Wie findet Ihr Rolf Herricht & H.-J. Preil?

Die Frage steht in der Überschrift. Vielleicht gibt es ja hier noch Fans wie mich. Als 84er Jahrgang habe ich die Beiden natürlich nicht mehr zu ihrer Zeit mitbekommen, aber ich kann mich noch erinnern wie wir im Elternhaus die alten Schallplatten immer gehört haben. Schon als Kind fand ich die toll, auch wenn ich nicht mal die Hälfte der Sketche verstanden habe. Für alle die Herricht & Preil nicht kennen: das waren in der DDR wohl DAS Comedy-Paar (bzw. damals Komikerpaar) schlechthin. Immer wenn die Beiden irgendwo gespielt haben in einer Stadthalle der Republik, waren die Häuser ausverkauft und rappelvoll.

Aus heutiger Sicht unvorstellbar, wenn man sich mal eines der ikonischsten Sketche, “Die Briefmarken”, anschaut:

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//youtu.be/ApvZwKVSaz8
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Herricht und Preil haben es wie keine anderen Komiker bis heute verstanden mit der deutschen Sprache zu spielen und genau das macht den Humor auch so toll. Selbst Systemkritik haben die Beiden in ihren Texten immer wieder versteckt, aber im Endeffekt sind die Texte doch recht zeitlos.

Ich frage mich aber, würden die Beiden mit genau diesem Humor heute noch erfolg haben, wenn man sich anschaut was für Comedians heute so aktiv sind (Barth, Ceylan, Nuhr), Das ist ja noch nicht lange her wo die Beiden aktiv waren - gerade mal 50, 60 Jahre.

[QUOTE=Anchantia;359385]Ich frage mich aber, würden die Beiden mit genau diesem Humor heute noch erfolg haben[/QUOTE]

Die Frage kann ich ansatzweise beantworten. Auf einer Gartenparty legte ich um die Jahrtausendwende zunächst Bodo Bach und anschliessend Herricht&Preil auf. Während das vorwiegend 20jährige Publikum bei den Telefonstreichen Bachs noch viel Spaß hatte, war bei Herricht&Preil kaum ein Mundwinkelzucken zu beobachten.

Nichstsdestotrotz sind H&P auch ein Teil meiner Kindheit und meine Pendanterie in Sachen Wortwahl (böse Zungen behaupten ich würde Wörter auf Goldwaagen legen) stammt bestimmt nicht zuletzt von den Sketchen der beiden.

[QUOTE=Anchantia;359385]Herricht und Preil haben es wie keine anderen Komiker bis heute verstanden mit der deutschen Sprache zu spielen .[/QUOTE]

Selbst Insterburg & Co (*) hatten mehr drauf als die beiden systemkonformen Langweiler. Um mit der deutschen Sprache spielen zu können, bedarf es weder Rede- noch Meinungsfreiheit, sondern Chuzpe und Talent. In der Hinsicht sind Robert Gernhardt, Matthias Beltz und Wiglaf Doste der Goldstandard, aber bestimmt nicht zwei Schranzen aus der Piefigrepublik. Als Äquivalent lasse ich höchstens Neuss & Müller gelten.

(*) Bei denen reimte sich Tegel auf Segel. Herricht & Preil hätten es mit Pegel versucht, aber richtig ist natürlich Hegel.

Ich wüsste nicht, dass ich sie je gesucht hätte…