Zielgruppe 20-59

Da der liebe Fernsehkritiker an anderer Stelle zum Thema Referenz-Zielgruppe Unsinn erzählt, aber ein kommentieren dort nicht möglich ist, an dieser Stelle vielleicht etwas Sachliches statt Polemik zu dem Thema.

Zielgruppen sind kein Unsinn, sondern durchaus sinnvoll. Wer das schon mal per se bestreitet, weist sich da nicht grad als gut informiert aus. Diese Zielgruppen dienen ja nicht dazu, um danach Werbungen zu buchen. Das geschieht eh schon immer viel genauer. Dazu waren sie nie da. Sie sind Bemessungsgrundlage für die Preisgestaltung. Das ist ein Unterschied. Die sehr alten Zuschauer schalten einfach überproportional oft ein, deswegen wird nach oben eine Abgrenzung benötigt. Aber bislang hörte das eben bei 49 auf. Sprich: Werbung in Sendungen für ein älteres Publikum waren spottbillig, weil nur aufgrund der Zuschauer unter 49 der Preis berechnet wurde. Bei 20-59 wird die älterwerdende Mitte der Fernsehzuschauer honoriert und wertgeschätzt.

Wir liefern gerne konstruktive Diskussionsbeiträge. DWDL verändert lieber als sich nur zu beschweren. Deshalb weisen wir seit einem Jahr als Denkanstoß die Zielgruppe der 20-59 Jährigem mit aus. Und inzwischen haben ARD, RTL, VOX, n-tv und Sky die Zielgruppe der 20-59-Jährigen übernommen und weisen ihre Quoten entsprechend aus.

Für einen “Gehirnfurz”, wie es der Fernsehkritiker nennt, hat diese Idee in der Zielgruppen-Debatte mehr bewegt als alle anderen Versuche in den letzten 25 Jahren. Es ist nicht der Weisheit letzter Schluss, aber sinnvoller und nachhaltiger als es hier so salopp abgetan wurde.

Aber bislang hörte das eben bei 49 auf. Sprich: Werbung in Sendungen für ein älteres Publikum waren spottbillig, weil nur aufgrund der Zuschauer unter 49 der Preis berechnet wurde.

Genau da ist doch der Denkfehler. Warum sollte man den Preis für Werbezeit einer Sendung die sich an ein älteres Publikum richtet, an einer Zielgruppe 14-49 oder 20-59 ausrichten? Das ist doch total unlogisch. Vielmehr sollte die Quote in mehrere Segmente zerlegt werden: wieviele Jugendliche schalten ein, wieviel Rentner, wieviel Frauen, wieviel Männer usw., und diese Segmente müsste man dann nach Kaufkraft o.ä. gewichten und zusammenzählen, um den „Wert“ eines Werbeblocks zu bestimmen. Nach irgendeiner Fiktiven „Zielgruppe“ vorzugehen macht einfach keinen Sinn. Ich finde euren Vorschlag 20-59 in sofern sinnvoll, weil er schön zeigt dass die Zielgruppe 14-49 völlig beliebig ist. Nur finde ich es eben falsch, diesen falschen Ansatz durch einen genau so falschen zu ersetzen.

Grüße
Tilman aka Stirnlappen Basilisk (unter dem Namen kommentiere ich bei euch :wink: )

@thomasl: Interpretiere ich das jetzt richtig, dass du für DWDL arbeitest?
Oder wie ist das “wir” sonst zu verstehen?

Die “Werberelevante Zielgruppe” scheint laut Wikipedia eine Erfindung von privaten Sendern zu sein, um im Vergleich zu den öffentlich-rechtlichen Sendern in der Quote besser darzustehen. (Übernommen als Idee aus Amerika, wo sich ein privater Sender von anderen Sendern absetzen wollte und zeigen wollte, dass man selber die wichtigen Zuschauer im Gegensatz zu den anderen Sendern hat.

20 bis 59 ist dabei keineswegs besser als 14-49, sondern kann genauso motiviert sein wie die ursprüngliche Grenze. Dadurch schließt man zum Beispiel wieder die jüngeren Zuschauer, also die bis 19 und weiterhin alle ab 60, die aber natürlich alle auch wirtschaftlich eine Relevanz besitzen.

Eventuell geht es hier auch darum, weswegen z.B. die RTL-Gruppe dies übernommen hat, Pro7 so wieder zu schwächen, die mit Sicherheit einen hohen Anteil von bis 20 Jährigen haben werden.

Die einzige sinnvolle Reform wäre eine differenzierte Statistik, die sowohl Kinder und Jugendliche berücksichtigt, als auch alle ab 49, nur eben nicht als eine große Gruppe, sondern als verschiedene Untergruppen, damit die Werbetreibenden gezielt die für sie relevante Sendungen aussuchen kann.

Aber: Ich halte den ganzen Werbekram für übertrieben und für eine riesige Massenpsychose der Wirtschaft und Werbeindustrie, deren Nutznießer die Sender und die Zuschauer sind. Ich bezweifel, dass sich Werbung in dem Umfang irgendwie lohnt und die Preise bezüglich ihres Nutzens gerechtfertigt sind. Ich habe natürlich kein Mitleid, aber ich glaube, dass die Werbewirtschaft langfristig stark schrumpfen wird. (Was jedoch bedeutet, dass wir immer mehr Werbung sehen müssen, bis dann die Sender ihre Kosten reduzieren.) Man sieht ja jetzt schon, dass die Werbung immer aggressiver und immer stärker in Sendungen eingestreut werden müssen, damit sie überhaupt noch wahrgenommen werden.

@Librarian ich bin jetzt einfach mal davon ausgegangen, dass “thomasl” für Thomas Lückerath steht.

Und die Email-Adresse sowie einer seiner Beiträge bestätigen das.

ich bin für die Zielgruppe 21-25.

@Tilman und DocStrange: Wenn es so betrachtet … ja, doch …
Ich lese fast nur bei DWDL, wenn es mal wieder bei “6 vor 9” im Bildblog erwähnt wird, daher verbinde ich da keine konkreten Namen mit.

Naja, zurück zum eigentlichen Thema:
Ich würde auch eher @barus Vorschlag zustimmen, dass man die Statistik nicht für eine Zielgruppe mit einem bestimmten Altersbereich bestimmt, sondern nach verschiedenen Altersgruppen differenziert.
Die Daten sind ja vorhanden, es dürfte also kein großes Problem sein.
Womöglich findet man dann sogar heraus, dass eine Sendung, die für die Altersgruppe 14-19 (nur als Beispiel) angelegt ist, viel besser in der Gruppe 30-39 ankommt. Dann kann man die Werbefirmen darauf hinweisen (bzw. sie stellen es selbst bei Auswertung der Statistik fest) und die Werbung kann dementsprechend angepasst werden.

Aber einen massiven Block finde ich eher unpraktisch. Zum Einen, weil die Zuschauermasse eben nicht so homogen ist, zum Anderen, weil, egal wie die untere und obere Altersgrenze festgelegt werden, es immer Zuschauer gibt, die nicht erfasst werden oder auch Sendungen, deren Zuschauerschaft sich nur zu einem kleinen Teil aus der “werberelevanten Zielgruppe” rekrutiert.

Langfristig dürfte es aber wohl darauf hinaus laufen, dass die Fernsehwerbung so wird wie Internet-Werbung (vor allem, wenn Internetfernsehen verbreiteter wird). Soll heißen: Es gibt in der Sendung festgelegte Blöcke für Werbung, in denen jeder (weitestgehend) auf ihn zugeschnittene Werbung zu sehen bekommt. Da sieht der Eine dann Werbung für den neuen PMW, während der Andere den Rund-um-sorglos-Kredit der Spaßkasse angepriesen bekommt.

Na es könnte funktionieren wenn die gfk-boxen an jeden Fernseher in jedem Haushalt kommen und nicht nur auf ein System bezogen. Dann kann man auch sehen, was jede Person in diesem haushalt repräsentativ sieht.

Ansonsten ist es nach wie vor nur ne dumme, wenn auch sehr klug umschriebene Ausrede.

Aber die die Zielgruppen sind ja auch nur wichtig weil sie kohle haben. Hätten sie die Kohle nicht, gäbs keine Erfassung. Dumm nur das dabei die anderen vergessen werden die genauso gern fernsehen.
Zwar gibts ja spezifische Sender, wenn ich an ARD und ZDF denke, die älteres Publikum ansprechen sonst würde man ja dort nicht annehmen das Schlager bei alten Leuten beliebt ist. Aber dann bräuchte ja auch jeder der gfk-Haushalte ne Box an jedem Fernseher für jede Person. Denn wenn ein Altes Menschlein sich nun mal zusammen mit seinem Sohn oder Tochter oder was auch immer ne Sendung anschaut wird eben die zweite Person nicht erfasst und somit das Ergebnis automatisch verfälscht. Plöd das.
Und zum anderen wird auch nicht gemessen wie die Leute das Programm auffassen. Schauen sie Mitten im Leben, beim Bügeln, Saufen oder Schlafen. Und wenn Werbung kommt. Schalten sie weg, bleiben sie da, schalten sie ihren Fernseher auf mute und gehen aufs Klo. Denn wird die Werbung nicht wahrgenommen- ist sie nutzlos und somit überflüssig.

Oder ob überhaupt noch jemand schaut- bei den 98% bullshit die zur Zeit Sendefläche einnimmt. Fast alle zeigen Meinungen, aber selten jemand die wirklichen Fakten.

Oder am noch besser. Gar keine Werbung und dafür endlich mal wieder Abspänne und dann ne Werbung. Ich mein ne Sendung oder ein Film entstehen nicht einfach so. Viele kommen in das Business um sich einen Namen machen zu wollen, diesen kennen dann aber nur Insider. Oder wenn ich nen Film scheiße fand. Seh ich den Namen im Abspann und schreib der Produktion oder dem Regisseur nen bösen bösen Brief.

@CorvusQuitusCorax: Hast du dir schon das komplette Interview mit dem GfK-Menschen angeschaut?
Wenn nicht, solltest du das eventuell nachholen. Die Boxen können nicht nur mehrere Personen gleichzeitig pro Gerät erfassen, du kannst sogar Gäste anmelden .