Artikel: Ein Gewinn mit Nebenkosten
Das RTL-Mittagsmagazin Punkt 12 ist ja bekannt dafür, bei Gewinnspielen nur eines im Sinn zu haben: den eigenen Gewinn zu mehren. Täglich gibt es dort Gewinnspiele, an denen man als Zuschauer teilnehmen kann, wenn man 50 Cent für eine SMS investiert. Nun gibt es seit heute (bis kommenden Dienstag) noch ein weiteres Gewinnspiel in der Sendung. Es trägt den Titel "Wer bietet weniger?". Der ausgelobte Gewinn: ein Fertighaus der Firma allkauf im Wert von 250.000 Euro.
Das Haus wird dem Zuschauer in allen Einzelheiten präsentiert und schmackhaft gemacht - und dies wird vermutlich jetzt in jeder “Punkt 12”-Ausgabe bis einschließlich 24. Juli so sein. Es ist sozusagen nichts weiter als Werbung für allkauf-Fertighäuser, nur eben als Gewinnspiel verpackt.
Das Besondere an dem Gewinnspiel ist, dass man per SMS (die natürlich auch hier wieder 50 Cent kostet) ein Gebot für das Haus abgeben soll - und das niedrigste einmalig abgebene Gebot gewinnt. “Einmalig abgegeben” ist dabei natürlich wichtig - denn sonst würde ja jeder einfach 0,01 Euro bieten. Es gewinnt also das Gebot, das am niedrigsten unter allen Geboten nur einmal abgegeben wurde. Im Grunde eine ganz lustige Aktion, doch der Teufel steckt erwartungsgemäß im Detail.
Wenn man sich die Teilnahmebedingungen im Netz oder auf RTL-Text-Seite 865 ff. durchliest, kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus. So heißt es: “Die Beistellung eines geeigneten Grundstücks, die damit einhergehenden Kosten, die Herstellung der Außenanlagen, die kompletten Baunebenkosten und die Einrichtung des Traumhauses sind ausdrücklich nicht Gegenstand der Veranstaltung.” Aha, soll heißen: Allkauf kommt zwar mit seinen Fertigbauteilen an und setzt die auch gern zusammen - aber alle damit zusammenhängenden Kosten (und da dürfte einiges zusammenkommen) trägt der Gewinner gefälligst selber. Davon wird aber in der “Punkt 12”-Sendung nichts erwähnt - stattdessen läuft die Reporterin Andrea Eickhoff durch ein fertig eingerichtetes Haus, das in Bad Driburg steht, aber gar nicht der Gewinn ist. Da mutet es umso dreister an, dass die Reporterin uns stolz eine Wohnküche, ein Wellness-Bad und diverse andere Einrichtungen zeigt - die aber im Gewinn nicht enthalten sind.
So mancher zunächst glückliche Gewinner wird da wohl ein böses Erwachen erleben. Nun könnte man noch denken, dass der Gewinner sich die 250.000 Euro auch in bar auszahlen lassen könnte oder den Gewinn einfach auf jemand anderen überträgt, der vielleicht sowieso gerade bauen will - beides wird in den Teilnahmebedingungen ausdrücklich ausgeschlossen. Zudem wird noch Zeitdruck ausgeübt: “RTL interactive überreicht dem ermittelten Bieter innerhalb einer Woche nach Zuschlag den Wertgutschein über den Bau des Traumhauses. Verzichtet der ermittelte Bieter auf den Wertgutschein, verfällt seine Option insgesamt und es findet dann § 5 Ziffer 3 Satz 2+3 Anwendung. (…) Der von RTL interactive dem Bieter angebotene Wertgutschein selbst ist für den Bieter auf 4 Wochen befristet.” Wer sich also nicht innerhalb von vier Wochen für den Hausbau entscheidet, hat keinen Anspruch mehr auf den Gewinn, der bei genauerem Hinsehen eine ziemlich üble Masche ist, den Zuschauer mit dem Versprechen eines traumhaften Gewinns zu einer Teilnahme an der Aktion zu bewegen.
Es liegt der Verdacht nahe, dass allkauf und RTL darauf spekulieren, dass der Gewinner am Ende freiwillig verzichtet. Damit hat RTL ordentlich Kohle gemacht (durch die Einnahmen aus den SMS) und allkauf hat umfangreich Werbung erhalten ohne eine Gegenleistung erbringen zu müssen.
Übrigens wird in den Teilnahmebedingungen ausdrücklich darauf hingewiesen, dass auch eine Teilnahme per Postkarte an der Aktion möglich ist. Bei “Punkt 12” wird diese Option natürlich mit keinem Wort erwähnt.
Die erwähnte Punkt-12-Ausgabe ist auf RTL Now derzeit (18. Juli, 18 Uhr) noch anzuschauen - ab Minute 15:50 folgt die Haus-Aktion.
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