Bei jeder von diesen Situationen kommt es einfach auf den Zusammenhang an.
„Vom Türsteher nicht reingelassen werden.“
Klar passiert das. Ist auch mir schonmal passiert. Aber wenn es immer wieder und regelmäßig passiert, dann kann man da schon bestimmte personelle Rückschlüsse ziehen. Türsteher sortieren nach ihren „Erfahrungen“ aus. Wenn sie glauben jemand ist auf Streß aus dann kommt er nicht rein.
Dafür bedienen sie sich immer irgendwelcher äußerlicher Faktoren, können sie ja auch gar nicht anders.
In meinem Fall war es Kleidungswahl. Kann man nachvollziehen…
Nur ist die Hautfarbe häufig auch so ein Faktor der (oft auch unbewusst) mit einbezogen wird. Das ist dann schlicht und einfach Rassismus.
[Wenn ich auch dem Türsteher nur bedingt einen Vorwurf machen wollen würde, ich kann mir gut vorstellen das er das nicht aus Absicht sondern nur aus mangelnder Reflektion macht. Ist halt schwierig.]
„Schläfst du mit Kopftuch?“
Kann entweder eine völlig naive Frage sein ohne bösem Hintergedanken, kann aber auch eine bewusst geäußerte rassistische Parole sein.
Irgendwer der auf offener Straße einer Frau mit Kopftuch hinterher ruft: „Schläfst du mit Kopftuch?“
Dem würde ich Rassismus unterstellen und nebenbei auch noch eine gehörige Portion Sexismus.
Wenn allerdings irgendwie auf einem Nachbarschaftsfest irgendwer diese Frage unter vier Augen oder in einer kleinen Gruppe stellt, der kann auch einfach nur völlig Naiv vor sich hin brabbeln.
„Könnt ihr euch nicht auf Deutsch unterhalten?“
Ich muss ich ehrlich sagen: Wenn ich die Chance hätte auf einer Sprache zu sprechen die nur wenige im Umfeld verstehen und ich hätte das Gefühl „belauscht“ zu werden, dann würde ich unabhängig davon ob ich „etwas zu verbergen hätte“ oder nicht sofort in diese Sprache wechseln.
Das nennt sich Privatssphäre und hat nichts mit „Respektlosigkeit“ zu tun. Respektlos finde ich bei sowas dann eher die Aufforderung wieder auf Deutsch zu reden, weil man sonst ja nichts versteht. Woher soll man sonst bitte seine Gesprächsinhalte über andere Leute kriegen? Oder anders gefragt: Ist dein Leben wirklich so langweilig, dass du unbedingt wissen musst wodrüber sich andere unterhalten?
Lediglich wenn man tatsächlich in einer Gruppe zusammen steht und sich als Gruppe unterhält, ist es der Höflichkeit geschuldet, dass man in einer Sprache bleibt. Aber auch da kann das mal passieren. (siehe menag)
„Wohnungsabsage - ägyptischer Staatsbürger“
Schwierig… hier muss man nun genau sehen was für eine Wohnung er haben wollte. Wenn es z.B. eine mit Wohnberechtigungsschein war, dann ist das natürlich nur richtig.
Dann gilt auch wieder, dass es für den Vermieter natürlich ein gewisses Risiko darstellt. Wenn nun nämlich der Ägypter urplötzlich wieder auszieht und sich nicht abmelden sollte und nun müsste der Vermieter für etwaige Kostennachforderungen bis nach Ägypten irgendwelche Strippen ziehen… ich würde mir den Streß nicht antun wenn ich auch an jemanden vermieten könnte, bei dem die Chance das er im Lande bleibt höher ist.
Ob das nun Rassismus ist oder nicht, dafür braucht es wirklich viel mehr Informationen zu dem Fall.
„Warum sprichtst du so gut Deutsch?“
Das fällt unter das was man „Alltagsrassismus“ nennt. „Der sieht anders aus, der kann doch bestimmt kein Deutsch.“
Ja es ist rassistisch. Nicht unbedingt bösartig aber rassistisch.
(Ausnahme: Du weißt das diese Person erst seit ein oder zwei Jahren in Deutschland wohnt, o.ä. Dann ist es natürlich wirklich eine reine Interessensfrage.)
„Sind sie hier zum putzen gekommen?“
Kein Kommentar…
„Dein Haar fühlt sich witzig an… darf ich es ma anfassen?“
Es gibt Hundebesitzer die bei ihrem Hund auf die Frage ein Fass aufmachen.
Abgesehen davon, dass die Frage: „Darf ich dich mal befummeln?“ gegenüber jedem unglaublich unhöflich ist.
Rassismus? Bedingt… es kann auch wieder die oben schon erwähnte Naivität sein.
Aber egal ob Rassismus oder nicht, eine Person die so eine Frage stellt glaubt vermutlich das Knigge der war der diese merkwürdigen Lichter erfunden hat.
„Ihr Schwarzen braucht ja nur Hanteln angucken und schon bekommt ihr Muskeln.“
Auch positiver Rassismus ist Rassismus. Zumal so eine Aussage auch noch nach Neid klingt. Eine zweite eher unschöne Charaktereigenschaft. (Abgesehen davon, dass die Aussage biologisch auch noch völliger Blödsinn ist.)
“Ich esse Schweinefleisch!
Ich trinke Alkohol!
Hört bitte auf, mir auf den Geist zu gehen!”
Eine Interessante Variante des Rassismus… irgendwie schwingt in dem Satz mit, dass jemand der kein Schweinefleisch ist und der kein Alkohol trinkt es „verdient“ hätte das man ihm auf den Geist geht.
Nur angepasste Ausländer sind gute Ausländer?
Entweder ist der Schildhalter vor dem Rassismus eingeknickt oder aber er ist selbst latent rassistisch… wie auch immer, eine bemerkenswerte „Verteidigungsaussage“.
“Von Ihnen möchte ich nicht bedient werden!”
Wenn die Person den Typen jetzt nicht gerade persönlich kannte und einen persönlichen Groll hegte, dann wird das auf Rassismus zu schieben sein.
Ich hätte es zumindest noch nie miterlebt, dass jemand einen Kneller ablehnt.
(Aber im Hinblick auf ein Referat über die Entdeckung der neuen Welt das ich morgen halte… es ist bemerkenswert wie sich die Zeiten ändern… Weiße die sich nicht von einem Schwarzen bedienen lassen wollen. Das hätte denen mal früher einfallen sollen. Oder liegt es nur daran, dass der Kunde den Gedanken nicht ertragen konnte das auch Schwarze heutzutage für Arbeit bezahlt werden?)
Kurz und gut:
Nur anhand von dem Schild lässt sich nicht unbedingt sagen ob es sich um Rassismus handelt oder nicht. Da aber alle Studien die man dazu hat, darauf hinweisen, dass Rassismus in der Art und Weise tatsächlich alltäglich ist in diesem Land, würde ich erstmal davon ausgehen, dass es sich auch darum handelt.
Abgesehen davon muss man auch noch eine andere Komponente bedenken.
Mal einfach aus der Perspektive des Befragten im Fall von: „Warum sprichtst du so gut Deutsch?“
Wenn diese Person sich den Spruch ein oder zweimal die Woche anhören darf, dann geht einem das sehr schnell enorm auf die Nerven. Selbst wenn der Sprecher im konkreten Fall vll wirklich nicht rassistisch denkt.
Mal aus meiner Perspektive gesprochen:
Wann immer ich mit meiner Tochter unterwegs bin gibt es bestimmt immer irgendjemanden der auf die geniale Idee kommen muss irgendetwas in folgender Art zu verlautbaren: „Na, da haben sie aber früh angefangen.“ oder „Wie alt sind sie, wenn ich fragen darf?“
Diese Personen meinen das bestimmt nicht böse. Aber wenn man bei jedem Zoobesuch von irgendeinem wildfremden angequatscht wird, dann geht einem das auf die Nerven.
Ich habe für mich die „Stratgie“ entwickelt und gebe nicht wirklich ernste Antworten.
Sowas wie: „Naja, wo gehobelt wird da fallen Spähne.“
Ein kleiner Tipp um den Eindruck eines Alltagsnaivling zu vermeiden:
Wenn man durch die Gegend geht und man sieht eine Person und auf den ersten Blick fällt einem irgendein total toller, lockerer Spruch oder sonstwas ein.
Dann sollte man genau den Spruch bleiben lassen. Der erste Spruch der einem einfällt, ist mit Sicherheit auch hundert anderen eingefallen und wenigstens dreißig davon waren zu blöd/dreist um den für sich zu behalten.
[Klassisches Beispiel: Betrunkener wird von einer Politesse angehalten und soll einen Alkoholtest machen. Dreimal dürft ihr raten, welcher total kreative Spruch der ist den man nicht äußern sollte.]
Man kann also vielleicht wirklich sagen, dass es bei einigen der Beispielen gar nicht so sehr um „Rassismus“ geht, sondern einfach nur um die Unfähigkeit vieler sich in der Öffentlichkeit vernünftig zu verhalten und anderen Leuten einfach nicht auf die Nerven zu gehen. Nur fühlt sich das für die Betroffenen natürlich nach waschechtem Rassismus an. Immerhin kriegen die es sowohl aus „naiven“ als auch aus „rassitischen“ Gründen mit.
Das kann dann für die jeweilige Person sehr schwer sein, dass zu unterscheiden.