Heute kam mal wieder ein Bericht über Biolandwirtschaft und eigentlich kann es kein Zufall sein, dass das ganze wieder mal nach einer Schiene ab lief.
Zuerst ist es schon mal sehr irreführend, wenn im Beitrag von “Bio-Qualität” gesprochen wird. Das suggeriert Bio hätte eine höhere Qualität, das ist aber sehr umstritten. Vor allem wie definiert man diese Qualität?
Und so kommen wir schon zum ersten Punkt:
Qualität:
In dem Bericht werden 2 Fleischstücke verglichen: einmal Bio, einmal Konventionell. Das Bio-Fleisch hat in diesem Fall mehr Safthaltevermögen und wird deshalb als das bessere eingestuft. Nur hat das Safthaltevermögen kaum etwas mit der Aufzucht oder dem Futter zu tun (vgl. http://www.an.ias.ethz.ch/education/Qua … ipt_P2.pdf). Hauptsächlich die letzten Stunden des Tieres und die spätere Behandlung spielen eine Rolle, also der Metzger ist hierfür verantwortlich. Ein gutes Stück Fleisch sollte immer den Fleischsaft halten können, egal ob Bio oder Konvetionell, alles andere ist mindere Qualität. Genauso kann es aber sein, dass Bio auch schnell den Saft verliert .
Und dem nicht genug, in den Vorberichten, die für Wiso werben sollten (http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/ … -besser%3F) wird mal wieder das alte Märchen erzählt, konventionelles Fleisch habe mehr Wasser. Blödsinn, und selbst wenn, dann wird es kaum Einfluss haben. Denn das Fleisch schwindet nicht wegen des Wassergehalts, sondern wegen des oben erwähnte schlechten Safthaltevermögen. Keine Ahnung warum solche Behauptungen immer wieder wiederholt werden.
Auch sieht es doch fast so aus, dass dieses Fleischstück absichtlich für die Sendung gekauft wurde. Minderwertiges Fleisch erkennt man sehr gut an der Farbe und ob sich in der Verpackung Flüssigkeit befindet. Warum wurde dann gerade das Fleisch gekauft und nicht ein anderes Konventionelles von besserer Qualität? Ich kaufe auch mein Fleisch im Supermarkt und auch hier findet man gutes Fleisch.
Des weiteren wird der Eindruck hergestellt, Bio sei gesünder. Hierfür gibt es aber wissenschaftlich keinen Beweis. Es gibt zwar Studien die das behaupten, in diesen wurde aber nicht berücksichtigt, dass die Inhaltsstoffe in erster Linie von der Sorte, dem Anbaugebiet und dem Wetter abhängig sind.
Nächster Punkt:
Natur
Hier wird mal wieder das Märchen ausgepackt, bei Bio würde man kaum spritzen und bei Konventionell kommen die bösen Pestizide auf das Feld. Und 400 chemische Stoffe als besonders schädlich zu benennen könnte von Galileo sein. Denn am Ende kommt es doch nicht darauf an, wieviele Stoffe zum Einsatz kommen, sondern welche Menge in Summe gespritzt werden.
Und bei Bio wird eben auch gespritzt. Aber Kupfersulfat als harmloses Haushaltsmittel darzustellen ist wirklich fern von jeder Realität. Kupfersulfat ist als wassergefährdend eingestuft und ist damit ein großes Umweltgift und ein großes Problem für unsere Gewässer (ins besonders Fische) und dieses Gift baut sich nicht so einfach ab, wie andere Fungiziden. Dieses Gift wird im übrigen in der konventionelle Landwirtschaft auf Grund dieser Bedenklichkeit nicht mehr verwendet.
Und was mal so unter den Teppich gekehrt wurde: Für den Bio-Pflanzenanbau verbraucht man etwa 1/3 mehr Fläche. Ich weiß nicht ob das wirklich der Umwelt zu gute kommt, wenn man für den Bioanbau nochmal diese riesigen Flächen bewirtschaftet. Im übrigen wird auch mehr von dem pösen CO2 ausgestoßen (auf Grund des höheren Aufwands).
Dann ging es natürlich wieder um das Schreckgespenst:
Pestizide :ugly
Ja ja, ganz böses Zeugs. Dass es aber für den Menschen in den Mengen völlig unbedenklich ist spielt hier keine Rolle. Auch nicht, dass die Rückstände meist weit unter den gesetzlichen Grenzen sind.
Was nicht beachtet wurde: Man kann nur das messen, was man sucht. Bio-Lebensmittel können ebenfalls Gifte enthalten, witziger weise sogar deshalb, weil man sie nicht behandelt. Und zwar immer dann wenn sich bei der Lagerung Schimmel breit macht. Diesen kann man aber meist nicht erkennen, die Lebensmittel können weiterhin frisch aussehen. Die Belastung ist dann sogar viel höher, als wenn das Produkt behandelt wurde. Warum wurde dieser Aspekt nicht beleuchtet?
Tierhaltung
Hier wurden leider die hygienischen Zustände bei der Schweinehaltung unter den Tisch gekehrt. Genau so, dass es deshalb zum häufigen Medikamenteneinsatz kommt (der Vater eines sehr guten Freundes ist Tierarzt und was der berichtet, so kann einem schon das grausen kommen).
Auch ist es doch Unsinn Bio einen halben Punkt zu geben, denn am Ende ist es doch die industrielle Produktion und nicht die Philosophie dahinter.
Geschmack
Ich bezweifle sehr, dass man irgendeinen Unterschied schmeckt. Das dann auch noch auf den konditionierten Geschmack zu schieben ist albern. Vielleicht wurden andere Sorten verwendet (zugegeben, bei Bio hat man auch nicht die Auswahl wie bei konventionell), im gesamten halte ich es doch für sehr unwahrscheinlich, dass man Unterschiede im Geschmack erkennt.
Hier auch mal ein anderer Blick, was Bio ist:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/p … ma338.html
http://www.youtube.com/watch?v=Pqc4jKFRCpk
Warum muss man hier einem Siegel so viel Bedeutung geben? Warum zeigt man dem Zuschauer nicht stattdessen, wie man Qualität erkennt?