Ich versuchs mal wieder auf das Anfangsthema zu bringen. Wobei ich dir einen kleinen Vorwurf machen will, Mamalupe. Und zwar hat Silvere mit diesem unsäglichen Thema angefangen und bei diesem Anfang hast du dich noch nicht beschwert, erst als die ersten Stimmen kamen, dass man einen Mensch einem Tier vorzuziehen hat, hast du dich daran erinnert, dass dieses Gedankenexperiment nichts mit dem Thema zu tun hat.
OT-Teil des Beitrags:
[spoiler]Btw. Eine Kleinigkeit zum Thema Gedankenexperiment:
Ein Gedankenexperiment benötigt bestimmte Prämissen, was es nicht benötigt ist eine exakte Beschreibung der vorgestellten Siutation.
Die Frage: “Wenn würdest du retten, wenn du in einem brennenden Haus dein Haustier und ein fremdes Kind sehen würdest, aber nur eines davon retten kannst?” Ist also vollkommen legitim.
Ansonsten würde ich nun noch folgende Frage stellen: Wen ich noch aus dem Haus raus kann (ich kann ja jemanden retten, also muss ich raus kommen können. Warum kann dann mein Haustier nicht mehr raus? etc…) Natürlich kann man viele Fragen zur logischen Situation des Gedankenexperiments stellen.
Allerdings geht es nicht darum eine möglichst realistische Situation darzustellen.
Daher die Frage ist genau so legitim. Zur Beantwortung dieser Frage, darf man im Zuge eines Gedankenexperiments alle Möglichkeiten der Beantwortung heranziehen. Sich mit mit einer “Affekthandlung” aus der Affäre zu ziehen, würde ich persönlich jetzt so werten: Ich weiß das ich moralisch dazu verpflichtet wäre das Kind zu retten, allerdings bin ich zu egoistisch dafür und würde deshalb meinen Hund retten.
Wie gesagt beantwortet werden sollte bei dieser Frage nach einer moralischen Abwägung. Diese darf durchaus so komplex ausfallen, dass man in der konkreten Situation nicht die Zeit hätte diese Antworten zu finden.
Den nun kommt hier ein Vorteil des menschlichen Gehirns: Wenn ich in einer ruhigen Situation, eine Extremsituation durchgehe, dann erinnere ich mich in der Extremsituation an die Gedanken die ich mir vorher gemacht habe und handle entsprechend.
Also beantwortet die Frage noch einmal in Ruhe für euch und zwar ohne die Ausrede einer Affekthandlung, nur aus moralischen Gesichtspunkten. Und überlegt euch dann wie ihr handeln müsstet.
[Solche Gedankenexperiment können sehr erhellend sein um sich selbst und seinen Stellenwert in der Welt einzuschätzen, aber dafür muss man sich auch darauf einlassen. Dann kann man auch viel gemeinere Fragen stellen… wie][/spoiler]
Nun zur eigentlichen Frage nach “Civilcourage auch bei Tieren zeigen”.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Nein.
Die Situation die ich erlebt habe sah wie folgt aus:
Zwei Männer hatten einen Hund (irgendeiner dieser so genannten Kampfhunde, ka was für einer kenne mich mit Hunden nicht aus) und ein Huhn. Sie standen nun mit Hund und Huhn an einer Straße und haben den Hund quasi auf das Huhn gehetzt.
Das Huhn wird diese Sache eher in unschöner und vor allem letzter Erinnerung gehalten haben. Für den Hund war die Situation gefährlich, weil er das Huhn unkontrolliert auf die Straße verfolgen konnte. Für etwaige Passanten war die Situation gefährlich, weil dieser im Jagdtrieb befindliche Hund nicht sofort zu kontrollieren gewesen wäre, etc…
Ich habe in der Situation nichts gemacht. Weil mir erstens der Hund nicht ganz koscher war und zweitens diese beiden Männer auch nicht unbedingt so aussahen, als ob sie für eine hochanspruchsvolle Diskussion über Tierethik geeignet gewesen wären.
Im Endeffekt muss ich sagen, dass ich wohl die Polizei hätte rufen sollen. Da habe ich in der Situation aber einfach nicht dran gedacht. (Zu meiner Verteidigung, ich war zu dem Zeitpunkt auch nicht im Besitz eines Handys, weshalb Polizei rufen auch nicht einfach so möglich gewesen wäre.)
Was ich aber durchaus sagen muss ist folgendes: Wenn ich Tierqäulerei beobachte würde ich mich auch jetzt nicht aktiv einmischen, dafür ist mir eine solche Situation einfach zu unberechenbar. (Ausnahme: Es handelt sich um mein Tier das geqäult wird, da ist die emotionale Bindung einfach da)
Ansonsten bei einem fremden Tier bin ich nicht einmal in der Lage eine emotionale Bindung aufzubauen. (Minimal bei Katzen, allerdings auch nicht auf der Ebene das ich sie retten würde, wenn meine eigene Gesundheit dabei gefährdet wäre.)
[Disclaimer]schei…[/-] Taube zum Stillstand gekommen. Allerdings beschlich mich da schon der Gedanke auszusteigen und dem Viech den Hals umzudrehen, wenn es lange genug sitzen geblieben wäre. Scheint den Gedanken mitbekommen zu haben, ist nämlich in dem Moment los geflogen.]
Um die Erfahrung mit Zivilcourage etwas weiter zu treiben:
Analog dazu hatte ich auch schon die Situation eines menschlichen Notfalls in den ich eingegriffen habe. Zu dem Zeitpunkt ohne irgendeinen klaren Gedanken
Mein Eingreifen da kam ohne irgendeinen bewussten Entschluß. Allerdings muss ich auch bei dieser Situation sagen, dass das Bewusstsein für die Gefahr durchaus da ist. Man hat schlicht und ergreifend Angst und auch wenn die Situation ohne Verletzte gelöst werden konnte und tatsächlich durch minimale Gewaltanwendung. So muss ich doch sagen, diese Gefühl von Unsicherheit und Angst, würde ich zwar für einen Menschen jederzeit wieder in Kauf nehmen, aber für ein Tier ist es mir das einfach nicht wert.
Also ganz klar:
Zivilcourage für Tiere? Nein, einfach zu riskant.
Zu dem Beispiel von Scheol:
Ich würde diese Situation nicht als einen Moment der “Zivilcourage” bezeichnen. Da hier im Nachhinein ohne Gefahr für das eigene Leben oder die eigene Gesundheit eine Anzeige erstattet worden ist. Etwas das ich auch noch machen würde.
Weil es eben harmlos ist. (Gut ich wäre auch niemals auf die Idee gekommen wegen einem Fuchs einen Jäger zu rufen… meine Güte wenn man ihn los werden will geht man auf ihn zu schreit und brüllt etwas und im äußersten Zweifel wirft man nen Stock nach ihm und das Vieh gibt Fersengeld…)
[spoiler][Meine Reaktion auf nen Fuchs in direkter Nähe wäre gewesen das ich nen Fotoapperat geholt hätte und möglichst viele Fotos gemacht hätte bevor das Vieh wieder abgehauen wäre. ^^][/spoiler]
Die Frage wäre also: Was ist Zivilcourage? In einer konkreten Gefahrensituation die Polizei rufen ist hilfreich, richtig und notwendig. Würde ich aber nicht als Zivilcourage bezeichnen, sondern nur als das erforderliche Minimum an Hilfeleistung.
Zivilcourage wäre es meiner Meinung nach nur, wenn man tatsächlich selbst etwas unternimmt um diese Situation zu verhindern.
Beim besagten Beispiel könnte man den beiden Schlägern sagen das sie aufhören sollen. Was man von der Arbeitskollegin vielleicht auch noch hätte erwarten können. Besonders da bei einer rein verbalen Einmischung in diesem Fall wohl nicht von einer Gefährdung ausgegangen werden konnte. Immerhin kannte sie die beiden die das machen und sie handelten “quasi” in ihrem Auftrag. Wodurch eine Einmischung wohl durchaus zumutbar gewesen wäre.
Allerdings: Offensichtlich war sie schon mit der Sichtung eines Fuchs vollkommen überfordert, wie sonst kommt man auf die Idee, da einen Jäger zu rufen?
Wenn nun aber schon der Anblick eines Fuchs eine Überförderung darstellt, dann kann man von dieser Frau wohl kaum erwarten das sie beim Anblick von zwei Männern die besagten Fuchs zu Tote prügeln, zu irgendetwas in der Lage ist.
Für den Fall das Polizei rufen Zivilcourage darstellt: Ja in dem Fall sollte man zumindest bei der konkreten Beobachtung einer Tat, oder wenn man eine Möglichkeit hat die Täter auch im Nachhinein benennen zu können, durchaus Zivilcourage für Tiere zeigen.