Die "Amish Mafia"

[B]Amish Mafia ab 13. April auf DMAX[/B]

Lebanon Levi ist der Anführer einer mafiösen Bande von Amischen, die schwer bewaffnet mit schwarzen Trucks durch das idyllische, wegen seiner Amisch-Kultur bekannte Lancaster County toben und dort für “Ordnung” sorgen. Jedenfalls die Art von Ordnung, wie sie sich ein Amish-Mafioso vorstellt. Von Schutzgelderpressung bis hin zu „Versicherungsschutz“ gegen Kutschenunfälle. Fährt etwa ein English (Nicht-Amische) einem Amisch in die Kutsche, so regelt das die hilfsbereite Amish Mafia auch gern unter Einsatz eines automatischen Sturmgewehrs. Darüberhinaus macht man sozusagen die Drecksarbeit für die Kirche: moralische Verfehlungen einzelner Gemeindemitglieder (wie Fremdgehen) werden von Lebanon Levi akribisch verfolgt und die Übeltäter zur Rede gestellt.

Klingt nach einem absurd-genialen wie gewaltreichen neuen Tarantino-Film? Ist aber tatsächlich eine Reality-TV-Show produziert vom Discovery-Channel und seit gestern auch im deutschen Fernsehen auf DMAX zu sehen. Dass die Show nach bewehrtem respektlosem Trash-Muster von vorn bis hinten aus gestellten Szenen besteht, ist schnell offensichtlich. Doch die Macher vom Discovery-Channel behaupten zumindest, dass alles authentisch nach realen Fällen mit realen Figuren gedreht worden sei. Die Show hatte in den USA für einige Kritikgesorgt. Die Amisch sagen, es sei alles erfunden. Der Staatsanwalt von Lancaster County beteuert, sowas wie eine Amish-Mafia gäbe es nicht und andernfalls würde man sie auch mit allen Mitteln bekämpfen. In Lancaster County indes müssen sich Ladenbesitzer des Verdachts erwehren, sie würden tatsächlich Schutzgelder zahlen, weil deren Läden im Fernsehen erkannt wurden.

Eigentlich ist es in den USA nichts Ungewöhnliches, dass dort jedwede Glaubensgemeinschaft im Fernsehen mal mehr mal weniger übel ihr Fett wegbekommt. Nun trifft es die Amische leider gleich mit dem Übelsten, was das TV zu bieten hat: der Reality-Doku. Und das gleich doppelt. Denn bereits vor „Amish Mafia“ startete 2012 die Reality-Doku „Breaking Amish“ – eine Art „Jersey Shore“ mit Amische. Für Hollywood sind die mysteriösen Amische eine nahezu ideale Projektionsfläche für Geschichten aller Art: von kitschigen Heileweltschnulzen wie „Der einzige Zeuge“ bis zu Satiren wie „Kingpin“ oder „Sex Drive“.

Doch nicht zuletzt mit dem Amish school shooting 2006 fragte man sich, ob denn diese Amisch-Welt wirklich so monton heil und friedfertig ist, wie man weithin meint. Sicher nicht. Sicher gibt es auch bei den Amischen allemöglichen Probleme, wie auch bei den Nicht-Amischen. Sicher wollen auch die Amisch-Jugendlichen genauso Party machen wie der Rest der Welt. Und so gibt es, was die Serie „Amish Mafia“ angeht, durchaus auch positive Stimmen, wie zum Beispiel der christliche Autor Christian Piatt in der Huffington Post, der meint, so eine TV-Show könne doch auch dazu beitragen, das klischeebeladene Bild der Amische zu durchbrechen und in der Öffentlichkeit mal zu hinterfragen.

Dem könnte ich zustimmen, wäre das Format nicht von Discovery-Channel als Reality-Format, sondern bewusst und offen als Satire verpackt. Doch so ist es einfach eine weitere strunzdumme Doku, die mehr Klischees erzeugt, als sie durch Diskussionsanregung vielleicht durchkreuzt.

Und wie wirkt die Serie nun in Deutschland, wo Amische ohnehin so irreal wie Hobbits oder Marsmenschen sind? Ich fürchte, hier wird der Blödsinn tatsächlich nur noch weitere Klischees erzeugen. Es sei denn, DMAX überrascht uns noch mit einer Begleit-Sendung zur “Amish Mafia”, die die Doku und das reale Leben der Amische mal möglichst vorurteilsfrei hinterfragt. Aber daran glaubt wohl nur der Osterhase.

Amish mit Sturmgewehr anstatt selbst gebastelter Flinte? Wie unrealistisch ist DAS denn?!

Durchaus, in Sachen “klischeehafter Freakshow einer hierzulande halbmythischer Minderheit” könnte man das wohl nur mit “Der Inuit Strich” toppen.

guter Post, wollte ich nur mal sagen

Als ich da war haben dir mir erzählt wenn jemand von denen irgendwo Geld verdienen muss,
dann beißen die auch mal in den sauren Apfel und benutzen für die Zeit der Arbeit dieses Technik-Zeugs -
man will ja schließlich nicht als Arbeitsfaul gelten.

Von daher passts.

Frag mich nicht, wie das genau funktioniert, aber ich zitier mal aus der Wiki…

Jolin Zimmerman is portrayed as a Mennonite, and he can therefore accomplish certain tasks that the crew cannot, due to the restrictions by which Amish people must abide

… der darf also zum Beispiel auch Digikameras benutzen und Auto fahren. Die Rollen-Verteilung ist A-Team-mässig gut ausgeklügelt in der Show.