Ausbeutung in Restaurants: Die Küchensklaven

[QUOTE=LJSilver;397610]Weniger Abzockpreise, mehr Trinkgeld/Service Charge.[/QUOTE]

Das genaue Gegenteil sollte der Fall sein bezogen auf Trinkgeld. Trinkgeld ist der letzte Dreck und ich verstehe den Sinn dahinter nicht. In anderen Branchen gebe ich auch kein Extrageld, wenn etwas gut gelaufen ist. Aber genau das Problem ist ja, dass Trinkgeld inzwischen nicht mehr als Belohnung für guten Service gesehen wird, sondern praktisch obligatorisch ist. Das ist bei uns zum Glück noch nicht so pervertiert wie in den USA, aber dennoch ein scheiß System. Ich will VOR einem Service/einer Dienstleistung einfach genau wissen was es kostet. Und wenn ein Service dann WIRKLICH außerordentlich gut war kann man gerne mehr bezahlen. In den meisten Fällen ist der Service aber einfach nur genau das, was man von einem Restaurant erwartet. Das selbe mit der Service Charge… totaler Schwachsinn! Kalkuliert einfach die Preise so, dass für jeden ein angemessener Lohn drin ist. Und dann weg von dieser Trinkgeld"verpflichtung". Da fühlt man sich jedes mal so genötigt jetzt noch den Gönner raushängen zu lassen. Unangenehm ist das, nicht mehr.

Bevor mir jemand blöd kommt: Ich gebe jedes mal Trinkgeld, und wenn es besonders gut und der Service sehr freundlich war gerne auch etwas mehr.

[QUOTE=strohaLm;397653]Ich gebe nie Trinkgeld, weil ich total geizig bin.[/QUOTE]

Das finde ich echt foll pöse von dir! :voegsm:

[QUOTE=Skafdir;397593]Essen muss zubereitet werden solange Gäste kommen. Im Zweifel heißt das auch wenn 5 Minuten vor Schließung der Küche Kunden reinkommen muss noch was zubereitet werden.[/QUOTE]
Mir wurd auch schon 10 Minuten vor Schluss gesagt, dass es x Sachen nichtmehr gibt, weil Gerät y schon aus und gereinigt ist; hatte ich dann verständnis für.
Andererseits schafft es mein Vater immer sich überall beliebt zu machen; bei dem Griechen wo er Stammkunde ist wird er ne halbe Stunde nach Schluss mit offenen Armen begrüßt und dann heißt es ich mach auch nochmal sauber, kein Ding. (Hängt mit seinem Charisma und damit, dass er Arzt ist zusammen, Trinkgeld gibt er so übliche 10%. Das Angebot mit nochmal sauber machen lehnt er dann aber zumeist ab.)

Ich selbst bin was Trinkgeld angeht ziemlich nah an Strohalms Meinung und Runde gegebenfalls auf solange ich unter 12% bleibe, oft aber auch weniger und wenn ich grad knapp bei Kasse bin lass ich es auch mal.

Den obligatorischen Service-Zuschlag wie er in manchen französischen Restaurants auf der Karte steht finde ich allerdings garnicht schlimm.
Als Kunde bekommt man eben auch die Lokalität gestellt, sieht oft hübche Deko, Sitze, Tische, Raum, etc. und jemand der nur ne kleine Suppe bestellt wird meist auch nicht nach ner halben Stunde schon gebeten den Laden zu verlassen, das wäre dreist. Was ist verkehrt daran dann auch einen Festpreis zu verrechnen, der eben in erster Linie den Service-Angestellten zugute kommt. Finde ich viel besser als das Trinkgeld-System, welches man - wenn man ganz besonders böse sein möchte - mit Korruption vergleichen könnte.
Vergleicht es halt mit nem Eintrittspreis die man bei Casinos oder Diskotheken zahlt und wenn der Service scheiße war kann man sich normalerweise auch noch drumrumreden und erklären, dass man den obligatorischen Servicezuschlag heute nicht zahlen will, versucht das mal bei ner Disko.

[QUOTE=strohaLm;397653]In anderen Branchen gebe ich auch kein Extrageld, wenn etwas gut gelaufen ist.[/QUOTE]

Auch nicht beim Friseur?

[QUOTE=strohaLm;397653]Aber genau das Problem ist ja, dass Trinkgeld inzwischen nicht mehr als Belohnung für guten Service gesehen wird, sondern praktisch obligatorisch ist. Das ist bei uns zum Glück noch nicht so pervertiert wie in den USA, aber dennoch ein scheiß System. Ich will VOR einem Service/einer Dienstleistung einfach genau wissen was es kostet. Und wenn ein Service dann WIRKLICH außerordentlich gut war kann man gerne mehr bezahlen.[/QUOTE]

Die Diskussion erinnert mich stark an Reservoir Dogs :mrgreen:

Man muss auch dazu sagen, dass man ja nicht nur den Service bezahlt, sondern (denn so ist es, wenn man ehrlich ist) auch die Attraktivität der Kellnerin. Gut aussehende Kellnerinnen werden mehr Trinkgeld erhalten gegenüber weniger gut aussehende Kellnerinnen, die aber ihren Job ganz genau so gut machen. Ich war mal mit dem Mann meiner Cousine und ein paar Freunden von ihm im Kino und vorab sind wir Essen gegangen. Die ausgesprochen Attraktive Kellnerin hat wahnsinnig gut abgesahnt bei uns. Wahrscheinlich hätte ein Kerl von uns nicht mal die Hälfte an Trinkgeld erhalten.

[QUOTE=LJSilver;397610]In den meisten Ländern ist es üblich, dass man kostenlos Leitungswasser ordern kann oder es bereits ohne zu fragen auf den Tisch gestellt wird. Versuch das mal hier in Deutschland. Nur hier zahl ich für ne Cola 0,4 satte 3,50 Euro bis 4,50 Euro.[/QUOTE]

Ich seh schon Du warst noch nie in der Schweiz, bzw. wenn, dann nur im dörflichen Wallis, dort sind die Preise noch moderat.

Allgemein kann man sagen, dass die bediente Speisegastronomie, -gemessen am Aufwand-, ein wirtschaftlich unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis hat. Köche und Servicepersonal sind i.d.R. völlig unterbezahlt das ist Fakt.

Viele glauben ja Mc Donalds und Co wären günstig, das Gegenteil ist der Fall; Wie an so vielen Orten heute, wird einiges von Aufwand an den Kunden abgegeben; Essen holen, gleich bezahlen, selber abräumen ect. pp, nichts muss abgewaschen werden usw. usf.
Wenn man das alles gegen die traditionelle Gastronomie auf- und abrechnet wirds für die Hamburgerbrater schnell dunkel.

[QUOTE=andy01q;397680]
Den obligatorischen Service-Zuschlag wie er in manchen französischen Restaurants auf der Karte steht finde ich allerdings garnicht schlimm.[/QUOTE]
Ich finde einen Service-Zuschlag nur dann in Ordnung, wenn ich auch die Wahl habe auf diesen Service zu verzichten. Zum Beispiel wenn ich die Speisen auch zum mitnehmen bestellen kann, wie es in Pizzerien häufig üblich ist. Da finde ich es absolut in Ordnung, wenn derjenige der Service und Räumlichkeiten in Anspruch nimmt auch dafür mitbezahlt.

Habe ich das aber nicht, und das ist bei guten französischen Restaurants der Fall, dann halte ich einen festen Servicezuschlag für falsch, denn er gehört einfach in die Kalkulation der angebotenen Speisen. Ich habe schließlich auch noch in keinen Restaurant einen Heizkosten-Zuschlag oder einen Mietkosten-Zuschlag bezahlt, denn das bezahle ich über die Angebote auf der Karte. Der Service gehört für mich dazu, denn ich habe nicht die Möglichkeit der Selbstbedienung.

Als Trinkgeld gebe ich immer so um die 10%, es sei denn der Service war wirklich schlecht. Dann auch mal garnichts.

[QUOTE=Nebelspalter;397684]Ich seh schon Du warst noch nie in der Schweiz, bzw. wenn, dann nur im dörflichen Wallis, dort sind die Preise noch moderat.
[/QUOTE]

In der Schweiz war ich in letzter Zeit zweimal, allerdings auf Grund der Horror-Preise geh ich da nicht essen. Dafür reichen die Spesen hinten wie vorne nicht.

Ja, Trinkgeld ist auch so ein nettes Thema. Müsste unbedingt abgeschafft werden. Da gebe ich strohalm Recht. Es ist ein Unding, dass der Lohn/ das Gehalt von Kellnern so extrem vom Trinkgeld abhängig ist (Falls sie es überhaupt behalten dürfen). Mit welcher Begründung auch? Maximal der Friseur bekommt noch Trinkgeld. Warum nicht Busfahrer, Verkäufer, Call Agent, Krankenschwester, Lehrer, Reinigungskraft, Schaffner, Techniker, Hausmeister usw…?
Gibt es dafür einen Grund, außer “das wurde schon immer so gemacht”?

[QUOTE=hans_wurst;397701] Krankenschwester[/QUOTE]

Hmm, also als ich mal eine Woche im Krankenhaus lag, haben meine Eltern bei Entlassung 10 Euro für die Kaffeekasse dagelassen.

Kellner sind bei weitem nicht die Einzige Dienstleistungsgruppe die Trinkgelder bekommt. KFZ-Mechaniker bekommen oft welches, besonders dann ratsam wenn es die Stammwerkstatt ist ;). Bei Handwerkern ist das generell nicht unüblich. Auch im Taxigewerbe ist ein Trinkgeld nicht selten. Zeitungszusteller bekommen auch i.d.R. 1x im Jahr um Weihnachten rum Trinkgeld. Ich kenne da ein paar und die bekommen dort ganz schön was zusammen. Ich habe früher sogar mal beim Prospekte-Verteilen ein Trinkgeld bekommen. DAS war aber total unüblich :smiley:

Ich halte Trinkgelder im Prinzip nicht für falsch, denn es motiviert die Mitarbeiter einen guten Service zu leisten. Es sollte aber generell so sein, dass man ein solides Grundgehalt bekommen sollte und der Betreiber nicht mit dem Trinkgeld-Argument ein niedriges Gehalt rechtfertig.

[QUOTE=ezzendy;397715] Es sollte aber generell so sein, dass man ein solides Grundgehalt bekommen sollte und der Betreiber nicht mit dem Trinkgeld-Argument ein niedriges Gehalt rechtfertig.[/QUOTE]

Ist das in Deutschland überhaupt rechtens, das Grundgehalt mit Verweis auf das Trinkgeld niedrig zu halten, seitdem es den Mindestlohn gibt?

[QUOTE=LT1550;397711]Hmm, also als ich mal eine Woche im Krankenhaus lag, haben meine Eltern bei Entlassung 10 Euro für die Kaffeekasse dagelassen.[/QUOTE]

(Ich bin selber Krankenschwester.)

Das Geld für die “Kaffeekasse” wird auch tatsächlich dafür benutzt, Kaffe zu kaufen, für die Allgemeinheit. Diejenigen die keinen Kaffee trinken haben Pech gehabt. Ich denke nicht, dass man das mit dem Trinkgeld das Servicekräften zukommt vergleichen kann.
Mir persönlich haben schon Patienten einen 10 Euro-Schein in die Hand gelegt und gesagt; “Das ist für SIE, und NUR für Sie!”, welches ich im Endeffekt dann aber doch in besagte Kaffeekasse gesteckt habe (die besagten Patienten weigerten sich, das Geld zu behalten), da alles andere quasi ein Kündigungsgrund gewesen wäre.
Es ist eher als eine Aufmerksamkeit, ein “kleines Dankeschön” zu betrachten weil die Menschen sich gut aufgehoben gefühlt haben.

Sehr gerne gesehen sind auch Pralinen oder ein selbstgebackener Kuchen. 8) Das erlebt man vor allem auf der Gynäkologie sehr häufig.

[QUOTE=hans_wurst;397701]Warum nicht Busfahrer, Verkäufer, […] Schaffner, […] Hausmeister[/QUOTE]

Dafür ist der Service meist zu unpersönlich.

[QUOTE=hans_wurst;397701][…] Call Agent, […][/QUOTE]

Im ernst?

[QUOTE=hans_wurst;397701][…] Krankenschwester, Lehrer, […][/QUOTE]

Die dürfen kein Trinkgeld annehmen.

[QUOTE=hans_wurst;397701] Reinigungskraft, […] Techniker, […][/QUOTE]

Hier ist Trinkgeld denke ich im privaten Bereich durchaus häufig üblich.

[QUOTE=LT1550;397717]Ist das in Deutschland überhaupt rechtens, das Grundgehalt mit Verweis auf das Trinkgeld niedrig zu halten, seitdem es den Mindestlohn gibt?[/QUOTE]
Der Lohn in der Gastronomie lag laut Tarifvertrag in vielen Gegenden sowieso schon bei 8,50€.
Wenn dies aber durch erwartete unbezahlte Überstunden gedrückt wird ist das ein anderes Thema.