Zugriff! - 7.Juli (Das Erste)

Hallo,

ich habe mir gerade das Experiment „Zugriff“ auf ARD angesehen.
Dabei sind mir einige Sachen aufgefallen, die man so in der Realität nicht vorfinden wird:

  • wenn jemand etwas nicht preisgeben will, ist es entweder gar nicht auf Facebook oder nicht öffentlich
  • der „Virus“: erstmal ist festzustellen, dass es definitiv kein „Virus“ war, denn er hat sich nicht selbstständig auf andere Rechner verbreitet (was er nach Definition aber müsste)
  • aber gut, dann hat man leider (ich vermute mal ganz bewusst) weggelassen, wie man nun tatsächlich an das Passwort rangekommen ist: erstmal ist aber sowieso festzuhalten, dass es wohl niemanden mehr gibt, der einfach so auf einen Anhang klickt von einer Mail einer unbekannten Adresse und damit ein ausführbares Programm startet; dann - reine Spekulation - hätte der „Virus“ das Passwort irgendwie abfragen müssen, was einen aber schon äußerst, also wirklich bis zum Äußersten ;), skeptisch hätte stimmen müssen
  • bei mir kann man nicht jederzeit auf alle Mails zugreifen, denn Mails kann man bekanntermaßen auch löschen (und davor lokal - aber bitte nicht in der Cloud :wink: - abspeichern, wenn man doch mal eine brauchen sollte)
  • einfach eine Nummer anrufen, die man nicht kennt => Wer bitteschön macht sowas? Ganz abgesehen davon, dass ich nicht verstanden habe, worum es dabei überhaupt ging
  • das Telefon hacken: erstmal braucht man also persönlichen Kontakt! für die Fingerabdrücke (wobei ein Weinglas ungesehen in der Handtasche verschwinden zu lassen auch eine gewisse Herausforderung ist ;)); dann braucht man noch einen zweiten persönlichen Kontakt inklusive unbeobachteten Zugriffs auf das Telefon; wenn ich es richtig verstanden habe, war der eine aber in Touluse und die anderen in Frankfurt
  • eine Wohnungsanzeige für jemand anderen aufzugeben kann ich auch ganz ohne Internet, nämlich mit Telefonbuch und Kamera und Zeitung

Ich fasse kurz die Voraussetzungen zusammen:

  • mehrfacher persönlicher Kontakt
  • unbeobachteter Zugriff auf das Smartphone
  • sehr dummer (sorry, aber da fällt mir grad kein anderes Wort ein) E-Mail Benutzer

Es ist fast schon einfacher, zu sagen, dass man denjenigen kurz observiert und in geeignetem Moment in dessen Wohnung einbricht. Schon hat man Zugriff zu Dokumenten-Ordnern, Tresor, Geburtsurkunde und allem was das Herz begehrt.

Also alles irgendwie zusammengeschustert, ohne daran zu denken, dass Internet-Nutzer einen gewissen Verstand haben. Hier wurde dieser aber so angesetzt, dass man genau so gut hätte zu dieser Person hingehen können und sagen: „Hallo Herr XY! Ich bin Ihr Finanzberater und bräuchte mal schnell eine Unterschrift hier und hier. Danke!“

Irgendwie schien das Ganze um den Cloud-Dienst und den persönlichen Kontakt zwischen der “Hackerin” und ihrem Opfer (und Ausnutzung dieses Kontakts) zu kreisen. Klar ist sowas möglich - und noch viel mehr, moderne EDV- und Kommunikationstechnologien eröffnen da unzählige Möglichkeiten, das wurde aber leider nur ganz kurz angekratzt. Ich fand die Sendung etwas plump, oberflächlich und wenig glaubwürdig gemacht.

Der “Klassiker” (Virus per Mailanhang unterjubeln) durfte natürlich nicht fehlen und prompt wird per eines “falschen Klicks” das Konto gekapert. Als ob es da nicht raffiniertere Methoden gäbe… Inwieweit/ob die mysteriöse SMS mit diesem “Zugriff” in Verbindung stand wurde meiner Erinnerung nach auch nicht geklärt. Dass ein halbwegs erfahrener Internet- und Handynutzer weder einfach so ausführbare Mailanhänge anklickt noch nach Erhalt einer leeren SMS von einer unbekannten Nummer diese einfach zurückruft, wurde im vorhergehenden Beitrag (lustigerweise von einem Forenmitglied namens “Qwert” :mrgreen:) bereits angesprochen.

[QUOTE=Qwert;364208]

  • eine Wohnungsanzeige für jemand anderen aufzugeben kann ich auch ganz ohne Internet, nämlich mit Telefonbuch und Kamera und Zeitung[/QUOTE]

Genau, einige der Dinge, mit denen die Dame ihren Kollegen piesackt, selbst das Einholen gewisser Infos zur Person hätte man auch ganz ohne Internet bewerkstelligen können.

Merkwürdig: Ausgerechnet ein Journalist speichert offenbar eine Kopie seines Personalausweises im Internet (???) und ist ohne funktionierendes Schlaufon anscheinend völlig hilflos. Er schafft es zwar noch eine Telefonzelle zu finden, die aber defekt zu sein scheint. Was für ein Pech, das Schlaufon und der im Aussterben befindliche öffentliche Münzfernsprecher waren offenbar die einzigen Telefone, die es weit und breit gab. Hätte die Szene irgendwo im Busch gespielt, wäre es noch halbwegs glaubwürdig gewesen. Und was machen wohl all die Leute, die auf Reisen “klassisch” beklaut werden?

Irgendwie wirft dieses Experiment mehr Fragen auf als es beantwortet.

Hier mal der Link zur Mediathek

Ich habe nur mal kurz durchgeskippt (knappe halbe Std ist mir das nicht wert), die Zielgruppe scheint eindeutig eine nicht internetaffine und auch so eher gutgläubige zu sein.

Das Erste kann auch anders: In [I]Im Visier der Hacker - Wie gefährlich wird das Netz?[/I] wird weit über den Tellerrand von [I]Zugriff![/I] hinaus geblickt.