"Wir wollen keine... Kinderschänderschweine!"

Hallo,

der Titel mag zwar “schmissig” klingen und das Thema ist mit Sicherheit eines, das ein gewisses Fingerspitzengefühl fordert - dennoch sollte das, was aktuell in Heinsberg passiert durchaus kritisch-sachlich in einer der kommenden Folgen angesprochen werden.

Kurz angerissen:

Ein Mann “X” kommt nach 20 Jahren aus dem Gefägnis, 2-facher Kindesmissbrauch. Er zieht nach Heinsberg in NRW zu seinem Bruder weil er nicht weiß wohin. Ein Oberer der Stadtverwaltung macht die Sache öffentlich um die Bürger zu warnen: “Passt auf Eure Kinder auf!” Herr “X” selbst ist nicht therapiert, Staat hat kein Geld für die Therapie. Das Volk stürmt zum Haus, demonstriert mit dem Spruch, den ich als Titel eingegeben habe. Die Medien werden aufmerksam, die Polizei bewacht das Haus des Bruders von Herrn X rund um die Uhr - um Herrn X vorm Mob zu schützen.

Jetzt wird die rechte Szene aufmerksam und “gesellt” sich in Form von Neonazis zu den Bürgern von Heinsberg. Diese wollen aber keine Nazis im Dorf. Die NPD sieht ihre Chance, fordert: “Todesstrafe” für so was. Die Bürger nickend teilweise zustimmend, eine Frau sagt: “Wie früher, ans Pferd hängen und durchs Dorf schleifen!”. Der Bruder des Herrn X ist samt Familie (er hat einen 8-jährigen Sohn und eine Frau) sind schon “am Arsch”, brauchen sich im Dorf nicht mehr blicken lassen.

Die Medien berichten tagtäglich und zu Hause sitzt man und weiß nicht: Was soll ich davon halten? Wie würde ich reagieren? Ist das Handeln im Sinne von “Egal wohin mit ihm, nur nicht in UNSER Dorf?” Darf man überhaupt ansatzweise das Verhalten der Bürger kritisieren ohne gleich als Sympatisant abgestempelt oder mit der Forke durchs Dorf getrieben zu werden?

Wie denkt Ihr darüber und wäre das ein Thema für FK-TV? Oder zählt das vielleicht zu einem “Tabu-Thema” was FK-TV nicht antasten möchte (was nachvollziehbar wäre)?

Auf dem ersten Blick kommt das rüber, wie Proletenpolemik und überhastete Gefühle, jedoch gilt der Mann als rückfällig und hat von seinen medizinischen Gutachtern kein positives Profil bekommen, das Problem ist auf beiden Seiten ziemlich ernst

Genau deshalb stellt sich ja die Frage, ob man so etwas in einem Format wie FK-TV thematisieren oder besser aussen vor lassen sollte… zumindest beherrscht diese Thema die Medien auf fast allen Kanälen…

Ja, darf man. Auch über das Thema Kindesmißbrauch muß man sprechen können, ohne sich die Meinung von der Allgemeinheit diktieren lassen zu müssen. Leider polarisiert dieses Thema aber dermaßen, daß selbst von den klügsten Köpfen oft nicht mehr als Stammtischparolen kommen.

Meine Meinung: Der Rechtsstaat hat nicht die Aufgabe, Rachegelüste der Bevölkerung durchzusetzen, sondern den Täter angemessen zu bestrafen. Dies scheint auf den ersten Blick geschehen zu sein.
Ich stecke allerdings nicht Tief genug in der Materie drin, um beurteilen zu können, ob Pädophilie als Krankheit angesehen wird, oder nicht. Ich habe mal gelesen, daß ‚Fetischismuß‘ nicht geheilt werden kann, sondern nur auf andere Dinge umgelenkt werden kann. So wird dann Beispielsweise der Koprophile zum Fußfetischisten u.ä. Aber wie gesagt, ob sowas bei Pädophilen möglich ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Wenn es diese Möglichkeit allerdings geben sollte, sollte der Staat zur Anwendung dieser auch alle Mittel zur Verfügung stellen.

Jedoch jetzt die Familie des Täters zum Sündenbock zu machen, ist aus neutraler Beobachterposition für mich absolut falsch. Da wird wieder ein Sündenbock gesucht und gefunden. Klasse. Vielleicht würde die Sache anders aussehen, wenn ich selbst direkt durch einen Kindesmißbrauchsfall betroffen wäre. Dann dürfte meine Meinung auch kein Maßstab mehr sein.

Hmmm…das Thema wäre an sich schon interessant und wichtig, aber es hier zwischen die eigentlich meist witzigen Beiträge zu stellen, wäre glaube ich falsch. Dann wirkt es im Endeffekt nicht mehr wirklich glaubhaft (man siehe die FK TV-Folge mit der “Sieg Heil”-Diskussion im Müllcontainer, ich hoffe man kann mir folgen)
Vielleicht sollte ein ernsthafteres Einzelspecial dazu gemacht werden.

Soweit ich weiß hat der Mann eine Therapie abgelehnt. Hier fehlt bisher noch die Möglichkeit die Täter nachträglich in Sicherheitsverwahrung zu nehmen.

Soweit ich weiß ist Pädophilie eine Krankheit.

Das Thema ist auf jedenfall ein heißes Eisen, wo man viel falsch machen kann. Man könnte ja einen Beitrag dazu bringen wie die Rechten die Situation ausnutzen für ihre Zwecke, so müsste man keine Abwägung zwischen Datenschutz und verständlicher Sorge der Bevölkerung machen.

Damit das ein Thema bei Fernsehkritik-TV werden könnte, müsste ich zunächst einmal Original-Mitschnitte von TV-Sendungen habe, in denen entsprechend berichtet wurde… und dann wäre es die Art der Berichterstattung, die ich zu kritisieren hätte.

Grundsätzlich hätte ich keine Probleme, auch ein solches Thema in die Sendung zu nehmen - letztendlich sind solche Ausrufe von Bewohnern ja eine Form von bitter-böser Realsatire.

Also das, was ich an Berichterstattung bisher mitbekommen habe, erscheint mir in der Art und Weise selbst eher informierend, weil die Medien natürlich weder das Eine, noch das Andere gutheißen bzw. befürworten wollen. Allenfalls einen leicht zynischen Unterton gab es bei der Spiegel-TV-Reportage (so meine Empfindung). Da ich leider nichts mitschneide, kann ich mit Material so nicht dienen, vielleicht gibt es entsprechendes auf den jeweiligen Senderseiten?

Auf Spiegel-Online habe ich ein Video gefunden (ist aber nicht das aus dem TV-Bericht):

http://www.spiegel.de/video/ (und dann “Heinsberg” eingeben ins Suchfeld)

Was mich an diesen Berichten eher stört, ist das ich immer das empfinden hab, das aus der ganzen Sache eine art “Happening” gemacht wird. Die erzürnten Bürger stehen vor dem Haus und Grinsen sich immer einen ab wenn sie vor den Kameras ihre Sprechchöre raushauen.
Sowas zu zeigen wirkt natürlich immer Volksnah aber ich glaube davon werden auch diese “Katastrophentouristen” angezogen. Und in dem Fall jetzt eben auch die rechten, die da natürlich auf die Pauke hauen können.

Grade der wütende mob sieht immer sehr gestellt aus. Würde mich auch nicht wundern!

Das mit dem Grinsen ist mir auch schon aufgefallen… mich würde es nicht wundern, wenn der eine oder andere Kameramann (oder “Realisator”) ruft: “So, jetzt alle noch mal im Chor: “Wir wollen keine…!” aber mit Schmackes bitte!” Nur: Das bleibt Vermutung. Es sei denn: Jemand wohnt in der Nähe, packt die Minicam ein und macht sich (und FK-TV) ein Bild vor Ort - im wahrsten Sinne des Wortes.

Ich hab den beitrag auch im Fernsehen gesehen.
Was das Thema angeht bin ich irgendwie zwiegespalten. ich kann einige Menschen, besonders Eltern, verstehen wenn sie sich im Umwelt eines Kinderschänders nicht wohlfühlen.
Allerdings war das was in diesem Dorf abging zu viel. Man darf ja nicht vergessen das dieser Mensch kein Monster ist, sondern ein Mensch mit einer extremen psychischen Krankheit dem geholfen werden muss. Damit will ich natürlich keine Kinderschänder in Schutz nehmen.

Schon fast grinsen musste ich bei dem Beitrag als eine “etwas” ältere Dame vor der Kamera statt und zu dem Mob meinte “Lasst mal was rufen!” "RAUS RAUS RAUS RAUS RAUS " das wirkte mehr als inszeniert.

Das Thema als solches ist schwer von aussen zu beurteilen, schwer ohne emotionale Befangenheit, schwer nur von der rein rechtlichen Seite. Wenn man das, was das Volk dort betreibt kritisiert, wird man vermutlich schnell als “Symphatisant” angeprangert und ebenfalls Ziel diverser Stammtischangriffe. Und so sehr ich das, was da passiert aus der Sicht besorgter Eltern verstehen kann: Darf man einen Bruder dafür verurteilen, dass er einem Mitglied aus der Familie Obhut gewährt, unabhängig von den Straftaten? Oder darf man im Falle von Kindesmissbrauch gar keine Unabhängigkeit verlangen? Ich habe so langsam das Gefühl, dass sich das Dorf aus der Sache mehr und mehr einen medienwirksamen Spaß macht als an die Sache selbst zu glauben - denn wenn man es mal genau betrachtet, wird das Ziel dieser Vorgehensweise genau durch diese Vorgehensweise dem Steuerzahler zur Last auferlegt, denn: Die rundumdieuhr-Bewachung zum Schutz des “Herrn X” kostet saumässig viel Geld, von dem Großeinsatz gegen eine Demonstration rechts angehauchter Personenkreise mal ganz abgesehen.

Ob das alles im Sinne des Erfinders ist? Und was, wenn der Herr X nun 300 Kilometer weiter irgendwo wohnt: Was sagen dann die Heinsberger? “Mir egal, hauptsache nicht bei uns!” Ich weiß noch nicht so ganz, was ich davon halten soll, aber dieses Vorgang zeigt mehr über “das wahre Deutschland” als es 20 Dokusoaps auf 5 Sendern jeden Tag zeigen könnten…

Das frag ich mich auch immer, aber wahrscheinlich denken die Menschen genau so.

Soweit ich weiß ist Pädophilie eine Krankheit.

Schwieriges Thema. Es gibt da zwei Seiten. Die einen sehen in der Pädophilie eine psychische Störung, die anderen eine sexuelle Neigung.
Ich glaube eher, dass es das letztere ist, kann aber auch verstehen, wenn es als eine psychische Störung angesehen wird.

Homosexualität war bis vor kurzem bei vielen auch einfach nur eine Krankheit, die geheilt werden könnte.
Pädophilie wird jedoch nie den Stellenwert der Homosexualität haben und kann auch weder geheilt noch therapiert werden. Das einzige, was möglich ist, ist den Drang Kinder sexuell zu belästigen (oder mehr) wegzutherapieren. Lax gesagt.

Aber eins steht fest. Dieser Mann hat einfach diese Neigung und kann nichts dafür.
Eine Sicherheitsverwahrung aufgrund der Gefährlichkeit dieses Mannes hätte es geben müssen. Frei Leben wird er aufgrund dieser Hetze sowieso nicht mehr können.

Mir fällt bei diesem Thema immer ein Fall ein, muss schon ewig zurück liegen:
Hans-Gerold Böhm. Dieser wurde 1969 kastriert, nachdem 1966 wegen der Vergewaltigung von zwei Mädchen verurteilt worden war. 1994 wird er erneut verhaftet. Er hatte sich von einem Hausarzt, der nichts über seine Vorgeschichte wusste, Hormone verschreiben lassen und ist danach hingegangen und hat ein weiteres Mädchen vergewaltigt.

Leider bin ich kein Medizinexperte, aber wenn man jemanden kastriert, dann werden diesem Mann (wir gehen mal von einem männlichen Täter aus) die Hoden entfernt. Klar, der kann sich ja trotzdem Hormone besorgen und wird dann wieder “aktiv”, wie im obigen Fall geschildert. Bei einer Sterilisierung würden ja die Samenleiter durchschnitten. Spüren Menschen nach einer Sterilisation weiterhin einen Sexualdrang? Müsste man gar beides vornehmen?

Ich denke, wenn eine Therapierbarkeit des Staffälligen nicht abzusehen ist, dann sollte der Mensch lebenslang in Sicherheitsverwahrung bleiben. Man tut weder der Gesellschaft noch den Opfern noch dem Täter einen Gefallen, wenn man den Täter in die Freiheit entlässt. Die Emotionen werden da immer hochkochen - allein die Diskussion über das Thema driftet doch immer sehr schnell ab. Natürlich muss man sich fragen, wie es zu diesen juristischen Fauxpas gekommen ist. Denn da liegt doch der Hund begraben.

Spüren Menschen nach einer Sterilisation weiterhin einen Sexualdrang?

Ja. Sterilisation hat keine Auswirkungen auf das Sexualleben außer, daß beim Schuß nicht mehr viel brauchbares kommt.

Und wieso sagt man dann,dass dadurch Tiere ruhiger werden?

Ist das so? Keine Ahnung. Bei Menschen gibt es jedenfalls keine großartige Veränderung.

Huhu?

Hier sollte man jetzt aber mal unterscheiden: Sterilisieren ist das Kappen der Samenstränge… das heißt: Die “Knicker” funktionieren noch, kommt halt nur nix mehr bzw. nur inhaltslose Flüssigkeit.

KASTRIEREN bedeutet: Knick-Knack, Sack ab. Hoden weg. Und danach verändert sich sehr wohl der Hormonhaushalt und der Trieb lässt normaler Weise nach.

Dann wars wohl das,ich bring sowas immer durcheinander.

Die ganze Kinderschändersache ist nicht so einfach.(ich meine nicht die Berichterstattung sondern das eigentliche Problem)

Er ist ja ein freier Mann und man muss ja sagen zurecht was sein Strafmaß etc. angeht.
Es wird nun verlangt,dass er abhaut.
Wenn er in eine andere Stadt geht geht das ganze von neuem los.
Er müsste also an einen relativ einsamen Ort.
kann man von jemanden der ja eigentlich wieder ein normaler Bürger ist verlangen siche diese “Mühe” zu machen.
Also würde vielleicht der Staat dafür aufkommen.
Das würde wieder für starke Kritik sorgen.

Um also alle zufrieden zu stellen (außer vielleicht den Täter) müsste man alle Kinderschänder schon bei der ersten Straftat für immer wegsperren.Das ganze würde dann für eine ganz neue Diskussion sorgen.

Das ganze lässt sich also leider nicht so schnell lösen wie man denken könnte.