Zu 1.: Es wurde eigentlich auch immer gesagt, dass die Reihenfolge von dem Psychologenteam festgelegt wurde, was auch Sinn macht, da diese selbst auch eine Auswirkung auf die restliche Gruppe hat. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann wurden zuerst die Leute im Rampenlicht hochgeholt, dann die nicht so stabilen und gegen Ende die robusteren und das Rettungsteam. Das ist auch nicht zu unterschätzen, da ja keine Garantie bestand, dass nicht mittendrin etwas schiefgehen könnte und der Rest dann wieder festsitzt.
Zu 2.: Der gute Zustand ist sicherlich der Versorgungsbohrung zu verdanken sowie der Betreuung durch das Psychologenteam und der Vorbereitung zur Bergung durch das Rettungsteam (es wurde mindestens eine Person vor der Bergung zusätzlich nach unten gelassen), siehe 3.
Zu 3.: Wer weiß, welche Aufnahmen man verwendet hat, in den letzten Wochen war der Medienrummel ja eher wieder sekundär, ähnlich wie zwischenzeitlich bei der BP-Ölpest und wohl abschließend auch bei der Laufzeitverlängerung für AKW. Mit Hilfe des Psychologenteams, naja siehe 4.
Zu 4.: Die Rollenverteilung, welche ja durch das Psychologenteam und wohl unter Beratung durch die NASA Fachleute erreicht wurde, diente der Stabilisierung, sowohl der Individuen, als auch der gesamten Gruppe. Es ist sicherlich kein Zuckerschlecken, deshalb nennt man es auch Extremsituation. Da man die Leute nicht auf Stand-By schalten konnte bis zur Bergung, hat man ihnen eine wiederkehrende Beschäftigung und bestimmte Rollen zugewiesen, mit anderen Worten einen künstlichen Übergangsalltag geschaffen. Durch die Beschränktheit sowohl räumlich, als auch personell waren die Leute gezwungen ihre Rollen “überzustrapazieren”, also in einem Maß zu leben, das unter Normalbedingungen nicht angemessen wäre - vergleichbar mit Scripted Doku Darstellern, die gezwungen sind, eine mehr oder weniger künstliche Rollenvorstellung, unterfüttert mit den erwarteten Erwartungen des Fernsehteams und der Zuschauer durchzuziehen. Bei Laienschauspielern und normalen Menschen sieht das entsprechend übertrieben aus. Zum Vergleich: Im Alltag hat jedes Individuum mehrere verschiedene Rollen, die sich ergänzen (unähnliche) oder unterstützen (ähnliche), aber abwechselnd und in gewohnten Situationen stattfinden. Die Rolle unter Tage ist im Alltag eine berufliche, die Rolle des Kollegen und nur peripher Familienvater etc. Das Rollengefüge einer Gruppe ist etwas dynamisches und labiles, hält einer Extremsituation [unbekannter sozialer Rahmen] auf Dauer nicht unverändert stand.
Das künstlich wirkende Drumherum ist einerseits dem Medienrummel geschuldet, und gleichzeitig den außergewöhnlichen Umständen. Die Katastrophenregion hat sich über die Zeit in etwas “Gewöhnliches” verwandelt in dem Sinne, dass sich über viele Wochen neben der Rettungsarbeiten auch das Leben der Angehörigen vor Ort immer stärker in ihren Alltag verwandelt hat (Unterkünfte und Schulen für die Kinder, etc.). Durch die abgeschwächte Berichterstattung und die damit verbundene verringerte Aufmerksamkeit bezüglich des Unglücks wirkte es also letztendlich so irreal, da sowohl oben als auch unten ein gewisser Alltag stattfand, der jedoch von den Medien weder akzeptiert noch übermittelt wurde - das hätte die Katastrophe nachrichtentechnisch ja irgendwie abgeschwächt und keine stundenlange Live-Schaltung benötigt. Für diese These spricht ja auch die angesprochene Vorbereitung der Bergleute (Sonnenbrillen, grüne Pullover mit Namenszug, Hygiene, benannte Rettungskapsel, etc.), die angesichts des eher unspektakulären Alltags (bitte unbedingt immer relativ zum Unglück interpretieren!) einfach möglich war. Bei einer schnellen Rettung bleibt für so etwas weder Zeit, noch hätte jemand dafür Verständnis gehabt. Kurz: Die Künstlichkeit entsteht durch die erzwungene Dramatisierung um den Zuschauern nach Wochen noch das letzte Stückchen Empathie abzuringen.