Diskussion über den Blog-Artikel: Der Nebel des Grauens
N-tv sendet am Samstagabend eine zweiteilige Dokumentation mit dem Titel Aliens - Angriff aus dem All. Darin werden Thesen entwickelt, was passiert, wenn Monstren aus fernen Galaxien auf der Erde landen, welche Waffen sie besitzen und wie man sich gegen sie wehren kann. Höchstinteressant! Doch ist es bereits zu spät. Die Außerirdischen sind schon da!
Willkommen bei Carmen Nebel (ZDF; 29.09.; 20:15 - 22:45 Uhr)
Ich muss sie warnen. Suchen Sie bitte umgehend die Schutzräume auf bis sich die Gefahr verzogen hat. Die Invasion ist in vollem Gange. Unter Führung von Commander Carmen fallen die untoten Musikanten über das arglose Menschenpublikum her. Sie kennen kein Erbarmen. Sie haben nur ein Ziel. Sie wollen unsere Hirne zersetzen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen versucht ihre Anführerin mich zu besänftigen: “Ich habe Ihre Lieblingskünstler eingeladen.” Wie schön! Gekommen ist davon aber niemand. Stattdessen wenden die Aliens in ihrem fiesen Plan schwarze Magie an. Ein Zauberer aus dem finstersten Winkel des Weltalls, Hans Klok aus Holland, will uns einlullen, indem er beweist, dass man auch ohne Hirn eine Menge Spaß haben kann.
Und schon marschieren die Fußtruppen der Angreifer in die Stadthalle Karlsruhe ein und nehmen das Saalpublikum als Geisel. Eine Garnison von grell gekleideten Tänzerinnen trachtet danach, uns nicht nur blöd sondern auch noch blind zu machen. Und auch die Kinder haben sie schon erwischt! Die E-Jugend des FC Village of the Damned wird mit Fußbällen bewaffnet auf die Bühne getrieben. Sie behaupten, sie kämen in friedlicher Absicht, aber mich können sie nicht täuschen! Wie degeneriert diese jungen Menschen sind zeigt alleine die Tatsache, dass fast alle Anhänger des FC Bayern sind.
Elitecyborgs aller mit der Intelligenz verfeindeten Planeten drücken sich die Klinke in die Hand. Francine Jordi (Schweiz) verwandelt mit billigem Synthi-Schlager die Brägen der Betrachter im Nu in löchrigen Käse. Drei schon mehrfach verweste Zombies aus Italien (Ricchi e Poveri) können nur mit Mühe daran gehindert werden, den gesamten Saal alleine wegzufuttern. Und dann kommt’s knüppeldick!
Teufelstrompeter Stefan Mross (Österreich) inszeniert sich mit E-Gitarren und Pyrotechnik als Robbie Williams für Doofe. Gegenschnitte auf die Zuschauer in der Halle, die zu seiner Darbietung zucken wie eine britische Rinderherde kurz vorm Verbrennen, beweisen, dass die Strategie aufgeht. Die Leute sind schlagartig um 20 IQ-Punkte dümmer geworden. Wer glaubt, damit sei der Tiefpunkt bereits erreicht, sieht sich getäuscht. Denn nun betritt der intergalaktische Reporter des Irrsinns, Rolf Töpperwien, die Bühne. Warum? Ja, was weiß denn ich! Vielleicht will er die Eindringlinge stoppen, indem er sie mit Strohrum übergießt und anzündet. Kill’em with fire, Töppi! Aber nein, auch er ist einer von ihnen.
Wer jetzt noch schmerzempfindlich ist, wird mit dem Gregorianischen Geknödel von drei Soutanenträgern, die sich schlicht “Die Priester” nennen, niedergemacht. Da die obligatorischen Feuerschälchen gerade so schön brennen, stellt man eine laszive Sirene gleich in dieselbe Kulisse, knipst aber immerhin das Licht an. Mit einem Lied über die Anbahnung zum Geschlechtsverkehr und einen roten Fetzen aus dem Orion-Versand becirct Maria Levin das Männerpublikum, um es besser in dumme Schweine verwandeln zu können.
Die Fünfte Kolonne der Verblödung wird ins Feld geführt. Carmen erinnert daran, dass die verdienten Kämpfer gegen die mentale Volksgesundheit Tony Marshall und Xavier Naidoo ganz in der Nähe von Karlsruhe beheimatet sind. Einer von denen muss kurz vor der Show Joy Fleming gebissen haben. Die müsste es eigentlich besser wissen, tritt aber trotzdem zu “Ein Lied kann eine Brücke sein” mit dem Originalplayback von 1975 auf.
Alarm! Musikalischer Weltraumschrott des Duos Glasperlenspiel schlägt auf der Bühne ein. Es besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Gedudel den Schutzschild Ihres Schädels durchschlägt. Drücken Sie bitte schnell die Mute-Taste auf Ihrer Fernbedienung. Sehr schnell!
Doch was ist das? Es sieht aus wie Yoda mit Durchblutungsstörungen, ist aber doch nur der Großmeister der Demenzlyrik (“Ein bisschen Paloma, ein bisschen Aroma”), Roger Whittaker! Man sollte sich von seinem harmlosen Äußeren nicht täuschen lassen. Eh man’s sich versieht, flötet er einem ein zusätzliches Loch in den Kopf und dann fließt auch noch der letzte Rest Grütze aus der Birne.
Um Gottes Willen! Die Außerirdischen haben Amy MacDonald und ihre Band in ihre Gewalt gebracht! Jetzt gilt es besonnen zu handeln. Okay, Ihr Aliens! Denen könnt Ihr ruhig die Neuronen raussaugen, aber lasst wenigstens die Kinder frei. Apropos! Die mussten inzwischen mit den “Priestern” auf einem Bolzplatz kicken. Katholische Geistliche kümmern sich ja immer besonders gern um die lieben Kleinen.
Im Rahmen eines an Trutschigkeit nicht zu überbietenden Fußballactionquiz erscheint dann auch noch Chewbacca. Oliver Kahns Konterfei dient als Torwand mit seinem aufgerissenes Mund als Loch. Ich wusste, es war ein schwerer Fehler, diese Sendung anzusehen.
Als ob es dafür eines weiteren Beweises bedurft hätte, lässt man kurz darauf die Hybridklone von Dr. Moreau frei. Ich will nicht mehr! Angelika Milster platzt förmlich vor exaltierter Grandezza und hat uns zur Strafe für unsere Sünden die Katzenfratzen von Cats mitgebracht. Es gibt übrigens im Schwäbischen einen Ort namens Katzenhirn. Es muss ein sehr kleiner Ort sein.
Die Geschwister Hofmann bügeln das Playback von Francine Jordi nochmal auf, nur mit leicht verändertem Text. Für alle, die sich in der Zwischenzeit geistig davon erholt hatten. Danke, Mädels! Wär’ echt nicht nötig gewesen.
Sogar für Zynismus finden die Besatzer Zeit: Um dem Publikum ihr Endstadium nach Abschluss der Kopfentleerung vor Augen zu führen, singt ein slowenischer Acapellachor “Jump” von Van Halen… Am Schlimmsten ist aber der Name des Chors: “Perpetuum Jazzile”.
Die Mitglieder der Gruppe sind inzwischen über Joy Fleming hergefallen und haben ihr den Restverstand weggenommen. Deshalb singt man gemeinsam zur Melodie von “Oh, Happy Day” von Zuschauern getextete Zweizeiler über ihre Heimatstadt.
Diese Knittelverse eröffnen eine schockierende Wahrheit: Das Kalkül der Invasoren ist aufgegangen. Überall in Deutschland sitzen nach zweieinhalb Stunden Gehirnwäsche komplett Bematschte vor den Fernsehern. Die Körperfresser haben gewonnen!
Kostproben gefällig?
In Ueckermünde dort am Haff
da weh’n die Winde rauh und tough
auch nicht gut:
Ach, Gütersloh ich liebe Dich
du bist die schönste Stadt für mich
Carmen und ihre Spießgesellen feiern ihren totalen Triumph mit einem Medley ihres spirituellen Führers, Tony Christie, der nicht von ungefähr mittlerweile ausschaut wie Marshall Applewhite. Und auch ich reihe mich willenlos ein in den Chorus: “Shalala, lalalalala! Shalala, lalalalala!”
(das ganze Grauen in der Mediathek)
Bis die Tage!