Wie meinst du das mit „erfunden“. Immerhin gab es auch im Mittelalter schon diverse Antisemitische Bewegungen, die durchaus aus wirtschaftlichem Hintergrund hervorgehen. Nicht umsonst separierte man in den meisten großen Städten Juden in einem eigenen Viertel.
Der Judenhass ist in der Tat kein neues Phänomen, er lässt sich sogar bis in die Antike zurückverfolgen und war vor allem religiös geprägt. Zunächst wurde dabei der Vorwurf des Atheismus(!) verwendet, dem später auch den ersten Christen nachgesagt wurde, im Mittelalter stand der Vorwurf der Christusmörder im Vordergrund.
Damals war soweit ich das verstanden hab, doch das Hauptargument, dass man aus der Armut der Menschen keinen Profit schlagen dürfte (in Sachen Darlehensgebung, die ja hauptsächlich gut situierte Juden betrieben).
Tatsächlich konnten Juden im Mittelalter zahlreichen Berufen nicht nachgehen, da es ihnen schlicht nicht gestattet war. Allerdings kam ihnen der Umstand zugute, dass Christen ihrerseits keinen Geldverleih betreiben und Zins verlangen durften. Von diesem Hintergrund stammt der oft postulierte Vorwurf einer „jüdischen Hochfinanz“ und des „jüdischen Zinsknechtwesens“.
Neu ist allerdings der Begriff „Antisemitismus“ und der Nachgeschmack, dass plötzlich der Judenhass nicht mehr allein religiös motiviert war, sondern um eine Komponente erweitert wurde. Der „Jude“ war nicht mehr ein Mensch, der lediglich einer „verdammenswerten“ Religion anhing, sondern wurde zum Mitglied einer Rasse und Blutsgemeinschaft, die als minderwertig, falsch und parasitär galt.
Der Begriff wurde hauptsächlich von Wilhelm Marr geprägt, um sich von denen abzugrenzen, die Juden lediglich aus religiösen Gründen ablehnten (Eine Ablehnung insbesondere der monotheistischen Religionen war in der „Neuen Rechten“ weit verbreitet).
Wenn wir heute den Begriff Antisemitismus nutzen, vereinen wir darunter zumeist verschiedene Auffassungen: Den Antijudaismus (Ablehnung des Judentums als Religion), den Antiisrealismus/den Antizionismus (wird zumeist synonym genutzt und eben die Ablehnung des Juden als „Rasse“.
Man sollte diese Begriffe sehr genau definieren und nicht wild damit um sich werfen. Nicht jeder Antiisrealist ist Antisemit. Nicht jeder Antijudaist ist ein Antisemit. Sie kommen in Mischungen vor, bedingen sich aber nicht.