Wissen ist Olli Folge 21. Hier kann darüber diskutiert werden!
Während der deutschen Teilung kam West-Berlin eine besondere Rolle zu. Eingeschlossen inmitten der DDR hatten die West-Berliner zwar einerseits Sonderrechte, andererseits aber auch Nachteile. So durften sie etwa zunächst gar nicht an Bundestagswahlen teilnehmen. Olli erklärt auch, warum in West-Berlin die Wehrpflicht nicht galt und die Bewohner andere Personalausweise hatten als BRD-Bürger.
Danke Olli, wieder sehr interessant und kurzweilig.
Im Westen lag auch das Kriegsverbrechergefängnis Spandau, dass im Turnus von den Sowjets befehligt wurde. Waren sie an der Reihe wurde das Essen schlechter und die verbliebenen Gefangenen (zuletzt Hess) hatten es nicht so gut wie bei der westalliierten Bewachung.
Auch standen Sowjetsoldaten im Westen am Ehrenmal (Tiergarten) Wache.
Auf einer Spreerundfahrt fuhren wir an einer großen Lagerhalle vorbei, die der DDR gehört haben sollte und im Westen lag und durch die Vermietung Devisen erwirtschaftet haben soll.
Aber es gibt noch sehr viel mehr Besonderheiten, so dass es sicher noch für mindestens einen zweiten Teil reichen könnte.
Auch interessant: Das Thema Mauer und Flucht(tunnel).
Danke, lieber Opa. Die Folge war fast doppelt so lang wie andere, und trotzdem hätte ich noch viel mehr erzählen können, das ist richtig. Die Besonderheiten meiner Heimatstadt waren unglaublich, was für ein abgefahrener Status das war, ist mir erst nach meinem Umzug nach Hamburg klar geworden, als ich das „normale“ Leben in Deutschland kennen lernte (Soldaten, die deutsch sprachen, eine S-Bahn, die nicht dem Feind gehört, ein Umland, in das man fahren konnte etc).
Ich hatte genau das Gegenteil gehört. Die Sowjets sollen Hess am besten versorgt haben, schließlich hatten sie Interesse an einem langen Leben von diesem, weil er ihnen als letzter Gefangener den Zugang mit Soldaten nach Spandau garantierte. Sie konnten dann schön von Mitte aus durch die gesamte Stadt nach Spandau ganz im Westen fahren.
Eine von den Westalliierten vorgeschlagene Begnadigung von Hess scheiterte natürlich stets am Veto der Sowjets, nur als Gefangener war er wertvoll. Seine Funktion für die Sowjets hatte er ja gut erfüllt, er wurde 93 und hielt bis gut zwei Jahre vor dem Mauerfall durch.
Hatte ich das nicht auch erwähnt? Stand jedenfalls auf meinem Zettel beim Thema Exklaven. Falls nicht, ist das eine gute Ergänzung hier von Dir.
Eigentlich wollte ich auch noch auf die Mauer und die ganzen Toten eingehen. aber das wäre wirklich eine Extrafolge wert.
Ich stütze mich da auf die Memoiren von Speer, die man bekannter Maßen mit Vorsicht genießen sollte. Der kann das, wie so vieles, zu seinen Gunsten gebogen haben.
So geht dir der Stoff nicht aus und wir können uns auf weitere tolle Folgen freuen.
Man stelle sich vor, der wäre Gegenstand der 2+4 Gespräche geworden.
Also schon komisch: Wenn man dem ollen Nazi einen Wasserkocher für die eigenständige Teezubereitung zugesteht, in einem Gefängnis für eine einzige Person, die der Stadt Berlin Millionen kostete, wieso gibt man dem ein Verlängerungskabel und hat nicht einen Boiler fest montiert in seiner Zelle?
Da könnte ich mir vorstellen, dass man den Ort nicht zu einer potenziellen Pilgerstätte für Neonazis machen wollte, die es nicht als Mahnmal, sondern als positiven Erinnerungsort verstehen würden. Aus diesem Grund hat man ja auch den Balkon der Führerloge im Berliner Olympiastadion entfernt, damit keine rechten Spinner auf die Idee kommen, dort Blumen abzulegen etc.
Ja, das war der offizielle Grund. Die Trümmer wurden auch pulverisíert und in der Nordsee verklappt.
Jetzt ist das Gelände ein öffentlich zugänglicher Parkplatz auf dem noch Bäume stehen, die die Gefangenen gepflanzt haben. Also als Pilgerstätte optimal.
Werden wohl auch offensiv angebetet:
Da wäre ein abgeschlossenes, eingezäuntes Gebäude mit Museum mit der Thematik Naziverbrechen besser gewesen.
Sehr schöne Folge. Hier ein paar weitere Besonderheiten zu Berlin (West) die mir noch einfallen:
Wenn der Bundestag in Berlin (West) getagt hat haben die Sowjets nicht nur protestiert, sie haben auch lautstark gestört. Sie haben dann nämlich Kampfflugzeuge im Tiefflug über den Sitzungsort fliegen lassen um mit dem Lärm zu stören.
Die Amerikaner hatten ja die Kontrolle über den Flughafen Tempelhof. Dort veranstalteten sie jedes Jahr einen Tag der offenen Tür, wo sie Militärgerät ausstellten. Die Russen fuhren dann im Übrigen regelmäßig Patrouille, was sie auch durften.
Der Schüler Erwin Schabe lebte in einer der Exklaven von Berlin (West), in Eiskeller. Der hatte einen Tag mal keine Lust zur Schule zu gehen und behauptete, dass ihm die DDR-Grenzer die Passage verwehrt hätten. Die Briten eskortieren ihn darum einige Tage mit einem Panzer durch die DDR.
Wenn wir noch weitere Sachen einfallen schreibe ich sie in diesen Thread.
Genau. Sowohl bei den beiden Bundestagssitzungen als auch bei den vier Bundesversammlungen gab es solche Störungen.
Es gab ja sogar das Gerücht, dass diese Überschalltiefflüge über West-Berlin den Einsturz der Kongresshalle 1980 verursacht hätten. Es war wohl aber „nur“ Pfusch am Bau.
Eine Besonderheit waren natürlich auch die Geisterbahnhöhe der U6 und U8 in Ost-Berlin, bei denen die Züge nur durchfuhren, bis sie wieder den Westen erreicht haben und den Bahnhof Friedrichstraße im Osten, der für West-Berliner auch zum Umstieg in die S-Bahn auf den Bahnsteigen, obwohl Ost-Territorium, frei war, und erst am Ausgang zum offiziellen Grenzübergang wurde.
Weiterhin gab es am Gröbenufer in Kreuzberg mehrere Kinder, die im Laufe der Jahre beim Spielen am Ufer in die Spree fielen und dort ertranken, weil die Spree dort gänzlich zum Osten gehörte und die West-Berliner Feuerwehr nicht retten durfte. Die ostdeutschen Grenzer ließen die Kinder jeweils ertrinken und trafen viel zu spät ein, um nur noch die Leichen zu bergen. Mindestens fünf Kinder erlitten dieses traurige Schicksal.
Jugendliche, die Mist gebaut hatte, versteckten sich gerne auch mal auf S-Bahn-Gelände, weil dies ja wie in der Sendung erwähnt, über die Reichsbahn der DDR zum Ostgebiet gehörte und die West-Berliner Polizei dort keine Befugnisse hatte.
Ja, ich könnte Stunden weitererzählen, es war so spannend und besonders…
Vom Lenné-Dreieck hab ich jetzt das erste mal gehört. Finde ich spannend, weil ich da jahrelang vom Potsdamer Platz nach Moabit zur Arbeit über die Bellevuestraße mit dem Rad gefahren bin.
Bei der S-Bahn gab es diese auf den Nord-Süd-Strecken auch. Und hier gibt es ja auch die Besonderheit an der Bornholmer Straße mit der Ulbrichtkurve im Osten, um Bernau / Oranienburg zu erreichen inkl. der Anweisungen für das Bahnpersonal, was die Kommunikation mit den Grenzposten angeht, falls es vor Pankow zu einem außerplanmäßigem Halt gekommen ist.
Interessant, das mit der Reichsbahn wusste ich noch nicht, hat mich aber auch gewundert, auch wenn das Kürzel DR natürlich auch gut zur DDR passt.
Die MITROPA lief ja auch weiter, allerdings hat man das Reichsadler-Emblem etwas entschärft, den Kopf weggelassen und das Rad hat sechs statt vier Speichen.
Mittlerweile gabs auch wieder einige Lückenschlüsse/Neubauten (wie zuletzt in Moabit), aber bis 1967 wurden auch alle Straßenbahnen in Westberlin stillgelegt, im Osten hingegen nicht.
Bei der U-Bahn kommt ja noch obendrauf dass es wie in London zwei Lichtraumprofile gibt, also das Kleinprofil mit schmaleren/niedrigeren Wagen (weil die Tunnel eben enger sind) und das Großprofil, sicherlich auch blöd dass man eben zwei Wagenparks bzw. alles doppelt haben muss.
Den Flugplatz Gatow gibts ja immer noch, nur hat man ziemlich genau die Hälfte davon abgebaut und der bestehende Rest beherbergt heutzutage eine Außenstelle des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr (Hauptsitz ist in Dresden).
Vom Lenné-Dreieck wusste ich auch noch nicht, interessant ist dann wie die Besetzung beendet wurde:
Mit Wirksamkeit der Übergabe am 1. Juli 1988 wurde das Lenné-Dreieck von mehreren Hundertschaften der West-Berliner Polizei geräumt. 182 Personen, Besetzer sowie abenteuerlustige Touristen kletterten als sogenannte „Mauerspringer“ über selbstgebastelte Leitern und Gittern aus der Umzäunung durch die Berliner Polizei über Barrikaden an der Mauer nach Ost-Berlin. Im Todesstreifen standen Lastwagen bereit, die die Personen aufnahmen und in eine Betriebskantine in Ost-Berlin brachten, wo sie ein Frühstück bekamen. Anschließend verließen sie in kleineren Gruppen die DDR über reguläre Grenzübergänge. Im Vorfeld dieser einzigen „Massenflucht von West nach Ost“[9] hatten einige Besetzer Kontakt zur DDR aufgenommen.
Da haben die einfach mal rübergemacht, nur eben anders herum
Das hat jetzt aber nichts mit Ost- und Westberlin zu tun sondern hat noch historischere Gründe. Das Kleinprofilnetz wurde bis 1913 gebaut. Man hat da das Straßenbahnprofil zu Grunde gelegt. Erst dann hat man gemerkt, dass das Kleinprofil etwas unterdimensioniert ist und alle weiteren Strecken im Großprofil gebaut.
Man hat auch mal an ein Umbau der Kleinprofilstrecken gedacht, aber das ist weitaus teurer als zwei verschiedene Wagenparks.
Arbeitnehmer in Berlin (West) erhielten die Berlinzulage. Das war eine vom Staat bezahlte steuerfreie Zulage in Höhe von 8% des Bruttogehalts. Diese sollte die höheren Lebenshaltungskosten ausgleichen.
Ja, stimmt, das Gefängnis wurde ja auch wirklich sofort abgerissen, man wollte jedwede Huldigung durch Neonazis verhindern. Dafür hat Wunsiedel als Grabstätte das rechte Gesoks jedes Mal am 17. August.
Ja, so gab es dann zeitweise wirklich sechs verschiedene Arten von U-Bahnen: alte West- und Ost-U-Bahnen und Gesamtberliner U-Bahnen (jeweils Groß- und Kleinprofil).
Die letzten Vorkriegs-Kleinprofil-Züge fuhren in Ost-Berlin übrigens noch bis zum 05. November 1989. Ein paar Tage später wäre es ein schöner Nostalgie-Zug für West-Berliner gewesen, dort war er Jahrzehnte zuvor bereits stillgelegt worden.
Alte Ostberliner Kleinprofil- und Westberliner Großprofilzüge wurden übrigens nach Nordkorea ausgeliefert, zumindest die Westberliner Züge fahren noch heute für die Metro Pjöngjang. Es gab mal Pläne, die Strecke von Kurfürstenstraße nach Wittenbergplatz auf Großprofill umzustellen, da scheint der Tunnel breit genug zu sein.
Ja, finde es gut, dass diese reaktiviert wird. Sie wurde am selben Tag (wegen des Reichsbahnerstreiks) stillgelegt worden wie die Strecke bei uns nach Düppel raus. Die wird aber niew wieder reaktiviert, da sind die Gleise größtenteils abmontiert worden. Aber vielleicht, eines Tages…
Stimmt. Dabei waren die Lebenshaltungskosten gar nicht höher. Die Mieten waren billig, und die Preise in den Supermärkten wurden ebenso subventioniert. So hatten wir doppelten Preisvorteil.
Meine Mutter hat nach dem Umzug beim Einkaufen in Hamburg immer über die teuren Preise im Supermarkt geschimpft, dabei waren das einfach die Normalpreise.