Die Wahrheit über Glaube und Wissen

So… Um den Hoaxilla-thread nicht weiter zuzuspamen, aber dennoch fruchtbare Diskussionen am Leben zu erhalten, mache ich das hier mal mit ein paar Zitaten aus dem aktuellen Brock Haus auf :smiley:

Realität, allg. meist → Wirklichkeit im Sinne der Summe alles Vorhandenen, tatsächlich Gegebenen, Gegenständlichen im Unterschied zum lediglich Gedachten oder Vorgestellten. Auf dieser Ebene wird R. Aber auch einzelnen Sachverhalten oder Ereigniszusammenhängen zugesprochen, die nicht mit Einzeldingen im Sinne von Gegenständen identifiziert werden können.

Wahrheit, allg. der im Rahmen eines sprachlich-intersubjektiven Bezugssystems (Kategorien-, Normen- oder Wertesystems) stehende, mit Gründen einlösbare und insofern haltbare Geltungsanspruch von Aussagen bzw. Urteilen über einen Sachverhalt. Im Bezug auf das Sichverhalten einer Sache (Gegenstand, Handlung, Person) werden Sachverhalt und Sache als so und nicht anders sich verhaltend oder bestehend gekennzeichnet.

Wissen
[(…) eigtl. >>gesehen haben<< ], Bez. für ein Individuen, Gruppen und sonstigen Kollektiven vorhandenes kognitives Schema, das, an der Erfahrung orientiert, die Handhabung von Sachverhalten, Situationen sowie den Bezug zur Umwelt auf eine zumindest angenommene zuverlässige Basis von Informationen und Regeln gründet, die sich ihrerseits anhand der Kriterien Prüfbarkeit, Nachvollziehbarkeit und Begründbarkeit bestimmen lassen.

Wirklichkeit [(…) eigtl. >>tätig<<, >>wirksam<<, zu Werk], alltagssprachlich meint das Adjektiv >>wirklich<<, dass etwas in einer nicht mehr bezweifelbaren Form >>tatsächlich<< genommen werden kann oder auch als nachprüfbar >>wahr<<; entsprechend bezeichnet das Substantiv W. Die Gesamtheit aller in diesem Sinne >>wirkl.<< Gegebenheiten oder Dinge. Gleichwohl ist die damit umschriebene Totalität der W. Gerade nicht positiv bestimmbar.

Glaube

  1. Philosophie: ein Überzeugtsein nach der Art festen Vertrauens, das im Verhältnis zum Wissen im neuzeitl. Sinn als bloß subjektives Für-wahr-Halten betrachtet wird.
  2. Theologie: auf Gott gerichtetes, festes und überzeugtes Vertrauen; Ausdruck der Beziehung des Menschen zu Gott oder dem Göttlichen, die als Grundelement des religiösen Lebens für die Existenz des religiösen Menschen schlechthin entscheidend ist.
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QUOTE=Icetwo;441138
Wir Haben da mal also einen Allwissenden stillen Beobachter. Der Weiß die Wahrheit ist: 3. Jetzt haben wir Wissenschaftler, die mit Methoden erst raus finden 4, dann 2,5 dann 3,125 dann 2,999 und schließlich 3 (man hat sich also der Wahrheit immer mehr angenähert) Selbst wenn jetzt bei allen neuen Theorien sich die 3 Immer wieder als Passend raus stellt (ist ja klar denn das ist die Wahrheit) kannst du NIEMALS wissen ob es wirklich die 3 ist.
(…)[/QUOTE]

ich würde das andersherum sehen. Wissen erlange ich immer durch eigene Erfahrung. Nur die Wahrheit weiß ich deswegen vllt nicht gleich :wink:

und wo ist das andersherum?

Ich mache die Beobachtung das es Weh tut, wenn man auf eine eingeschaltete Herdplatte fasst. Ich habe die Theorie, das dies mit der Hitze zu tun hat. Ich falsifiziere in dem ich ein Experiment mit Kalten und Heißen Gegenständen mache. Und es kommt heraus: Meine Theorie ist [U]nicht Falsch[/U]. Aber das sie nicht falsch ist heißt nicht das sie richtig ist. Es heißt nur das bisher noch niemand die Theorie widerlegt hat. Ich kann mir auch nicht sicher sein ob jemals jemand die Theorie widerlegen wird. Ich kann aber damit arbeiten. Ich kann beispielsweise einen Schutz bauen der mich davor bewahrt die Herdplatte anzufassen.

das sind jetzt aber für mich zwei verschiedene Phänomäne. Einmal dass die Herdplatte weh tut. Da du das in diesem Moment erfährst, wirst du es spätestens jetzt auch [B]wissen[/B]. Und zum anderen warum dem so ist. Das kannst du zunächst nur[B] glauben[/B].

es ging aber eigentlich nicht um wissen, sondern um die Wahrheit. Und da sieht es nun mal so aus das die Wissenschaft sich von Irrtum zu Irrtum hangelt und es alleine deswegen keine Wahrheit geben kann, da ich ja niemals sagen kann ob es sich nicht doch um einen Irrtum hangelt. Die Wahrheit ist das ziel, aber alles andere ist nur die Erkentnisse die man aus den Irrtümern der Vergangenheit ziehen kann.

[SPOILER]
//youtu.be/EeSSY6Dxxv4
[/SPOILER]

Ja stimmt.
Vor allem gings ja um Experimente und deren Glaubwürdigkeit. Ob ein Ergebnis eines Experiments als Beleg für die Wahrheit / Wirklichkeit gilt oder man den Glauben hier benutzt.

Danke für das Video. Lustig zu sehen, wie sich die verschiedenen „Wissenschaften“ immer gegenseitig dissen… :stuck_out_tongue:

Wenn man ein Experiment im rahmen einer Hoaxilla folge machen würde, wäre das zwar kein Beweis für irgendwas, und seriöse Wissenschaft wäre es auch nicht, aber schaden würde es auch nicht, und es wäre unterhaltsam

Klar gibt es Wahrheiten, z.B. mathematische Wahrheiten. In der euklidischen Geometrie ist das quadrat der Katheten immer gleich dem Quadrat der Hypothenuse in einem rechtwinklingen Dreieck. In der Wissenschaft wird der Begriff Realität, Existenz und „Die Wahrheit“ aber nicht ernst genommen. Im logischen Positivismus müssen bedeutungsvolle Begriffe immer übersetzt werden in observierbare Phänomene, ansonsten sind diese Begriff bedeutungsleer. Nehmen wir das Wort „Realität“, bei diesem Wort ist noch nicht einmal klar wie man es in diesem Sinne definieren könnte. Das wir so viele bedeutungsleere Begriffe formulieren können hat mit der Eigenschaft unserer Sprache zu tun, die die Eigenschaft der diskreten Unendlichkeit hat, das bedeutet ich kann immer fragen „Warum? Warum? Warum? Warum? Warum? Warum?“ ich kann das im Prinzip unendlich oft fragen. Irgendwann macht es aber keinen Sinn mehr nach dem Warum zu fragen, weil es keine Möglichkeit (nicht mal theoretisch) gibt um die Frage zu beantworten. Oder ich kann auch die Frage stellen „Würde ein Helium Atom in der Sonne eher die CDU, oder die FDP wählen?“ die Frage macht offensichtlich keinen Sinn, kann aber formuliert werden.

Es ist also eher ein Trick unseres Gehirns das wir Wörter formulieren könnten die (anscheinend) alle eine Bedeutung haben. Wie Carnap schon sagte, gehören solche Begriffe nicht in die Wissenschaft, sondern zu den Künsten. Nehmen wir mal als einfaches Beispiel die natürlichen Zahlen, also 1,2,3,4,5,… usw., mit diesen Zahlen kann ich vorhersagen zu Experimenten machen. Aber ich kann die Zahlen in jeder weise definieren die es gibt. Z.B auf Deutsch, auf Englisch usw., in einem Axiomensystem oder in einem anderen Axiomensystem. Die Vorhersagekraft diese Zahlen bleibt immer gleich. Oder nehmen wir mal den Ursprung in einem Koordinatensystem, den Ursprungspunkt kann ich beliebig verschieben wie ich will, trotzdem bekomme ich die gleichen Resultat. Es ist also nur das „bedeutungsleere“ framework oder der Rahmen den ich beliebig wechseln kann, die Eigenschaften der Zahlen oder die Berechnungen wenn ich den Ursprung verschiebe bleiben invariant unter einem solchen Wechsel. Albert Einstein war auch ein großer logischer Positivist. Er erkannte das man die Effekte einer beschleunigten Bewegung und die Effekte der Gravitation empirisch nicht ausseinanderhalten kann, und es keinen Unterschied macht aus welcher Sicht ich diese Berechnungen ausführe. Daraus entwickelte sich das Äquivalenzprinzip

Unter diesem Gesichtspunkt wird auch ein Großteil der Philosophie irrelevant, weil sie meistens über bedeutungslosen Kram redet. Die meisten Fragen wie „Was ist hinter dem Universum?“, „Gibt es einen Gott?“, „Existiere ich?“, „Was ist der Grund von allem?“, „Nichtet das Nichts?“, „Wie definiere ich ein Längermaß unterhalb der Plank Länge?“ sind alle bedeutungslos, weil keine Basis in der Wirklichkeit für diese Begriffe existiert. Obwohl es gewissen Leute gibt die eine Idee darüber haben wie man vielleicht „Gott“ im logischen Positivismus definieren könnte, aber das habe ich noch nicht wirklich verstanden :wink:

Auch diese Wahrheit setzt immer noch voraus, dass es überhaupt eine Realität gibt. und das können wir alle nicht wissen. Natürlich mag das irrelevant sein, jedoch sollte man sich durchaus bewusst sein, das alles was wir wahrnehmen immer verfälscht ist

Die Frage nach der Realität macht wissenschaftlich keinen Sinn. Jedes mal wenn du das Wort Realität in einem wissenschaftlichen Sinn schreibst, könntest du genauso gut eine zufällige Kombination von Buchstaben schreiben z.B. “jifdsojfsd” dieses Wort ist genau so inhaltsleer. Und ja klar unser Auffassungsvermögen und unsere Welt ist eindeutig anders als die von z.B. Ameisen. Was meinst du mit immer verfälscht? Und derage deswegen versucht ja die Wissenschaft immer invariante Dinge zu messen.

Nehmen wir mal als Beispiel eine ganz normale Kaffeetasse, und man sagt jetzt über diese "Ja diese Tasse existiert. Nun kann man alle physikalischen Eigenschaften von ihr im Labor messen, und jedes andere Labor auf der Welt wird die gleichen Eigenschaften messen, sogar jedes Alienlabor im Universum wird diese Eigenschaften messen. Jetzt betrachte ich diese Tasse mit der Eigenschaft “Diese Tasse existiert nicht”, und trotzdem wird jedes Labor im Universum die gleichen Eigenschaften von ihr messen. Diese physikalischen Eigenschaften sind also Rahmenunabhängig, also unabhängig davon ob ich sage das diese existiert oder nicht existiert, es hat keinen Einfluss auf die Tasse. Ob sie existiert oder nicht ist eine Beschreibung die ich beliebig wechseln kann, und solche Beschreibungen gehören nicht zur Wissenschaft sondern zur Kunst. Und solche Beschreibungen machen heutzutage einen Großteil der Philosophie aus (die wissenschaftlichkeit für sich beansprucht, aber im Grunde keine Wissenschaft ist, sondern eben Kunst), daher kommt auch der Konflikt zwischen Physik und Philosophie.

[QUOTE=HeinzImUnglück;442264]Und solche Beschreibungen machen heutzutage einen Großteil der Philosophie aus (die wissenschaftlichkeit für sich beansprucht, aber im Grunde keine Wissenschaft ist, sondern eben Kunst), daher kommt auch der Konflikt zwischen Physik und Philosophie.[/QUOTE]

Es hat schon etwas Ironisches, wenn du dich ausführlich mit philosophischen Fragen beschäftigst, dabei mehr oder weniger philosophische Methodik verwendest und dann behauptest, die Philosophie sei “nur” eine Kunst bzw. irrelevant.

Und Konflikt zwischen Physik und Philosophie? Das musst du mir erklären.