ZDF Heute Journal "Piraten und Ihre Kulturpolitik"

Der Beitrag “Piraten und ihre Kulturpolitik” zeigt deutlich, dass die ÖR nicht neutral berichten sondern klare Meinungen vertreten (http://www.golem.de/news/acta-ard-zdf-und-gema-fordern-schnelle-acta-umsetzung-1202-89874.html). Es ist eine Schande, dass mit meinen Gebühren Werbung gemacht wird, obwohl ich das nicht unterstütze.

Was im Beitrag folgt, ist absehbar:
Die Produzenten werden als vernünftig und bodenständig dargestellt, die Piraten als naiv und weltfremd rübergebracht.
In der einen Szene wird gezeigt, wie aufwändig und teuer Filme produziert werden und danach sagt der Offtext “… das Ergebnis wird dann einfach kopiert und auf Tauschbörsen verbreitet[…]Es ist die Angst um die eigene Existenz als Künstler” und im Hintergrund wird ein Zeitungsartikel über die Piraten eingeblendet. Das ist wohl eine ganz perfide Berichterstattung.

Die Meinung der Piraten kommt nur ganz am Rande und mit negativem Off-Kommentar zur Sprache. Da wird ein 10-sekundiger Ausschnitt eines Weisband-Interviews gezeigt, wo Weisband die Krimininalisierung von Downloadern verurteilt. Natürlich wird völlig verschwiegen, dass es ein wesentlicher Unterschied gibt, zwischen Legalisierung und Kriminalisierung. Natürlich denkt sich der unbedachte Zuschauer: Die Piraten wollen alles nur gratis. Die Wahrheit über die Meinung der Piraten wird unter den Tisch gekehrt.

Den Schlusssatz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen:
“Die Piraten wollen, dass Künstler fair entlohnt werden…“
Bis hierhin könnte man meinen, der Redakteur möchte doch noch die Meinung der Piraten zur Sprache bringen, aber es kommt noch schlimmer:
”…aber wie, das erklären sie nicht. Zu viele Baustellen!”

Ich hab bei den ÖR eher den Eindruck, da benutzt jemand Würfel um festzulegen, ob über irgendwelche Themen positiv oder negativ berichtet wird. Ich habe jetzt im heute-journal schon mehrere Beiträge über die Piraten gesehen - manche eher neutral, manche zu positiv / unkritisch und manche, so wie dieser, extrem negativ. Eins haben sie aber alle gemein: Sie kratzen alles nur oberflächlich an und vereinfachen komplexe Sachverhalte bis zur Unverständlichkeit.

Das fängt damit an das man offenbar bei den ÖRs nicht in der Lage ist, die beiden Bedeutungen des Wortes “frei” auseinander zu halten, geht über einen allgemeinen Mangel an Vorstellungskraft und hört damit auf, dass gerne Künstler und Rechteverwalter in einen Topf geschmissen werden.

Überproportional viele Beiträge über die Piraten sind journalistisch zumindest fragwürdig, einige unterbieten sogar BILD-Niveau - unabhängig davon ob positiv oder negativ über die Piraten berichtet wird.

Ich finde den Beitrag nicht schlimm.

Es ist nun mal ein Fakt, dass die Piratenpartei die unkommerzielle Vervielfältigung von Werken legalisieren möchte und nicht entkriminalisieren. Der genaue Wortlaut aus dem Programm:

Daher fordern wir, das nichtkommerzielle Kopieren, Zugänglichmachen, Speichern und Nutzen von Werken nicht nur zu legalisieren, sondern explizit zu fördern,[…]

http://www.piratenpartei.de/politik/wis … eberrecht/

Diese Ansicht kann man gerne haben, aber man muss sie nicht teilen und man kann auch Fernsehberichte mit kreativen Menschen machen die diese Forderung kritiseren. Ich sehe da kein Problem.

Außerdem fand ich es gut, dass der Beitrag das eigentliche Problem ab 1:59 angesprochen hat, nämlich das unter dem Deckmantel des zu schützenden Künstlers von der Medienindustrie Propaganda zum Schutze ihrer eigenen Verwertungsrechte gemacht wird.
Anschließend kommt ja auch noch eine Autorin zu Wort die sich ganz klar gegen die Überwachung des Internets ausspricht.

Was das Problem mit dem Schlusssatz ist verstehe ich auch nicht so ganz, wo erklären die Piraten denn wie die Urheber entlohnt werden sollen?

Das fängt damit an das man offenbar bei den ÖRs nicht in der Lage ist, die beiden Bedeutungen des Wortes „frei“ auseinander zu halten,

Die Piraten spielen doch aber bewusst mit solchen unkonkreten Aussagen und werden nie konkreter.
Beim Urheberrecht wurden sie aber mal ausnahmsweise konkret und hier fordern sie, dass jeder Musik, Filme, Bücher für die nichtkommerzielle Nutzung frei kopieren darf. Diese Kunst richtet sich nur an Private, defacto heißt es also, dass keiner mehr für Musik, Filme und Bücher zahlen muss. Das Urheberrecht wäre so gut wie abgeschafft, jedenfalls bleibt nicht mehr viel davon übrig.
Holgers Couch wäre dann überflüssig, da es dann eh jeder hier an jeden weitergeben dürfte und es eine Option zum Spenden eh schon gibt.

hört damit auf, dass gerne Künstler und Rechteverwalter in einen Topf geschmissen werden.

Fakt ist aber, dass Künstler (gerade Musiker und Autoren) sich in letzter Zeit immer stärker hinter ihren Verwerter stellen und immer wieder betonen wie wichtig diese sind. Genauso stärken zur Zeit viele Musiker der GEMA den Rücken und betonen immer wieder, wie wichtig diese für sie sind.
Es ist nur im Sinne der Piraten die Verwerter als Bösen darzustellen, nicht aber im Sinne des Künstlers.

@ezzendy und Hurz: Irrtum vorbehalten, aber ihr habt einen grundsätzlichen Verständnisfehler.
Bei dem was ihr schreibt, handelt es sich um das “nicht kommerzielle Kopieren…”.

Ich umschreib jetzt mal die Forderungen, wie ich sie verstehe:
Die Künstler dürfen sehr wohl ihre Werke verkaufen. Auch soll das kopieren verboten bleiben(Illegal). Nur soll die Bestrafung bei einer Verletzung angemessen sein. Der aktuelle Strafbetrag von hunderten oder sogar tausenden Euros pro illegal kopierten Werk, ist unverhältnismässig hoch (Entkriminalisierung).

Bitte korrigiert mich, falls ich falsch liege, aber ich habe noch keinen Piraten gehört, der sagt, dass er alles gratis Downloaden will. Wenn man genau hinhört, kann man heraushören, dass die Piraten sehr mit der Kulturflatrate sympatisieren, das bedeutet, dass die Piraten sehr wohl für eine Bezahlung der Kunst im Internet steht.

„nicht kommerzielle Kopieren…“.

nicht-kommerzielles Kopieren heißt, dass man Werke kopiert und weitergibt ohne die Absicht zu verfolgen damit Geld zu verdienen. Dass das kopierte Werk nicht selber ein kommerzielles Gut (wie ein Film, Buch, CD) ist, ist damit nicht gemeint. Solltest du letzteres gedacht haben dann unterliegst du diesem Irrtum, ansonsten verstehe ich deinen Einwand nicht.

Die Künstler dürfen sehr wohl ihre Werke verkaufen. Auch soll das kopieren verboten bleiben(Illegal).

Das steht aber im krassen Widerspruch zu dem Auszug aus dem Bundesparteiprogramm den ich oben bereits zitiert habe und das ist die erste Quelle wenn man die Haltung einer Partei zu einer Position erfahren möchte.

Da ist es unerheblich wenn du es noch von keinem Piraten selber gehört hast, es steht in ihrem Programm.

Da sich die Kopierbarkeit von digital vorliegenden Werken technisch nicht sinnvoll einschränken lässt und die flächendeckende Durchsetzbarkeit von Verboten im privaten Lebensbereich als gescheitert betrachtet werden muss, sollten die Chancen der allgemeinen Verfügbarkeit von Werken erkannt und genutzt werden.Wir sind der Überzeugung, dass die nichtkommerzielle Vervielfältigung und Nutzung von Werken als natürlich betrachtet werden sollte und die Interessen der meisten Urheber entgegen anders lautender Behauptungen von bestimmten Interessengruppen nicht negativ tangiert.

Auf deutsch: Kauf dir eine BluRay im Laden, mach einen Torrent draus, alle laden es herunter: ALLES LEGAL.

@myworld: ezzendy hat doch auch die entsprechende Stelle herausgesucht, ich weiß nicht was es hier für Missverständnisse geben kann.
Raubkopien sollen ja nach der Forderung nicht nur legalisiert werden, sondern gar gefördert werden. Der Staat könnte zum Beispiel Server fördern (sprich bezahlen), auf die dann jemand zum Beispiel die neuste FK-TV Folge laden kann, wovon sie sich wieder jeder downloaden kann. Holger müsste dann darauf vertrauen, dass genügend spenden.

Auf deutsch: Kauf dir eine BluRay im Laden, mach einen Torrent draus, alle laden es herunter: ALLES LEGAL.

Und der Torrent-Server könnte sogar vom Bund betrieben werden :ugly

Zum Thema Piratenpartei und Urheberrecht empfehle ich folgenden Artikel der Piratenpartei in denen einige Myythen aufgeklärt werden:

http://www.piratenpartei.de/2012/04/15/ … on-mythen/

http://www.piratenpartei.de/2012/04/15/vorstellung-der-urheberrechtspositionen-der-piratenpartei-und-aufklarung-von-mythen/

Manchmal hat man das Gefühl, man argumentiert mit einer Sekte.
Die Piratenpartei muss sich mit dem messen und dazu gehört ihr Parteiprogramm, was sie fordern, was soll dann so eine blöde „Aufklärung“? Halten die alle anderen für dumm?

Und solche Teile sind Einfach nur zynisch, nichts anderes:

  1. Die Piraten sind dafür, dass jeder sein Werk kostenlos ins Internet stellen muss

Nein.
Richtig ist:
Jeder Urheber soll selbst entscheiden, ob er sein Werk ins Internet stellt oder es nur einem begrenzten Empfängerkreis zugänglich macht. Veröffentlicht er es allerdings, dann soll jeder das Recht haben, es für nichtkommerzielle Zwecke zu nutzen und weiterzuverbreiten. Sobald aber damit kommerzielle Interessen verfolgt werden, sollen die Urheber entsprechend beteiligt werden oder dies untersagen können.

Dieser erläuternde Artikel steht ja nicht im Gegensatz zum Wahlprogramm und auch nicht zu dem was du oder ich hier im Thread geschrieben haben…von daher alles ok…

Ich finde zwar durchaus Sympathie mit der Piratenpartei allerdings muss ich gestehen, hab ich mich mit dem Thema Urheberrecht nicht umfassend beschäftigt sondern mich eher am Rande mit diesem Thema beschäftigt habe, was mir immer wieder auffällt wenn ich Diskussionen verfolge. Von daher wollte ich damit nicht die Piraten verteilen sondern diesen Artikel eher als Ergänzung zu eurer Diskussion hinzufügen. Ich halt mich ansonsten lieber raus :wink:

Die Frage ist, ob es sich hier überhaupt lohnt in eine solche Diskussion abzuschweifen. Relevant zu diesem Beitrag ist, dass eine Partei in ein schlechtes Licht gerückt wird. Ganz egal, ob man jetzt pro oder kontra Piraten ist, politische Beiträge in einem öffentlich-rechtlichen Sendern müssen neutral gestaltet sein, ansonsten verkommt die Demokratie zur Farce.
Das würde mich genauso ärgern, wenn so über die CDU berichtet würde.

BZW: die FDP hat diesen Berichterstattungsstil ja schon kennengelernt.

[Edit]

Die Piratenpartei rückt sich doch selber in das schlechte Licht, immerhin fordern sie dies auch, oder etwa nicht? Ist jetzt der Beitrag schlecht, nur weil es andere Meinungen gibt, als die der Piratenpartei?
Ich fande den Beitrag zur Abwechslung mal gut und ausführlich.

Im übrigen muss jede andere Partei auch damit leben. Gegen das, was beispielsweise die CSU mit dem Betreuungsgeld aushalten muss ist das doch wirklich nett.
Oder der SPD wird Harz4 bis heute noch nachgetragen.

Und ich wäre mal froh, wenn die Piratenpartei lieber mal auf sich selbst schaut. Denn die PP kann doch nicht Beiträge, die sie nicht bewerben verurteilen und selbst alle anderen verteufeln und beleidigen, die nicht der selben Meinung sind. Wie sie zum Beispiel die Schriftsteller des Tatorts angegangen sind war auch nicht gerade nett, mal sehr höflich und milde ausgedrückt.

@Hurz: Wenn eine Partei in einem Bericht über sich selbst, gerade mal 10 Sekunden erhält um die Position zu erklären, was soll daran noch fair sein?

Wie gesagt: nicht die vertretene Meinung sorgt hier für unfairness, sondern die verwendeten journalistischen Mittel. Diese unterschwellige Denunzierung dürfen im ÖR nicht geschehen, weder bei den Piraten, noch bei anderen Parteien. Beispiele für diese “versteckten” Denunzierungen: Etwas beängstigendes sagen und gleichzeit die Piraten im Hintergrund zeigen, oder der einen Seite viel mehr Beitragszeit zuweisen.

Wenn eine Partei in einem Bericht über sich selbst, gerade mal 10 Sekunden erhält um die Position zu erklären, was soll daran noch fair sein?

Es sollen ja auch möglichst viele Meinungen zu Wort kommen und die Piraten stehen mit ihrer Meinung alleine da. Klar, dass es dann zu diesem Verhältnis kommt. Anders ist es auch nicht möglich so einen kurzen Beitrag zu machen. Das ist bei anderen Berichten auch nicht anders und nicht unbedingt schlimm. Schlimm ist es nur, wenn einem sogenannten Experten einen beachtliche Zeit gegeben wird, dies ist hier aber nicht der Fall.

Wie müsste denn nach Deiner Meinung der Beitrag sein? Pro PP?

Hülfe, zu hülfe! …das ZDF hat was über die Piraten berichtet, was sie nicht ins gute Licht rückt. Wir brauchen jetzt unbedingt ein Gesetz, was es erzwingt, dass das ÖR die Parteien nur noch ins gute Licht zu rücken hat. Fänd ich Megaklasse. Weil, das würde die FDP wieder janz weit nach vorn katapultieren und auch Sigmar Gabriel nicht immer so dumm aussehen lassen.

Mal Hand auf’s Herz. Wenn eine Partei mit einem politischen Vorstoß in den Medien schlecht weg kommt; könnte das dann nicht vielleicht (aber nur vielleicht) an der Partei selbst liegen? Bzw. ihrer Idee bzw. der Art wie sie es nicht hinbekommt, diese Idee vernünftig in der Öffentlichkeit zu vermitteln bzw. einfach eine Rohrkrepierer-Idee ist?

Der heute-Beitrag hat zunächst mal einfach den Status Quo beschrieben. Dann hatte eine Vertreterin der Piraten sowie ein Vertreter der Gegenposition exakt dieselbe Zeit für ein Statement. Die Auswahl der Statements war keineswegs tendenziös. Die Aussage von Frau Weisband war sogar durchaus sinnvoll. Der Zuschauer konnte sich problemlos der ein oder anderen Seite anschließen. Auch seitens der Nebendarsteller kamen mit Juli Zeh und Niki Stein zwei unterschiedliche, differenzierte Kommentare zu Wort. Die Aussage zum Schluss (“aber wie, erklären sie nicht”) entspricht nunmal leider auch der Realität. Das von spikes verlinkte Positionspapier zeigt es ja - die Ideen lesen sich, als wären sie von 12-jährigen erdacht. Auf die komplexen Ergebnisse der Internet-Enquete gehen sie überhaupt nicht ein.

Sehe das so ähnlich bis genauso wie “Kiyotake”, der 20Minuten schneller war.

Dass bei diesem schwer verklickbarem Thema die Piraten schlechter aussehen, liegt meiner Meinung nach weder daran, dass sie objektiv betrachtet auf dem Holzweg sind, noch daran, dass die Beitragsmacher voreingenommen zu Werke gegangen sind, sondern daran, dass die Herren und Damen Piraten es nicht schaffen, ihre Ideen schlagkräftig rüberzubringen.
Die Grauzonenschwäche der Massenmedien außer Acht laßend, gehen sie meist zu sachlich zu Werke, während die alten Füchse von der Opposition den Sachverhalt ordentlich polemisieren mit Sprüchen wie “Enteignung von geistigem Eigentum” und “Untergang des kulturellen Abendlandes” usw.
Mit kantigeren Parolen könnten sich die Piraten vielleicht besser vor solchen Beiträgen schützen, die ihnen die Bringschuld zuschieben.

Was ich sowieso nicht verstehe ist, warum die Piraten nicht einfach Leute vor die Kamera “zerren”, die auch gut argumentieren können und Ahnung bzgl. Gesetze haben.

Die haben doch soweit ich weiß einige Anwälte und Juristen in ihren Reihen, die wahrscheinlich auch wortgeschickt sind.
Aber jedesmal, wenn man in den Medien etwas von den Piraten sieht, merkt man oftmals, dass sie nicht wirklich Sachverständnis von politischen und rechtlichen Prozessen haben.

Politik hat auch etwas mit Seriosität zu tun. Und wenn man dann im TV Bilder eines Parteitags der Piraten sieht, auf denen die Wortführer usselig rumsitzen ohne auf ihr Äußeres Wert zu legen, bildet sich nunmal ein eher negatives Bild…


Zu dem Beitrag. Sehe es wie die beiden Vorposter. Fand es eigentlich ganz fair.

Ich hinke mir einer Verspätung von über einer Stunde hinterher. Better Call Saul

Mit Marina Weisband kam ein Piratenmitglied zu Wort, welches sich auch verständlich äußeren kann. Ein unglaublich wichtiger Vorteil. So fair war das heute journal dann doch. Wollten die ÖR die Piraten denunzieren, würde es genügen ein Interview von Gerwald Claus-Brunner zu senden.