ZDF und Statistiken

Das ZDF hat sich heute mal wieder einen kleinen Patzer geleistet, als es um die Interpretation einer Statisitk ging, welche sich damit befasst wie sich Menschen unterschiedlichen Alters Informationen beschaffen.

Eingeleitet wird der Beitrag mit der Frage:
„Gut sortiert und aufbereitet im Fernsehen, oder gezielte Eigenrecherche im Internet?..“

Im Anschluss zeigte man, dass die ältere Generation (über 60) eher das Fernsehen und Zeitschriften als das Internet nutzt und die Jüngeren (16-29) das Internet bevorzugen. Keine große Überraschung, jedoch behauptet der Sprecher dabei, dass 50% mehr als 56% seien.

Zitat: „…meistgenutztes Medium bei Jugendlichen ist das Internet mit 50%.“

Tja da braucht sich das ZDF auch nicht wundern wenn man sich lieber gezielt selbst informiert als alles zu glauben was im Fernsehen so gut „aufbereitet“ vorgelesen wird. :smiley:

Der Beitrag kann in der Mediathek angesehen werden (ab Minute 11:12)
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/ … -Juni-2011

Mir sind noch zwei Fehler (naja, mehr oder weniger) in der Grafik aufgefallen:

  1. Das Alter der Zuschauer fällt von links nach rechts. Normalerweise ist es eher so, dass links das niedrigere Alter steht. Nicht unbedingt tragisch, macht einen aber schon stutzig. Außerdem vermisse ich die dazwischen liegenden Altersklassen.
  2. Es wird suggeriert, dass die Entwicklung zwischen diesen beiden Altersklassen linear verläuft. Das bezweifle ich ernsthaft. Ich vermute eher, dass der Verlauf dem Graphen der Funktion x^3 ähnelt. Oder hat man beim IfD nur die beiden Gruppen befragt und musste sich für die Entwicklung dazwischen etwas ausdenken?
  1. Es wird suggeriert, dass die Entwicklung zwischen diesen beiden Altersklassen linear verläuft. Das bezweifle ich ernsthaft. Ich vermute eher, dass der Verlauf dem Graphen der Funktion x^3 ähnelt. Oder hat man beim IfD nur die beiden Gruppen befragt und musste sich für die Entwicklung dazwischen etwas ausdenken?

This!
Das sind zwei Punkte, die irgendwie in ein fancy Diagramm gprügelt werden mussten. Ich würde als Graphen eine flache Steigung mit einem harschen Knick nach oben und anschließend erneuter Abflachung rechnen. Den „Sprung“ würde ich zwischen 50 und 35 sehen.

Überhaupt ein merkwürdiges Diagramm, so allein gesehen. Scheint mir eher so als hätte man die Nachricht einfach ratz fatz dazwischen quetschen wollen. Infosys ist übrigens ein eigenes Unternehmen (Partner von Allensbach in dieser Studie), nicht der Name der Studie wie man beim ZDF meint. :ugly

Zitat: „…meistgenutztes Medium bei Jugendlichen ist das Internet mit 50%.“

Die Formulierung ist ziemlich schlecht, könnte aber trotzdem richtig sein. Jugendliche aus der Gruppe der 16-29 Jährigen sind nämlich nur die zwischen 16-18 und bei denen ist es wohl mehr als das Fernsehen.
Das aber nur am Rande denn wie es formuliert wurde war komplett irreführend und falsch.

Bevor hier auf dem Diagrammtypus rumgehackt wird, sollte man verstehen was das für ein Diagramm ist.
Stichwort: Polaritätsprofil

Jugendliche aus der Gruppe der 16-29 Jährigen sind nämlich nur die zwischen 16-18

Naja Jugendliche ist nicht gleichbedeutend mit Minderjährigen, auch mit 29 kann man sich denke ich noch als Jugendlicher sehen. Da gibt es auch unterschiedliche Auslegungen. Nach der juristischen hast du wohl recht, jedoch kann man auch noch mit 21 unter das Jugendstrafrecht fallen und somit als Jugendlicher behandelt werden. In diversen Studien wird die Gruppe der Jugendlichen teilweise bis 25 eingeordnet (hier wohl bis 29).

Ist aber denke ich auch nicht entscheidend, denn das ZDF gibt 50% an, was ja offensichtlich für die komplette Altersgruppe gilt. Der Vergleich ist sowieso unangebracht, es ist ja wohl nicht verwunderlich, dass die meisten 60 jährigen nicht sehr viel im Internet unterwegs sind. Ein Vergleich mit der Gruppe 30-50 wäre wohl deutlich weniger extrem gewesen. Man hätte genausogut Rentner mit Kleinkindern vergleichen können und wäre dann zum Schluss gekommen, dass sich Kleinkinder zu 100% durch die Eltern informieren und die Rentner das zu 0% tun. Die Studie war sicherlich deutlich detailierter, jedoch hat das ZDF sich hier einfach 2 extreme Datensätze gepackt die für sich alleingenommen nichts aussagen. Aber selbst diese zwei einzelnen Datensätze waren wohl nicht extrem genug und mussten dann eben durch eine falsche Behauptung untermauert werden.

Ziel war es wohl einfach nur zu sagen, dass Junge Menschen das Internet immer häufiger nutzen, dazu hätte es aber keine Grafik gebraucht, noch nichtmal einen Beitrag. Als ich noch ein Kind war (sagen wir mal vor 15-20 Jahren) kamen die ersten PC’s erst solangsam in die Haushalte, von schnellem Internet konnte man nur träumen. Heute ist das selbst für einen 6-Jährigen normal. Die Rentner Generation hingegen besitzt zum Großteil nicht einmal Computer und kann sich somit auch nicht übers Internet informieren.

@Holzpappe: Also für mich ist das ein stinknormales Liniendiagramm mit mehreren Graphen.
Aber nie im Leben ein Polaritätsprofil.

Von mir aus kannst du auch gern weiterhin der Meinung sein. Leuten vom ZDF wirst du mit deiner Kritik eher ein schelmisches Lächeln aufs Gesicht zeichnen, um nicht zu sagen dich zum Affen machen.

Viel sinnvoller als die Kritik des Diagrammtypus selbst ist eher eine inhaltliche Kritik wie von dentist zum Beispiel.

Da gibt es auch unterschiedliche Auslegungen. Nach der juristischen hast du wohl recht, jedoch kann man auch noch mit 21 unter das Jugendstrafrecht fallen und somit als Jugendlicher behandelt werden.

Die einzige klare Definition ist demnach die Juristische. Wenn du mit 21 nach Jugendstrafrecht bestraft wirst dann deshalb weil du juristisch ein Heranwachsender bist und somit noch unter gewissen Umständen als Jugendlicher behandelt werden kannst, deswegen bist du aber trotzdem keiner mehr.

Einen 29-jährigen als Jugendlichen zu bezeichnen ist schon sehr merkwürdig.

Passend zum Thema der Beitrag Bis sich die Balken strecken bei Bildblog.
Ich würde wirklich zu gerne einmal der zuständigen Grafik-Abteilung des ZDF bei der Arbeit zuschauen.
Wobei die Grafik noch einigermaßen korrekt sein dürfte, wenn man die Höhe der Balken nicht als absoluten Wert sondern als 100% nimmt. Dann frage ich mich aber, warum man sie nicht bis zur oberen horizontalen Linie gezogen hat, die beim derzeitigen Aussehen der Grafik 125% ( :smt017 ) darstellen würde.
So hinterlässt die Grafik aber auf jeden Fall bei mir den Eindruck, dass man entweder linksextreme Gewalt stark über- oder rechtsextreme Gewalt stark unterbewerten möchte - vermutlich ersteres. Auf jeden Fall keine neutrale Berichterstattung.

Ich würde fast sagen dass da kein Fehler dahinter steckt. Das scheint durchaus gewollt zu sein. :shock: