Deine Argumentation baut zwangsläufig auf der Aussage auf, die Nichtexistenz sei möglicherweise unangenehmer.
Schau mal:
Ginge es dir nur um das „nicht besser“ und nicht auch um ein „schlechter“, sagtest du: „Der Wunsch ist pathologisch, weil es womöglich keinen qualitativen Unterschied zwischen Sein und Nichtsein gibt“. Und das ergäbe keinen Sinn.
Sie beginnt wie deine mit einer bloßen Spekulation - nämlich dass Embryonen Formen von Bewusstsein haben könnten, die die Wissenschaft nicht messen kann -, schließt wie deine aus der fehlenden Falsifizierbarkeit der schlimmsten Annahme darauf, dass man sich kein Urteil darüber erlauben könne, und daraus wiederum wie deine, dass ein Verstoß dagegen so zu deuten sei, als sei die schlimmste Annahme die wahrscheinlichste. Außerdem brauche ich, wenn du nach Vorwänden suchst, mich einliefern zu lassen, meinerseits Vorwände, dich einsperren zu lassen.
Und auch nicht als potenziell schlechter - was du aber tun musst, damit deine Argumentation Sinn ergibt. Was sich sehr wohl bewerten lässt, ist das individuelle Empfinden, und stellt es sich größtenteils als Last heraus, ist es logisch, sich zu wünschen, man hätte sie sich nicht aufladen lassen - auch wenn, wer sie nicht trägt, wahrscheinlich nicht dazu in der Lage ist, sich an seiner Freiheit zu erfreuen.
Das „besser“ ist hier keine Eigenschaft des Nichtseins, sondern der absurden Vorstellung des ungeschehen gemachten Seins.
Dieser Eindruck hatte ich bei dir auch. Werdende Mütter sollen frei darüber entscheiden dürfen, ob ein Leben gelebt werden darf (was ich aus naheliegenden Gründen unterstütze), aber sobald es um das eigene Leben geht, lässt du nur ein Urteil als gesund gelten, nämlich ein begeistertes Ja. Und um das zu verteidigen, startest du mittels Grätsche eine Diskussion, die du selbst als müßig empfindest. Also muss dich etwas triggern. Mich triggert dein grusliger Positive-Thinking-Ansatz. Und dich? Lass mich raten: nichts.
Als krank definiert wird es deshalb, weil es den Menschen daran hindert, sich seines Lebens zu erfreuen. Lebensfreude ist eine in gewisser Hinsicht rationale Eigenschaft, die von der Fähigkeit abhängt, irrationale Überzeugungen zu hegen, anders gesagt: einen wie auch immer gearteten Sinn zu sehen.
Allerdings ist auch auf dieser Basis Lebensfreude möglich. Es ist ein bisschen schwieriger, sich in hübsche Illusionen einzuspinnen, wenn man weiß, dass es Illusionen sind, aber unmöglich ist es nicht, und dann spricht nicht einmal mehr das Lehrbuch von Krankheit.